Posts by bilderbuch

    Ich bin weit davon entfernt von "Herz" zu sprechen, da ich mir der fatalen Wirkung marodierenden Kapitals durchaus bewusst bin.
    Abgesehen davon hat der Martinshof das Grundstück Anfang 2006 erworben und ein Wiederaufbau des Hotel Stadt Rom wurde erst Anfang 2007 durch die CDU ins Gespräch gebracht. Vorher wurde eine Rekonstruktion als nicht vereinbar mit den Wohnzeilen an der Wilsdruffer angesehen und deshalb eine Baumpflanzung an Stelle des Hotels favorisiert.

    Und das scheint mir einfach nur Zynismus zu sein.
    Irgendwie ist es traurig, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Vor ein paar Monaten waren noch alle voll des Lobes ob der großartigen Rekonstruktionsleistung der Martinshof und nun sollen sie plötzlich Grund allen Übels sein?!

    Wenn man allerdings einmal ganz ehrlich in sich geht, muss man zu dem Schluss kommen, dass wohl niemand in einer derart hochpreisigen Wohnung leben möchte, wo die Lichverhältnisse derart schlecht sind. So gesehen kann man jeden Mieter der Schütz-Residenz verstehen, der nicht mit einer solchen Bebauung zufrieden ist und dies auch seinem Vermieter kommuniziert.
    Nicht umsonst war der Dredner Stadtkern vor dem Krieg größtenteils entvölkert, ehemalige Wohnungen zu Büros und Geschäftsräumen umgestaltet worden. Und der Rest des noch vorhandenen Wohnraums war in einem schlechten Zustand und entsprechend billig. Alles in allem verträgt sich eine Altstadt nicht in jedem Fall mit hohen Wohnansprüchen, leider!

    Weder der Vorschlag von Zitronenpresse, noch die jetzt hier in Errichtung befindliche Bebauung, berücksichtigt und behebt eines der größten Probleme der Dredner Innenstadt, die fehlende Kleinteiligkeit mit der dazugehörigen Abfolge von engen Straßen und Gassen und rhythmisch "eingestreuten" Plätzen. Statt der wichtigen Querverbindungen ins Blockinnere entsteht hier an der Wilsdruffer wieder eine geschlossene Wand.

    Ich finde es immer wieder interessant, wenn hier auf der einen Seite von der "abgehalfterten Moderne" und auf der anderen von einer sogenannten neuen Generation gesprochen wird. Da stellt sich für mich die Frage, wer diese neue Generation von Architekten ist und wie sie ihre Bauten gestalten wird.
    In meinen Augen ist die Moderne noch lange nicht am Ende. Sie wird sich mit Sicherheit einmal mehr neu erfinden und bestimmt in nächster Zeit einen Weg beschreiten, der Rekonstruktionen nicht mehr verteufelt, sondern generell zulässt. Das wird allerdings nichts an der Verflachung unserer Baukultur ändern, die die Peripherie vernichtet, Ressourcen verschlingt und immer kurzlebigere Produkte hervorbringt. Das ist allerdings kein Fehler der Architekten, sondern unser pervertierter Umgang mit der Stadt an sich.

    Wie ich (glaube ich) schon mindestens einmal geschrieben habe, halte ich die Verdichtung der Prager-Straße-Nord mit einem Einkaufszentrum der vorliegenden Größe für verfehlt. Eigentlich war an dieser Stelle eine Folge von schmalen Gassen und Plätzen geplant, die so nie entstehen werden.
    Ansonsten freue ich mich über jede Straße, die in Dresdens Innenstadt neu baulich gefasst wird, so auch über die Trompeterstraße an der Centrum-Galerie oder eben die Gassen rund um den Neumarkt. Diese sind mir sogar wichtiger, als alle verlogenen Rekonstruktionen, wie die der VVK, die keiner ob der nicht entstandenen Leitbauten und der Dachformen kritisiert, weil sie so liebevolle Fassaden zeigen. Bei dem ganzen "Investorenschrott" weiß man zumindest woran man ist und muss sich nicht voll Dankbarkeit für eine nicht immer gelungene Altstadtreko verneigen.

    Exilwiener hat glaube ich so schon recht mit seiner Theorie. Der große Unterschied zum Zeughaus, wo der Innenhof größer als in Dresden ist, ist der, dass dort wohl die Kuppel direkt an der Traufkante ansetzt und die Kräfte somit nicht in den Dachstuhl, sondern gleich ins Mauerwerk abgeleitet werden können.

