Posts by Achim84

    Die Angeklagten lassen sich nicht auf den Deal ein, sie halten dicht und schweigen sich weiter darüber aus, wo sich ein Teil des Goldes befindet.

    Bei einem Geständnis hätten den Angeklagten rund drei bis acht Jahre Freiheitsstrafe gedroht, ohne den Deal liegt die Höchststrafe bei 15 Jahren. Der Prozess wird nun wie geplant fortgesetzt.

    Goldschatz-Prozess: Angeklagte wollen weiter schweigen
    Im Prozess um den gestohlenen Goldschatz von Manching haben die Angeklagten einen Deal zur Strafminderung abgelehnt. Sie schweigen sich weiter darüber aus, wo…
    www.br.de

    Im Prozess am Landgericht Ingolstadt bezüglich des Diebstahls eines 2.100 Jahre alten Goldschatzes aus dem Kelten Römer Museum in Manching, stellt das Gericht den Angeklagten im Falle eines Geständnisses, bei Hinweisen auf Mittäter sowie zum Versteck des Goldes reduzierte Haftstrafen in Aussicht. Auch die Staatsanwaltschaft will sich einer Verfahrensabsprache nicht grundsätzlich verschließen.

    Schloss Zeil befindet sich fünf Kilometer nördlich der Kernstadt auf einem Berg, einer eiszeitlichen Endmoräne, oberhalb des Dorfes Unterzeil. Das Schloss wurde von 1599 bis 1614 im Stil der Renaissance errichtet. Die umgebende Gartenanlage der Renaissancezeit wurde im Barock, im 19. Jahrhundert und im 20. Jahrhundert dem Geschmack der jeweiligen Zeit angepasst, seit den 1930er Jahren jedoch wieder im Sinne der Renaissance verändert.

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    Die Dreifaltigkeitskirche wurde von 1613 bis 1615 erbaut. Nach Schäden durch ein Erdbeben wurde sie 1857 bis 1860 in neugotischem Stil hergerichtet.

    Die katholische Stadtpfarrkirche („Leutekirche“) St. Martin, deren erster Vorgängerbau schon 848 erwähnt wurde, hat seit 1519 ihre heutige Form als spätgotische Hallenkirche.

    Dieses Mal habe ich ein paar interessante Zitate von Zeitzeugen über den Wiederaufbau von Mainz im Allgemeinen und der Paulskirche sowie des Goethehauses in Frankfurt gesammelt.

    Die folgenden Aussagen stammen von Ludwig Strecker, 1970 zum Mainzer Ehrenbürger ernannt:

    "Das erste, was wir brauchen, sind Dächer über dem Kopf."

    "Wir wollen die Eigenart unserer Stadt gewahrt wissen, wir wollen etwas Eigentümliches; nichts, was ebensogut in Merseburg oder Bochum zu finden sein könnte."

    "Bei der Masse der Neubauten wird eine gewisse Normung nicht zu umgehen sein. Deren praktische Vorteile sind aber sehr wohl mit einem ästhetisch befriedigenden, eigentümlichen Äußeren zu verbinden. Schon mit Farben z. B. läßt sich Charakteristisches schaffen, wie wir es vorzüglich aus romanischen und anderen südlichen Beispielen wissen. Darüber hinaus müssen die Neuanlagen durch Gruppierungen, Zwischenraumgestaltungen, Plätze, Durchgänge und Durchblick den Charakter einer Maßarbeit für den Mainzer Platz und seine Landschaft erhalten. Die Neigung gewisser Städtebauer zu schachbrettartiger Ordnung müßte, in Mainz getätigt, den Untergang seines letzten Reizes andeuten. Seine alten, unregelmäßigen Straßen und Gassen mit ihren überraschenden Winkeln sind das Entzücken für künstlerische Augen; so sind z.B. auch niedrige Weinstuben in abgelegenen Ecken noch immer von den traditionellen Kennern in Mainz prunkvollen Gaststätten vorgezogen worden; hier ist Mainz zu Hause, sein Humor und seine Gemütlichkeit. Was an historischen Sehenswürdigkeiten verloren ging, muss durch neues Sehenswertes ersetzt werden, das später einmal historisch zu werden vermag, selbst wenn wir heute unsere Häuser nicht mehr für die Ewigkeit bauen können. Im großen und ganzen werden ja glücklicherweise die alten Straßenzüge und ihre alten Namen, schon der unterirdischen Anlagen wegen, erhalten bleiben. Dort, wo sie ganz oder teilweise zu bebauen sind, wird auch der konservative Liebhaber sich damit abzufinden haben, dass keine Kopie des Alten entstehen kann, die doch nur Ersatz wäre und nicht befriedigen würde. Die Aufgabe allerdings, hier die einpassende Idee, d. h. wiederum den richtigen Stil zu finden, erfordert einen großen Künstler. Die Gestaltung des neuen Wohnraumes wird sich hauptsächlich nach rückwärts auszuwirken haben und hierdurch das Problem der 'Altstadtsanierung' hoffentlich in einer Weise lösen, dass diese Gegenden mit den neuesten Siedlungen auch wohntechnisch konkurrieren können. Einen modernen Stil um jeden Preis, den man schon nach wenigen Jahren nicht mehr sehen kann, lehnen wir ab. Bei der Fülle der Aufgaben können wir auch Experimente abwarten, bis sie sich anderen Ortes bewährt haben, es sei denn, sie bezögen sich auf ausschließlich Mainzer Aufgaben."

