Posts by Hakemann

    Altes und neues Gebäude sollen gleichermaßen "recht ansprechend" sein? Das alte traufenständige war von den Proportionen, dem Dach sowie dem Obergeschoss im Fachwerkstil und dem Unterbau in Natursteinoptik her an die links anschließenden historischen Gebäude angepasst, es hat sich harmonisch eingefügt. Das neue mag zwar hochwertig sein, stellt aber einen modernistischen Bruch dar.


    Eine klare Verschlechterung - wieder mal. Und das im einzigen Altstadtviertel, das noch eine halbwegs geschlossene historische Bebauung aufweist. :wuetenspringen:

    Mir ging es speziell um das Kaufhof-Grundstück, dabei weniger um die Frage, ob man rekonstruieren könne, eher darum, in welchem Stil es neu bebaut werden sollte. Kennt jemand Beispiele aus anderen Fachwerkstädten, wie man -ohne tatsächlich in Fachwerk zu bauen - trotzdem eine dem nahekommende Anmutung hinbekommen hat, zb?

    Solche Beispiele fallen mir spontan nicht ein. Auf dem Hohen Weg würde so eine "Anmutung" aber auch deplatziert wirken, weil ringsherum ja alles mit gesichtslosen Nachkriegsbauten vollsteht (zum Historischen Marktplatz gibt es keine direkte optische Anbindung).

    Wahrscheinlicher ist, dass der Kaufhof (alte Hildesheimer sagen natürlich "Horten") vorerst stehen bleibt und umgebaut wird. Im Gespräch ist beispielsweise eine Nutzung als Berufsschule.

    In Hildesheim scheint generell zur Kaiserzeit sehr viel Fachwerk abgerissen worden zu sein.

    Das ist richtig, und zwar vorrangig - wen wundert's - an den größeren Straßen. Und dennoch war bis 1945 noch unglaublich viel Fachwerksubstanz vorhanden.

    Ich hatte vergessen zu erwähnen: Es handelt sich um die Häuserzeile links im Bild. Ausradiert 1945 von der Royal Air Force :weinenstroemen:

    Was wurde denn für das Kaufhaus damals abgerissen, oder was war vor dem Krieg da? Wenn wertvolle Bausubstanz dabei war, soll diese natürlich wieder aufgebaut werden.

    Wertvolle Bausubstanz stand dort wohl nicht. Wie dieses historische Farbfoto zeigt, gab es auch keine Gründerzeit-Geschäftshäuser, die ansonsten an vielen Stellen den Hohen Weg und die nördlich anschließende Almsstrasse säumten.

    Kurz: Rekonstruktionen kann man als Alternative zum jetzt noch stehenden Kaufhof ausschließen.


    An dieser exponierten Stelle kommt der nun realisierte Bau schlicht einer Vergewaltigung des Stadtraumes gleich!


    Planer und Architekten, die so etwas verbrechen, müssen ihre Mitmenschen unterschwellig hassen und ein perfides Vergnügen daran empfinden, ihnen den Alltag zu vermiesen.

    Ich weiß, diese Erklärung wirkt genauso primitiv wie deren Bauten, aber ich kann es mir anders schlicht nicht erklären :kopfwand:

    Eine ganz wichtige Rolle spielte der Architekt Heinz Geyer, gebürtiger Ostpreuße und dann nach dem Krieg Wahl-Hildesheimer. Er hat sowohl die Rekonstruktion des Knochenhauer Amtshauses , als auch die Teil-Rekonstruktion der Kaiserhausfassade und zum Schluss des Umgestülpten Zuckerhutes vorangetrieben und mit seinem Architektenbüro umgesetzt. 2015 ist er in hohem Alter gestorben.

    Solche Persönlichkeiten, denen es vor eigenem biografischen Hintergrund ein Herzensbedürfnis war, die baulichen Kriegsverluste wenigstens teilweise zu kompensieren und den Menschen etwas vor ihrer heimatlichen Identität zurück zu geben, gibt es leider nicht mehr. Ich glaube daher auch nicht, dass man an die Reko-Erfolge der letzten Jahrzehnte noch einmal anknüpfen kann.


    Edit: da habe ich wohl die Zitatfunktion falsch eingesetzt. Obiges ist meine Antwort auf Erbses Frage ...

    Zitat aus dem Artikel:


    "Weder die Corona-Pandemie noch steigende Energiepreise haben Hoberg bislang davon abgehalten, seine Pläne zur Erweiterung seiner Bäckerei um den Ausbau einer Etage mit Übernachtungsmöglichkeiten zu verfolgen. Und sie halten ihn auch nicht davon ab, das, was er macht, richtig zu machen: nach überlieferter Tradition und Handwerkskunst.

