Beiträge von Mandorin

    Nur dass Gebäude solche gigantischen Materialfresser sind, dass man sein ganzes Leben lang alle zwei Jahre sein neues iPhone in die Tonne hauen könnte und nichts dergleichen angerichtet hätte. Man muss das schon auch immer ins Verhältnis setzen,

    Das ist mir natürlich bewusst und meine Intention war es keinesfalls, beides gegeneinander aufzuwiegen ;). Sondern nur grundsätzlich ähnliche Handlungsmuster zu beschreiben - wie im Kleinen so im Großen. Aber dennoch: Kleinvieh macht auch Mist, bei Milliarden Smartphones, E-Bikes, Autos, Klamotten kommt schon was zusammen, und da die fehlende Voraussicht zur Sprache kam, ja die fehlt an allen Ecken und Enden. Nicht nur den Architekten und Bauherren.

    Auch kann man wohl davon ausgehen, dass unser mehrere Jahrhunderte bestehender Gebäudebestand mehrfach umgenutzt wurde und dies erlaubte. Dagegen werden erst recht heute munter in Vollbeton ganze Blocks gegossen, wohlwissend, dass nicht mal ein Fenster oder gar eine Steckdose somit einfach versetzbar wäre.

    Mit Sicherheit, nur wie gesagt, der extrem beschleunigte technologische Wandel ist da nicht außen vor zulassen. Zwischen 1500 und 1850 hat sich in der Gebäudetechnik weniger getan, als zwischen 1950 und 2000. Immer schneller, größer, höher, "besser", moderner, "flexibler". Diese Mantra wurden ganz bestimmt auch schon in den 70ern vorgetragen, genauso wie zur Gründerzeit, als eine Menge Gebäude aus früherer Zeit abgerissen wurden. Nur der Maßstab ist heute freilich ein anderer und wenigstens kam damals Schönes nach! Was heute allein der Brandschutz erfordert, die Klimatisierung, Haustechnik für IT und Sicherheit, jetzt kommen die ersten Anbieter von virusresilienten Dauerbelüftungsarbeitswelten um die Ecke. In die gleiche Kerbe schlugen Vorschläge der Grünen, Gebäudeeigentümer sollten Gasheizungen austauschen um die CO2-Gebühren der Verursacher in geringerem Umfang übernehmen zu müssen. Da wurde also explizit dafür geworben, etwas Funktionierendes, noch nicht wirklich Altes, bereits Hergestelltes zu entsorgen. (Ausgerechnet bei den Flugzeugen sieht es mit der Nutzungsdauer sogar relativ gut aus (trotz hohen VV-Anteil))

    Dagegen werden erst recht heute munter in Vollbeton ganze Blocks gegossen, wohlwissend, dass nicht mal ein Fenster oder gar eine Steckdose somit einfach versetzbar wäre.

    Ich wohne in einem Haus aus Ziegeln und Decken, die noch mit dicken Balken verstärkt sind, da kann ich jetzt aber auch nicht mal eben so ein Fenster versetzen ^^ Steckdosen sind kein Problem.

    ^Viele Gebäude enthalten Materialien wie Asbest. Die Gefahr, die von diesem ausgeht, war tatsächlich lange Zeit unbekannt.

    Generell änderten sich in den vergangenen Jahrzehnten analog dem technologischen Fortschritt und den veränderten Arbeitsweisen auch die Nutzungsanforderungen an die Gebäude deutlich schneller wie zuvor. Es hat eine Zeit gedauert, aber heutige Gebäude werden schon deutlich flexibler errichtet. Dazu zählen übrigens auch die hier oft und oft auch zurecht verschmähten Vorhangfassaden.

    In manchen Fällen, wie etwa beim Abriss eines keine 30 Jahre alten Bürogebäudes in München, handelt es sich auch um zunächst beabsichtige Umnutzungen zu Wohnraum. Aufgrund der vielfältigen gesetzlichen Anforderungen explodieren schnell die Kosten und ein Abriss und Neubau erscheint wirtschaftlicher.

    Im Grunde passt das Verhalten in der Immobilienbranche aber auch ins Gesamtbild. Wie oft kaufen / finanzieren / leasen sich Menschen heute ein neues Smartphone? Einen neuen PC, neue Kopfhöhrer, ein neues Auto, neue Kleidung, Schuhe etc. obwohl das Alte eigentlich noch tadellos wäre und vielleicht nur ein wenig Auffrischung nötig hätte? Wie im Kleinen, so auch im Großen.

    Mit dem Vorgehen will sich der Bauherr Arbeit ersparen und sich von Dritten erklären lassen, was schützenswert ist, anstatt es selbst zu eruieren und im Antrag zu berücksichtigen.

    Zur Nummer 11: Von außen eine Anmutung wie ein 50er Jahre Behelfsbau. Da wäre ein Abriss nicht schade, wenn das Gebäude nicht im Kern 16. Jh. wäre UND eine weitgehend intakte Wandverkleidung aus Kacheln mit Jugendstilornamenten im Inneren besäße.

    Meine Ideallösung: Statische Ertüchtigung des Gebäudes, Restaurierung der Kachelausstattung sofern nötig, Aufstockung bis auf Höhe Nummer 13 und zurückhaltende Fortführung der Fassade ähnlich Nr. 13 oder auch Nr. 14 .

