Das stimmt schon grundsätzlich, nur hat ihre Meinung als Stadtbaurätin natürlich trotzdem großen Einfluss auf die Entscheidungsfindung der Gestaltungskommission
Jetzt sprechen wir aber von zwei verschiedenen Dingen. Die Stadtgestaltungskommission bespricht nur Projekte, zu denen es keinen Wettbewerb gab, d.h. der Bauherr direkt mit einem eigens ausgewählten Architekten um die Ecke kommt.
Das war beim Königshof ja nicht der Fall, dort gab es einen Realisierungswettbewerb. Vorgespräche gibt es nicht, sondern je nach Teilnehmerzahl mehrere Durchgänge (i.d.R. anonym), bei denen jeweils nach und nach Entwürfe herausfallen.
es werden gewisse Architekten eingeladen, sich am Wettbewerb zu beteiligen
Ja, es kommt vor, dass Bauherren, die den Wettbewerb ja bezahlen müssen, aus "Sicherheit / Vorlieben" eine Reihe selbst ausgesuchter Architekturbüros einladen. Das sind dann die "gesetzten" Teilnehmer, die Summe der Büros nimmt dadurch zu. Mit der Stadtverwaltung hat das nichts zu tun, die Auswahl der gesetzten Teilnehmer erfolgt allein durch den Bauherren.
Als Stadtbaurätin hat sie sicher auch ein gewichtiges Wörterl mitzureden, wie die Stadtgestaltungskommission überhaupt zusammengesetzt wird und sie gibt schon ein bisschen die Richtung vor.
Auch hier hat ein Stadtbaurat keinen Einfluss. Gesetzt sind OB und Stadtbaurat, weiter Mitarbeiter verschiedener städtischer und nichtstädtischer Behörden (z.B. Denkmalschutz), Stadtratsmitgliedern und 10 freischaffenden Architekten, die von der Bayerischen Architektenkammer vorgeschlagen und vom Stadtrat berufen werden.
Wenn man jetzt will, kann man sagen, Merk könnte ihre eigenen zwei Mitglieder aus ihrem Referat beeinflussen, aber was soll das bringen. Die Kommission hat keinerlei Befugnisse und Außenwirkung, sie kann nur Empfehlungen aussprechen und wenn der Bauherr will, kann er darauf pfeifen.
Die drei Wettbewerbssieger im Falle des Königshofs waren übrigens allesamt modern (wenn auch die zwei anderen Entwürfe etwas konventioneller waren), da war für den Eigentümer keine Möglichkeit, einen traditionellen Entwurf auszuwählen...
Der Eigentümer ist doch nicht auf den Mund gefallen . Wenn er einen traditionellen Entwurf gewollt hätte, warum wählte er dann ausgerechnet den gewagtesten? Warum hat er keine eigenen Büros in den Wettbewerb aufnehmen lassen? Ehrlich gesagt halte ich nicht viel von solchen Flurfunkgemunkel. Das ist wie Stille Post, am Ende kommt irgendwas raus, nur nicht die Wahrheit und Rudolph Mooshammer hat den Moonwalk erfunden
Aufgrund des starken Protests des Bauherrn konnte die historisierende Fassade dann aber doch durchgesetzt werden.
Und das ist doch eine schöne Bestätigung meiner Aussage, dass es oft ein ständiges Kräftemessen und Ränkespiel ist, niemals hätte Frau Merk das rechtlich durchsetzen können
Das gleiche (allerdings mit negativem Ausgang) ist vor kurzem beim auch hier diskutierten Fall des etwas klassischeren Entwurfs zu einem Neubau in der Nähe des Goetheplatzes geschehen
Da kamen die (z.T. obszönen) Widerworte allerdings nicht von Frau Merk, sondern von den anwesenden Architekten (insbesondere von Herrn Sauerbruch aus Berlin, dessen Büro auch beim Königshof mitmischte). Wie gesagt, der Bauherr kann auf die Wertung der SGK sch*, die Genehmigung wird die Lokalbaukommission nur vom Bauvolumen, Baulinien, Nutzungen abhängig machen. Nun wurde dem Kompromiss zuliebe überarbeitet, was ich ebenfalls bedauere (es ist meiner Ansicht nach immer noch ein akzeptabler Entwurf, es hätte auch noch so ein Bauhaus entstehen können).
Ich glaube schon, dass bei einer anderen Besetzung dieses Postens eine größere Aufgeschlossenheit bzgl. traditionellem Bauen möglich wäre und diese auch einen gewissen Einfluss auf Bauherrn, Architekten und die Gestaltungskommission hätte. Frau Merk hat in ihrer langen Amtszeit auf jeden Fall sehr wenig für Stadtbildreparatur getan und sich des öfteren gegen historisierendes Bauen ausgesprochen, das bleibt festzuhalten.
Auf der Website des Planungsreferats kann sich jeder ein Bild von der Fülle an Aufgaben machen, die das Planungsreferat so zu erledigen hat - die Förderung "traditioneller Fassaden" kann da immer nur ein kleines Detail sein (umso mehr, da jetzt zusätzliche Herausforderungen wie klimaschonende Stadtentwicklung in den Fokus getreten sind), die entscheidenden Impulse müssen hier von Seiten der Privatwirtschaft und -Initiativen kommen. Erster Adressat ist dann auch weniger Frau Merk, sondern die Politik (erteilt Aufträge an den jeweiligen Stadtbaurat).
Möglich wäre natürlich Vieles, mal abwarten (Die Vorgängerin, Frau Thalgott, fand ich wesentlich bestürzender (der haben wir u.a. Arnulfpark, Ackermannbogen zu verdanken).