Beiträge von Majorhantines

    Keine Wohnung wartet nach einer energetischen Sanierung mit niedrigerer Warmmiete. Sowas hab ich noch nie gehört.

    Das liegt daran, dass über mindestens 12,5 Jahre die Sanierungskosten per Mietumlage refinanziert werden. Da das Gros der energetischen Sanierungen erst ab 2000 begann, gibt es wohl wenig Eigentümer, die bereits aus dem teuren Transformationsprozess heraus sind und wieder mehr Flexibilität bei der Mietpreisgestaltung haben. Aber es gibt sie sehr wohl. Mein Bruder wohnt in so einer Großstadtwohnung mit vorteilhafter Kostenstruktur aus den späten 90er Jahren. Wenn der gesamte Gebäudebestand über einen längeren Zeitraum energieeffizient gestaltet ist, sollten die Gesamtkosten im System niedriger sein. Voraussetzung: Es gibt einen Mietermarkt. Dazu muss es gelingen die starken Disparitäten zwischen den einzelnen Wohnungsmärkten aufzulösen. Wir haben ausreichend Wohnraum in Deutschland, nur eben nicht so konzentriert, wie heute (durch falsche Anreize) nachgefragt.

    Sie wollen günstig wohnen und auch keine Heizkosten bezahlen. Wenn ich aber als Vermieter in Dämmung, neue Fenster und Türen, PV, Wärmepumpe und alles neu investiere, mit all dem Unterhalt den das auch verursacht, werde ich wohl keine Wohnung am unteren Ende des Mietspiegels anbieten können. Manchmal hab ich das Gefühl dass das nicht verstanden wird oder einfach auf Wunder gehofft wird.

    Damit argumentierst Du aber auch für möglichst niedrige Standards in der Gestaltung. Im Energiebereich kann man immerhin noch ,,Gewinne" erzielen durch sinkende Fixkosten, das wird bei einer aufwendigen Gestaltung schon deutlich schwieriger. Da kann man eventuell noch mit höheren Mieten, besseren Mietern, einer Aufwertung der Umgebung und damit des Preisniveaus oder einer Wertsteigerung des Objekts selbst argumentieren. Aber all das fällt natürlich weg, wenn man sagt, dass Preissteigerungen einhergehend mit steigenden Standards ein Problem sind, die den meisten Mietern nicht zugemutet werden können und sollten.

    Wo ich dir nicht zustimmen kann, ist, dass Asymmetrie generell keine Qualität erzeugen kann.

    Ich schrieb Asymmetrie ,,in dieser Form". Und meine damit ganz konkret auf die Raster bezogen, dass man sich scheinbar heute darauf verständigt hat unter den Architekten, dass es ausreicht entweder mal rechts mal links einen Farbspiegel zu setzen, oder die Fenster mal rechts mal links zu versetzen je Etage. Das sieht im Ergebnis derart einfallslos und beliebig aus, dass ich nicht ausschließen wollen würde, dass man solche Asymmetrien nachträglich aus einem Standardraster per Software dann einfach einarbeitet. Jedenfalls wirkt es wie Pseudogestaltung, gerade auch wenn vorgegeben wird damit ja gerade kein Raster erzeugt zu haben.

    Denke entsprechend, auch da sind wir nicht uneinig. Asymmetrie gibt es z.B. auch bei oben nicht mit dargestelltem Bereich des Finanzministeriums, was sehr reizvoll wirkt. Wie gesagt, keine Dogmatik meinerseits ggü. Asymmetrie, das Wie entscheidet.

    Ich persönlich halte ja die reinen Rasterfassaden für das übelste, was die Gegenwartsarchitektur hervorgebracht hat.

    Mit der Zuspitzung auf das Schlagwort Rasterfassade trifft man nicht den eigentlichen Wesenskern des Problems. Es gab auch schon in den Jahrzehnten und Jahrhunderten davor Rasterfassaden.

    In der Hafencity z.B. gibt es Bauten, die Fenster mal vor und zurück springen lassen oder asymmetrisch anordnen. Das kann man mögen oder auch nicht, aber es ist zuweilen zumindest der Versuch echter Architektur.