    Nummer 13 kann gerne so bleiben, im 1. OG sollte eine weitere Fensterteilung vorgenommen werden.

    Zum Hugendubel-Umbau von Goergens-Miklautz Architekten gibt es hier mehr Bilder: https://www.baumeister.de/marienplatz-22…urstein-631x440 oder hier: https://www.goergens-miklautz.de/portfolio/marienplatz/

    Als schlimm habe ich den Vorzustand aber nie empfunden, womöglich hat da die tolle Innenraumgestaltung mit der Durchlässigkeit von ganz unten nach ganz oben und den vielen roten Leseecken mich darüber hinweg sehen lassen.

    Ein weiteres aktuelles Beispiel ist das von Herzog und DeMeuron umgestaltete Postbank-Gebäude in der Bayerstraße. 80% der erst 1992 geschaffenen Bausubstanz bleiben erhalten, an manchen Stellen wird etwas weggenommen, an anderen Stellen ein wenig dazugepackt.

    Vorher:

    https://www.iz.de/news/media/12/…602-detail.jpeg

    https://elementum-munich.com/images/2444029…mentum-3na7.jpg

    Nachher:

    https://www.sueddeutsche.de/image/sz.1.451…75?v=1562914693

    Bleibt abzuwarten, ob es am Ende wirklich besser dasteht, aber die kleinteilige Ladenparzellierung im EG wird definitiv ein Gewinn sein.

    Es gibt einfach Gebäude, die sind so dermaßen hässlich, abweisend und zerstörerisch für ihre Umgebung, die gehören einfach abgerissen. Darunter fallen besonders Trutzburgen wie große Kaufhausbauten der 70er Jahre mit wenig Fensterfläche, wenigen Eingängen, großer Gebäudetiefen und niedriger Geschosshöhen, sodass sich Revitalisierungen und Umbauten nicht lohnen - auch nicht ökologisch.

    Bei vielen Bürogebäuden sieht das anders aus. Wenn ich sehe, wie Gebäude, die keine 30 Jahre auf dem Buckel haben, abgerissen werden und optisch oft nichts wesentlich Besseres nachkommt, dann würde ich eine Entkernung und Neupositionierung einem Totalabriss und Neubau jedenfalls vorziehen.

    ^

    Das kann man sicher so sehen. Er war natürlich ein Kind seiner Zeit. Nichtsdestotrotz beweisen manche seiner Werke - zu Lebzeiten wurde er stark kritisiert und angefeindet, womöglich auch deshalb seine heutige Stellung - eine Filigranität und Wohlproportionierung, die vielen heutigen Architekten völlig abhandengekommen zu sein scheint.

    Sagen wir es so: Herr Stieber hätte auch Gottfried Böhm vorschlagen können...:biggrin:

    Anselm Stieber aus Hersbruck ist kein Unbekannter. Heute 82, Autor, Erfinder der Handuhr und Globalisierungskritiker. Nur die Forderung zu Abriss und Neubau einer über 100 Jahre alten Oper passt da nicht so ganz ins Bild :/ Weil die Umgebung überwiegend Nachkriegsarchitektur aufweist, soll eines der wenigen historischen und ein obendrein denkmalgeschütztes Gebäude auch noch verschwinden? Um Himmels Willen, weshalb das denn?

    https://www.nachhaltigkeitsblog.de/enkeltauglich-…ent-arbeit.html

    Ich gehe nicht oft, aber sehr gerne in die Oper (München). Ganz entscheidend dafür ist die Atmosphäre, die so ein monumentaler (rekonstruierter) Altbau außen wie innen entfaltet. Wer gerne in moderne Kulturpaläste geht, der hat mit reinen Konzerthäusern in Deutschland bereits massig Auswahl. Wirklich ästhetisch oder repräsentativ sind davon jedoch die wenigsten und ich habe starke Zweifel, dass dies bei einem Opernneubau in Nürnberg der Fall wäre. Der vorgeschlagene Ideenentwurf für einen in Düsseldorf gleicht primär einem x-beliebigen Bürokomplex.

    Als Ergänzung zur Ismaninger Straße noch ein kurzer Teil 2:

    Am Gebäude der Landesversicherungsanstalt (Holbeinstraße 14) scheint jemand sehr eifrig das Wappen sauber zu halten... Falls der Söder mal zu Besuch kommt... :saint:

    Holbeinstraße 5, abgeschlossene Sanierung (Max Kirschner, 1910)

    Benachbart, Holbeinstraße 1, es tut sich etwas, nur was? (Max Kirschner, Sigmund Waidenschlager, 1901)

    Ismaninger Straße 65, Auffrischung scheint noch nicht lange zurückzuliegen (1903)

    Ismaninger Straße 64: Das Gebäude ist kein eingetragenes Einzeldenkmal (nur Ensembleschutz, aber der verhindert Abriss nicht). Nun denn, es zeigt sich gut in Schuss. Aber mit Einscheibenfenstern fehlt einfach etwas (wie ein Anzug mit Sneaker)...

