Beiträge von LE Mon. hist.

    Wer im Januar nach Jena kommt, sollte auf jeden Fall noch einmal schnell in die kleine, aber feine Sonderausstellung "Jenaer Hausgeschichten" im Stadtmuseum Göhre, direkt am Markt gehen:

    28.02.2008 - 01.02.2009

    Jenaer Hausgeschichten
    Baugeschichte und Nutzung ausgewählter Gebäude Jenas.

    Jenaer Hausgeschichten ist eine Ausstellung, die sich mit der Baukultur Jenas im ausgehenden Mittelalter und der beginnenden Neuzeit auseinandersetzt. Mehrere stadtgeschichtliche Themen werden anhand einzelner Gebäude angesprochen. ...

    http://www.jena.de/sixcms/detail.…=77034&_lang=de" onclick="window.open(this.href);return false;\r
    http://www.jena.de/sixcms/detail.php?id ... 4&_lang=de

    Zitat von "Zeno"

    Der Zustand kurz nach der Wende war definitiv besser. Er atmete noch den Mief der Vorwendezeit und war durchaus umgestaltungsbedürftig, aber doch nicht so!


    Das Problem war vermutlich, dass der große Saal der Mensa schlecht anders nutzbar war. Also wurde er kurzerhand weggeknackt. Das Relief soll es aber noch geben. Aber wie gesagt, angeblich ist die "Neue Mitte" nur als Provisorium gedacht. Hoffentlich!

    Zitat

    Ich hätte mir gewünscht, dass der Turm verschwindet, aber gut, nun bleibt er.


    Ich nicht. Er gehört nun mal zu Jena und seiner Geschichte wie auch all die anderen "sozialistischen Dominanten". Und immerhin ist das ein Henselmann-Bau, wenn auch nicht so wie ursprünglich von ihm geplant.

    Zitat

    Läuft das Einkaufszentrum zu Füßen des Turmes eigentlich gut trotz der benachbarten Goethe-Galerie?


    Ich war zuletzt am 24.12. da drin und da lief es ganz gut ;-). Ansonsten keine Ahnung, da fragst Du den falschen. Mein Eindruck ist, dass die ganze westliche Innenstadt zwischen Goethe-Galerie und Markt "funktioniert", während die östliche Hälfte und die ehemalige Vorstadt am Steinweg bis zur Camsdorfer Brücke immer mehr verliert. Dabei ist das meines Erachtens der schönere Teil Jenas mit kleinen Lädchen und Restaurants ... . Das Problem ist der Inselplatz und das ehemalige Horten-Kaufhaus. Aber das ist schon wieder ein ganz anderes Thema ... . Nur sollte der ex-Platz der Kosmonauten bebaut werden, wäre das wohl das endgültige Ende für den Osten der Innenstadt.

    Im Folgenden noch einige Baudenkmale im Besitz der Universität, die bereits restauriert und saniert wurden, derzeit werden oder in nächster Zeit in Angriff genommen werden sollen.


    Die Nordseite der Johannisstraße im unglücklichen Licht. Die andere Straßenseite wurde für den Uniturm abgebrochen. In der Bildmitte hinter Planen das "Haus Zur Rosen" während der Sanierung, die wohl Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein soll. 1561 erfolgte der Ankauf des Weinbauernhofes der Familie Rosenhain durch die Universität, dem eine Umbau zur "Freien Schenkstatt Zur Rosen" unter Nikolaus Gromann folgte. Die [leider nun noch nicht sichtbare] Renaissancefassade wurde nach 1577 geschaffen. Die aktuellen bauhistorischen Untersuchungen durch das Bauforschungsbüro von Lutz Scherf, Peter Bolze und Thomas Ludwig in Silbitz haben eine Vielzahl von neuen Erkenntnissen erbracht, u.a. mehrere, z.T. bislang unbekannte Bohlenstuben.


