Posts by Heveller

    Wenn die Farbe Auswirkungen auf die Temperatur hat, was ja stimmt, würde ich bei Holzteilen immer dunklere Farbtöne (selbstverständlich diffusionsoffen und atmungsaktive Farbe) bevorzugen. Denn dadurch wird das Holz stärker erwärmt und trocknet besser ab, was die Lebensdauer der Holzbauteile verbessert.

    Majorhantines Wie immer ein sehr großes Kompliment. Da kennt sich jemand aus! Es sind in der Tat Biozide, die das Verfärben der Fassaden über die Dauer der Gewährleistung hinweg, verhindern. Man könnte auch überspitzt formulieren: Wir vergiften einfach die Außenwände. Das Gift wäscht sich aber mit der Zeit aus und landet im Spritzschutz. Problematisch wird es, wenn dann Kinder mit dem dortigen Schotter spielen oder wenn es Mietergäten gibt, bei denen an den Spritzschutz angrenzend, Gemüsebeete angelegt werden....

    Wegen der Dämmung bekommt man die Taupunktfeuchtigkeit nicht aus der Wand. Und Dämmung muss eigentlich auch sein. Also eine andere Farbe? Früher hat man ähnlich betroffene Wände gekalkt. Kalk ist nicht giftig, aber alkalisch und unterbindet Schimmel- und Pilzbildung. Die damalige Farbentfaltung entspricht natürlich nicht den heutigen Ansprüchen. Könnte aber Kalk- oder Silikatfarbe vielleicht dennoch eine Alternative für den allgegenwärtigen Giftcocktail sein?

    Franka und Leonhard Das ist ein sehr spannender Ansatz. Dazu eine kleine Anekdote, Mein erwachsener Sohn, der mit Architektur wenig anfangen kann, besuchte neulich das Hamburger Rathaus und kurz danach das Neue Palais in Potsdam - beides mit ausgiebiger Führung. Sein Urteil war: Das Hamburger Rathaus ist in Gänze beeindruckender und repräsentativer. Zitat: "Das macht mehr her."

    Ich habe das gar nicht so hinterfragt und versucht, ihm dahingehend Recht zu geben, dass ja schon Zeitzeugen von damals die Communs "unschicklich" fanden, weil sie gelungener als der eigentliche Palast sind. (Friedrich hatte seinen Baumeistern beim Neuen Palais, wie immer, zuviel reingeredet. Büring floh ganz schnell und Manger litt. Gontard blieb und hatte bei den Wirtschaftsgebäuden freie Hand, was sich in deren perfekten Kuppeln, Freitreppen etc. dokumentiert...

    Aber zurück zum Thema: Leonhards Aussage, dass Die Wahl der Neogotik als Stil für Parlamente und Ratshäuser im geschichtsbewussten 19. Jh [...] in vielen Fällen darauf zurückgehen [dürfte], dass man an die Tradition der repräsentativen Stadtverwaltungen der großen mittelalterlichen Handels- und freien Reichsstädte anknüpfen und somit die bürgerliche Emanzipation und Unabhängigkeit von Adel und Kirche unterstreichen wollte. trifft es. Das Hamburger Rathaus ist zwar keine Neogotik, sondern Neorenaissance, hat aber auf den 'einfachen' Betrachter eine analoge Wirkung. Der Bürgerbau repräsentiert mehr als der Königspalast.

    Majorhantines Ich wollte mit meiner Bemerkung den Bogen weiter spannen - weg von der rein gesellschaftlichen Betrachtung. Denn Parlamente befinden sich ja idR in sehr repräsentativen Gebäuden, die tlws. historisch aber auch historisierend sind. (Westminster Palace 1840-1870: Neogotisch, Parlamentsgebäude in Budapest 1884-1904: Neogotisch etc.) Demnach scheint die Formsprache wohl weniger der Gesellschaftsform sondern - steingeworden - primär der Würde und Verdeutlichung der dortigen Macht zu entsprechen - wo wir wieder bei Phi wären.

    Es wäre spannend, eine Matrix zu haben, in der alle Parlamentsgebäude mit deren Baujahr und jeweiligen Baustil erfasst wären.

