Hallo,
ich moechte allen, von denen ich glaube, dass sie Interesse haben, die
Kopie einer Nachricht zukommen lassen, die ich heute an Herrn Tiefensee
gesandt habe.
Eine Kopie haben erhalten:
die untere Denkmalschutzbehoerde (Leipzig), die obere
Denkmalschutzbehoerde (Dresden), das Regierungspraesidium Leipzig, das
Bundespraesidialamt, der Bundestag, der Petitionsauschuss des
Bundestages, die LVZ.
Wir erleben eine traurige Zeit in Leipzig (wiedermal).
Ich gruesse Sie alle sehr herzlich,
Michael Weiss
Dramatische Haeuserabrisse in Leipzig
Sehr geehrter Herr Tiefensee,
die untenstehende Anfrage, die ich im vergangenen Jahr zweifach an Sie
gerichtet hatte, ist unbeantwortet geblieben. Wie ich heute erfahren
habe, ist das wertvolle Jugendstilhaus am Lindenauer
Markt/Dreilindenstrasse kuerzlich eingerissen worden, offenbar in einer
der fuer Leipzig so typischen Nacht- und Nebelaktionen. Laut einem
Artikel in der "Leipziger Volkszeitung" (09.02.05) sollen die
Jugendstilhaeuser an der Ecke Breite Strasse/Taeubchenweg (Taeubchenweg
90 und 92 und Koebisstrasse 11) in Kuerze abgerissen werden. Das
wunderschoene und unermesslich wertvolle Prachthaus in der Friedrich-
Ebert-Strasse wird in der heutigen Ausgabe der "Leipziger Volkszeitung"
(21.02.05) als "Abrisshaus" bezeichnet.
Ich fasse zusammen: Drei der schoensten und wertvollsten
Haeuser/Haeuserkomplexe des Alten Leipzig werden in Kuerze nicht mehr
existieren. Die Leipziger Stadtverwaltung scheint ihrem
offensichtlichen Traumziel, das Alte Leipzig moeglichst ganz zu
vernichten, wieder ein Stueck naeher gekommen zu sein.
Ich waere Ihnen ausserordentlich verbunden, wenn Sie zu diesen
skandaloesen Vorgaengen in Ihrer Stadt endlich einmal Stellung beziehen
koennten und mache Sie darauf aufmerksam, dass es sich um
Kulturdenkmaeler wenigstens nationalen Ranges handelt, die in Leipzig
in grossem Stile vernichtet werden. Wir alle wissen um die schlimme
Vergangenheit der Stadt Leipzig im vergangenen Jahrhundert; ich darf
das Beispiel der Leipziger Universitaetskirche erwaehnen. Von der
heutigen Verwaltung einer Stadt in unserem demokratischen Rechtsstaat
darf man ein anderes Verhalten erwarten.
Mit freundlichen Gruessen,
xxx
zur Zeit Bethesda (USA)
>Sehr geehrter Herr Tiefensee,
in Anbetracht der sich mehrenden illegalen Haeuserabrisse in Leipzig
bin ich ausserordentlich besorgt um den Zustand in der Friedrich-Ebert-
Strasse. Wie ich hoerte, sind zwischen Elstermuehlgraben und Waldplatz
umfangreiche Abrisse geplant. Der geplanten (oder moeglicherweise auch
nicht mehr geplanten?) Strassenverbreiterung der Friederich-Ebert-
Strasse ist ja bereits das Henriette-Goldschmidt-Haus zum Opfer
gefallen. Zwischen Westplatz und Waldplatz befinden sich
ausserordentliche architektonische Kostbarkeiten. Das Prachthaus
(Grundstuecke mit den Hausnummern 79, 81, 81a, 81b?) duerfte einmalig
in ganz Deutschland sein. Ich erlaube mir, Ihnen zwei Detailaufnahmen
dieses Hauses zuzusenden. Trotz des erbarmungswuerdigen Zustandes, in
dem sich dieses Haus befindet, ist es eine Augenweide.
Es verstoert mich regelrecht, dass die Stadt Leipzig offensichtlich
keinerlei Notprogramme zur Rettung ihrer architektonischen Kleinode
besitzt. Stattdessen erleben wir in den letzten Jahren, wie diese in
sich zusammenstuerzen oder, noch schlimmer, absichtlich und unter
Missachtung jeglichen Denkmalschutzes eingerissen werden; ich nenne
beispielhaft nur das juengste dramatische Beispiel an der Karl-Heine-
Strasse/Zschochersche Strasse. Betrachtet man sich, um noch ein
weiteres Beispiel herauszugreifen, die wunderschoenen Jugendstilhaeuser
in der Naehe des Lindenauer Marktes und in der Naehe des alten
Eilenburger Bahnhofs, die in einem dramatischen Zustand auf ihre
Rettung warten, so ist dies ein Anblick, der jedem Architekturliebhaber
bald die Traenen ins Gesicht treibt.
Ich moechte Sie daher bitten, mir mitzuteilen, welches die Plaene der
Stadt Leipzig zur Rettung ihres unschaetzbar wertvollen
Haeuserbestandes im allgemeinen und die konkreten Plaene zur Zukunft
der Friedrich-Ebert-Strasse im besonderen sind. Ich bitte Sie
insbesondere um eine konkrete Aussage zur Zukunft des von mir
angesprochenen Prachtbaus in der Friedrich-Ebert-Strasse. Weiterhin
bitte ich Sie, mir mitzuteilen, welche Massnahmen Sie ergreifen, um dem
weiteren illegalen Abriss von Denkmaelern in der Stadt Leipzig
vorzubeugen.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Gruessen,
xxx