    ... und deshalb schnell weiter zum sanierten Nachbarhaus, Ismaninger Ecke Geibelstraße (um 1900):

    aus der dort ebenfalls beginnenden Trogerstraße...

    und in die andere Richtung blickend. Bitte die fürchterlichen Straßenlaternen ersetzen, die erzeugen den Charme eines Industriebezirks... :/

    Jetzt die Ismaninger Straße wieder nach Norden zur jüngst abgerüsteten Hausnummer 92 (Leonhard Romeis, 1898)

    Rechts nebenan mit Dachpalme, Rauchstraße 1 (ebenfalls Leonhard Romeis, 1898)

    Rauchstraße 2 (1. Bild; Heilmann & Littmann 1901) sowie Ismaninger Straße 94 / 96 (unbekannt) liegen bereits etwas zurück

    Noch kurz auf die Westseite der Ismaninger Straße in die Siebertstraße Nr. 7 (um 1900), eben vollendet, wie es sich gehört mit Bentley in der Einfahrt ^^, nur das Schild zur Feuerwehreinfahrt will nicht so recht passen...;)

    Langsam verabschiedete sich dann auch schon die Sonne... für mich Ende des kleinen Spaziergangs ;)

    Alle Bilder sind soweit nicht anders angegeben selbst angefertigt

    ... und wer einmal im Schafsgehege mit Böcken war, weiß, dass es mitnichten Hörner braucht, da reicht ein Dickschädel... Aber das nur zur Ehre der Schafe 8o

    Achtung, nicht unbedingt für jeden verträglich:

    Spoiler anzeigen

    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Die Wahrscheinlichkeit während einer Autofahrt tödlich zu verunglücken / attackiert zu werden, ist um ein Vielfaches höher, als bei einer Zugfahrt.

    Aber mathematische Wahrscheinlichkeiten interessieren das emotionale menschliche Gehirn nicht, wenn eine andere psychologische Komponente ins Spiel kommt: Die Kontrolle. Mit dem Auto verbinden viele: Selbst bestimmen wann, wie schnell, wohin. Suggerierte Freiheit, vermeintliche Kontrolle über das Geschehen, ein persönlicher Schutzraum. Viele wissen wohl was bereits der Sitzplatz rechts des Schalthebels ausmacht, gute Beifahrer gibt es selten ^^ Die vglw. hohe Wahrscheinlichkeit Opfer der Unfähigkeit oder des Wahnsinns anderer Autofahrer zu werden, gerät gegenüber dem Plus der (eben vermeintlichen) Kontrolle ins Hintertreffen.

    Auch die mediale Komponente wirkt mit, ein Vorfall in einem Tokioter Zug verbreitet sich global: https://www.sueddeutsche.de/panorama/tokio…joker-1.5453190

    Es ist völlig nachvollziehbar, dass da ein mulmiges Gefühl bleibt und die Entscheidung kann und darf jeder für sich selbst treffen.

    Ob das Schaf völlig wehrlos ist, wage ich zu bezweifeln. In ein Gehege mit drei Böcken gehe ich zumindest so schnell nicht wieder :--)

    Vorneweg: Sofern es hierfür einen besseren Thread gibt, bitte dort hineinverschieben.

    _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

    Baugeschehen Links und Rechts der Ismaningerstraße zwischen BFH und Prinzregentenstraße, 06.11.2021, Teil 1

    Route grob nachgezeichnet, falls sich die Objekte jmd. vor Ort ansehen möchte (rund 3,3 km):

    Map Data: © 2021 Google

    Zur städtebaulichen Konzeption der 1892 begonnenen Stadterweiterung, heute Alt-Bogenhausen, liefert der Denkmalschutz interessante Informationen:

    Spoiler anzeigen

    Das Ensemble Bogenhausen ist mit den Villen- und Wohnvierteln sowie den Platzanlagen eine städtebauliche Gesamtanlage von hohem Rang und überregionaler Bedeutung. Zur Koordination der baulichen Entwicklung der Stadt München wurde 1892 der erste städtebauliche Ideenwettbewerb ausgeschrieben, der eine gesamte Stadt mit den zur Eingemeindung vorgesehenen Gebieten umfasste.

    Die Wettbewerbsbeiträge wurden anschließend von dem neu gegründeten Stadterweiterungsbüro unter der Leitung Theodor Fischer berücksichtigt und flossen bei der Aufstellung eines Generallinienplans ein. Im Zuge dessen entwickelte Theodor Fischer 1904 einen Staffelbauplan, der noch bis Ende des Jahres 1979 gültig war und städtebauliches Instrument von einer über die Stadt München weit hinausgehenden geschichtlichen Bedeutung ist.

    Zu den geplanten Eingemeindungen gehörte 1892 das ehemalige Bauerndorf Bogenhausen. Die Strukturierung der im Nordosten Münchens noch unbebauten Grundflächen und somit die Schaffung eines neuen Stadtteils richtete sich fortschrittlich nach der damaligen städtebaulichen Theorie und Praxis. 1895 skizzierte Baurat August Voit erstmals einen Plan für den Bereich zwischen der Einstein-, der Ismaninger Straße und dem heutigen Mittleren Ring; 1898 erfolgte im Generallinienplan durch Theodor Fischer für das gleiche Gebiet eine Modifizierung. Für die Planung maßgeblich waren der Münchner Staffelbauplan, das Ideengut des sogenannten „malerischen“ Städtebaus mit seinen kunsttechnischen Gestaltungsprinzipien und der Grundgedanke eines polyzentralem Konzeptes nach dem Wettbewerbsbeitrag von Karl Henrici.