    Die Rückfront des Gebäudes, die Rosensäle, wurden 1787 als Konzertstätte der Universität erbaut. Ab 1950 werden sie von der Universität als Bibliotheksgebäude - als Ersatz für das im Krieg zerstörte alte Bibliotheksgebäude - genutzt und 2005 komplett saniert.
    Seltener Blick in den Dachstuhl während der Bauaufnahme:
    http://www.denkmal-aktiv.de/veranstaltunge…rier/Praes1.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;\r
    http://www.denkmal-aktiv.de/veranstaltu ... Praes1.pdf


    Unterhalb der Rosensäle das Accouchierhaus, 1778 als Entbindungsanstalt der Uni mit Hebammenschule errichtet, nach 1830 Museum, Rentamt und Quästur, später Wohnhaus und nun wieder Nutzung durch die Universität. Weitere Infos mit vorher / nachher-Fotos: http://www.med.uni-jena.de/klinikmagazin/…line/mosaik.htm" onclick="window.open(this.href);return false;\r
    http://www.med.uni-jena.de/klinikmagazi ... mosaik.htm Links ein privater Neubau in einer Baulücke ca. 2000.


    "Alte Wucherey" bzw. "Alte Universität", in der Mitte des 18. Jh. als Studentenburse auf einer erhaltenen Kelleranlage aus dem 16. Jh. errichtet, 1858 durch die Universität angekauft und zum Kollegiengebäude mit Hörsälen, Senatssaal und Dekanatsräumen umgebaut. Hauptgebäude der Uni von 1861 bis zum Umzug in das neue Hauptgebäude an der Stelle des Jenaer Schlosses. Momentan noch durch die Gerichtsmedizin genutzt, soll aber zusammen mit dem nach Westen anschließenden Haus Fürstengraben 25 (16. Jh.) demnächst durch die Uni saniert und anschließend durch Institute der Philosophischen Fakultät genutzt werden. Geplant und angekündigt ist das schon einige Jahre, aber irgendwie kam immer was dazwischen, zuletzt die notwendige Sanierung der Rose. http://www2.jena.de/stolpersteine/ArtikelOTZ.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;\r
    http://www2.jena.de/stolpersteine/ArtikelOTZ.pdf


    Von hinten ist die Wucherey schon ganz ansehnlich, auch das Dach ist neu gemacht. Davor die Weintanne (1494) http://www.weintanne-jena.de/" onclick="window.open(this.href);return false;\r
    http://www.weintanne-jena.de/ , die aber nicht zu Uni gehört ;)

    Von der genannten Website:

    Im Jahr 1982 wurde Haus Crange in die Denkmalliste der Stadt Herne aufgenommen und die Stadt Herne plante, das Gebäude zu sichern. So wurde [der Besitzer] Heitkamp im Jahr 1987 aufgefordert, an dem Bauwerk die nötigen Sicherungsvorkehrungen vornehmen zu lassen, wogegen er jedoch Widerspruch einlegte. 1988 musste der Beschluss der Stadt Herne zurückgenommen werden, da die Maßnahmen zur Sicherung des Gebäudes nicht zumutbar waren. ... 1989 plante man, in Haus Crange eine deutsch-polnische Jugendbegegnungsstädte zu etablieren. ... Haus Crange war für ein so ehrgeiziges Vorhaben zu klein. Im Laufe der Jahre wurde das Haus Crange für verschiedene Projekte vorgeschlagen, aber meistens scheiterte es an der Finanzierung, weswegen im Jahr 1991 der Förderverein Haus Crange e.V. gegründet wurde. Ihm haben wir es zu verdanken, dass das Grundstück sich wieder im Besitz der Stadt Herne befindet.

    Dem entnehme ich, dass das Haus abgerissen wurde oder eingestürzt ist, als es sich bereits im Besitz der Stadt befand. Oder interpretiere ich das falsch?

    Zitat von "Heimdall"

    Ein katastrophales Versagen der Stadt und der Denkmalpflege, meine ich.


