Beiträge von Mathias

    baukunst

    Vielen Dank für den ausführlichen Bericht! Für den Anfang finde ich die Aussagen gar nicht so schlcht! OB Maly blockt immerhin nicht von vornherein ab, sondern sieht den "Anfang einer Diskussion". Das scheint mir zwar etwas typisch zu sein für Politiker, die erst mal warten, wie die Mehrheitsmeinung sich bildet, und dann sagen, sie seien schon immer dafür gewesen. Aber das kann für uns in diesem Fall durchaus positiv sein! Immerhin ist der OB nicht grundsätzlich gegen einen Weiterbau.

    Von der Denkmalpflege kann man Begeisterung für Rekonstruktionen sowieso nicht erwarten. Das war bei Frauenkirche, [lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon], Garnisonkirche genauso. Aber auch Dr. Exner ist unzufrieden mit dem derzeitigen Zustand und freut sich offensichtlich tatsächlich über das Interesse, das das Pellerhaus jetzt findet!. Als Denkmalschützer geht es ihm dabei selbstverständlich nur um den Erhalt des Bestehenden - was sonst. Aber genau da liegt ein Ansatzpunkt! Der Innenhof findet in seinem derzeitigen Zustand offensichtlich zu wenig Aufmerksamkeit, eine Aufwertung durch Ergänzung käme daher dem Bauwerk insgesamt und somit auch den wertvollen Originalteilen zugute!

    Eine Einbeziehung der Schule in das Projekt wäre sicher sehr hilfreich!

    @Schlossgespenst

    Wie schwach die Argumente der Gegner sind, zeigt sich auch darin, dass sie gar nicht differenzieren und darauf eingehen, wie gut dokumentiert das Fachwerk insbesondere des Schwarzen Sterns war.

    Kardinal

    Solche Fachwerk-Experten wie Prof. Gerner müssen viel mehr Öffentlichkeit bekommen! Jetzt, nachdem die Rekonstruktion von Fachwerkbauten wie der Goldenen Waage und dem Roten Haus immer wahrscheinlicher wird - und zwar nach Stimmen aus fast allen Parteien - , ist es unverantwortlich, dass immer noch die Glas-und-Stahl-Spezialisten als Experten angehört werden für Dinge, von denen sie keine Ahnung haben (können).
    Die Rekonstruierbarkeit von regional- und zeittypischem Fachwerk ist dabei ein absolutes Kernthema!

    baukunst-nbg

    Die Urheberrechtsfrage ist ein wichtiger Gesichtspunkt, auch für andere vergleichbare Vorhaben. Ich bin sehr gespannt!
    Bei der Wiederherstellung des Goldenen Saals im Augsburger Rathaus wurde in den Achtziger Jahren ebenfalls in eine bestehende Fünfziger-Jahre-(Innen-)gestaltung eingegriffen. War dies nicht auch beim Nürnberger Großen Rathaussaal ähnlich?

    Ich kann auch jeden nur ermuntern, Leserbriefe zu schreiben. Ich schreibe gern weitere, wenn es etwas Neues gibt. Auch die Sichtweise von Nürnberg-Besuchern sollte für die Nürnberger Stadtplanung relevant sein angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus für die Stadt.

    Jürgen

    Danke für deine wertvollen aktuellen Informationen!

    Was Bartetzko selbst vorschlägt, ist wohl viel eher "Disneyland", nämlich aus verschiedenen erhaltene Fassadenresten Frankfurter Bürgerhäuser ganz neue Häuser zusammenzumischen! So will er z. B. aus den zahlreichen erhaltenen wertvollen Ornamenten des Salzhauses ein komplett neues Haus an anderer Stelle (!) zusammenfügen, statt, was viel näher liegt, das erhaltene Orignalerdgeschoss wieder mit den in Depots versteckten Original-Holzschnitzereien der Obergeschosse zusammenzuführen und so wieder eines der schönsten Frankfurter Bürgerhäuser erlebbar zu machen!