    Ich stecke in dem Thema nicht so tief drin, kann mich jedoch sehr gut daran erinnern, dass Klaars damals sehr konkrete Vorstellungen von der GK und ihrer Nutzung hatte. Er wollte da aktiv mit reinreden und machte die Spendengabe von seinen sehr konkreten, persönlichen Vorstellungen abhängig. Dass soetwas der Spendennehmer ablehnt ist verständlich. Auch das Rote Kreuz würde so reagieren. Ich bezweifle zudem, dass mit einer Klaars-Beteiligung die GK-Ausstellung heute so gelungen ausgewogen wäre.

    Außerdem ist die "lauwarme" Zustimmung, wie Treverer es ausdrückt, mE primär auf die elends lange Bauzeit zurückzuführen. Stein auf Stein ist zwar schön, aber es dauert ewig bis das fertig wird. Diese zähe Periode gab vielen Zeit, sich gegen die GK zu formieren respektive gleichgültig gegenüber ihr zu werden. Sie war ja irgendwie schon lange da, aber eben auch nicht ganz.

    Der Besucherzuspruch nach der Turmeröffnung ist dem entgegen jedoch enorm. Ich hatte viel weniger befürchtet. Die Stiftung sollte dieses Momentum mehr für die Generierung von Spenden nutzen. Auch könnte das Eintrittsgeld als Spende deklariert werden, dann wäre es sogar von der Steuer absetzbar. Das würde mE viele zum Wiederkommen ermuntern. Bei 12 EUR Eintritt pP kommt da über das Jahr schon einiges zusammen.

    Wir alle sind uns unserer Geschichte bewusst und doch gewiss auch, dass die Demokratie nur das geringere Übel ist. Aber es ist und bleibt ein Übel.

    Warum? Weil ich - wäre ich der Alleinherrscher - gemäß des Bundestrainerprinzigs natürlich alles richtig machen würde. Das würdest aber Du natürlich anders sehen. Genauso wie ich wiederum es anders sehen würde, wenn Du der Alleinbestimmer wärst.

    Ich glaube, diese allgemeingültige Erkenntnis der Aufklärung droht abhanden zu kommen. Aber darum sollten wir kämpfen.

    @ all: Ich bin mir bewusst, dass es sich hier um ein Rekonstruktionsforum handelt. Dennoch weigere ich mich, automatisch jedem historischen Entwurf oder Gegebenheit zuzustimmen. Bei Stuck und Schnörkel falle ich nicht reflexhaft in Verzückung, denn es gibt auch häufig zuviel davon. Besonders im Historismus, dem Wallot ja eindeutig zuzuordnen ist. Oder um es mit Loriot auszudrücken: Früher gab's mehr Lametta. An meinem Christbaum gibt es kein Lametta. Denn ich möchte den Baum in seiner natürlichen Schönheit genießen und diese nur betonen.

    Natürliche Schönheit ist bekanntlich eine mathematische Größe. Es ist Phi (Φ =1,6180339...) oder auch der Goldene Schnitt respektive die Göttliche Dimension. Alles Natürliche, auch unser Körper unterliegt dieser harmonischen Proportion - Das Kleine verhält sich zum Großen, wie das Große zum Gesamten. Eine Formensprache, die diese Basics beinhaltet, gefällt.

    Ich bin ein Phi-Ultra und bedauere es sehr, dass meine Tochter in ihrem Architekturstudiem nichts davon gelernt hat. Dabei sollte es für Architekten eigentlich 'die Muttermilch' sein.

    Betrachtet man Gebäude mit der Perspektive von Phi, erhalten auch moderne Bauten, die dies erfüllen, eine ästhetische Berechtigung. Ich stimme zu, dass früher Phi in der Baukunst präsenter war als heute - heute wird es ja auch nicht mehr gelehrt. Deshalb sind alte Gebäude auch häufig gefälliger als moderne Gebäude. Das ist die schlichte Mengenlehre. Erfüllt ein Gebäude jedoch die Proportionen von Phi - so wie es das Reichstagsgebäude tut - befürworte ich es, egal ob modern oder historisch. Das ist mein Standpunkt.