    Interessanterweise wurde aber gerade das bei den historischen Beispielen vermieden. Asymmetrie in dieser Form erzeugt keine Qualität, lässt eher noch stärker Unbeholfenheit oder gar Desinteresse in eine wirkliche Gestaltungsentscheidung erkennen.

    Und ganz wichtig: stimmt die Nutzungsmischung?

    Und nicht einmal darauf waren die historischen Entwürfe angewiesen, wie meine monofunktionalen Beispiele, deren Qualität durch den Erhalt sich beweist, im Folgenden aufzeigen.

    Die Seilerei von Rochefort:

    Rochefort_(Biskaya)_Seilerei_(wiki).jpg

    von https://www.esys.org/rev_info/Frank…erei_(wiki).jpg

    Ein Teilbereich des Finanzministeriums Wilhelmstr. Berlin:

    Ein Bereich der AEG in der Voltastraße:

    AEG-Voltastra%C3%9Fe-C-Hensel.jpg

    von https://weddingweiser.de/die-11-schoens…ude-im-wedding/

    Die ehemalige Spinnerei in Freienstein:

    MGH_Freienst_1163-6ad8e9dfbf1ff7fd.jpg

    von https://www.baunetzwissen.de/brandschutz/ob…699/gallery-1/2

    Die alte Kaserne in Bitburg:

    05.jpg

    von https://www.denkmalimmobilien.info/img/alte-kaserne/bilder/05.jpg

    Fazit: Es gibt Mittel und Wege um extreme Repetition und Eintönigkeit so zu verpacken, dass sie auf den Menschen nicht derart feindlich wirkt. Im Falle von Hamburg ist somit wohl weniger die ,,Lochtapete" Anlass des Unbehagens, oder gar die Nutzungsstruktur, sondern letztlich die Absenz an Fähigkeit gut zu proportionieren innerhalb der Fassaden (Fensterteilung, Wand-Fenster-Verhältnis, gleichmäßiger Detaillierungsgrad), die Fassade stärker in ihrer Gesamtheit zu formen, und nicht nur etagenweise, und etwas mehr Handwerk einzubringen (wie meine Beispiele zeigen braucht es davon gar nicht so extrem viel).

    Noch zwei Denkimpulse: Das Beispiel des Finanzministeriums und der Spinnerei kommen hier am nächsten, weil je höher gebaut wird, die Repetition immer erdrückender sich entwickelt. Bei der Spinnerei ist eventuell auch schon das gute Maß überschritten, aber als Grenzfall gerade deshalb so spannend. Der AEG Bau ist auch ein Grenzfall meiner Wahrnehmung nach mit dem extrem großen Fensterverhältnis. Die Spiegelung der Gebäude in den unteren Fensterbereichen hebt diese Strenge etwas auf, zusätzlich musste aber auch die Fenstergröße stark variiert werden. Moderne Architekten stellen sich also letztlich auch größeren Herausforderungen mit ihren größeren Baukörpern und sehr viel Glas, wollen aber eben auch nicht aus der Vergangenheit lernen.

    Wikipedia hat vom 18.01.2024 einen Beitrag vom Deutschlandfunk gelistet: https://download.deutschlandfunk.de/file/dradio/20…30_c9f86b1d.mp3

    Zitat

    Lutz Reidt: Archäologie im Meer: Auf den Spuren historischer Schätze im Watt. (mp3-Audio; 25 MB; 27:34 Minuten) In: Deutschlandfunk-Kultur-Sendung „Zeitfragen. Feature“. 18. Januar 2024 (über Forschung im Wattenmeer am Beispiel von Rungholt).

    Scheint aber auch nur um eine Rekapitulation sich zu handeln.

    Schöne zwei Vergleichsbilder. Wäre auch was für unser Social media. Man kann hierbei wunderbar illustrieren, dass die modisch modernen Bauten allesamt bereits nach der kurzen Zeit ausgetauscht wurden, während die traditioneller ausgeprägten Gebäude weiterhin stehen. Welche Gestaltung ist nachhaltiger?

    Wie seht ihr das, habt ihr Beispiele für gelungene Busbahnhöfe?

