Beiträge von ursus carpaticus

    Zitat

    ich finde, du hast bildtechnisch einen Quantensprung gemacht!

    (Schlosshof).

    Hm... wenn man davon ausgeht, dass meine Bilder früher nicht viel getaugt haben, ist das kein großes Kompliment... Wikipedia sagt hiezu:

    Zitat

    Einfach gesagt, ist ein Quantensprung eine Zustandsänderung in einem sehr kleinen System, also eine sehr kleine Änderung der Wirklichkeit. Umgekehrt ist jede noch so kleine Zustandsänderung immer ein Quantensprung, es gibt nichts Kleineres.

    Angesichts derart minimaler Fortschritte besteht keine Hoffnung, dass aus mir noch ein passabler Photograf wird...

    Schön. Ich kann mich gar nicht erinnern, die Berggasse abgehatscht zu sein (muss aber dort gewesen sein, anders kommt man nicht vom Schloss zur Kirche).
    Steyr ist verdammt ausgedehnt, was es auch von unseren anderen Städten unterscheidet. In Steyrdorf geht es noch endlos weiter, mit wertvollen Biedermeierensembles. Dazu ist zu bedenken, dass einiges von Ennsdorf durch die Bomben unwiederbringlich vernichtet wurde. Dadurch fehlt quasi die östliche Vorstadt (was überlebt hat, ist bis auf ein paar Häuser in der Haratzmüllerstraße kaum der Rede wert. Wo war eigentlich das Johannestor genau?)
    Es ist ja auch bemerkenswert, dass es von den bislang vier Galerieherstellern hier im Forum noch keiner bis zum Schnallentor, eines der Wahrzeichen der Stadt geschafft hat (wobei du natürlich diese Aussage noch widerlegen kannst, Schlosshof).

    Hier der Vorkriegszustand der zerstörten Hauptplatzhäuser (Sternhaus und heutiger Kleiderbauer):

    Der Wiederaufbau des Kleiderbauerhauses verdient keinen Beifall und kommt nicht an die Lösung der Enge heran. Suggeriert wurde ein völlig ahistorischer Inn-Salzach-Stil. Allerdings hätte eine vereinfachend-modernisierende Adaption des Altbaus auch sehr in die Hóse gehen können. Vielleicht wäre es am Klügsten gewesen, die problematisch breite Fassade in zwei Einheiten zu untergliedern. Insgesamt hätte man sich an diesem Hauptplatz mehr Sensibilität und auch Qualität erwarten dürfen, was in der Enge ganz selbstverständlich gelungen ist- dabei wirken die Fassaden dort sogar "moderner", man sieht ihnen den Nachkriegscharakter mehr an als dieser plumpen Anbiederung hier.
    Zunächst hielt ich die Dachlösung des links angrenzenden kleinen Hauses auch für eine Vereinfachung des Wiederaufbaus, aber dem ist ganz anscheinden NICHT so. Hier handelt es sich tatsächlich um ein in Steyr eher seltenes Inn-Salzach- Beispiel (obwohl gegenüber diesem alten Bild die DG-Zone verändert, ja verfeinert worden ist).

    Hatten wir schon, Zeno.

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    Hauptplatz mit Anpassungsbau:

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    Das STernhaus ganz rechts war zu 2/3 zerstört.
    Vgl übrigens Beitrag 84 1. Bild von Munich Frank. Offenbar waren die US-Angriffe recht gezielt gegen die Rüstungsindustrie am anderen Ennsufer gerichtet. Die Ennsstadt mit ihren Alststadtresten sieht schon sehr ramponiert aus, überhaupt, wenn es Richtung stadtauswärts geht.
    Wie zB das auf viel getroffene Wels hat Steyr keinen Gründerzeitgürtel mehr. Hinter der STadtpfarrkirche oder vielmehr neben ihr siehr es aus wie im schlimmsten Würzburg. Es siht so aus, als wäre die Altstadt gezielt ausgespart worden und als wären die Treffer in der Enge und beim STernhaus Ausreißer gewesen.

    Der "Steyrische" gotische Charakter Wiens ist wohl schon der Barockisierung zum Opfer gefallen, ansonsten müssten noch einige Reste vorhanden sein. Schon GF hat darauf hingewiesen, dass der Merianstich von Wien ein großes Steyr zeigt. Und darin liegt die Bedeutung der Stadt, nämlich ein spezifisch urösterreichisches, wohl von der Volkskunst hergeleitetes Stadtbild, kein welscher Dunst und welscher Tand wie die Inn-Salzach-Städte. Steyr ist für uns gleichzeitig mehr und weniger als Rothenburg für die Auslandsdeutschen (eigentlich recte Deutschausländer). Mehr, weil es für das Land ungleich bedeutender und einzigartiger als Rothenburg für Franken/Bayern/Westdeutschland/BRD/gesamtdeutscher Kulturraum ist, weil es mehr oder weniger allein dasteht. Weniger, weil seine Schönheit und Bedeutung bei weitem nicht so verinnerlicht sind. Freistadt wird Mühlviertler Rothenburg genannt und Rattenberg ist kein Tiroler Steyr. Steyr ist in erster Linie Industriestadt.Die Altstadt rangiert unter ferner liefen (vgl Strangtitel) . Dass Steyr schön ist, wissen nur Kunstinteressierte, von Rothenburg weiß es jede Mehlspeisköchin.
    Was die Substanz bürgerlichen Städtebaus betrifft (also Kirchen und Feudalbauten außer Acht gelassen, da gibts Größeres!) kann Steyr locker mit den meisten deutschen Klein - und Mittelstädten (wohl bis auf Goslar und Landshut, ev auch Lüneburg) mithalten - auch dies stellt unter unseren Mittelstädten eine Besonderheit dar.

