Beiträge von Restitutor Orbis

    Umstrittenes Kolonialdenkmal

    Zu diesem Thema würde ich gerne mal eure Meinungen hören...

    Zur Zeit kann man sich in Hamburg das folgende Denkmal aus der Zeit des Kolonialismus ansehen:

    Ursprünglich stand es in Daressalam, kam aber nach dem Verlust der deutschen Kolonien im Ersten Weltkrieg schließlich nach Hamburg. 1968 haben die Studenten es gestürzt, danach wurde es in einem Keller eingelagert.

    Nun hat man das umstrittene Denkmal für ein paar Monate wieder aufgestellt. Auf dem Sockel ist folgende Web-Adresse zu lesen:
    http://www.afrika-hamburg.de

    Dort könnt ihr euch informieren und mitdiskutieren/abstimmen, was mit dem Denkmal geschehen soll...

    @ Däne:

    Interessant, das wusste ich nicht.

    Die ganze Straße könnte noch einige Rekos gebrauchen, obwohl sie bereits in dem Zustand, in dem sie jetzt ist, gar nicht mal schlecht ist.

    Würzburg ist meiner Ansicht nett und hat durchaus seine Stärken. Ich kann aber nicht verstehen, wie so manch einer in dem "Schönste Städte"-Thread Würzburg besser oder genauso gut bewerten konnte wie Nürnberg. Mich hat Nürnberg wesentlich mehr beeindruckt.

    Aber ich schweife hier gerade vom Rathaus-Thema ab...

    Manchmal sitze ich in stillen Stunden vor meinem PC und schaue mir Fotos verschiedener deutscher Städte an. Da kann es passieren, dass ich vor einem bestimmten Bild sitze und denke: Was fehlt hier? Was ist es, dass der Anblick mich nicht zufrieden stellt?

    Das Zauberwort lautet "Bezug". Das ist sicherlich keine neue umwerfende Erkenntnis, andererseits aber so wichtig, dass man es nicht oft genug zur Sprache bringen kann. Also noch einmal: "Bezug" ist das Wort.

    Ich gehe durch eine Kleinstadt in der Nähe meines Wohnortes und stoße in einer abgelegenen Straße überraschend auf ein sehr schönes Fachwerkhaus. Das Haus befriedigt mein Bedürfnis nach Ästhetik durchaus. Aber ich wende den Kopf nach links, dann nach rechts... der Zauber ist verflogen. Warum? Das Haus ist das einzige seiner Art an diesem Ort. Wie anders wäre der Eindruck, wenn die ganze Straße voller Fachwerkhäuser wäre. Wie anders die Wirkung: Es könnte dann ein Ort sein, der mich mit seiner Pracht regelrecht erschlägt.

    Die Wirkung eines Gebäudes entfaltet sich nicht isoliert - es sei denn, man zwingt sich zu einem verengten Gesichtsfeld, was aber nicht lange gut gehen kann. Auch das ist alles andere als eine neue Erkenntnis: Gebäude wirken im Ensemble. Mehrere Gebäude an einem Ort stehen im Bezug zueinander.

    Wir aber werden konfrontiert mit einer Art von Architektur-Ideologie, die "Bezug" durch "Kontrast" ersetzt wissen will. Nun ist ein Kontrast grundsätzlich nichts Verwerfliches, aber er ist eine Sache, die auch schiefgehen kann. Wer einmal in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] vor dem Goethe-Haus oder der Hauptwache stand, der weiß, dass "Kontrast" hier nichts Belebendes in sich trägt. Nein, dieser Kontrast erstickt, er lässt keinen Freiraum. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber das Goethe-Haus wirkt nicht! Und diese Erkenntnis tut weh, denn sie trägt das Wissen in sich, dass das Goethe-Haus wirken KÖNNTE, wenn man es denn ließe... so aber verliert es sich in einer Masse von Durchschnittarchitektur, es ist nur ein bezugsloses Relikt aus einer anderen Zeit... Kein belebender Dialog zwischen Alt und Neu. Der einzige Dialog, der hier stattfindet, besteht darin, dass das Alte sagen möchte "Ich bin so schön, lasst mich frei sein", und das Neue überschreit es in einer hässlichen, unharmonischen Stimme.