    "Dass Mainz wieder eine Universität erhalten wird, ist eine frohe Botschaft. Den jungen Menschen, die hier ihre erlebnisreichsten Jahre verbringen, müssen Lebensbedingungen geboten werden, welche Mainz zu einer Lieblings-Universität für alle werden lassen. Unsere Stadt wird, wenn sie erst einmal ihre angestammte Fröhlichkeit zurückgewonnen hat, das übrige tun, um manche andere Musenstadt aus dem Feld zu schlagen. In diesem Zusammenhang ist unter anderem die Wiederingangsetzung des Theater- und Konzertlebens von größter Bedeutung. Sodann müssen die so hoffnungsreich angesetzten Pläne um das Gutenberg-Museum wieder aufgegriffen werden; mit der erhalten gebliebenen bedeutenden Bibliothek im Hintergrund, dem vorhandenen und erweiterungsfähigen graphischen Gewerbe zur Seite und dem Geist der Tradition Gutenbergs sind genügend Faktoren für eine fruchtbare Arbeit gegeben. Auch der Rundfunksender der Zone gehört in unsere Stadt, wo er, befruchtet durch die anwesenden Kulturinstitute, der Öffentlichkeit ganz anderes zu bieten vermag als an einem gleichgültigen Nebenplatz. Kurzum, es gilt die Wiederentdeckung von Mainz als eine historische Gegebenheit. Alles dies würde das finanzielle Leistungsvermögen der Stadt natürlich bei weitem übersteigen, Universität und Theater müssen daher neben anderem zu Landes- oder Staatsunternehmen erhoben werden. Der Rundfunk würde mehr als sich selbst tragen..."

    "Das Setzen des ersten Backsteins ist das Schwerste. Sieht man aber erst mal das Wo und Warum, das Ziel und die Ordnung, so lehrt die Erfahrung, dass es keine untätige Hand mehr gibt. Wenn wir bereit und fähig sind, an dem Aufbau mit vaterstädtischer Besessenheit zu arbeiten, werden auch die derzeitigen Herren unserer Zone uns zu den materiellen Voraussetzungen verhelfen. Dann wird eine bessere Zeit für Mainz kommen, dann muss Mainz nicht sterben!"

    Weitere Zitate anderer Persönlichkeiten

    "Wir brauchen die schöpferischen Architekten und Städtebauer, die in der Schule eines May, Gropius und Corbusier die besten Traditionen des Dessauer Bauhauses empfangen und mit weitem Horizont die Erfahrungen des modernen Städtebaus in Amerika, England, Frankreich und der Sowjetunion in sich aufgenommen haben."

    - Willy Feller (1947)

    "...Wenn in dem in Trümmer geschlagenen Deutschland zerstörte Städte abseits ihrer ursprünglichen Lage wieder aufgebaut werden sollen, so wird dies für die Stadt am Zusammenfluß von Rhein und Main, am Schnittpunkt großer Völkerstraßen, nicht zu gelten haben. Mainz kann nur an dem Punkt aufgebaut werden, wo es seit Jahrtausenden liegt."

    - Aus einem Artikel des Rheinischen Merkur (1946)

    Zum Wiederaufbau der Frankfurter Paulskirche äußerte sich der Denkmalpfleger Hermann Karl Zimmermann 1953 folgendermaßen:

    "Das erste Unternehmen, das von der Stadt selbst ins Werk gesetzt wurde, war der Ausbau der ausgebrannten Paulskirche. [...] Die amtliche Denkmalpflege wurde bei diesem Vorhaben geflissentlich ausgeschaltet und hat auf die Gestaltung [...] keinerlei Einfluß gehabt; allerdings hätte sie sich auch mit dem flachen Dach, das kein Gegengewicht gegen den hohen Turm zu bilden vermag, mit den unförmigen Sockelfenstern und der kahlen Leere des Inneren nicht einverstanden erklären können."