    Entsprechend dieser Planung wurde die Bebauung ab dem Ende des 19. Jh. weitgehend unverändert realisiert, wobei für die Fläche zwischen den Maximiliansanlagen und der Ismaninger Straße bereits seit den 1880er Jahren ein laufendes Projekt einer Villenanlage bestand. Voraussetzung zur Erschließung und Zugänglichkeit dieses Villengebietes an der Maria-Theresia-Straße/Möhlstraße sowie des neuen Stadtteiles Bogenhausen war die Verlängerung der Prinzregentenstraße über das rechte Isarufer hinaus notwendig. Die Prinzregentenstraße ist gleichzeitig Erschließungsstraße und repräsentative Hauptachse; der Prinzregentenplatz hat nicht nur Verteilerfunktion für mehrere Nebenstraßen, sondern ist durch seinen repräsentativen Theaterbau auch städtebaulicher Höhepunkt in dem sonst als Wohngebiet ausgewiesenen Stadtbereich.

    Das neue Straßennetz zeichnet sich von größter Differenziertheit aus: Es handelt sich fast ausschließlich um gekrümmte oder leicht schräg geführte Straßen von unterschiedlichster Länge und Breite. An ihren Kreuzungsstellen sind sie grundsätzlich leichter oder stärker zueinander versetzt, so dass eine längere geradlinige Straßenflucht nicht entstehen kann. Die Baublöcke, die durch dieses Straßensystem ausgeschnitten sind, zeigen die unterschiedlichsten Größenformate und Formen; in seiner Unregelmäßigkeit gleicht kein Baublock dem anderen. Durch zusätzliches Verengen oder Aufweiten von Baulinien entstehen an den verschiedensten Stellen kleine Platzbildungen, zum Beispiel an der Einmündung der Cuvilliesstraße in die Lamontstraße oder an der Einmündung der Schumannstraße in die Holbeinstraße. Der einzigen längeren, geradlinigen Straße in diesem Bereich, der Possartstraße, ist östlich der rechteckige, in den Baulinien allerdings auch leicht verschobene Shakespeareplatz angelegt; im Süden beginnt sie am Prinzregentenplatz und nördlich endet sie in dem sehr unregelmäßig geformten Galileiplatz, so dass sie das Rückgrat für eine kleine Platzfolge bildet.

    Die von Osten und Westen in die Ismaninger Straße einmündenden Straßen treffen nie aufeinander. Durch diese überlegte Baulinienführung, durch die Knicke, Krümmungen, Abschrägungen, Verbreiterungen und Verengungen ist gewährleistet, dass sich kurze, überschaubare Straßen- und Platzpartien ergeben, die - bei entsprechender Aufrissbebauung - immer geschlossene Blickbezüge ermöglichen. Diese Aufrissbebauung zeigt eine in hohem Maß vielfältige und differenzierte Anwendung von unterschiedlichen Baustaffeln. Von den möglichen neun Baustaffeln - fünf geschlossenen und vier offenen - sind acht angewendet.

    Begonnen an der Isarkante im Westen ergibt sich nach Osten hin folgender Wechsel in der Bebauungshöhe, -dichte und -struktur: An der Maria-Theresia- und Möhlstraße ist die Bebauung weiträumig, offen und niedrig; an der Ismaninger Straße ist sie auf der Westseite offen und geschlossen durchmischt und höhenmäßig etwas angehoben, auf der Ostseite hoch und geschlossen; östlich der Ismaninger Straße bis hin zur Lamontstraße bleibt es bei einer Bauverdichtung bei etwas kleinteiligerer und höhenmäßig leicht herabgezonter Bebauung, die bereits überleitet zur wieder offenen, niedrigen und großräumigen Bebauung im Bereich um den Shakespeare- und Galileiplatz. Den Bautypen und der Struktur nach handelt es sich an der Maria-Theresia- /Möhlstraße um großvolumige, sehr repräsentative und stattliche Villen in großzügig zugeschnittenen parkartigen Parzellen, an der Ismaninger und Trogerstraße um vierund fünfgeschossige Gruppen herrschaftlicher Mietshäuser, an der Rauch-, Cuvilliesund Friedrich-Herschel-Straße um eine Einfamilien-Reihenhausbebauung und an den östlich anschließenden Partien wieder um Villen, einzelnstehend oder in Zweier- und Dreiergruppen, vergleichsweise zu den Villen an der Isarkante kleinformatiger. Die bauliche Verdichtung sämtlicher Straßen, die in den Prinzregentenplatz, die Prinzregentenstraße und von Osten in die Ismaninger Straße einmünden, dient der städtebaulichen Orientierung auf die Haupt- und Hauptverkehrsstraßen hin. Darüber hinaus ist der neue Stadtteil Bogenhausen eigentlich ein verkehrsberuhigtes Wohnquartier, stark geprägt durch den parkartigen Baumbestand und die zahlreichen Grünflächen in Gärten, Vorgärten und Platzanlagen. Charakteristisch auch die Einzäunungen der Vorgartenzonen, die im Bereich der Maria-Theresia- und Möhlstraße zu künstlerisch aufwendigen Vorgarteneinfassungen mit schmiedeeisernen Portalen gesteigert sind.

