Der Turm wurde über das Chorquadrat der Kirche gebaut, sozusagen nach der Art von Ostturmkirchen. Dh. dass eigentlich Substanz des alten Baus erhalten sein müsste. Der Turm war immer als Stadtturm und niemals als Kirchturm disponiert gewesen. An ihm ist nichts typisch für die Region - einen zweiten Turm dieser Art gibt es bei uns nicht. Die historistischen Buntziegeln am Dach sind schon typisch für NÖ, auch Wien, vgl St. Stephan, man findet sie in ganz Altösterreich, und wie man bei einem der letzten Rätseln gesehen hat, auch in Bayern.
Man muss die Weite des Platzes ins Auge fassen: 170x110m, einen derartig großen Zentralmarkt gibt es weit und breit nicht, Kleinstädte wie Wien oder Pressburg können da nicht mithalten, nicht einmal Linz, da muss man schon weit ins Mährische hinein, mitten auf die böh.-mähr. Höhe.
Und dieser Platz war ganz offensichtlich nicht besonders würdig ausgefüllt, überhaupt, nachdem Neuenburg Nord selbständig geworden war. Ausschlaggebend waren wohl auch forifikatorische Aspekte, nicht zuletzt als Wach- und Feuerturm. Man stand ohnehin am Vorabend großer Auseinandersetzung, bald kam Mathias Corvinus und danach die türkische Pest, letzterer hielt die Stadt zweimal stand. Davor musste die Stadt sich den Schweden ergeben, was sich von einer osmanischen Besetzung nicht sehr stark unterschied, zumal dies der physischen Vernichtung der Einwohnerschaft ziemlich nahegekommen sein dürfte...
Kanpp vor Kriegsende wurde die Stadt von der Roten Armee eingenommen, was das heißt, dürfte bekannt sein. Zuvor wurde sie durch amerikanische und russische Bomber wiederholt angegriffen. Da die Öllager getroffen wurden, schwimmt die Stadt heute auf einem riesigen unterirdischen Ölsee. Der einzige Stadtteil, der ziemlich unbeschadet davongekommen ist, ist die Altstadt (komplementär zum britischen Zerstörungsmuster). Alle äußeren Teile sind heillos zerrüttet, nur im Osten gibt es einen kleinen zusammenhängenden Gründerzeitgürtel.
Der dargestellte (und noch viel weitergehende) Verlust von Baudenkmalen ist dagegen hausgemacht.
Fahren wir fort mit historischen Bildern vom Hauptplatz. Alles Gezeigte ist erhalten.
Das links angeschnittene Haus (Kladivohaus) wurde wie erwähnt ersetzt. Der Nachfolgebau ist unten links angeschnitten. Erstaunlicherweise blieb die Brandruine bis heute erhalten:
Die gut erhaltene Südseite. Man beachte den Erker links:
Voilà:
Der heutige Zustand ist erbärmlich, wenngleich wohl keine Gefahr besteht. So was lässt man nciht einmal bei uns verkommen.
Zum Abschluss ein Bild vom Rathaus in winterlicher Pracht:
So, damit wär ich fürs Erste mal fertig. Weitere Bilder müssen nämlich erst gemacht werden.