    1947 formulierte Walter Kolb anläßlich der Neuweihe des erhalten gebliebenen Grundsteins des Goethehauses:

    "Dieses Haus [möge] eine Stätte des Friedens, der Verständigung der Nationen im Geist sein […], im Zeichen Johann Wolfgang Goethes und seines Glaubens an die völkerverbindende Kraft der Kunst und der Gesinnung reiner Menschlichkeit.“

    Die Frankfurter Stadtverwaltung bat Walter Dirks um eine unabhängige Stellungnahme. Eindrucksvoll faßte er seine Thesen zusammen, nach der der Wiederaufbau eine "zentrale Lüge“ sei:

    "Lassen Sie sich durch die Zustimmung vieler, auch guter Stimmen nicht täuschen. Die Haltung, die wirklich groß und Goethes würdig ist, heißt: das Schicksal annehmen, Ja dazu sagen; gefallen sein lassen, was gefallen ist; die Kraft zum Abschied haben, zum unwiderruflichen Abschied, sich selbst und niemanden in frommer Täuschung vorschwindeln wollen, daß das Goethehaus eigentlich doch noch da sei: es ist nicht mehr da, und wenn es nachgeahmt wird, so ist es nicht einmal mehr im Geiste da. […] Man braucht keinen Betonkasten hinzusetzen. Man kann sich die überaus heikle Aufgabe gut überlegen. Man kann auch im Planen selbst behutsam, ja zärtlich vorgehen, – aber zugleich wahrhaftig. Man kann einen noblen Bau in den Proportionen des alten errichten und alles, was wirklich erhalten ist, darin verwenden: das wäre gültig und recht und hätte Bestand und ließe sich auch denen zumuten, welchen die Pietät über alles geht. Es wäre ehrfürchtig und ehrlich zugleich.“

    Ernst Beutler im April 1947 über das Goethehaus:

    "Das alte Frankfurt ist zugrunde gegangen; es stehen von der mittelalterlichen Stadt nur noch einige Kirchen. Was gewesen ist, soll und kann nicht wieder ins Leben gerufen werden. Wir wollen aber in einem einzigen Hause beispielhaft zeigen, wie die Stadt als Ganzes ausgesehen hat, wie eine gotische Fassade aussah, wie Flur und Treppe und die Einrichtung der Zimmer gewesen, in denen unsere Vorfahren vor Jahrhunderten gewohnt haben, und wir wollen dazu diejenige Stätte bestimmen, die dadurch geweiht ist, daß sie der Raum war, in dem sich die Jugend des größten Deutschen abgespielt hat."

    Aussagen des Redakteurs und späteren Verlegers Heinz Friedrich in der Wochenzeitung "Die Zeit":

    "[...] Der Initiator des Wiederaufbaus war Professor Ernst Beutler. Hat er recht behalten? Oder haben seine Kritiker recht, die sagten, das wiederhergestellte Goethehaus werde eine tote historische Kopie, eine museale Reminiszenz sein? In der Umgebung des Hauses flutet der Verkehr. Architektonisch kalte Geschäftshäuser werden hochgeführt. Die Altstadt liegt in Trümmern. Alles Tun dieser Stadt scheint auf Zweck, auf Profit gerichtet. Inmitten dieser Geschäftigkeit wirkt das Goethehaus wie ein Refugium. Der Schritt über die Schwelle ist der Schritt in eine völlig andere Welt. Hier ist der Alltag aufgehoben. Hier umfängt uns die heitere, harmonische Atmosphäre einer freien Menschlichkeit. Wir sind Professor Beutler und seinen Freunden großen Dank schuldig. Nach wenigen Jahren wird das Goethehaus wieder das alte Goethehaus sein! Wahrlich, mit dem Begriff Museum hat das Goethehaus, auch das neue, nichts gemein. Es zeigt uns vielmehr, was wir verloren haben: die Kultur, die notwendig ist, schöpferische Kräfte zur Entwicklung zu bringen. An uns also liegt es, das Goethehaus als etwas Lebendiges zu empfinden.“

    Wenn man es weiß, dank dir, erkennt (besser erahnt) man St. Emmeran. Ansonsten sehe ich nur Ruinen, lauter Trümmer, Schutt und Hoffnungslosigkeit.

    Ein einstmals pittoresker Winkel der Altstadt, der, von der verändert wiederaufgebauten Kirche abgesehen, gänzlich verschwunden ist.