    Startpunkt ist der bekannte Bundesfinanzhof, von dort in den Bürgermeistergarten (Dt. Theaterakademie):

    Blick heraus auf die vor einiger Zeit entstandene Bebauung auf dem Areal der ehemaligen Togal-Werke. Wie sieht es inzwischen aus? Naja, gibt wesentlich Schlimmeres, hätte aber auch weitaus besser sein können. Großer Fehler hier ein Flachdach zuzulassen, aber in der Umgebung stehen leider schon zwei Referenzobjekte (um 1975):

    Im Innenhof:

    Im denkmalgeschützten Gebäude von Paul Pfann (1900) residiert heute das Thailändische Konsulat... der König selbst verweilt indes die überwiegende Mehrheit des Jahres in den bayerischen Alpen... ^^

    Die Nordseite:

    Ostseite mit bereits winterfest zugedecktem St. Georgi-Brunnen (1901)

    Fassaden- und Dachsanierung Montgelasstraße 43, um 1909, Paul Hofer & Heinrich Stengel... schon etwas her...

    ... und Nr. 39, gleiches Baujahr / gleicher Architekt, ganz frisch abgerüstet:

    Ismaninger Straße 126, baufällig und lange per Gerüst gesichert, dann doch Sanierung, vor Kurzem abgerüstet, schade nur, dass es nun weiß ist, anstatt türkis, wie zuvor (1901, Benedikt Beggel):

    Ismaninger Straße 106, jüngst neu eingedecktes Dach (1911, Oswald Schiller):

    Ismaninger Straße 98, Fassadenauffrischung (1910, Franz Popp)

    Nebenan Sternwartstraße 2, Sanierung (1909, Franz Popp)

    Rauchstraße 11, Neubau

    Die fürchterliche Vorgängerbebauung bei Streetview: https://www.google.de/maps/@48.14452…!7i13312!8i6656

    Rauchstraße 17, Corpshaus, Fassadensanierung


    mit schönen Details wie einem Herzen ;) und einem wunderbaren "Postkasten" (auf Streetview noch nicht zu sehen):

    Rauchstraße Ecke Lamontstraße 21, Kernsanierung, vor Kurzem beendet. Ob das Loch im Dach des denkmalgeschützten Gebäudes (1910) vorher schon vorhanden war, weiß ich nicht.

    Das Nachbargebäude, Lamontstraße 23, stand schon 2008, allerdings wurden nun die Metallpaneele durch welche mit mehr Ornamentik ersetzt und das Vordach erhielt eine goldfarbene Verkleidung (Vergleich Streetview: https://www.google.de/maps/@48.14438…!7i13312!8i6656)

    Schräg gegenüber, Lamontstraße 32, laufende Kernsanierung (Gebrüder Ludwig, 1910)

    Friedrich-Herschel-Straße 10 (Karl Berger, 1922) und gegenüber Nr. 13, 15, 17, 23 (alle Heilmann & Littmann 1911) wirken allesamt gerade erst aufgefrischt...

    Nr. 21 links im Bild habe ich glatt vergessen zu fotografieren :/

    Cuvilliesstraße 24 (Gustav Ludwig, 1928), mit neuem Anbau (allerdings auch schon wieder ein paar Jahre zurückliegend). Erinnert mich etwas an Boston...

    ... apropos USA, zurück zur Rauchstraße 16, da will jmd. wohl Little White House spielen... (Vernachlässigter Vorzustand Streetview: https://www.google.de/maps/@48.14446…!7i13312!8i6656). Stars and Stripes über der Eingangsaltane:

    Alle Bilder sind soweit nicht anders angegeben selbst angefertigt

    ^

    Nichts gegen Wohnräume mit klaren Linien, Schnörkellosigkeit... wichtig ist doch nur, dass es stilsicher ist, geschmackvoll, gemütlich, dass es zusammenpasst (also das Gegenteil von dem obigen Objekt). Das geht auf vielerlei Art.

    beides geht an der Realität meilenweit vorbei und überzeichnet die Bedürfnissen der Menschen ins extreme.

    Das war doch schon immer so. Stereotypisierung, Überzeichnung, Einreden von Bedürfnissen etc. In der Vielfalt der Kommunikationskanäle sicher nochmals potenziert.

    Spricht nichts dagegen, finde ich, denn Mitdenken und Hinterfragen ist ja nicht verboten ;) Und wer das nicht tut, der will es nicht anders :saint:

    Bleiben wir in der Schweiz...

    HÄUSER DES JAHRES 2021 DACH Region, ausgelobt vom Callwey Verlag.

    Gewinner: Andreas Fuhrimann und Gabrielle Hächler mit ihrem Neubau in Zürich.

    Dieser sollte "die gegenwärtige Fixierung auf Perfektion und Entmaterialisierung von Oberflächen in der vorherrschenden Ästhetik“ in Zürich kritisieren.

    Gut, dachte ich mir, sieht ja wirklich grauenhaft aus, aber als bewusste Provokation gegen allzu minimalistische Neubauten... kann man so schon machen, dachte ich.

    Ja, bis ich die Website des Architekten besuchte und feststellen musste: Die Projekte des Büros sehen alle so aus 8|<X

    cf140256ulj5l.jpg

    cf140182-1yxjga.jpg

    cf1402696dkt8.jpg

    cf140305jnj0q.jpg

    cf140296vck56.jpg

    https://www.afgh.ch/index.html

    Ist das schon Köperverletzung gegenüber den Nachbarn? Sowas vor meiner Nase wäre für mich tatsächlich ein Grund wegzuziehen...