    Wenn das sogenannte Neue Palais überhaupt eine sehenswerte Seite hat, dann ist es doch wohl die Fassade zum Platz, da die anderen vor Belanglosigkeit und Primitivität schmerzen. Insgesamt schließt sie außerdem den Georg-Treu-Platz ganz gut ab, er zerfließt nicht mehr in einem diffusen Raum. So gesehen finde ich das "Palais" an dieser Stelle also gar nicht so schlecht. Leider gibt es aber z.B. an der Prager Straße bessere Beispiele von Abschreibungsarchitektur.
    Wie ist es eigentlich zu diesem Bauwerk gekommen? War es nicht so, dass der Investor vom Coselpalais den Bau der Stadt "abgetrotzt" hat, um das Palais wirtschaftlich betreiben zu können? Ähnliches hat man ja auch am Taschenbergpalais erlebt.

    @ Miwori

    Genau, so ist es! Leider wird das im SZ-Artikel aber nicht wirklich deutlich gemacht. Statt gegen den Neumarkt in seiner ehemaligen Funktion als innerstädtischer Marktplatz mit dem entsprechenden Erscheinungsbild und die verdichtete Europäische Stadt, die man in Dresdens Innenstadt noch immmer vermisst, zu polemisieren und nostalgische Erinnernungen ("früher war alles besser") an das sozialistische Dresden aufkommen zu lassen, wo man im Herbst schnell weggeweht wurde, sollte man lieber die wahren Probleme ansprechen.
    Diese liegen meiner Meinung nach nicht in der Innenstadt, sondern in den äußeren Stadtteilen, wo man auf Grundstücken für Häuser und Tiefgaragen hunderte von Bäumen gefällt hat. Viel schlimmer aber sind die neuen Wohnparks in Weißig, Gompitz usw., wo hektarweise unverbrauchtes Feld versiegelt wurden und entsprechende Nachfolgeeinrichtungen das Stadtbild und -Klima irreparabel schädigen. Leider unterschlägt man die Gefahren dieser spießige Eigenheim-Idylle, für die wir alle teuer bezahlen müssen.

    Nochmal was zu den Bäumen:

    Ich war am Montag in der Stadt und konnte am Dr.-Külz-Ring, am Georgplatz und auf der Wilsdruffer Str. frisch gepflanzte Bäume sehen. So gesehen passiert also was.
    Das die "Baum-Problematik" zur Zeit so hochgespielt wird, liegt scheinbar größtenteils am Altmarkt-Vorhaben, wo man gesunde Bäume fällen möchte um sie durch neue zu ersetzen. Ansonsten finde ich die Diskussion eigentlich recht sinnlos. Entweder man möchte eine verdichtete Europäische Stadt oder eben nicht. Und das da kein Platz für "Wäldchen" mehr ist, wie man sie noch heute am Georg-Platz sieht, ist klar.

    Auf jeden Fall sollte man schleunigst mit der Bebauung des Quartier VI beginnen, da damit der Platz größtenteils geschlossen werden würde. Die Verzögerungen resultieren sicher nicht nur aus der Aufstellung eines Bebauungsplanes, sondern auch aus dem "sinnlosen" Stadtratsbeschluss, das Grundstück für 10 Jahre unbebaut zu lassen. Was soll ein Investor mit einer solchen "Entscheidung" anfangen?
    Wenn die GHND-Visualisierung umgesetzt werden würde, hätte der Neumarkt ein schönes geschlossenes und harmonisches Antlitz erhalten.

    Passend zu den vorangegangenen Fotos ist heute ein Leserbrief (DNN vom 21.03.2009) in der Zeitung. Darin lässt sich Gunter Just, Baubürgermeister a.D., unter der Überschrift: "Investruine Dresdner Hauptbahnhof, Bahnhof in großen Teilen armseliges Provisorium/ seitliche Durchgänge ähneln verlassener Baustelle", über den von der Bahn deklarierten Abschluss der Umbauarbeiten am Hbf aus und spricht mir damit gleichsam aus dem Herzen. Jeder der den Bahnhof benutzt, weiß um die untragbaren Zustände im Inneren, wie am Äußeren.
    Ferner spricht Herr Just einige Vereinbarungen mit der Bahn an, die diese bisher nicht eingehalten hat. So sollte die Nordfassade offener gestaltet werden, Eingänge und Schaufenster entstehen, Vordächer an den Ausgängen angebracht werden. Die Passage sollte eine ansprechende Gestaltung erfahren, Bahnsteige, Durch- und Aufgänge attraktiv gemacht werden. Außerdem gibt es noch keine vernünftige Anbindung an die Tiefgarage und der Königspavillon ist auch noch keiner neuen Nutzung zugeführt worden.

    @ Wühlmaus

    Es bewegt sich schon etwas, allerdings mehr im Hintergrund und aufgrund der Finanzkrise recht zaghaft. So hat z. B. die TLG ein Auge auf das Grundstück neben dem Großen Haus geworfen und sucht nun Mieter um das Projekt starten zu können. Das braucht allerdings seine Zeit.
    Auch die Telekom überlegt, ob sie vielleicht ihr Objekt in Richtung des Platzes selbst entwickeln soll. Das Projekt mit einem Altenheim- und Hotelkomplex zwischen Schweriner und Freiberger scheint hingegen gestorben zu sein. Was an der Wallstraße passiert, steht auch noch in den Sternen.