    Eine Großtante von mir wurde damals ausgebombt, allerdings nicht in der Innenstadt sondern in Mainz-Kastel (auf der anderen Rheinseite). In meiner Kindheit hat sie dann hier in der Gegend des Bildes in der Gymnasiumstraße gewohnt. Die Welt ist klein...

    Alt-Nämberch in Gemälden (eine kleine Auswahl aus dem riesigen Fundus)

    ...von Paul Ritter (1829-1907)

    Die Einbringung der Reichskleinodien 1424, entstanden 1883

    Die alte Schau zu Nürnberg zur Zeit des Einzugs Gustav Adolfs am 21. März 1632, entstanden 1884

    Der Schöne Brunnen zu Nürnberg im Jahre 1632

    Einzug Kaiser Matthias' in Nürnberg 1612, entstanden 1890

    ...von Friedrich Carl Mayer (1824-1903)

    Szene im Hof des Pellerschen Hauses in Nürnberg, entstanden um 1892

    Die Brautthüre an der St. Sebalduskirche in Nürnberg, entstanden 1894

    ...von Lorenz Ritter (1832-1921)

    Nassauer Haus und Tugendbrunnen

    An der Frauenkirche, entstanden zwischen 1871 und 1876

    ...von Albin Mattenheimer (1823-1896(?))

    Henkersteg in Nürnberg, entstanden 1875

    Nürnberger Stadtmauer mit Neutor und Neutorturm

    Museumsbrücke - Viatishaus - Fleischbrücke, entstanden 1881

    ...von Domenico Quaglio (1787-1837)

    Kirchhof von St. Johannes mit der Aussicht auf die Burg zu Nürnberg, entstanden 1819

    St. Margareten-Kapelle in der Burg von Nürnberg erbaut im X. Jahrhundert, entstanden 1819

    Das Albrecht-Dürer-Haus am Thiergärtnertorplatz von Johann Heinrich Hintze (1800-1861)

    Blick von der Königstraße auf St. Lorenz in Nürnberg von Franz Stegmann (1831-1892)

    Der Hauptmarkt in Nürnberg von Carl Georg Enslen (1759-1848) nach einer Lithographie von Domenico Quaglio.

    Das Toplerhaus von Jan Derk Huibers (1829-1918)

    Der Odenwald und die Bergstraße, romantisch und sagenumwoben

    Odenwaldlandschaft mit Auerbacher Schloss und Starkenburg von August Lucas (1803-1863)

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    Lichtenberg im Odenwald, 1900 von Wilhelm Trubner (1851 - 1917)

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    Burg Frankenstein von Georg Johann Christian Urlaub (1844-1914)

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    Blick auf Weinheim an der Bergstraße von Eduard Gleim (1812-1899), entstanden 1863

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    Zwingenberg an der Bergstraße um 1810 von Wilhelm Merck (1782-1820)

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    Seeheim an der Bergstraße von Nicolaus Berkhout (1813-1892)

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    Zwei Artikel über das sanierte Thürwachterhaus, ein historisches Stadtbauernhaus aus dem 16. Jahrhundert, unmittelbar gegenüber des Taschenturms in der Altstadt gelegen. Jahrzehntelang stand es leer, bevor es zu neuem Leben erweckt wurde.

    Heute zeigt sich das kompakte Anwesen, laut den Artikeln, mit einem hellgrünen, reich texturiertem Putz. Weiß gerahmte Holz- statt Kunststofffenster und ein Gesims über dem Erdgeschoss prägen den Hauptgiebel, ein rotes Tor mit Schlupftür sitzt in der Hofmauer. Der Hof wurde aufgeräumt und mit Maulbeerbaum und Kletterhortensie zu einem kleinen „Hortus Conclusus“ verwandelt.

    Das Innere ist mir zu sichtbetonlastig, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

    Bauernhaus in Ingolstadt: Dieser Umbau mitten in der Altstadt zeigt, was in alten Häusern steckt
    Am Rande der Ingolstädter Altstadt verwandelt das Ingolstädter Architekturbüro Mühlbauer ein ehemaliges Bauernhaus in ein lichtdurchflutetes Wohn-Ensemble
    www.ad-magazin.de

    https://www.baunetzwissen.de/gerueste-und-schalungen/objekte/wohnen/thuerwachterhaus-in-ingolstadt-9719080

    Ein paar aktuelle Ansichten abseits der barocken Altstadt (Rund um die Straßen Buchtal, Am Kugelberg und Am Graben)

    Jurahäuser

    Weitere Eindrücke

    Blick zum Dom und zur Willibaldsburg

    Blick zur Schutzengelkirche

    Ich würde euch gerne das schöne Darmstädter Martinsviertel näher vorstellen. Abgesehen davon, dass ich hier einst für ein paar Jahre gewohnt habe, finde ich die Geschichte und das beinahe erfolgte Schicksal des Flächenabrisses in den 1970er Jahren, die Wiederentdeckung der Vorzüge seiner Altbausubstanz und des erfolgten Aufstiegs zu einem der beliebtesten Wohnviertel der Stadt, sehr interessant.