    Es gibt einen bestimmten Typ Architekt, der sich um Bezüge nicht schert. Alles, was er tut, geschieht im Zeichen einer architektonischen Selbstverwirklichung. Die Idee, dass man sich auch dienend in eine Tradition stellen kann, ist ihm fremd. Aber eine Kunst, die sich nur aus dem Inneren eines Individuums speist und keine Bezüge zulässt, ist eine läppische, erbärmliche Kunst, weil sie nichts mitteilt. Sie KANN nichts mitteilen, weil sie für andere nicht nachvollziehbar ist. Ein Maler, der einen kerzengeraden Pinselstrich auf eine Leinwand bannt, mag angeben, dass dieser Strich das Gefühl banger Hoffnung symbolisiert, welches er beim Malen empfunden hat; aber er kann nicht einfordern, dass der Betrachter dies in seinem Gemälde erkennt. Denn ohne Bezüge *IST* dies nicht erkennbar: Der Pinselstrich könnte genauso gut überschäumende Freude symbolisieren. Folglich ist das Werk keine Kunst, also auch kein Kunstwerk, denn das individuelle Gefühl eines Malers, der sich anderen über seine Kunst nicht mitteilen kann, ist etwas Belangloses, etwas Nichtssagendes, mit Sicherheit aber keine Kunst. Mag sein, dass sein Werk von Nutzen sein könnte als Sujet für eitle, selbstgefällige Gelehrtengespräche elitärer Kreise von Pseudo-Intellektuellen - womit wir vom Maler wieder zurück beim Architekten wären. Eine Architektur ohne Bezüge? Eine Architektur, die den Rahmen ihres Umfeldes missachtet, die nichts weiter zu sagen hat als "Hier baue ich"? Nein, danke!!!

    130 Mio. für die Frauenkirche... 65 Mio für die Garnisonskirche... man, wenn ich daran denke, dass man in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] nur 2 oder 2,5 Mio. Euro benötigen würde, um einem Rathausturm sein altes Dach wiederzugeben, und man kriegt noch nicht einmal das hin!

    Frankfurt, neige dein Haupt in Scham!

    :lachen:

    Nicht schlecht.

    Soweit ich weiß, wollte er damals den Frankfurtern auch ihre Ausgabe der Goldenen Bulle abschwatzen. Aber die waren klüger als die Seligenstädter: Die haben's irgendwie geschafft, es ihm auszureden, und so gibt's das gut Stück auch heute noch.

    :augenrollen:

    Mir fällt wirklich nichts mehr ein. Lest mal diesen Auszug aus einem Artikel der Frankfurter Rundschau:

    "Über eines kann sich der Projektleiter noch heute ärgern. Denkmalpfleger Gottfried Kiesow habe Ende der 60er Jahre erst die Museumspläne hoch gelobt. "Später hat er sich dann abfällig über den so genannten Betonkasten geäußert". Eikmeier schüttelt fast angewidert den Kopf. Wie er sich überhaupt wundert über die Schnelllebigkeit des architektonischen Geschmacks. "Die Bauepochen werden immer kürzer -jede Generation will ihre eigene Handschrift zur Geltung bringen." Nein, der Planer steht zur alten Entscheidung. Und hält das Historische Museum auch konzeptionell für gelungen. "Man hat damals von innen heraus gedacht", sagt er. Zum Beispiel wollte die Museums Direktion "möglichst große geschlossene Wandflächen haben", um Exponate gut zur Geltung bringen zu können. Deshalb gibt es in der Betonfassade so wenig Fensterfläche. Von einem ist Eikmeier überzeugt: Die alte Architektur "zu kaschieren, bringt nichts". Dann schon lieber Abriss? Nein, das sagt der Projektleiter natürlich nicht."

    vollständiger Artikel:

    http://www.fr-aktuell.de/uebersicht/alle_dossiers/regional/baustelle_frankfurt/historisches_museum/?cnt=622573\r
    http://www.fr-aktuell.de/uebersicht/all ... cnt=622573

    Ich dachte mir, ich gebe vielleicht noch ein paar Informationen über historische Personen, die einen Bezug zu Seligenstadt aufweisen, hinzu:

    - Einhard: Darüber habe ich mich ja schon ausgelassen. Ohne Zweifel der dominierende Name in Seligenstadt (siehe Einhard-Basilika, Einhard-Haus, Einhard-Schule, Einhard-Straße, Einhard-Abtei, etc.)
    - Hans Memling: Der Name dürfte Kunstinteressierten nicht unbekannt sein. Tatsächlich wurde dieser Maler in Seligenstadt geboren.
    - Matthias Grünewald: unterhielt eine Werkstatt in Seligenstadt.
    - Adolf Hitler: Bin mir nicht mehr hundertprozentig sicher, aber ich meine, dem Führer wurde anlässlich eines Frankfurt-Besuchs von einer Seligenstädter Delegation einer der beiden "Großen Löffel" überreicht (= Seligenstädter Löffeltrunk; ein Brauch, bei dem aus einem großen Löffel Bier getrunken wird). Vermutlich ist der Löffel, den Hitler mitnahm, später irgendwo bei einem Bombenangriff verbrannt. Jedenfalls hat die Stadt heute nur noch einen historischen Holzlöffel. Wie gesagt, bei dieser Sache bin ich mir nicht völlig sicher.
    - Käthe Paulus: Die Luftfahrtpionierin, Erfinderin des zusammenlegbaren Fallschirms, wurde im Nachbardorf Zellhausen geboren.
    - Napoleon Bonaparte: Auf seiner Flucht nach der Schlacht bei [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hat der Kaiser der Franzosen in Seligenstadt im Gasthof "Zu den drei Kronen" übernachtet.
    - Friedrich Barbarossa: Hat in Seligenstadt einen Hoftag gehalten.

    Hi Antiquitus,

    die Stadt hat etwa 21 000 Einwohner. Hierbei sind allerdings zwei eingemeindete Dörfer mit einberechnet, so dass die eigentliche Stadt wohl eher 15 000 Einwohner hat.

    Beim Rathaus trügt dich dein Blick nicht. Es wurde 1823 erbaut. Vorher stand dort wohl ein Fachwerk-Rathaus (ungefähr aus dem Jahr 1540), aber ich habe keine Ahnung, wie genau das ausgesehen hat. Ein Fremdenführer, den ich besitze, urteilt nicht ganz zu Unrecht über den Marktplatz: "Als Fremdkörper wirkt das im neo-klassizistischen Stil erbaute Rathaus..."

    Seligenstadt ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel im Rhein-Main-Gebiet. Bei schönem Wetter ist die Stadt an den Wochenenden voll mit Touristen, ansonsten geht es eigentlich.

    Das Glasfachwerk ist, soweit ich weiß, das einzige seiner Art in der Stadt. Allerdings gibt es eine Eisdiele, die in einem Fachwerkhaus mit Glas-Anbau untergebracht ist, was auch etwas merkwürdig aussieht...

    Der gute Zustand der Altstadt ist kein Zufall; etwa ab 1977 hat man mit einer aufwendigen Sanierung begonnen. Erst vor etwa 2-3 Jahren (wenn ich mich nicht irre) hat beispielsweise die Bahnhofstraße ihr Kopfsteinpflaster zurückbekommen, auch davon kann ich noch ein Bild reinstellen.

    Mir fällt ja gerade ein, dass die Statue von Karl dem Großen, die man neben dem Museumseingang sehen kann, ursprünglich auch nicht dort stand... ich meine, sie befand sich früher auf einer Brücke.

    Das wäre doch eigentlich auch eine Chance, diese Gebäude etwas harmonischer einzufügen: Das Historische Museuem muss doch noch Unmengen Material aus dem alten Frankfurt haben. Wie immer Neugestaltung aussehen mag, man könnte Figuren und Statuen bzw. zumindest Kopien derselben in größerer Menge am Museum anbringen. Wäre auch eine Art, ein Stück Stadtgeschichte zu transportieren.

    > Auch wenn viele es anders sehen, neben Willy Brand sehe ich Gerhard
    > Schröder als den wohl besten Kanzler der Nachkriegszeit an.

    Uff! Als ich das eben gelesen habe, ist mir wirklich alles aus dem Gesicht gefallen...

