Architekt Francesco Stella aus Italien hat den Wettbewerb um das Humboldt-Forum in Berlin gewonnen. Die Jury unter Vorsitz des italienischen Architekten Vittorio Magnago Lampurgnani entschied sich am Freitag für den Entwurf.
Berlin - Gemäß den Vorgaben des Wettbewerbs erhält der Bau an drei Seiten Kopien der barocken Fassaden des 1950 abgerissenen Berliner Stadtschlosses. Das Humboldt-Forum soll 552 Millionen Euro kosten. Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) will die Bauarbeiten schon 2010 beginnen lassen. Drei Jahre später soll der Neubau eröffnet werden.
Mit dem Humboldt-Forum erhält die Stadt in ihrem Zentrum weitgehend den historischen Grundriss zurück. Schlossplatz und Schlossfreiheit werden als Stadtplätze wieder entstehen. In den Neubau sollen die außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen, sowie Teile der Berliner Landesbibliothek und die wissenschaftliche Sammlung der Humboldt-Universität einziehen. Alle drei Nutzer sollen die so genannte Agora nutzen, den gemeinsamen Eingangs- und Veranstaltungsbereich des Gebäudekomplexes. Neben der Gestaltung der Agora waren die teilnehmenden Architekten bei ihren Entwürfen für die vierte Fassade des Neubaus – die sich zum Fernsehturm ausrichtet - und das Aussehen von einem der beiden Innenhöfe des Forums frei.
Mit der Juryentscheidung vom Freitag geht vorerst eine seit mehr als 15 Jahren andauernde Debatte um die Gestaltung der Berliner Innenstadt zu Ende. Zunächst sollte statt des Humboldt-Forums Neubauten für das Innen- und Außenministerium der Bundesregierung geschaffen werden. Diese Pläne wurden aber 1994 gekippt. Danach entflammte eine jahrelange, energisch geführte Diskussion um den Wiederaufbau des Stadtschlosses und den Abriss des Palasts der Republik. Der Bundestag als Bauherr entschied sich 2006 in zwei Abstimmungen für die Replik des Schlosses anstelle des Palastes.
Doch knapp zwei Wochen vor der Entscheidung am Freitag flammte die Diskussion noch einmal auf, als Jurymitglied Gesine Weinmiller im „Spiegel“ erklärte, die Vorgabe, drei Barockfassaden zu errichten, sei gelinde gesagt unglücklich für den Wettbewerb und hemme die Kreativität der teilnehmenden Architekten. In der ersten Runde hatten sich 158 Büros beteiligt, zuletzt waren noch 30 Architekten im Boot, über deren Entwürfe die Jury am Freitag zu entscheiden hatte.
Die Wettbewerbsarbeiten sind vom 3. bis 21. Dezember täglich von 12 bis 20 Uhr im Kronprinzenpalais, Unter den Linden 3, zu besichtigen.