    Mit Beiträgen, die am eigentlichen Sinn des Forums vorbeigehen, verschwenden wir sowieso schon zu viel Zeit.

    Was auch Folge davon ist, dass sie in den jeweiligen Sachsträngen stehen bleiben und für jeden auf Dauer ersichtlich sind.

    Dich würde natürlich niemand zwingen, den Papierkorb zu lesen. In den jeweiligen Strängen kommt man aber nicht drumherum, auch Nicht-Mitglieder des Forums.

    In einem "Papierkorb" oder wie auch immer, hätten nur Mitglieder Zugriff (Lounge) und die Antwortfunktion kann von den Moderatoren deaktiviert werden.

    Wie gesagt, nur ein Vorschlag, da ich das aus anderen Foren kenne und es dort gut funktioniert, den Lesefluss der Sachstränge verbessert und die Atmosphäre entspannt. Die Alternativen Löschen oder unangetastet Stehenlassen sind für mich zwei Gegenpole, die nach einer neutralen Mitte verlangen :)

    Ich hätte den Vorschlag, eine Art "Papierkorb" in der Lounge einzurichten, wie das in anderen Foren oft üblich ist, gerne auch weiter unterteilt. Dort hinein kommen dann Posts, die sehr weit vom Thema eines Strangs abdriften, Spam, Werbung, BlaBla, Trollereien, Posts mit Vulgärsprache oder auch beleidigenden Meinungsäußerungen, die sich gegen andere Foristen richten. So muss nicht stillschweigend zensiert werden (bis auf klar Rechtswidriges natürlich), sondern jeder kann sehen, aha, wenn ich ähnliches schreibe, dann laufe ich Gefahr, mit meinem Post auch dort hinein verschoben zu werden. Ein eigener Bereich also zur Abschreckung, zur Dokumentation, für einen Lerneffekt oder manchmal auch zum Schmunzeln ;)

    Es gibt nur wenige Ausnahmen, bei denen das Moderne einen selbstständigen Anziehungspunkt erschaffen hat. Z.B. bei ikonischen Kulturbauten oder auch manchen Städten, deren Image und touristisches Interesse nun um Hochhäuser angesiedelt ist. Absehen von diesen Ausnahmen, muss die breite Masse an Stadträumen mit dem arbeiten, was sie hat, und dieses pflegen und erweitern.

    Städte müssen ihr historisches Erbe pflegen. Sie müssen gleichzeitig aber auch Weiterentwicklung und Neues zulassen, um nicht zu einem ausschließlich touristischen Museum zu mutieren. Das passiert langfristig, wenn sich nur auf dem baulichen Erbe der Könige und Herzöge ausgeruht wird. Entscheidend ist eine räumliche Differenzierung. Zurückhaltende, stilsichere Neubauten, gar Rekonstruktionen und historische Platzgestaltung (oft zu Ungunsten des MIV) bilden eine Säule, eine weitere ist aber auch die Entwicklung von Gebieten, in denen gewagte moderne Architektur Raum finden kann. Ein Beispiel sind London und Paris: Während Paris seine "Moderne" weitgehend nach La Defense verlagerte und sogar ein inzwischen anerkanntes Zitat des Triumphbogens schuf, das Profil quasi nicht verwässerte, sondern um einen weiteren Aspekt erweiterte, banalisiert London sein Stadtbild fast schon durch das Einfügen großmaßstäblicher Büro- und Wohngebäude im gesamten Innenstadtbereich.

    Blickbeziehungen zwischen Alt und Neu schließt meine Beschreibung nicht aus, im Gegenteil, sie können spannend sein und dazu anregen, verschiedene Gegenden einer Stadt kennen zu lernen.

    Eines der Ambitionen der Moderne, und auch folgender architektonischer und stadtplanerischer Konzepte war einen lebenswerten Stadtraum in einem Planungsprozess auf dem Papier erschaffen zu können. Die verschiedensten Anläufe dazu sind - ja, mussten - alle mehr oder weniger scheitern.

    Beginne ich jedes Mal jedoch von Grund auf neu, habe ich dieses Wissen verloren und stochere im Nebel.

    Hier beschreibst du das Geschehen überwiegend nach dem 2. WK und leitest darauf aufbauend eine Kausalität ab, die so meiner Ansicht nach genauso gut nur eine Korrelation sein könnte.

    Teile der heutigen Maxvorstadt in München wurden vor weit über 100 Jahren auf dem Papier als Masterplan entworfen und nach diesem umgesetzt (wobei noch während der Bauzeit viele geplante Stadtvillen aufgrund Platzmangels durch mehrgeschossige Gebäude ersetzt wurden). Es finden sich sicher dutzende weitere Beispiele auf der Welt, wo heute extrem beliebte Viertel ursprünglich vor hunderten Jahren auf Reisbrettzeichnereien zurückgehen.

    Für entscheidender halte ich persönlich: Durchmischung der Bevölkerungsgruppen (Wohnraumangebot für alle Schichten), Funktionsmix (Arbeiten, Wohnen, Freizeit, Infrastruktur beisammen), Abkehr vom MIV als Schrittmacher der Planungen (jedoch kein Ausgrenzen des MIV) und letztlich eben auch Zeit (Durchgrünung, Sozialstruktur, Vernetzung).