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    Lage des Viertels in Darmstadt

    Quelle: https://www.darmstadt.de/standort/stadt…/martinsviertel

    Das Viertel ist in seinen wesentlichen Teilen gründerzeitlich geprägt, entstand aber über einen langen Zeitraum. Seit Ende des 16. Jahrhunderts entwickelte sich nördlich der Altstadt die „Alte Vorstadt“, von einer erweiterten Stadtmauer umgeben. Die für die wachsende Zahl der wohlsituierten Hofbeamten errichteten Schweifgiebelhäuser im Barockstil in der Alexander- und Magdalenenstraße sind weitgehend erhalten, aber erheblich restauriert und zum Teil auch nach dem letzten Krieg im alten Stil erst wieder aufgebaut worden. Sie zeigen trotz mancher Veränderungen ein recht einheitliches Bild historischer Stadtgestalt.

    Nördlich an die alte Vorstadt anschließend entwickelte sich im 18. Jahrhundert, erstmals außerhalb der Stadtmauer, die kleinbäuerlich geprägte, kleinteilige Pankratiusvorstadt. Es siedelten sich Landwirte aus der Altstadt, einzelne Handwerker und Veteranen aus den Garnisonen der Stadt an. Im Volksmund entstand der bis heute bei alteingesessenen Darmstädtern verwendete Name „Watzeviertel", da sich hier der Faselstall mit dem städtischen Eber, dem „Watz“, befand. Mit der weiteren Ausdehnung nach Osten in die Lauteschläger- und Heinheimer Straße sowie nach Norden zur Arheilger Straße, zog dann auch in die Stadt drängende, verarmte Landbevölkerung zu. Dieser Bereich des Martinsviertels zeichnet sich durch schmale, unregelmäßig geführte Straßen mit einer heute recht heterogenen Bebauung aus, in der aber an vielen Stellen Reste der ursprünglichen Bebauung noch gut erkennbar sind.

    In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte mit der beginnenden Industrialisierung ein rasantes Bevölkerungswachstum ein, das schließlich zu einem spekulativ angeheizten Bauboom im Viertel führte. Zwischen 1880 und 1910 hat sich die Zahl der Haushalte von 1630 auf 5200 um mehr als das Dreifache erhöht. Zuerst entstanden noch zwei- bis dreigeschossige Wohnhäuser, insbesondere im Bereich der 1885 eingeweihten Martinskirche. In den 1890er Jahren wurde dann fast die gesamte Fläche zwischen der Dieburger- und Frankfurter Straße mit Miethäusern bebaut. Wie in vielen gründerzeitlichen Stadtvierteln, entstand ein recht einheitliches Stadtbild, Straßenzüge teils mit, teils ohne Vorgärten, gesäumt von viergeschossigen Wohnbauten, oft mit historisierendem Dekor geschmückt.

    Dabei kam es zu beträchtlichen Terrain- und Bauspekulationen, die Bodenpreise stiegen von 1–3 Goldmark (1870) auf bis zu 50 Goldmark (1905). Nachdem der Zuzug abebbte, fielen die Preise jedoch wieder auf ca. 25 Goldmark. Durch die Spekulationen und den Preisverfall erhielt das Gebiet um den heutigen Friedrich-Ebert-Platz auch den Beinamen Hypothekenfriedhof.

    Im Zusammenhang mit dem 1912 fertiggestellten Darmstädter Hauptbahnhof, wurde die auf einem Damm direkt nördlich des heutigen Rhönrings verlaufende Odenwaldbahn nach Norden verlegt. Auf den freigelegten Flächen konnte in den 1920er Jahren sozialer Wohnungsbau von der Stadt errichtet werden. Es entstand eine insgesamt 1,5 km langgestreckte, einheitlich gestaltete Baugruppe, die einen klaren städtebaulichen Abschluss des Martinsviertels nach Norden bildet.