    Ich hätte vier völlig unterschiedliche Konzepte, wobei ich zu erkennen meine, dass alle auf die ein oder andere Art sich am Menschen orientieren, sei es, indem man helle, wettergeschützte Flächen schafft mit gutem Überblick, wie in Chur:

    chur_-_bus_terminal.jpg

    https://www.stadtbild-deutschland.org

    sich zusätzlich möglichst effiziente Wegebeziehungen überlegt hat und eine besondere Anordnung der Buslinien, das an Tempelhof erinnert (konzeptionell, weniger in der Realität), wie in Stoke-on-Trent,

    _66602582_bus1sep12.jpg

    https://www.stadtbild-deutschland.org

    oder sich sehr einfach und reduziert gibt, mit kleinem Maßstab und warmer Ausprägung, wie in Akita,

    14G110957_03_880x660.jpg

    https://www.stadtbild-deutschland.org

    oder mein Favorit, weil schon persönlich erlebt am Bahnhof Oriente in Lissabon mit seinen sehr organischen Formen am Busbahnhof:

    oriente-bus-station.jpg

    Standen nicht hinter den Fassaden von Jakriborg auch größere Wohnblocks mit gemeinsamem Treppenhaus? Ich meine mich zu erinnern, das wurde auch von einem Bauherren errichtet. Wenn man es nicht allzu extrem zuspitzt bei der Kostenstruktur und der Ausmaße der Blöcke, und dazu vergleichbar Mühe in die Fassaden steckt für Individualität könnte das zumindest mal als hohe Messlatte herangezogen werden.

    Ging es in der Doku unter anderem um Speyer?

    Nebenbei gibt es in Brandenburg viele Städte, wo zumindest beträchtliche Stadterweiterungen nach einem Konzept aus dem Mittelalter stammen.

    Ich kann mich leider nicht mehr sehr deutlich erinnern, aber ich meine die Doku hat sich mit Klaus Humpert und seinem Buch beschäftigt, insofern könntest Du genau das Richtige im Kopf haben.

    Unabhängig von Klaus Humpert habe ich aber z. B. auch von Landshut schon sehr interessante Dinge diesbezüglich gelesen und kann nicht ausschließen, dass stattdessen die Doku sich damit befasst hatte. Ist schon viele Jahre her.

    Montauban ist eine der seltenen Planstädte des Mittelalters und wurde 1144 gegründet.

    Bloß ein kleines Nachhaken, in der Hoffnung, dass hier im Forum eventuell einige mehr zu wissen: Ist diese Sichtweise, dass im Mittelalter Planstädte eine absolute Seltenheit waren, nicht mittlerweile zu hinterfragen? Ich habe da sehr viel dazu schon nachgelesen, und mein Kenntnisstand war, dass der mittelalterliche Städtebau vermutlich bisher übersehen wurde, weil er sich nicht in unsere Vorstellung von geraden Achsen in bestimmten Winkeln einpasst. Gab da sogar mal eine größere Fernsehproduktion, die das ganze am Beispiel einer Stadt und eines Forschungsergebnisses vorgestellt hat, vielleicht finde ich sie auf Youtube noch repostet und kann sie hier nachträglich noch einbinden.

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    Der Milliardär und die Macht: René Benkos Verbindung in die Politik | WDR Doku

    Zitat

    Für Großprojekte wie den Hamburger Elbtower, Mega-Projekte in Berlin und München und nicht zuletzt seinen maroden Galeria Karstadt Kaufhof-Konzern hatte Benko auch in Deutschland ein feines Netz von Lobbyisten und Strippenziehern gesponnen, mit Verbindungen bis in höchste Etagen der deutschen Politik: So waren u.a. die PR-Agenturen des ehemaligen Hamburger Bürgermeisters Ole von Beust und die von Ex-Außenminister Joschka Fischer für Benko im Einsatz, in Österreich stellten die ehemaligen Bundeskanzler Gusenbauer und Kurz insgesamt fast zehn Millionen Euro Beratungsleistungen in Rechnung. Gusenbauer, ein langjähriger Bekannter von Bundeskanzler Olaf Scholz, will die Gewährung der 700 Millionen Euro Staatshilfen für Galeria Karstadt Kaufhof zugunsten Benkos beeinflusst haben. Politische Einflussnahme gegen Geld? Ein schwerwiegender Verdacht, dem die Autoren in ihrer dritten Dokumentation über René Benko nachgehen.