    Aber es stimmt schon, das ist ja nicht eigentlich das Thema. Und gerade an Politikern scheiden sich ja immer die Geister. Es sei also jedem sein politisches "Idol" von Herzen gegönnt.

    Zurück zum Thema: Ja, die Queen Mum... ich persönlich hätte zwar kein Bedürfnis verspürt, ihr ein Denkmal zu setzen. Andererseits aber ist das Reden von Unsinn (was sie des öfteren tat) auch kein wirklicherHinderungsgrund. Bei Harris sind seine TATEN ein Hinderungsgrund, und daher ist dessen Denkmal ein Skandal.

    Vielleicht erstmal ein paar Informationen zu Seligenstadt...

    Die Stadt wird im Jahre 815 zm ersten Mal urkundlich erwähnt, damals noch unter dem Namen Obermühlheim. Es gibt eine Legende, wie die Stadt dann anschließend zu dem Namen Seligenstadt gekommen ist.

    Angeblich habe Einhard, Berater und späterer Biograph Karls des Großen, gegen dessen Willen die Kaisertochter Emma oder Imma geheiratet. Das Paar sei vor dem Zorn des Vaters geflohen und in Obermühlheim untergetaucht. Jahre später habe Karl die Liebenden eher zufällig dort gefunden und sich in der Wiedersehensfreude mit ihnen versöhnt. Dabei soll er ausgerufen haben: "Selig sei die Stadt genannt, da ich meine Tochter wiederfand."

    Soweit die lokale Legende. Nun zu den geschichtlichen Fakten: Tatsächlich hat Karls Sohn, Ludwig der Fromme, das Königsgut Obermühlheim an Einhard, der ihm und seinem Vater so viele Jahre treu gedient hat, gegeben. Einhard hatte wirklich eine Gemahlin namens Emma oder Imma, die aber nicht, wie in der Legende behauptet, eine Tochter Karls des Großen gewesen ist. Das Kloster Seligenstadt leitete Einhard als Laienabt (d. h. er war zwar Abt, aber selbst kein Mönch).

    Später hat Einhard die Gebeine der Märtyrer Petrus und Marcellins von Michelstadt nach Obermühlheim überführen lassen; dies dürfte der wirkliche Grund gewesen sein, warum die Stadt irgendwann Seligenstadt genannt wurde.

    Zumindest keine kriegsbedingte (außer im 30jährigen Krieg). Wenn ich mich richtig entsinne, gab es einen größeren Brand zu Beginn des 20. Jahrhunderst, dem eine größere Menge Altstadthäuser zum Opfer gefallen sind.

    Die Altstadt bietet aber immer noch an vielen Stellen ein sehr geschlossenes Bild.

    Wenn Interesse besteht, kann ich demnächst noch ein paar Bilder reinstellen. Es gibt in Seligenstadt noch einiges zu sehen: zwei weitere Türme (Steinheimer Torturm und die Stumpfaule), das Rathaus, das Romanische Haus aus dem Jahr 1187, die Überreste einer staufischen Kaiserpfalz, die Klostermühle sowie zahlreiche weitere sehenswerte Straßen und Gässchen.

    Ich dachte, ich stell mal ein paar Fotos rein...

    Gleich vorweg entschuldige ich mich für die schlechte Qualität der Fotos. Ich bin sicherlich nicht der größte Fotograf vor dem Herren, und eine Digitalkamera nenne ich auch nicht mein eigen. Ich habe also meinen herkömmlichen Fotoapparat benutzt (der sich leider nicht mehr richtig scharf stellt) und den Kram dann eingescannt. Das Ergebnis ist nicht sooo toll, aber ich denke, es reicht aus, um einen ersten Eindruck von der Stadt zu vermitteln...


    Moderationshinweis (Riegel):
    Bilder sind leider gelöscht, deshalb diesen Beitrag gekürzt und viele Folgebeiträge gelöscht.

    > Mit Sicherheit leider nur ein Aprilscherz ist die Meldung, die heute in der
    > FAZ auf der ersten Seite der Rhein-Main-Zeitung zu finden war.

