Tja, diese dummen Menschen in den Städten, die immer noch Autos besitzen.
Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß und du musst nicht gleich von der Apokalypse predigen, wenn man weniger Autos in den Städten befürwortet.
Die Rede von einer komplett autofreien Stadt ist nirgends. Würden diejenigen, die es nicht brauchen, es nur aus Bequemlichkeit nutzen, weniger damit fahren, wären die Probleme wesentlich geringer - und diejenigen, die darauf angewiesen sind, haben es auch besser .
Wären diese Menschen mal anders, dann könnte man einfach auf den Bau von Tiefgaragen verzichten und noch höhere Wohntürme in die Städte knallen.
Von Wohntürmen spricht hier kein Mensch (auch wenn sie vereinzelt eine Ergänzung sein können). Es genügen schon die Dichten der Gründerzeit. Doch selbst diese werden bei Neubauquartieren selten erreicht und überall wird weh geklagt über zu große Baumassen. Dabei ist es lediglich eine Frage der architektonisch ansprechenden Gestaltung, doch dafür gibt es selten Interesse und öffentliches Einfordern.
Gerade in diesem Forum werden doch vehement klassische Bauformen und -strukturen gewünscht. Sehe ich mir alte Bilder unserer Großstädte an, waren diese damals wesentlich dichter bebaut. Heute soll das alles unmöglich sein...?
Denn mit Wohnraum alleine ist es nicht gemacht. Da müssen dann ja auch wieder Kindergärten gebaut werden. Und Schulen. Wofür es wieder Betreuer und Lehrer braucht. Und es braucht ÖPNV-Haltestellen, größere Züge und Busse für die neuen Bewohnermassen. Und Einzelhandelsflächen, damit die neuen Bewohner auch irgendwo einkaufen können. Und Erholungsflächen/Grünareale, die gepflegt werden wollen... Und dann kommt es am Ende noch zu Bürgerprotesten: "Was, es sollen die schönen Kleingärten für Wohnblöcke verschwinden? Es sollen die schönen Wiesen überbaut werden?..."
Das ist selbstredend, dass es die nötige Infrastruktur braucht. Einzelhandelsflächen können problemlos ins Erdgeschoss. Wie früher auch. Oder wie LIDL und Aldi es jetzt machen. ÖPNV? Darum geht´s in diesem Strang ja. Schulen? Hier überlasse ich die Bewertung den Bürgermeistern der Städte und dem Deutschen Städtetag, die allesamt mehr Wohnungsbau fordern. Parks? Da wären wir wieder bei der obigen Dichte. Wenn man sieht, dass in zentrumsnahen Lagen zweigeschossige Townhouses gebaut werden, braucht man sich über Flächenversiegelung nicht zu wundern. Baue ich stattdessen einen sechsgeschossigen Block, habe ich Flächen frei für einen kleinen Park, Spielplatz etc. Für die Kommunen ist ausbleibender Wohnungsbau keine Alternative, da langfristig hohe Folgekosten entstehen (kommunaler Wohnungsbau, Ausüben von Vorkaufsrechten, im Extremfall Abwanderung von Unternehmen).
Und dann die Baukosten. Brandschutz. Energieeffizienz. Materialmangel. Handwerkermangel. Da fragt sich der Bauherr: Warum soll ich bei steigenden Baukosten und steigenden Kaufpreisen noch Mietwohnungen schaffen, wenn deren Mieten (durch Mehrangebot) im Sinken begriffen sind? Da schreibe ich doch lieber einfach ab...
Auf dem Wohnungsmarkt gibt es eine Menge Bestandshalter. Immer weiter steigende Mieten sind bei weitem nicht alleinige Motivation in den Mietwohnungsbau zu investieren. Für immer mehr Menschen unbezahlbare Mieten führen dagegen langfristig zu geringerer Nachfrage, womit dem Eigentümer auch nicht geholfen ist. Allein stagnierende Mieten wären schon was.
Einen vernünftigen Ausgleich bekommt man da nicht durch Restriktionen oder den Appell an den neuen Menschen, der nur noch mit dem Rad oder E-Roller zum veganen Bio-Markt fährt. Sondern nur durch gute Angebote, die den Gebrauch des Autos zumindest in Teilen überflüssig machen. Diese Angebote sehe ich weit und breit nicht.
Eben jene Voraussetzung - ein guter ÖPNV - habe ich oben selbst genannt. Insofern weiß ich jetzt mit Restriktionen und neuen Menschen nichts anzufangen.
Andererseits: Rastrelli hat weiter oben geschrieben, in ganz Sachsen gäbe es bereits guten ÖPNV...