    Nun, wenn 's so etwas wie ein österr. Rothenburg gibt, so ist dies Steyr. natürlich kann man etwas gegen die verrothenburgisierung jeglicher Vergleiche und Analogiesierungen generell haben, aber im Falle der Bedeutung und auch des pittoresken Charakters Steyrs besteht per se kein Einwand. Steyr ist eher Rohenburg als Tangermünde, Patschkau, Habelschwerdt, Bautzen (moment, das soll eher das sächsische "Nürnberg" sein).

    Wieso die Sechste? Wenn schon, die späteren, die VIII. und die IX., da er in seinen späteren Jahren öfters über die Ferienmonate in Steyr zu Gast gewesen ist. Von der VI. ist mir da kein Bezug bekannt.
    Den besten Konnex zur Stadt hat eventuell das Scherzothema der VIII., das von den Steyrer Hammerwerken inspieriert worden sein soll. Eine seriöse Quellenangabe hiefür ist mir nicht bekannt, aber diese Idee hat mE etwas an sich.

    Versteh nicht ganz, was der Verweis auf das extrem kleinstädtische Krumau soll.. das sind schon reichlich absonderliche Vergleiche. Görlitz wäre -wennschon - mit Olmütz oder Kuttenberg vergleichbar, von der Größe und Substanz her.
    Innerhalb von Altschlesien wird es nur von Breslau übertroffen - aber das war wohl schon immer so.

    Der Turm wurde über das Chorquadrat der Kirche gebaut, sozusagen nach der Art von Ostturmkirchen. Dh. dass eigentlich Substanz des alten Baus erhalten sein müsste. Der Turm war immer als Stadtturm und niemals als Kirchturm disponiert gewesen. An ihm ist nichts typisch für die Region - einen zweiten Turm dieser Art gibt es bei uns nicht. Die historistischen Buntziegeln am Dach sind schon typisch für NÖ, auch Wien, vgl St. Stephan, man findet sie in ganz Altösterreich, und wie man bei einem der letzten Rätseln gesehen hat, auch in Bayern.
    Man muss die Weite des Platzes ins Auge fassen: 170x110m, einen derartig großen Zentralmarkt gibt es weit und breit nicht, Kleinstädte wie Wien oder Pressburg können da nicht mithalten, nicht einmal Linz, da muss man schon weit ins Mährische hinein, mitten auf die böh.-mähr. Höhe.

    Und dieser Platz war ganz offensichtlich nicht besonders würdig ausgefüllt, überhaupt, nachdem Neuenburg Nord selbständig geworden war. Ausschlaggebend waren wohl auch forifikatorische Aspekte, nicht zuletzt als Wach- und Feuerturm. Man stand ohnehin am Vorabend großer Auseinandersetzung, bald kam Mathias Corvinus und danach die türkische Pest, letzterer hielt die Stadt zweimal stand. Davor musste die Stadt sich den Schweden ergeben, was sich von einer osmanischen Besetzung nicht sehr stark unterschied, zumal dies der physischen Vernichtung der Einwohnerschaft ziemlich nahegekommen sein dürfte...
    Kanpp vor Kriegsende wurde die Stadt von der Roten Armee eingenommen, was das heißt, dürfte bekannt sein. Zuvor wurde sie durch amerikanische und russische Bomber wiederholt angegriffen. Da die Öllager getroffen wurden, schwimmt die Stadt heute auf einem riesigen unterirdischen Ölsee. Der einzige Stadtteil, der ziemlich unbeschadet davongekommen ist, ist die Altstadt (komplementär zum britischen Zerstörungsmuster). Alle äußeren Teile sind heillos zerrüttet, nur im Osten gibt es einen kleinen zusammenhängenden Gründerzeitgürtel.
    Der dargestellte (und noch viel weitergehende) Verlust von Baudenkmalen ist dagegen hausgemacht.

    Fahren wir fort mit historischen Bildern vom Hauptplatz. Alles Gezeigte ist erhalten.

    Das links angeschnittene Haus (Kladivohaus) wurde wie erwähnt ersetzt. Der Nachfolgebau ist unten links angeschnitten. Erstaunlicherweise blieb die Brandruine bis heute erhalten:

    Die gut erhaltene Südseite. Man beachte den Erker links:

    Voilà:

    Der heutige Zustand ist erbärmlich, wenngleich wohl keine Gefahr besteht. So was lässt man nciht einmal bei uns verkommen.

    Zum Abschluss ein Bild vom Rathaus in winterlicher Pracht:

    So, damit wär ich fürs Erste mal fertig. Weitere Bilder müssen nämlich erst gemacht werden.