    Ein wohl seltener Einblick in die Netzwerke, welche unsere Städte baulich tief prägen (und nebenbei auch noch helfen den willfährigen Staat auszurauben). Und da sehen Wir nur die Spitze. Die Einflusshürde dürfte in Städten ohne Metropolstellung deutlich niedriger ausfallen, und letztlich kennen Wir alle Geschichten von regionalen Bauhaien. Die dreiviertel Stunde ist wirklich gut angelegte Zeit, auch wenn ich sonst selbst vor solchen Dokulängen aus Zeitgründen Abstand nehmen muss.

    Ich empfinde die limitierte und oberflächliche Ausdrucksart dieser sogenannten Neoklassik auf jeden Fall als gewaltigen Rückschritt im Vergleich zu den klassischen Komponisten der vergangenen Jahrhunderte und könnte dies auch einigermaßen objektiv anhand musikalischer Kriterien belegen.

    Wahrscheinlich kommt auch in der Architekturfachwelt daher eine gewisse Grundablehnung. Ich bin sicher, dass diese Musiker nicht anstreben über den großen Komponisten der vergangenen Jahrhunderte zu stehen. Bloß weil man etwas versucht zu erneuern, oder für anderes Publikum zu erschließen, gerät man doch gar nicht in eine Konkurrenzsituation. Im Gegenteil, man stellt sich eben auf die Schultern der Giganten und versucht als kleiner Fatzke seine Kunst zu finden. Bedenke auch, die ganzen Architekturtheoretiker können auch wunderbar objektiv belegen, warum die moderne Art des Bauens der einzige Weg des Fortschritts ist.

    man muss erstens nicht alles respektieren oder gut finden, bloß weil es der Allgemeinheit gefällt und zweitens wird niemand von irgendetwas ausgeschlossen. Niemand wird davon abgehalten, sich ein bisschen zu bilden und den eklatanten qualitativen Unterschied zwischen z.B. Einaudi und Chopin selbst zu hören.

    Die Allgemeinheit kann auch Geschmacksentscheidungen treffen, die mindestens obskur bis abwegig sind, volle Zustimmung also, dass man nicht jede Sau reiten muss. Und doch verliert man meines limitierten Eindrucks nach gerade die jungen Menschen, was so nicht sein sollte. Ich komme aus einem bildungsbürgerlichen Umfeld, da sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass die meisten ab und an Klassik hören oder zumindest Zugang finden. Und doch sind es nur einige wenige Hobbymusiker, die zumindest darüber das ein oder andere noch kennen bzw. die Rudimente der gymnasialen Musikbildung behalten haben. Nicht umsonst justieren Philharmoniker und ähnliche nach, präsentieren Filmmusik oder anderes Material aus der Popularkultur. So erreichen sie plötzlich doch wieder die jungen Menschen. Vor diesem Hintergrund muss ich doch von gewissen Hürden ausgehen, welche große Teile der Bevölkerung abhält sich mit klassischer Musik zu beschäftigen, ,,sich bisschen zu bilden".

    Und im Prinzip erleben Wir das in der Architektur doch auch, wobei es da schlimmer ist, weil es - wie jemand hier im Strang ganz am Anfang schrieb - viel unausweichlicher in unser aller Leben drängt und kaum vermieden werden kann. Auch die Architektur ist eine latent elitäre Beschäftigung. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele hier im Forum Studierte sind, bzw. eine höhere Schule besucht haben.

    wenn neue traditionelle Architektur ähnlich oberflächlich und primitiv wie weite Teile der Neoklassik ausfallen sollte, dann bin ich nicht sicher, ob ich sie wirklich lieber hätte als moderne...