    Der Verlust des Hauses Crange ist ohne Zweifel sehr bedauerlich. Auch kenne ich den Vorgang und die genauen Umstände nicht, möchte nur allgemein darauf hinweisen, dass die (Unteren) Denkmalschutzbehörden allein schon wegen der Gesetzeslage relativ wenig tun können, solange kein Bauantrag vorliegt und der/die Eigentümer ein Denkmal verkommen lassen. Es wäre also erst einmal zu fragen, wer der Eigentümer des Hauses war bzw. nun der Fläche ist.

    Wie in dem anderen Thread zur Innenstadt Jenas http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?f=3&t=1296 angekündigt hier einige Infos und Bilder zu aktuellen Sanierungen von Baudenkmalen in Jena.

    Markt 16 - Stadtspeicher / neue Tourist-Information:

    Die Front innerhalb der Marktostseite, das Objekt des Interesses rechts neben dem Hanfried:

    Noch etwas näher ran:


    Die Hologramm-Fassade von Ruairí O’Brien am Markt 16 war und ist ziemlich umstritten in der Stadt:
    http://www.youtube.com/watch?v=E6DbValAP6A
    Stadtspeicher Jena e.V.: Home
    Leider habe ich a) keine Aufnahmen von der Fassade im Zustand vor der Sanierung und b) kam ich heute nicht ins Innere, weil da Malerarbeiten stattfinden. Aber das oben verlinkte youtube-Video und die benachbarten zeigen einige interessante Aufnahmen von dem dreigeschossigen, giebelständigen Ständergeschossbau, der dendrochronologisch auf 1384 datiert werden konnte.

    Das Hinterhaus, ein giebelständiger, zweigeschossiger Ständergeschossbau auf massivem Erdgeschoss von 1435 (d), kann ich daher auch nur von außen zeigen.

    Der ehemalige Hof ist nun überdacht und nach hinten schließt sich zur Oberlauengasse hin der Neubau der Tourist-Information an.

    Für die mußte ein wenig aufregendes und arg ramponiertes Backstein-Hinterhaus aus dem 19. Jh. fallen. Die Gesamtsituation zeigen recht gut die Pläne und Modelle auf dieser Website:
    Stadtspeicher Jena e.V.: obere Navigation

    In der Oberlauengasse direkt gegenüber findet man das Haus Oberlauengasse 20. Das 1579 errichtete Haus wurde 2000 bis 2004 im Anschluss an das Gasthaus "Zur Noll" (Umbau des 16. Jh.) von dessen Betreibern saniert und dient nun als Hotel. Das nach 1600 entstandene Sitznischenportal ist hier erst 2004 eingebaut worden, ursprünglich gehörte es zu einem abgebrochenen Gebäude in der Schlossgasse. Gasthaus und Restaurant âZur Nollâ | Herzlich Willkommen


    Gegenüber der Noll das "Haus im Sack", bauinschriftlich datiert 1596 und 1999-2001 zusammen mit dem um 1557 errichtete Gerberhaus in der Oberlauengasse 14 aufwändig saniert. Weinbauernhaus Im Sack Jena Der Neubau daneben, der die Kubatur bzw. Fassade des Hauses im Sack spiegelt, ist eigentlich keine schlechte Lösung, die das vorkragende Obergeschoß wieder ausgleicht und so einen weiteren Anbau ermöglichen würde. Jetzt steht da noch ein Trafohäuschen. Nur die Fenster passen meines Erachtens nicht so recht.


    Das mit dem Haus im Sack im Verband stehende Gerberhaus in der Oberlauengasse 14 (um 1557). Das grüne Haus ist die Noll, die innen etwas spektakulärer ist.


    In der Unterlauengasse steht noch das Platanenhaus, errichtet 1606, saniert 2005. Zu dem zur Saalstraße hin anschließenden Neubau und den Umständen seiner Entstehung sage ich besser nichts.