    Und so hat er sich auch für die Arbeiten an seiner Fassade einen Experten für Naturmaterialien und sanfte Instandsetzung gesucht, vielmehr zwei: Restaurator Dieter Paule und Ehefrau Renate, die gleichzeitig Berufskollegin ist. Die beiden haben schon Kirchenräume und Gemälde wiederhergestellt, nun ölen sie das alte Holz des Fachwerks und verputzen die Gefache – die Flächen zwischen den Balken des Fachwerks – mit Schlammkalk."


    Dann geht es hauptsächlich um Hobergs Verständnis vom Bäckerhandwerk. Und zum Schluss:


    "Bald soll es in der Marktstraße deshalb über der Backstube noch zwei Etagen geben, in denen Gäste der Stadt in urigen, für Hildesheim einst typischen Stuben übernachten können."


    Er hat Weiterbau und Aufstockung also nicht aus dem Blick verloren. Hoffen wir das Beste!

    Danke an alle Fotografen für die tollen Eindrücke.

    Ein herrlicher Tag!


    Ich dachte tatsächlich auch, die Farbe der Kartusche würde eher jener der Reliefs darunter entsprechen.

    Sieht aber trotzdem klasse aus cclap:)

    Und das wird eben für Jenen, der uns als Oberhaupt in den ersten Weltkrieg geführt hat, abgelehnt.

    Wilhelm II hat Deutschland nicht anders "in den Krieg geführt" als zB Georg V Großbritannien. Es käme aber niemand auf die Idee, Letzterem die ihm gewidmeten Denkmäler, Gärten usw streitig zu machen.

    Einziger Grund: Großbritannien hat den Krieg gewonnen, es gab daher keine Revolution gefrusteter Untertanen und George durfte König bleiben.

    Allein der Ausgang des Krieges ist also dafür maßgebend, wie man sich derer erinnert, die ihre Völker " hineingeführt" haben.

    Immer wieder frappierend, mit welcher Selbstüberschätzung und Arroganz, mit welchem Narzissmus sich diese Leute gestatten, die Lebensumwelt der Menschen derartig negativ zu belasten.

    Sie wissen einfach, dass Ihnen niemand in den Arm fallen wird, selbst wenn sie augenscheinlich den traditionellen Architekten in fachlichem Können und Stilempfinden deutlich unterlegen sind. Alles, was stärker in Richtung "konservatives" Bauen, gar Rekos drängt, kann als spiessig, rückwärtsgewandt, oder sagen wir doch gleich "Nazi" verunglimpft werden, und schon sind Herr oder Frau Modernist fein raus.


    Das ist so ähnlich wie im ganzen übrigen Kulturbetrieb oder auch in den Sozialwissenschaften, wo man allein unter dem Banner der richtigen "Haltung" jeden Unsinn verzapfen kann, fern jeder fachlichen Kompetenz (nach hergebrachter Definition), und dafür mit öffentlichen Geldern und dem Applaus der an allen Schaltstellen sitzenden Gleichgesinnten belohnt wird.

    Da der Strang allgemein auf Altstädte erweitert wurde, kann ich nun auch Duderstadt im Eichsfeld einbringen, Die zentrale Marktstrasse bildet, wie der Name schon sagt, keinen Platz im engeren Sinne aus, wenn sie sich auch vor dem Rathaus recht geräumig weitet


    Das Rathaus, Blick von Osten

    stadtbild-deutschland.org/foru…dex.php?attachment/32275/


    https://upload.wikimedia.org/w…on_Osten_20171110-001.jpg


    Die Frontseite

    https://upload.wikimedia.org/w…69/Rathaus_Duderstadt.jpg


    Blick auf St. Cyriakus am anderen Ende der Marktstrasse

    https://upload.wikimedia.org/w…stadt_St._Cyriakus_07.jpg

    Natürlich ist aus Gründen der Ästhetik und der Aufenthaltsqualität eine teilweise Begrünung des Schlossplatzes wünschenswert, aber das Umweltargument scheint mir hier auch weit hergeholt.

    Allein schon vor dem Hintergrund, dass sich Berlin mit dem Tempelhofer Feld eine 350 Hektar (!) große Leerfläche inmitten der Stadt gönnt, die aber außer einem im Sommer halb verdörrten Rasen (und damit zumindest einer unversiegelten Fläche) keinen Nutzen für die Umwelt darstellt. Eine großzügige Bepflanzung mit Schatten spendenden und Wasser speichernden Bäumen nebst Unterholz, Teichen usw würde jedenfalls erheblich mehr bringen, aber da stehen sich unsere rot-rot-grün beseelten Hauptstädter mit ihren Plänen ja seit Jahren gegenseitig auf den Füßen.