    @ Schlossgespenst

    Die Wand ist wahrscheinlich erhalten worden, weil die DDR mit großem denkmalpflegerischen Aufwand bis etwa 1979 den Stallhof mit dem Fürstenzug wiederhergestellt hat (u.a. wurden die Sgraffito am Langen Gang wierderhergestellt) und dabei den Eindruck des Abgeschlossenen bewahren wollte. So hat man z. B. auch eine Wand im Bereich des Kanzleihauses erhalten (das auch nicht mehr bestand), die dann nach der Wende beim Wiederaufbau des Gebäudes mit einbezogen wurde. Da gab es scheinbar keine Probleme.

    Ihr habt bei den Leserbriefen einen wichtigen Faktor vergessen. Es handelt sich nämlich nicht um Meinungen von "Normalos", sondern von Architekten. Und diese müssen ihr Revier, ob sie wollen oder nicht, gegen Angriffe verteidigen.
    Überhaupt denke ich, dass die Architektenschaft trotz aller Stärkebekundungen in einer gewissen Krise steckt. Seien wir doch mal ehrlich, wenn wir fordern sich schöpferisch mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und Architektur am historischen Maßstab zu orientieren, dann stößt das doch auf gewisse Grenzen. Wer kann das noch? Sowas wird doch auf den Universitäten eher nicht vermittelt, da ja dort das "Diktat" der Moderne gilt. Und bei dieser wiederum ist zu beobachten, dass eigentlich gute Entwürfe durch Investoren(einsparungs)wünsche verflacht und entstellt werden. So entstehen Gebäude wie das Kugelhaus am Wiener Platz.

    Soviel ich weiß soll die graue Stallhofmauer mit den Blendarkaden nicht dran glauben müssen, also erhalten bleiben. Sie ist ja nur eine Hofmauer und gehörte nie zu einem Gebäude.
    Die Pflasterung, die den Verlauf der alten Stadtbefestigung nachvollziehen soll, ist quasi schon ein alter Hut und entstand an dieser Stelle mit dem Umbau des Posplatzes, also etwa 2006
    Die Altmarktgalerie bekommt übrigens wirklich ein Walmdach, das allerdings so flach geneigt ist, dass man es wie bei den schon bestehenden Blöcken von der Straße aus nicht sehen können wird. Die Architekten dieser Banalität haben entgegen meiner Annahme doch erstmal eine Jury von den Qualitäten ihres Bauwerkes überzeugen müssen, was zu einem gewissen Teil meine These mit untermauern kann.
    Die Löbtaupassage ist in meinen Augen eine blanke Katastrophe. So wie ich das zur Zeit sehe, werden doch nur im Erdgeschoss Läden untergebracht und die oberen Etagen sind reine Parkdecks. Ist die Löbtaupassage so gesehen auch nicht nur reine Kulissenarchitektur, so wie es viele den Rekonstruktionen am Neumarkt vorwerfen? Hier ist es aber absolut schauderhafte.
    Und nochmal zur Centrum-Galerie: War am Dienstag auch in der Stadt und habe mir die "Blechbüchse" mal von hinten angesehen. Zwischen ihr und dem letzten Hotel ist ja jetzt eine Gasse entstanden, die nicht gerade Passanten zum Flanieren einlädt. Das mag auch zu einem gewissen Teil an dem eigenartigen Bahnhofsdach liegen, das hier steht. Meiner Meinung nach kann man diesen Stadtraum nur retten, wenn man die Gasse mit zwei Reihen Bäumen gestalten und so vielleicht auch endlich mal eine Querverbindung zu den umliegenden Quartieren schafft, was man bisher gröblichst vernachlässigt hat.

    @ Vitruv: Was soll denn dieser Fatalismus? Heute scheint doch die Sonne!

    Herr Marx ist doch auch nur eine Flachpfeife, die in Magdeburg schon keiner mehr haben wollte. So gesehen wird er uns bis zum Ende seiner Dienstjahre weiterhin mit solchen Versatzstücken verwöhnen.

    Mal sehen wieviel unsere hübsche Brücke am Ende kosten wird. Zur Zeit scheinen die Preise ja zu explodieren, was natürlich ausschließlich an den brutalen Übergriffen und Verhinderungsaktionen der Brückengegner liegt, die den "Fortschritt" aufhalten wollen. Es ist immer wieder schön zu sehen wie sich u.a. der ADAC für Fußgänger und Fahrradfahrer stark macht, die normalerweise doch nur ein zusätzliches Verkehrshindernis darstellen. Der ADFC jedenfalls hat sich bisher nicht für die WSB engagiert.