    Gerade diese Faktoren sollten in der Nachkriegsperiode aber bewusst keine Rolle spielen, eine Abkehr von den bisherigen Maximen war explizit gewünscht. So entstanden dann unsere autogerechten Plattenbausiedlungen mit krasser Funktionstrennung und oftmals sozialer Undurchlässigkeit.

    Fazit: Auf dem Papier lässt sich alles planen, Gutes und Schlechtes. Entscheidend sind meiner Meinung nach die Parameter und die mitgegebenen Rahmenbedingungen.

    Die Fehler der vergangenen Jahrzehnte kennen Städtebauer heute, es hat lange gedauert; bei einigen der neuesten Planungen merkt man jedoch schon ein Wiederaufgreifen der alten Rezepte. Eine andere Baustelle ist es dann, dass sich dies auch wieder bei den konkreten Gebäudearchitekturen widerspiegelt ;)

    Den meisten Architekten dürfte es ein Anliegen sein, ihre Energie und Schaffenskraft in etwas zu stecken, dass wie bei alten Meistern über mindestens viele Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte einen Ort prägt. Je mehr man sich einzig auf finanzielle und rechtliche Einschränkungen fokussiert und dabei die Außengestaltung zu einem großteiligen, detailtiefenmangelndem und oder zu stark epressionistischen Ausdruck führt, dessen Resultat kein Wohlgefühl erzeugt, desto stärker muss man davon ausgehen, dass eine solche Provokation zwar kurzzeitig Aufmerksamkeit erzeugt, aber schon mittelfristig wieder zu einem Verlust der Kreation führt. Denn Gebäude werden dann erhalten mit Blick auf Jahrhunderte, wenn sie für eine größere Zahl an Bürgern ansprechend ist. Dann gibt es z.B. Initiativen gegen einen Abriss, oder einen Liebhaber, der das Gebäude dann liebevoll saniert, wenn es der Gefahr ausgesetzt ist, aufgrund von Alterung ersetzt zu werden.

    Mangels menschlicher Lebenszeit wird es niemand von uns in Erfahrung bringen können, ob ein für uns heute stilloser Kasten nicht doch noch in 200 Jahren steht oder nicht 8o. Es ist ja nicht so, dass früher nicht ohne langen Prozess reihenweise Gebäude aus dem 16. Jh. abgerissen wurden, um Platz für Gebäude des 18. Jh. zu machen und so weiter. Historisch wertvoll wird das Jetzt naturgemäß erst in der Zukunft. Ist das Vergangene heute nur so wertvoll, da das Vergangene so rar ist? Stünden überall Gründerzeitler, würde sich dann jemand um dessen Erhalt, trotz ansprechender Bauweise, einsetzen (auch wissend, dass "Modernes" nachfolgt?).

    Differenzieren wir nach Nutzungsart, liegen die Bürogebäude natürlich ganz vorne. Da werden ja bereits Gebäude aus den 00er Jahren abgerissen. Nicht etwa, weil sie marode wären oder das Äußere hinüber, sondern aufgrund "angeblich" mangelnder Flexibilität im Inneren sowie veralteter Gebäudetechnik (IT, Brandschutz). Je mehr Technik in einem Gebäude, je höher die technischen Vorschriften, desto teurer der Erhalt, desto eher lohnt der Abriss. Das passt zur Wegwerfgesellschaft, das passt zum Kapitalismus, das wird in der Wirtschaft nachgefragt, der Architekt liefert und muss liefern nach Anforderungskatalog und Kostenrahmen um zu überleben - Heimdall hat diesen Aspekt bereits auf den Punkt gebracht. Nur wenige Stararchitekten können sich eine "freie Hand" leisten.

    Entkernungen und aufwendigere Sanierungen haben wir schon auch, in den meisten Fällen natürlich mit völlig neuer Außenhaut. Hier verweise ich auf den Disput zur Umgestaltung des in den 80ern erbauten Gasteigs in München. Nur der Denkmalschutz schiebt dem in wenigen Fällen einen Riegel vor (Einzeldenkmal Hypo-Hochhaus 1984), 1:1 Austausch der Fassade).

    zu...

    1. Es gibt aktuell in Deutschland vielleicht ein Dutzend Gebäude mit wirklich begrünter Fassade in deinem Sinne. Eine "bedrohliche Entwicklung" kann ich da nicht erkennen (wenn dann eine Steingarteninvasion).

    2. Das Forum nennt sich APH. Provokative Fragen: Was ist dem Menschen näher als die Natur? Wie definiert das APH Architektur für den Menschen? Ist Architektur ein Gegenspieler der Natur?

    3. Ja, kahle Betonplatten, die ohne Grün davor zur Depression anregen ^^ Da finde ich sowas schon deutlich ansprechender: https://schluchtmannpartner.de/hochhaus-mit-vertikalem-garten/

    4. Viele der schönsten und prächtigsten Altbauvillen und Gründerzeitler befinden sich hinter inzwischen hochgewachsenen, ebenso prächtigen Bäumen (Einzeln oder gar Allee). Eine Rolle spielt natürlich der Straßenquerschnitt (vgl. Pappeln Ludwigstraße beim Siegestor).