    Naja, jetzt sind wir mal ganz ehrlich: Das meiste was wir bei neuer traditioneller Architektur sehen ist bisher zumindest auch noch nicht wirklich ganz ausgegoren oder darf sich zumindest noch nicht emanzipiert von den Vorbildern bezeichnen. Ich erinnere z.B. mal an den Fall, bei welchem im Forum über ein schwedisches Gebäude lebhaft diskutiert wurde:

    alberts-hus-hela-e1675287079905.jpg

    Und doch muss man auch in diesem Fall konstatieren, es funktioniert ja trotzdem. Auch wenn Fachleute das Gebäude, das Musikstück, zerpflücken können, im Falle des Gebäudes war es ein Kandidat für den Wettbewerb Schönster Neubau. Und ich denke mal nicht, dass Du hier lieber einen modernen Bau sehen würdest :)

    Ja, reklov2708 sagt es nochmal prägnant, was ich versucht habe auszudrücken: Es gibt da ja doch so einige Parallelen. Wie, dass der Massengeschmack keine Bedeutung findet in der Fachwelt, ja offen abgelehnt wird. Oder, dass man meint Berufskollegen deutlichst herabzuwürdigen, die der breiteren Bevölkerung niederschwelligen Einstieg gewährt. Ich habe z.B. auch sehr mit mir gerungen, ob ich so einen Beitrag überhaupt posten kann, weil ich mich nicht mit Musik, insbesondere jener exklusiveren auskenne (und ich werd mir hier auch die Finger verbrennen). Aber: Dieses Elitäre, das Menschen bei etwas ausschließt, wo sie doch zumindest grundlegend gute Antennen bei sich tragen und was so bereichernd im eigenen Leben sein kann, wenn man Zugang gewinnt, ist eine Parallele zum Thema Stadtbild. Und zuletzt erinnert mich auch der Umgang mit den Werken an die Architekturwelt. Gesucht ist zwar stets scheinbare Innovation, aber die Grenzen werden eng gesetzt, was richtig und was falsch ist, wobei dadurch die Ergebnisse immer noch exklusiver fortentwickelt werden, bis sie wirklich nur noch einigen Fachpersonen offen stehen.

    Das Verdi-Haus ist eigentlich zu schade zum wegreißen. Insofern gut, dass man von der urspünglichen Idee des Band des Bundes in diesem Bereich abgerückt ist und eine Einbindung des Altbaus anstrebt, soweit das noch aktuell ist?

    Man wird ja noch träumen dürfen, aber ich fände eine ganz wundervolle Lösung, wenn man das Band des Bundes in einer Art Viertel von der Struktur der Gründerzeit auslaufen lassen würde bzw. damit verschmelzen ließe. Eine Art von Versöhnung mit dem, was die deutschen Städte, insbesondere Berlin, so stark prägt und eine schöne Symbolik einer Volksvertretung, die mit der Stadtgesellschaft verschmilzt.

    Vielleicht völlig hanebüchener Ansatz, vielleicht zu unbedeutend, aber ich habe hier ein paar Artikel zu Neoklassik zusammen:

    Kontroverser Klassiktrend: Über das Phänomen der Neoklassik | BR-Klassik
    Banal oder zeitgemäß – bei der Musik von Ludovico Einaudi oder Nils Frahm gehen die Meinungen auseinander. Doch was hat es mit dem Trend der Neoklassik und…
    www.br-klassik.de
    Die sogenannte Neoklassik: Kitsch von atmosphärischen Dienstleistern
    Max Richter, Ludovico Einaudi und Co nehmen fälschlich jene Plätze ein, die einst Puccini und Mahler besetzten
    www.derstandard.de
    Neoklassik: Hämmer ohne Grenzen
    Punk ist zurück, sitzt aber am Klavier: Die Neoklassik von Nils Frahm, Francesco Tristano oder den Grandbrothers beantwortet eine Sehnsucht nach Reduktion und…
    www.zeit.de

    Ich finde daran interessant, dass Fachkritiker auch mit dem Verweis auf Kitsch versuchen, solche Strömungen scharf von der ,,reinen Kunst" zu trennen. Eventuell kann es ja sein, dass eine gewisse Motivation für eine Retraditionalisierung in der Architektur in selbiger Struktur liegt: Die Fachkritik und deren ,,fachmännische" Produkte sind derart exklusiv, dass sie bei den Menschen das Bedürfnis hervorholt nach einer gewissen Banalität in Form einer entsprechenden Gegenbewegung.