    Ein paar Kumpels von mir und ich haben es heute auch gelesen. Wir waren alle einer Meinung: Grausam! Mit sowas macht man keine Scherze...

    Ich habe kürzlich ein etwas älteres Buch erworben, dass interessante Aussagen mehr oder minder bekannter Persönlichkeiten über das alte Nürnberg enthält, die ich euch nicht vorenthalten möchte:

    "Klima, Kulturfähigkeiten, alles vereinigt sich hier. Deshalb glänzte Nürnberg so schnell auf - deswegen blühte der Handel schon seit dem vierten Jahrhundert - deshalb war Nürnberg der Augapfel der Fürsten und Herren."
    - E. T. A. Hoffmann, um 1820

    "Nürnberg leuchtet in ganz Deutschland wie eine Sonne unter Mond und Sternen."
    - Martin Luther

    "Nurnberg ist unter allen Städten, die ich jemals in Teutschland gesehen habe, die allerschönste."
    - Edward Brown, 1686

    "Die Stadt Nürnberg ist zweifellos eine der herrlichsten und vornehmsten Städte Deutschlands, sowohl an Gebäuden, die alle fast wie große Paläste sind und sich aneinanderreihen, als auch hinsichtlich der Straßen und der Größe des Umfangs."
    - Jacque Esprinchard, 1597

    "Nürnberg ist eine traurige Stadt, die immer mehr zerfällt. Einige hundert Häuser stehen ganz leer, und die übrigen sind fast durchaus nur von einzelnen Familien bewohnt."
    - Johann Kaspar Riesbeck, 1783

    "Nürnberg hab ich diesmal infaustis omnibus gesehen und der böse Eindruck hat mich weg gejagt."
    - Johann Wolfgang von Goethe, 1790

    "Die Stadt selbst ist nach alter Art krumm und schief gebaut, und meistens mit engen Gassen. Alle Häuser, auch die neuen, haben etwas Schwerfälliges und beleidigen durch die Erker und die vielen Schnörkel das Auge."
    - Ernst Moritz Arndt, 1801

    "Ich bestieg einen Thurm, er war sehr hoch, und mir angenehm, von demselben die ganze Stadt übersehen zu können: sie sie viel schöner als Basel, oder Straßburg, ist regelmäßiger, die Gassen mehr gerad und weit von einander, alles ist neuer und schöner."
    - Christoph Friedrich Rinck, 1783

    "Die ganze alte Stadt mit ihren ehrwürdigen Kirchen, ihrem großartig stattlichen Rathause, ihren prachtvollen Brunnen und anderen zur öffentlichen Schau stehenden Kunstwerken, ja selbst mit ihren einzelnen Häusern, die ohne Unterschied der Größe und Ansehnlichkeit ihres Ranges wie schlichte Bürgersleute neben dem Herrn von hohem Adel in den winklich sich durchlaufenden Straßen nebeneinander stehen, erscheinen in ihrer Gesamtheit als das Werk ein und desselben Baumeisters."
    - G. H. von Schubert, 1854

    "Nürnberg hat auf mich einen ungeheuren Eindruck gemacht; ich ging nach meiner Ankunft in der Stadt herum, bis es finster wurde und kam völlig berauscht nach Hause. Das ganze Ding war mir feenhaft; ich war eine Gestalt auf einem Albrecht Dürerschen Bilde. Nürnberg ist die schönste Stadt, die ich je gesehen habe, sie ist in ihrer Ganzheit ein wahrhaftiges Kunstwerk. Die Zierlichkeit, Heiterkeit und Reinheit dieser mannigfaltigsten Schönheitslinien füllte mich mit den wohltuendsten Empfindungen."
    - Adalbert Stifter, 1865

    "Zu Nürnberg haben wir gefrühstückt - eine häßliche Stadt."
    - Wolfgang Amadeus Mozart, 1790

