Beiträge von reklov2708

    Als in Berlin in der Leipziger Straße das Kaufhaus Wertheim gebaut wurde war es mit den Parzellen auch vorbei, es entstand eben ein großer Baukörper, der einen ganzen gewaltigen Straßenabschnitt einnahm, aber nicht zum Nachteil für das Areal. Nicht viel anders ist es hier, es entsteht eben ein großes Kaufhaus mit entsprechendem Platzbedarf. Mit Messels Wertheim in Berlin will ich die Architektur gar nicht vergleichen, aber ich finde es dennoch ästhetisch von der Gestaltung her. Sogar Rundbogengenfenster sind vorgesehen, das findet sonst man bei keinem "modernen" Gebäude. Die Fassaden bedeuten auf jeden Fall eine Aufwertung im Vergleich zur vorherigen Bebauung.

    Das Gerber ist eine klare Verbesserung gegenüber der vorherigen Bebauung, mir gefällt auch der Stil der Architektur. Der einzige Altbau an der Ecke Sophienstraße wird erhalten und integriert. Bei diesem Projekt habe ich keine Einwände.

    Egal von welchem Punkt aus ich mir bei dem Panorama die Situation ansehe, irgendwie kommt an kaum einer Stelle das Gefühl einer richtigen Altstadt auf. Überall steht mindestens ein "modernes" Gebäude im Weg und trübt den Eindruck eines stimmigen Ensembles. Selbst der Hühnermarkt, der einzig weitgehend gelungene Ort, wird nicht durchgehend nach historischem Vorbild bebaut, auch hier mussten "moderne Neuschöpfungen" dazukommen. Schade. Aber natürlich dennoch alles hundertmal besser als der vorherige Zustand mit dem Technischen Rathaus.

    Denkmalschutz in Stuttgart
    Eine Stadt und ihr steinernes Gedächtnis
    http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.denkmal…6d44460f38.html

    "Doch immer mehr Menschen wollen sich nicht damit abfinden, dass Stuttgart, das sowieso im Bombenhagel und in der nachfolgenden Aufbau- und damit Beseitigungshysterie so viele alte Gebäude verloren hat, weiter so wenig Rücksicht auf die historische Bausubstanz nimmt. Die Stuttgarter befinden sich damit in guter Gesellschaft. Vor einigen Jahren hat eine Umfrage des Instituts für Demoskopie in Allensbach ergeben: 88 Prozent der Deutschen sind dafür, dass bei einer Sanierung der Innenstädte die Altbausubstanz restauriert werde."


    Denkmalschutz in Stuttgart
    Schmuckkästchen und Schmuddelecke
    http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.denkmal…8ca8717d7b.html

    "Der größte Teil des Verlustes ist aber nicht der heutigen Zeit anzulasten. Der Krieg hat furchtbare Wunden geschlagen; noch schlimmer war die Aufbauzeit danach. Damals wurde sogar die alte Anlage der Stadt zerstört, indem ganze Quartiere geschleift und Autobahnen durch die City gelegt wurden – siehe Hauptstätter und Theodor-Heuss-Straße. Das allerdings war nicht nur in Stuttgart so: Der Begriff der autogerechten Stadt trieb in vielen Großstädten Deutschlands sein Unwesen."

    Das liegt daran daß die wenigen Traditionalisten wie Patzschke, Kollhoff, Nöfer, Kahlfeldt alle Berliner Architekten sind (von dort kommt also die Avantgarde) und entsprechend häufig dort bauen. Andere Städte haben da im Vergleich zu Berlin das Nachsehen, was neoklassische Architektur angeht. Da ist Berlin das Zentrum und der Rest Provinz mit Durchschnittsmoderne.
    Patzschke Architekten realisieren aber z.B. auch in Stuttgart gerade einen Neubau, das Palais am Reitweg (siehe thread).

    Ich finde den Neubau deswegen nicht schlecht, weil er sich im Volumen an den Altbau anpaßt und ihn nicht erdrückt. Auch ist seine architektonische Gestaltung erfreulich unaufdringlich, kein dekonstruktivistisches Monstrum das sich in den Vordergrund drängt, sondern ein schlichtes, bescheidenes Haus, das dem Altbau optisch den Vortritt läßt.
    Ich mag solche Kontraste normalerweise auch nicht, in diesem Fall jedoch habe ich einen positiven Eindruck. Eben wegen der Zurückhaltung des Neubaus.