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    Sozialer Wohnungsbau am Rhönring aus den 1920er Jahren

    Quelle: https://vorhang-auf.com/darmstadts-gro…baeudeensemble/

    Innerhalb des Viertels waren einzelne Flächen unbebaut geblieben, auch dort wurde bis in die frühen 1930er Jahre sozialer Wohnungsbau errichtet, nun in vom Bauhaus beeinflusster Formensprache. Zwischen Martinsviertel und Innenstadt liegt die Technische Universität. Ihre Hauptgebäude wurden an der 1891 gebauten Hochschulstraße errichtet, der ersten direkten Verkehrsanbindung des Viertels an die Innenstadt.

    Das Martinsviertel wurde zwar auch im Zweiten Weltkrieg, insbesondere während der Darmstädter Brandnacht am 11. September 1944, beschädigt. Zerstört wurden unter anderem die Martins- und Elisabeth-Kirche. Allerdings blieb, im Gegensatz zur zentralen Innenstadt, ein Großteil der historischen Bausubstanz erhalten.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg dehnte sich die Hochschule in der Innenstadt insbesondere auf dem Gebiet der vollständig zerstörten Altstadt, jedoch auch in das Martinsviertel aus. Am Kantplatz entstanden recht gewaltige Institutsbauten, die den Maßstab des kleinteiligen Viertels deutlich sprengen. Das Martinsviertel blieb weitgehend Wohnort der sozial schwachen Bevölkerung und der unteren Mittelschicht. Es gab allerdings ein deutliches Gefälle zwischen dem Ostteil, der eher von der Mittelschicht geprägt war und dem Westteil, mit dem alten zentralen Bereich um die Pankratius- und Arheilger Straße, in dem untere soziale Gruppen ansässig waren.

    In den 1960er Jahren galt das Martinsviertel zunehmend als unattraktiv. Das Statistische Amt der Stadt Darmstadt hatte im Juni 1969 eine Untersuchung vorgelegt, die mit zahlreichen Daten zur veralteten Bausubstanz, zur schlechten sanitären Ausstattung der Wohnungen und zur überalterten Bevölkerungsstruktur belegte, wie erneuerungsbedürftig das Martinsviertel geworden war. Die Ausstattung der Wohnungen entsprach meist nicht einmal dem Standard des sozialen Wohnungsbaus. Die Toiletten befanden sich in der Regel im Treppenhaus, es gab kaum eigene Bäder, Warmwasser aus der Leitung war keine Selbstverständlichkeit. Geheizt wurde überwiegend mit Kohle- oder Öleinzelöfen. Lärmbelästigung durch Betriebe im Gebiet, Verkehrsbelastungen, zugebaute Innenhöfe und fehlende soziale Infrastruktureinrichtungen kennzeichneten weite Bereiche des Quartiers. Zudem hatte das Viertel mit starkem Einwohnerverlust zu kämpfen, lebten hier 1961 noch 18.000 Einwohner, waren es 20 Jahre später noch 14.800 und wiederum 20 Jahre später lediglich 10.100.

    Ausgehend von einem von der Stadt Darmstadt 1960 beschlossenen Flächennutzungsplan, wurde der Bau einer Hauptverkehrsstraße – der sogenannten Osttangente - quer durch das Martinsviertel geplant. Das städtebauliche Leitbild der Nachkriegszeit, die gegliederte und aufgelockerte Stadt, war in den Köpfen der Planer so fest verankert, dass daran gedacht war, das intakte und vom Krieg weitgehend verschonte Stadtviertel an die Leitvorstellung anzupassen. Das Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe, sollte so weit wie möglich beseitigt werden. Zudem sollten Straßenräume aufgebrochen werden, um Licht, Luft und Sonne in das Wohnviertel zu bringen. Das gründerzeitliche Johannesviertel war von diesen Plänen nicht betroffen.

    Schon in dem zur Zeit von Oberbaudirektor Grund erarbeiteten Verkehrsplan von 1948 ist als zusammenhängender Straßenzug eine Tangente östlich vom Stadtkern geplant, die von der Nieder-Ramstädter-Straße über die Teichhausstraße in die Heinheimer Straße und dann weiter nach Norden führt. Im neuen Straßenzug der östlichen Stadtkerntangente sollte die dichtbesiedelte und beiderseits überwiegend viergeschossig bebaute Heinheimer Straße durch einen neuen, weiter westlich im Bogen durch das Neuordnungsgebiet zu führenden Straßenzug ersetzt werden, der zugleich das Gebiet der Technischen Hochschule berührt und diese damit besser an das Hauptverkehrsnetz anschließt. Die Planung erinnert in Teilen an Neubaugebiete, wie sie in den 1960er und 1970er Jahren am Stadtrand entstanden.