    Bitte hier jetzt jedoch nicht die kommerzielle architektonische Banalität z.B. von modernem Wohnungsbau einmischen. Sondern ich meine in der Architektur eine Banalität, die im Ergebnis weniger abstrahiert, weniger konzeptionell/verkopft ist. Und auch nochmal hier aufgepasst, nicht der Nebelkerze moderner Architektur von der vermeintlichen Einfachheit und Ehrlichkeit im Material auf den Leim gehen. Bloß weil man den Stahlträger nicht verkleidet, ist es immer noch eine komplexe Gestaltung: Man nutzt ein sehr kühles Element (Farbtemperatur, Glanz), das durch die technische Form bedingt kahl, kantig und abweisend vorliegt. Da braucht es entsprechende Konzepte, warum man sowas im Wohnzimmer haben möchte.

    Stahltraeger.JPG

    Ein kurzes Schlaglicht mit Blick über die Grenzen Deutschlands hinaus, das nahelegt, dass gerade da, wo die Kriegszerstörung im 2. Weltkrieg besonders ausgeprägt war, auch in der Folge besonders ungünstige Ergebnisse beim Wiederaufbau erreicht wurden. Insofern widersinnig, da man doch annehmen müsste, dass wenn ich freie Möglichkeiten habe zentralste Stadträume mit entsprechender gesicherten Wohnbaustrukturen drum herum mit einem runden Konzept und in kurzer Zeit bebauen kann, dass dabei abgestimmter ,,stiliger", schlüssiger und damit auch schöner Wiederaufbau gelingen sollte. Stattdessen sehen Wir in der Realität häufiger, dass eine Einpassung in ein vorhandenes Gerüst an den Krieg überstandenen Bauten bzw. Rekonstruktionen die deutlich besseren Ergebnisse liefert.

    Nachkriegsarchitektur: Das sind Europas schönste hässliche Städte
    Sind sie ein Schandfleck oder doch ganz schön? Es gibt Städte in Europa, da werden sich die Leute nicht einig. Besonders die Nachkriegsarchitektur hat vielen…
    www.reisereporter.de

    Nachkriegsarchitektur: Das sind Europas schönste hässliche Städte

    Wikos Hier in diesem Strang habe ich eine ähnliche Debatte gefunden, dazu muss man ganz an den Anfang, alles im Jahr 2006:

    Restitutor Orbis
    20. Januar 2006 um 13:54

    Vielleicht ist ja das ein oder andere Interessante dabei, auch wenn ich meine, dass Du schon umfassend gesammelt hast.

    Die Buchveröffentlichung und dessen Bewerbung bieten die Chance einen umfassenden Einblick zu erhalten in das schlagkräftige Netzwerk Oswalts. Natürlich wirbt sein Arbeitgeber, die Universität Kassel, für das Buch:

    Natürlich auch die Martin-Niemöller-Stiftung in Kooperation mit der Universität Kassel (mit Oswalt) nutzt ihre Plattform Lernort Garnisonskirche, um das Buch zu präsentieren und Reaktionen zu dokumentieren.

    Dann darf er am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam sein Buch bewerben, wobei der Direktor des Leibniz-Instituts selbst sich dort über das Buch unterhalten wird, zusammen mit Prof. Dr. Johanna Blokker (Professorin für Denkmalpflege an der BTU Cottbus).

    Bauen am nationalen Haus: Architektur als Identitätspolitik
    Beginn: 18 Uhr | Potsdam Anmeldung erbeten Der Autor Phillip Oswalt präsentiert sein aktuelles Buch "Bauen am nationalen Haus. Architektur als…
    zzf-potsdam.de

    Dann darf er in der Akademie der Künste Berlin sein Buch vorstellen:

    Die Bauhaus-Universität Weimar bietet ihm Präsentationsfläche im Rahmen der Ringvorlesung „Identität und Erbe“ des gleichnamigen DFG Graduiertenkolleg, sowie die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe und die Philipps-Universität Marburg.

    Solche platzierten Veranstaltungen nutzen ihm dann wiederum, um u.a. auf einer Informations- und Kommunikationsplattform für Historikerinnen und Historiker zu landen (H-Soz-Kult ist laut eigener Angabe Teil des Angebotes von Clio-online und wird von zahlreichen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen unterstützt).