    DAS hier ist ein destruktiver Kontrast, sowas lehne ich ab:
    http://phpweb.tu-dresden.de/fsrgeo/wordpre…Museum_1200.jpg

    Ich kann mir nicht helfen, aber bei diesem Beispiel sagt mir der Kontrast irgendwie zu. Der Neubau ist gar nicht so schlecht, und es entsteht eine spannendes Verhältnis von Alt und Neu zwischen den beiden Gebäuden.

    Das sah aber auf der Illustration um Längen besser/traditioneller aus. Ich finde, diese funktionalistischen Neubauten mit den vertikal gestreckten Fenstern (ohne Sprossen) fügen sich überhaupt nicht gut in den Bestand ein. Die Häuser sind architektonische Dutzendware. Große Gelegenheit zur harmonischen Lückenschließung verpasst.

    Das ist doch mal wieder was Erfreuliches aus Berlin. Superschön geworden, der Eckturm und das ganze Haus. Hoffentlich findet das Beispiel viele Nachahmer, es gibt in Berlin ja noch unzählige solcher Gebäude, die wieder in neuem Glanz erstrahlen könnten.

    Ja, oder Fassaden wie die des Charlottenpalais (für mich der beste Neubau seit 1990):

    Das hätte einen klassisch-mondänden, repräsentativen Platz hervorgebracht.

    Stattdessen nur eintöniges Raster:

    Was hat denn dieser funktionalistische Architekturmief noch mit dem Vorkriegszustand mit seinen ganzen prunkvollen Gebäuden zu tun? Nichts mehr ist von der alten Aura des Platzes zu spüren.

    Ich respektiere deine Meinung, teile sie aber absolut nicht. Wenn die Bauten am Lepiziger Platz das Beste sein sollen, was seit 1990 entstanden ist, wäre das ein echtes Armutszeugnis für die Stadt. Hier ist doch nichts anderes als funktionalistische Durchschnittssarchitektur gebaut worden, nichts mehr bleibt von dem Glanz der Metropole der Gründerzeit.
    Ich hätte die Rekonstruktion zumindest in Teilen für absolut erstrebenswert gefunden, da ich, wie gesagt, die Vorkriegsgebäude für besonders schön halte. Mich hat der alte Leipziger Platz schon immer fasziniert, aufgrund der eindrucksvollen Architektur, die seine Platzgestalt umrahmte. Die großen, luxuriösen Hotels und das unvergleichliche, meiner Meinung nach keineswegs düstere, Kaufhaus Wertheim machten die Urbanität und Schönheit des Platzes aus. Das neue, monotone Bürohaus-Oktogon Leipziger Platz kann sich in keiner Weise mit diesem historischen, weltstädtischen Erscheinungsbild messen, als noch die Prachtbauten standen.

    Keine Zustimmung.

    "die Vorkriegsbebauung würde ich als eher medioker ansehen"

    Gestatten, da sind wir völlig unterschiedlicher Auffassung. Meiner Meinung nach war die Vorkriegsbebauung ganz groß, das Palast-Hotel, der Fürstenhof, besonders das in seiner Art einmalige Kaufhaus Wertheim, die übrigen Palais, alles phantastische Gebäude. Was für ein Trauerspiel ist dagegen der heutige Platz mit seinen 08/15 Fassaden. Kein Vergleich, hier ist die "Moderne" absolut gescheitert. Die originelle Platzgestalt bringts da auch nicht mehr.

    Das AvD Palais wird jetzt leider - wie erwartet - nicht in historischer Form wiederaufgebaut, sondern ein kompletter Neubau, mit einer Fassade, die mit ihrer Einfallslosigkeit und Monotonie bestens mit der restlichen Bebauung des Platzes harmoniert. Diese Strukturflächen zwischen den Fenstergruppen sollen wohl so eine Art Ornamentik sein, retten das Haus aber auch nicht mehr vor totaler Langeweile.

    Was ist der Leipziger Platz doch für eine architektonische Enttäuschung geworden, was hätte man daraus machen können....

    Bild des Neubaus: http://www.leipzigerplatz16.de/uploads/pics/01_06.jpg

    "Trotz der immer wieder aufkommenden Kritik an der historisierenden Fassadengestaltung halte er an der Grundkonzeption fest."

    Sehr gut, nur nicht nachgeben, genau so bauen!

    Ich finde es ein wirklich schönes Projekt, das Modell gefällt mir sehr gut. Ansprechende historisierende Neubauten, genau das wollen wir doch in diesem Forum. Mir unverständlich, wieso sogar hier an den Entwürfen rumgemeckert wird. Mir ist eine derart gestaltete Architektur, Defizite im Detail hin oder her, tausendmal lieber als ein weiterer funktionalistischer Zweckbau.