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    Der Bebauungsplanentwurf N5, 1969

    Quelle: https://palatia.unitas.org/das-martinsvie…nt-die-palatia/

    Prägnant schwingt die Osttangente auf den Entwürfen durch das Viertel, vierspurig mit begrüntem Mittelstreifen, anbaufrei und ohne die in Grünflächen geführten begleitenden Gehwege 19,5 bis 22 Meter breit. Nur eine einzige Kreuzung im Zuge einer Querachse, die mitten durch Bebauung von der Pallaswiesen- zur Wenckstraße führt, verbindet mit dem Straßennetz des Viertels. Zahlreiche Straßen enden an der Osttangente in Wendehämmern, so auch die Heinheimer Straße im Norden und im Süden. Andere Straßen, wie zum Beispiel die Kranichsteiner Straße, die Müller- und Eckhartstraße sowie Teile der Schuhknecht-und Liebfrauenstraße sind als öffentliche Grünflächen mit Fußwegen ausgewiesen. Der markanteste Teil der neuen Bebauung sind fünf achtgeschossige Punkthäuser, die umgeben von Grünflächen die Stadtschnellstraße auf der Ostseite säumen. Auf der Westseite sind von der Dieburger- bis fast zur Gardistenstraße alle Flächen für die Erweiterung der Technischen Hochschule vorgesehen. Nördlich anschließend wurden dann Bauflächen für ortsgebundenes Kleingewerbe ausgewiesen. Nur wenige der gründerzeitlichen Baublöcke sind im Plan vollständig erhalten, bisweilen ganze Häuserzeilen beseitigt und teilweise durch senkrecht zur Straße stehende, viergeschossige Neubauten ersetzt; so wurden die Baublöcke für Licht, Luft und Sonne geöffnet. An einigen Stellen müssen in den Planungen ganze Häuserzeilen zweigeschossigen Gemeinschaftsgaragen und Pkw-Stellplätzen weichen.

    Der Entwurf des Bebauungsplanes fand bei den betroffenen Bürgern des Martinsviertels wenig Gefallen. Zahlreiche Punkte der vorgestellten Sanierungsplanung wurden von den Bürgern kritisiert, bspw. die Gebäudeansprüche der Technischen Hochschule, die zahlreichen Abbrüche von Wohnbauten und Geschäftshäusern mit unabsehbaren Folgen für die Gewerbetreibenden sowie die erwartbaren deutlich höheren Mieten für die Neubauten an Stelle der Altbauwohnungen.

    Im Laufe der Jahre wurden die Planungen immer wieder überarbeitet, so sollten nach langen Diskussionen nur Gebäude in schlechtem Zustand abgebrochen und fast keine Bewohner durch die Sanierung verdrängt werden. Manche Entwürfe sahen eine Straßenbahntrasse vor, in anderen wurde die Osttangente in zwei Einbahnstraßen aufgeteilt, in Nordrichtung durch die Heinheimer Straße und in Südrichtung im Zuge der Pankratiusstraße und weiter mit Durchbruch zur Dieburger-/Pützerstrasse. Des Weiteren wurde der Straßendurchbruch von 30 m auf nur noch 13 m Breite verringert, sowie als grüne Allee ("Grüne Achse der Vernunft") beworben.

    Schon seit längerer Zeit hatte sich bei anderen Vorhaben und Zielen der Sanierung ein deutlicher Wandel abgezeichnet. Die Stadtplaner sahen die so genannte „Flächensanierung“, also den Abriss alter Häuser und die Neuordnung ganzer Straßenblöcke, nicht mehr als Lösung an. Vielmehr hatte während der 1970er Jahre ein Umdenken stattgefunden. Historische Bausubstanz galt nunmehr als erhaltenswert. Das neue Leitbild der Sanierung hieß „erhaltende Erneuerung“ statt „Kahlschlag“.

    Endgültig praktisch verhindert wurden die Planungen nach der Kommunalwahl 1981. Die neue Koalition sorgte für eine neue Wohnbebauung an der Ecke Dieburger-/Heinheimer Straße. Damit war die für den Bau der Osttangente solange freigehaltene Fläche zugebaut und der Straßendurchbruch durch das Viertel nicht mehr möglich. Der lange und teils bitter geführte Kampf um die neue Straße war zu Ende.