    Der Treppenturm aus dem 19. Jh., dahinter der besagte Neubau an der Stelle des ehemaligen Saaltores und am linken Bildrand einer der Plattenbauten aus den späten 80er Jahren in der Unterlauengasse.

    Zurück zum Markt und an dessen Südseite:


    Das gelbe ist keine Fassade, sondern eine bedruckte Bauplane, hinter der demnächst die Sanierung des Hauses "Zur Sonne", das derzeit zweit(?)älteste Haus in Jena [1368/70 (d) mit erhaltenen Wandscheiben eines Vorgängerbaus, wohl noch 13. Jh.] durch die Wohnungsgenossenschaft Carl Zeiss beginnen soll. Siehe Links oben. Das Rathaus am rechten Bildrand wird auch gerade saniert.
    http://www.jenanews.de/content_news.php?id=487
    Willkommen auf den Seiten der Wohnungsgenossenschaft Carl Zeiss eG - Immobilien - Projekte / Bauprogramm - Neubau

    Für die Freunde des gepflegten Grusels hier noch einige Aufnahmen von Jenas "Neuer Mitte":


    "Hauptfassade" von Westen


    Von Norden.

    Die gegenüberliegende Straßenseite sieht so aus:


    Und von Osten.

    Da hat jedes Gewerbegebiet in Wanne-Eickel anspruchsvollere Architektur. Allerdings glaube ich mich daran erinnern zu können, dass das Ding ursprünglich nur als Provisorium gedacht war/ist und mit der endgültigen Bebauung des ehemaligen Platzes der Kosmonauten (Eichplatz für die Riesenfläche ist meines Erachtens ahistorisch) wieder entsorgt werden sollte. Vielleicht habe ich noch irgendwo etwas gedrucktes dazu rumfliegen, denn im www finde ich dazu leider nichts.

    Aber da sich bei der Neubebauung offenbar recht wenig tut, werden wir wohl noch einige Jahre mit dem Kasten leben müssen. Da war ja sogar der alte Mensa-Unterbau (auch noch von Henselmann?) schöner. Gibt es eigentlich neue Entwicklungen zur "Eichplatz-Bebauung" oder liegt das auf Eis?

    Grundsätzlich würde ich aber _landgraf zustimmen. Man sollte im 21. Jahrhundert auch im Stil der Zeit bauen und wenn das Flachdächer sind, dann eben auch mit Flachdächern. Und wenn der Platz vorhanden und die Eigentumsfragen geklärt sind, dann kann eben auch etwas modernes aus einem Guß für die gesamte Fläche entstehen. Was weg ist, kräht nicht mehr. Das Haus am Kreuz ist weg, das kann keiner nachbauen. Die Flucht der ehemaligen Leutrastraße ist durch den Uniturm verstellt, auch die ließe sich also nicht wiederherstellen. Der eigentliche Eichplatz ist bebaut ... . Ein Disneyland mit Türmchen da und Erkerchen dort und aufgemaltem Fachwerk aus Beton wäre noch schlimmer und würde auch die noch in recht großer Zahl tatsächlich überkommene Bausubstanz aus der Spätgotik, der Renaissance und jüngeren Zeiten entwerten. Ich habe soeben im DAF ein paar Altbauten und mehr oder weniger passable Neubauten, die sich da einfügen, im Bild vorgestellt: http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showthread.php?t=3354&page=2" onclick="window.open(this.href);return false;\r
    http://www.deutsches-architektur-forum. ... 354&page=2

    Dann doch lieber die vorhandenen alten Bauten aufwändig sanieren, wie es mit dem Markt 16 (Stadtspeicher, Tourismus-Information), der Noll, dem Haus im Sack, der Oberlauengasse 14 und dem Platanenhaus (mit Abstrichen) schon geschehen, mit der Rose in Arbeit und mit der Sonne in Vorbereitung ist. Da den meisten jedoch die Hausnahmen nichts sagen werden, werde ich wohl die Häuser auch noch einmal hier kurz vorstellen, aber dies besser in einem eigenen Thread.