    Zudem berichtet natürlich die ,,db" deutsche Bauzeitung:

    Bauen am nationalen Haus
    Sein Buch »Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik« stellt Autor Philipp Oswalt bei verschiedenen Terminen im Laufe des Jahres vor.
    www.db-bauzeitung.de

    baunetz.de hat gleich einen ausführlicheren Beitrag unter Florian Heilmeyer verfasst, der dann es auch in die TAZ geschafft hat:

    Zuletzt zieht auch der Tagesspiegel nach.

    Leider bisher nicht ungewöhnlich, dass der öffentlich finanzierte Forschungssektor zum persönlichen Vorteil ganz nebenbei genutzt wird. Jetzt aber vielleicht nochmal interessanter:

    Am 27.11.2023 veröffentlicht Die Linke eine kleine Anfrage an den Bundestag, bei dem inhaltlich auf das Buch referenziert wird. Gefordert werden Konsequenzen aus den Ergebnissen um rechte Spender um das Berliner Schloss. Das Buch erschien meines Wissens nach offiziell erst am 8.12.2023. (https://dserver.bundestag.de/btd/20/096/2009633.pdf)

    Nebenbei, ,,nd" ehem. Neues Deutschland oder auch ehem. Parteizeitung der SED, berichtet erst im Februar (gerade jetzt erst) über das Buch, aber sehr wohlwollend.

    Schließen möchte ich mit der unfassbaren Liste des öffentlich rechtlichen Rundfunks in Funktion einer reichweitenstarken Werbeplattform zum Buchverkauf (Zeitraum 6 Wochen):

    Auch wieder ganz vorne mit dabei vor der eigentlichen Buchveröffentlichung, der Deutschlandfunk (jener, der in 2 Jahren Oswalt weit über 30 Mal zu Gast hatte bei einem solchen Nischenthema wie Rekonstruktion).

    Probleme rekonstruierter Architektur
    Architekturprofessor Philipp Oswalt hat das Buch "Bauen am nationalen Haus"geschrieben. Darin setzt er sich mit rekonstruierter Architektur auseinander.
    www.deutschlandfunkkultur.de

    https://www.br.de/fernsehen/ard-…ng-3946208.html und https://www.3sat.de/kultur/kulturz…2-2023-100.html

    Architektur und Identitätspolitik - kulturWelt | BR Podcast
    Autor Philipp Oswalt über "Bauen am nationalen Haus". Außerdem: Streit um Hannah-Arendt-Preisträger*in Masha Gessen / Literaturverfilmung "Eileen" / Marion…
    www.br.de
    Architekt Philipp Oswalt: Wann aus Rekonstruktion Geschichtsrevision wird
    Ob die Garnisonskirche in Potsdam oder das Berliner Stadtschloss: „Man will eine idealisierte Vergangenheit präsentieren“, meint der Architekturprofessor…
    www.swr.de
    Architektur als Identitätspolitik
    Bauwerke stiften Identität. Das lockt Spender an - auch mit politischem Interesse. Architekturprofessor Philipp Oswalt arbeitet diese in seinem Buch "Bauen am…
    www1.wdr.de
    Rechtsradikale Architektur? & Hamas besiegen
    Rekonstruktion historischer Bauten - warum da gerade rechtsradikale Kräfte versuchen, ihre Ideen durchzusetzen. Und: Die Hamas - warum der Kampf gegen die…
    www1.wdr.de
    Schatten der Vergangenheit
    Ist die Vergangenheit genauso unvorhersehbar wie die Zukunft? - Uli Hufen stellt neue Bücher vor über die Macht der Vergangenheit.
    www1.wdr.de

    https://www.ardaudiothek.de/episode/swr2-l…/swr2/13151747/ und https://www.swr.de/swr2/literatur…-02-21-100.html

    "Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik"
    Ein Gespräch mit dem Autor und Architekten Philipp Oswalt
    www.rbb-online.de
    "Bauen am nationalen Haus" von Philipp Oswalt
    Philipp Oswalt zeigt die ideologischen Hintergründe der Debatte an Fallbeispielen auf. Ob Garnisonkirche Potsdam, neue Altstadt oder Paulskirche in Frankfurt,…
    www.radioeins.de