    Im gleichen Jahr wurde ein neues Verkehrskonzept in den Rahmenplan aufgenommen, das Vorschläge zur Verkehrsberuhigung von Wohnstraßen und zur Schaffung zusätzlicher Parkplätze enthielt. Für die Erneuerung des Martinsviertels wurden „vier Säulen der Sanierung“ formuliert, die in den letzten 40 Jahren umgesetzt wurden:

    1. Modernisierung der Häuser

    2. Neugestaltung von Straßen und Plätzen

    3. Schaffung von gemeinsamen Innenhöfen

    4. Ausbau der Sozialen Infrastruktur

    Zusätzlich wurde darauf geachtet, die Nahversorgung im Viertel zu sichern, indem für neue Lebensmittelgeschäfte Genehmigungen erteilt und dafür Sorge getragen wurde, bestehende Standorte zu erhalten.

    Bei der Sanierung der vielen Altbauten im Martinsviertel sahen sich die Planer vor eine schwierige Aufgabe gestellt: Sie sollten die zum Teil maroden und einfachst ausgestatteten Häuser auf einen modernen und zeitgemäßen Standard bringen. Gleichzeitig durften die Mieten aber nicht wesentlich steigen, um zu verhindern, dass die angestammte Wohnbevölkerung aus dem Viertel verdrängt werden würde. In dieser Situation sollte es sich jetzt ironischerweise als Vorteil erweisen, dass die Stadt als Vorbereitung auf den Bau der Osttangente selbst Häuser rund um die geplante Trasse aufgekauft hatte. In diesen Fällen konnte man nun auf Mittel aus der Städtebauförderung zurückgreifen.

    Dass das Martinsviertel heute als lebendiges Innenstadtquartier gilt, hat viel mit seinen Plätzen zu tun. Im Zuge der Sanierung sind die ungeordneten, oftmals als reine Parkfläche genutzten Plätze des Viertels zu attraktiven Freiflächen für vielfältiges öffentliches Leben umgewandelt worden. In den Innenräumen vieler Baublöcke entstanden neue Grünflächen mit Kinderspielplätzen. An einzelnen Stellen wurde das Parkplatzdefizit abgebaut. Die Ausdehnung der Technischen Universität in das Martinsviertel konnte verhindert werden und weitere übermäßig dichte und hohe Bebauung wurde vermieden. Den Autoverkehr in den Straßen zu beruhigen war jedoch nur in recht bescheidenem Umfang möglich. Der Wohnwert des Viertels, seine Attraktivität hat aber deutlich zugenommen. Eine große Zahl von Kneipen aller Art, Freizeit- und Begegnungsstätten von Vereinen mit ihren Einrichtungen und die gute Ausstattung mit Infrastruktur für Menschen jeden Alters, sorgen für einen lebendigen Stadtteil, der trotz vieler Veränderungen einen guten Teil seines alten Flairs erhalten hat.

    Ein paar Eindrücke (alle Bilder sind von mir aus dem Jahr 2007)

    Jugendstil am Rhönring

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    Friedrich-Ebert-Platz

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    Beispiele für zwei- bis dreigeschossige Wohnhäuser

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    Bebauung am Riegerplatz...

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    ...am Lichtenbergplatz...

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    ...in der Lichtenbergstraße...

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    ...in der Taunusstraße...

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    ...und in der Kittlerstraße

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    Quellen:

    Martinsviertel - Abgeschlossenes Sanierungsgebiet (1972 - 2016)
    Ehemaliges Sanierungsgebiet Martinsviertel. Übersichtsseite mit Download des Buches „Sanierung Martinsviertel – Chronik einer Erneuerung“ (2019).
    www.darmstadt.de

    Sanierung Martinsviertel – Chronik einer Erneuerung

    40 Jahre Martinsviertel - Die Geschichte der Sanierung eines Stadtteils

    Darmstadts größtes Gebäudeensemble – VORHANG AUF

    Das Martinsviertel – Hier wohnt die Palatia | W.K.St.V. Unitas Palatia Darmstadt

    Eindrücke aus dem Weiler Sankt Kastl im Markt Reichertshofen südlich von Ingolstadt. Der kleine Ort besteht aus vier Anwesen, einer ehemaligen Gaststätte und zwei Kirchengebäuden.

    Seit 1447 steht auf einer Rodungsinsel zwischen Langenbruck und Rohrbach die spätgotische Wallfahrtskirche St. Kastulus. Aber bereits zuvor dürfte an dieser Stelle eine ältere Kirche gestanden haben.

    Die Wallfahrtskapelle in unmittelbarer Nachbarschaft stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist im Stil des Barock erbaut.

    Den Brömserhof hatten wir lustigerweise schon im Parallelstrang, der gesuchte Ort war bisher noch kein Zeichnungsthema :wink:

    Achim84
    April 11, 2025 at 6:51 PM