    5. Siehe 2. und in dieser Zuspitzung lehne ich die Behauptung ab. Sie verallgemeinert zu sehr.

    6. Siehe 2. und hier spielen auch psychologische Faktoren mit. Der Blick auf Natur, auf Grün beruhigt nachweislich. Vielleicht auch die Gemüter der Wettbewerbsjuroren ;) Klar ist auch, aufgrund des abnehmenden Baumbestands in vielen Großstädten (jung <> alt), kommen Bäume, kommt Grün in Wettbewerben bei Vertretern der Kommunen gut an, ganz besonders bei den Grünen. Ein Architekt, der gewinnen will, setzt da schon mal ein paar Bäume und Efeuranken ins Bild, um seine Chancen zu steigern. Ähnlich wie gerne bei atmosphärischem Sonnenuntergang simuliert wird. Bauträger agieren auch nicht anders, warum auch nicht, gegen Grün spricht für mich nichts, im Gegenteil. Auch bei historisierenden Neubauten: https://www.neubaukompass.de/neubau/chamissostrasse-muenchen/. Sehr fraglich, ob der Flieder da mal so üppig wächst.

    Wenn man sich den global anhaltenden Prozess der Urbanisierung ansieht, scheint es mir recht unwahrscheinlich, dass sich die Problematiken, die sich aus dem Spannungsfeld "Arbeitsplatz - Freizeitwert - Infrastrukturangebot aller Art" ergeben, und nun zusätzlich eine neue Dimension durch den beschleunigten Klimawandel erhalten, mittels (politisch betriebener?) Dezentralisierung wirksam auflösen lassen. Zumindest kenne ich bislang kein Beispiel wo das erfolgreich umgesetzt wurde.

    Auch eine Stärkung der Ausbildungsberufe (die an sich sehr sinnvoll ist!) sehe ich persönlich nicht als Initialzündung für einen solchen Prozess. Denn es sind gerade die Städte, in denen die Mehrheit der Ausbildungsberufe gefragt und angeboten wird. Will man nun den Zahntechniker, die IT-Systemtechnikerin oder die Grafikerin auf dem Land mit einer attraktiven Ausbildung halten, braucht es ja zuerst zahlungskräftige Unternehmen mit guten Arbeitsbedingungen und Perspektiven. Das aber setzt gute Infrastruktur (Flughafen, Bahnhof, Straßen, Soziales, Internet!) voraus, sowie einen entsprechenden Kundenumfang, der oft genug nur in Städten zu finden ist. Hinsichtlich Ressourceneinsatz und Ökologie halte ich es für fragwürdig, das Land mit Infrastrukturen auszustatten, die der einer Stadt entsprechen. Hinzu kommt, dass sich viele Firmen, insbesondere diejenigen der Hightech-Branchen, gerne in Clustern ansiedeln (Synergieeffekte, Kooperationen, Austausch usw.). Aber nur mit Bäckern, Metzgern, Einzelhandelskaufleuten, wird das Land nicht wieder attraktiv.

    Meiner Meinung nach wäre es sinnvoll, die Dezentralisierung innerhalb der Städte voranzutreiben (das hat Heimdall oben denke ich auch inkludiert). D.h. unsere oft monozentrisch organisierten Städte (Ausnahme Berlin) mit weiteren echten Zentren zu entflechten. Leider ist diesbezüglich der Bevölkerungswiderstand oft recht hoch. Eine Ladenzeile aus DM, Rewe, Lidl und zwei Gastrobetrieben oder ein EKZ ist aber kein Subzentrum, liebe Städteplaner.

    Der ländliche Raum wird seine Bedeutung dort halten, wo Tourismus eine große Rolle spielt und / oder im Umkreis attraktiver Großstädte samt schneller ÖPNV Verbindung (~100 km)(Corona hat dies forciert), wovon wir in Deutschland zwar vglw. viele haben, aber viele davon sind schlecht ins Umland vernetzt (auch das hat Heimdall schon angesprochen). Überall anders sehe ich ehrlich gesagt wenig Chancen auf einen zweiten Frühling. Auch Seehofers / Söders Verteilung bayerischer Behörden aufs ganze Land, ist eher Kosmetik, denn wirksame Strukturpolitik.

    Max Dudler gestaltet wertig. Seine Bauten wirken massiv, konsequent bis ins Detail. Steht so auch auf seiner Website:

    «Es ist einfach, ein Haus mit 100 Beliebigen Details zu bauen. Wenn man nur auf 10 Details setzt wie Wir, muss jedes Detail perfekt sein.»

    Und da beginnen dann meiner Ansicht nach die Probleme, denn er setzt stets auf die selben Details. Bei kleinen Gebäuden ist das noch vertretbar, aber Dudler darf aufgrund seiner Reputation oft genug riesige Komplexe gestalten, die durch diesen steingewordenen Minimalismus schlichtweg trostlos, kalt und abweisend wirken. Organische Formen, Variation, Kreativität blitzen sehr selten auf, stattdessen scheinen sich die meisten seiner Architekturen, ganz egal an welchem Ort, in ein strenges Raster zwängen zu müssen. So entsteht Austauschbarkeit in besonders hohem Maße, eine Identifikation mit dem Ort findet wenn überhaupt nur in wenigen Einzelfällen statt.

    Selbst bei David Chipperfield wird mehr Abwechslung geboten. Allzu lange halte ich den Aufenthalt auf der Dudler Website dann auch nicht aus, obwohl mir manche Bauten durchaus gefallen. Wenn ich sein Werk mit einem Wetter umschreiben müsste: Neblig nassgrauer Novembertag.

    https://www.maxdudler.de/