    "Nürnberg war eine große Enttäuschung für mich [...] Heimlich hatte ich in dieser Stadt allerlei Wunder erwartet, hatte auf Begegnungen mit dem Geist E. T. A. Hoffmanns und Wackenroders gehofft, und damit war es nun nichts. Die Stadt hatte mir einen furchtbaren Eindruck gemacht, woran natürlich nicht die Stadt, nur ich allein Schuld trage. Ich sah eine wahrhaft entzückende alte Stadt, reicher als Ulm, origineller als Augsburg, ich sah St. Lorenz und St. Sebald, sah das Rathaus mit dem Hof, wo der Brunnen so unsäglich anmutig steht. Ich sah dies alles, und alles war sehr schön, aber alles war umbaut von einer großen, lieblosen, öden Geschäftsstadt, war umknattert von Motoren, umschlängelt von Automobilen, alles zitterte leise unterm Tempo einer anderen Zeit, die keine Netzgewölbe baut und keine Brunnen hold wie Blumen in stille Höfe hinzustellen weiß, alles schien bereit, in der nächsten Stunde einzustürzen, denn es hatte keinen Zweck und keine Seele mehr. Was für schöne, was für entzückende Sachen sah ich in dieser tollen Stadt [...] Aber es half alles nichts. Ich sah alles nur noch in die Auspuffgase dieser verfluchten Maschinen gehüllt [...]"
    - Hermann Hesse, 1927

    @ Johan:

    Interessant.

    Ein Freund von mir, der - zumindest laut eigenen Aussagen - ein echter Großbritannien-Kenner ist, würde dir zustimmen: Auch er sieht es so, dass deutsche Städte IM DURCHSCHNITT besser wegkommen als britische.

    Die Betonung liegt allerdings auf "Städte". Den derselbe Freund meint, im Hinblick auf Dörfer haben die Briten die Nase vorn.

    Wir reden ja hier im Forum sehr viel über Städte, selten aber über Döfer. Aber viele ländliche Gegenden Großbritanniens haben so malerische Döfer, dass man meint, sie seien einer Märchenbuch-Illustration entsprungen.

    Ich muss Däne im Großen und Ganzen Recht geben.

    Ich empfinde zwar selbst den Verlust vieler Altstädte als äußerst schmerzlich, aber was hier im Forum teilweise geschrieben wird, kann man - bitte nehmt mir das nicht übel - nur noch der deutschen "Jammermentalität" zuschreiben, nur noch als ein Bad in Selbstmitleid bezeichnen.

    Zweifellos gibt es noch viel zu tun, zweifellos sind in der Vergangenheit völlig falsche stadtplanerische Entscheidungen getroffen worden; aber es ist auch hier und da richtig entschieden worden.

    Mainz ist meiner Ansicht nach übrigens doch wirklich ne schöne Stadt. Sicherlich nicht weltbewegend schön, aber nett.

    Erst vor kurzer Zeit war ich in Nürnberg. Auch eine sehr schöne Stadt. Negativ kann man sie eigentlich nur bewerten, wenn man sie mit dem Vorkriegszustand vergleicht. Ein Tourist aber, der gar keine Ahnung hat, wie Nürnberg vor der Zerstörung aussah, der wird einfach nur eine schöne Stadt erleben, nichts weiter.

    Ohne jeden Zweifel sähen unsere Städte ohne den Zweiten Weltkrieg heute wesentlich besser aus. Man darf aber "wesentlich besser" nicht verwechseln mit "genau so". Auch ohne den Krieg würden viele Städte eben nicht heute genau so aussehen wie in den 30ern. Hässliche Städte gibt's auch in Ländern, in denen keine Kriegszerstörung stattfand.

    Anstatt also den deutschen Pessimismus immer und immer wieder rauszulassen, lasst uns lieber konstruktiv diskutieren: Was können wir wie dazu beitragen, dass das Stadtbild vieler deutscher Städte besser wird, dass rekonstruiert wird?

    Yep. In der Wikipedia heißt es dazu:

    "Die Darstellung als breitbeiniger Wächter über der Hafeneinfahrt von Rhodos ist erst in der Neuzeit entstanden und falsch. Eine solche Statue konnte es schon aus statischen Gründen nicht geben. Man nimmt an, dass der Koloss ein 'drittes Standbein' gehabt haben muss, in Form eines Umhangs (so ein Rekonstruktionsversuch von H. Mayron), einer Lanze (nach A. Gabriel) o.ä., oder er stand mit geraden Füßen mit einer Hand zum Himmel in der Nähe des Hafens."