    Bartetzkos seltsame Logik lautet also: wer am originalen Standort möglichst historisch baut, schafft "Disneyland", wer historische Original-Reste zu Phantasiebauten zusammensetzt, schafft "Bartetzkoland". - Yeah!

    Die Fachwerkhäuser sind in meinen Augen ein gelungenes Beispiel dafür, wie Rekonstruktionen dazu beitragen können, einem historischen Platzgefüge wieder Geschlossenheit und vorhandenen Baudenkmälern einen Rahmen zu geben.


    Die Bedeutung dieser Häuser zeigt sich erst, wenn man ihren Kontext betrachtet.
    Der [lexicon='Römerberg'][/lexicon] bestand bereits vorher aus originalgetreu wiederhergestellten Gebäuden und Häusern mit Anklängen an die historische Bebauung. Die Römerfront gegenüber, die Alte Nikolaikriche und das Steinerne Haus waren nach den Kriegszerstöungen originalgetreu wiederhergestellt worden. Bei drei Häusern hatte man zumindest die historischen Erdgeschosse übernommen. Die übrigen Häuser der Fünfziger Jahre beziehen sich mit kleinteiligen Fassaden, Spitzgiebeln, Erkern, Dachgauben und Schieferdächern auf die Vorgängerbauten. Die "Ostzeile" wurde also in eine Umgebung gebaut, die hohen historischen Wert durch die Kaiserkrönungen hatte und deren Nachkriegsbebauung sich bereits rekonstruierend bzw. historisierend auf die Vorgängerbebauung bezog.

    Zwei Häuser, das Haus Großer Engel ganz links und das Haus zum schwarzen Stern rechts, gehörten mit ihren reichen Verzierungen zu den wertvollsten alten Bürgerhäusern Frankfurts. Auch das spricht für ihren Wiederaufbau.
    Ich finde die Häuserzeile sehr abwechslungsreich und prächtig, mit Gotik (Großer Engel), Renaissance (Schwarzer Stern) und 18. Jahrhundert (Goldener Greif, Wilder Mann). Es gibt Putzfassaden, Sichtfachwerk und Schiefer.

    Sichtfachwerk gab es bei den ursprünglich verschieferten Häusern nur beim Großen Engel und beim Haus zum schwarzen Stern. Ich vermute, dass ein großer Teil des heutigen Sichtfachwerks der Häuser eine freie Nachschöpfung ist und daher nicht als Rekonstruktion im strengen Sinn verstanden werden kann. Das dürfte der Hauptangriffspunkt sein auch für die aktuelle Diskussion um die Altstadt. Mäckler sagt ja, ein Viertel ganz aus Fachwerkhäusern wäre eine "Katastrophe".
    Meine Meinung ist, dass freie historisierende Nachschöpfungen erlaubt sind. Die Fünfziger-Jahre-Gebäude am [lexicon='Römerberg'][/lexicon] wie z. B. das heutige Salzhaus gehören in diese Kategorie. Allerdings sollten sie als Schöpfungen ihrer Zeit unterscheidbar sein von Rekonstruktionen, die den Anspruch erheben, einen zerstörten Bau wieder erlebbar zu machen. Ein wiederaufgebautes Rotes Haus am Alten Markt mit Phantasiefachwerk wäre keine Rekonstruktion sondern im schlimmsten Falle Disneyland.

    Gerade weil der Alte Markt ganz anders war als wir es heute vom "Krönungsweg" der deutschen Könige und Kaiser erwarten, wäre eine Wiedergewinnung dieses städtischen Raums ein Gewinn an Information, der viel aussagen könnte über unsere Vergangenheit. Ein dicht bebauter, bürgerlicher, eben gar nicht "imperialer" Krönungsweg spricht vom Selbstbewusstsein der Reichsstadt gegenüber den politisch meist schwachen Kaisern. Eine Sichtachse wie in barocken Residenzstädten war hier eben einfach nicht durchsetzbar und von der Bürgerschaft nicht gewollt.