@ Wissen.de
Ich möchte dir deine Ansicht auch gar nicht streitig machen, nur kann ich die Bauprojekte in Dubai leider nicht isoliert von ihrem gesellschaftlichen Hintergrund sehen – dass damit wie mit jeder Betrachtung auch eine Pauschalisierung verbunden ist, ist unvermeidbar. Es ist ähnlich wie mit China: Entweder man ist total begeistert oder man rechnet mit einem Zusammenbruch ob des Wohlstandsgefälles und der Ungerechtigkeit innerhalb der Gesellschaft. Am Ende werden sich wahrscheinlich beide Ansichten relativieren.
Den Vergleich mit Dresden kann ich jedoch nicht mitgehen. In der westlichen Welt - auch in Dresden - wäre man nicht so schnell auf die Idee gekommen, die Wände mit Gold zu streichen. (Zur Verhinderung solcher Auswüchse sind einige Völker Europas ja sogar dazu übergegangen, entsprechende Leute einen Kopf kürzer zu machen. )
Die Maßlosigkeit unterscheidet den Idealtyp des „fleißigen Bildungsbürgers" und des erfolgreichen Unternehmers westlicher Prägung von den verschwendungssüchtigen Neureichen - ob nun arabischer Scheich oder russischer Ölmagnat. Es ist eine Sache, ein großes, hochwertiges Haus mit schönem Fassadenschmuck zu bauen, eine andere, sich einen Palast mit Türklinken aus Gold hinzusetzen.
Vermögensforscher unterscheiden zwischen „Reichtum“ und „Vermögen“, wobei sich letzteres dadurch kennzeichnet, dass das Vermögen auch dazu eingesetzt wird, der Gesellschaft etwas zurückzugeben und Hilfsbedürftige zu unterstützen (siehe Gates, Buffet, Oettker). Es gibt Scheichs, die ihren 300.000-Euro-Ferrari in der Wüste liegen und verrotten lassen, wenn ihnen das Benzin ausgegangen ist. Ich habe allerdings noch nicht von Scheichs gehört, die die Hälfte ihres Reichtums an Arme und Kranke spenden.
Vielleicht wird sich das ändern, denn wie der Spiegel richtig schreibt, besuchen mittlerweile viele arabische Prinzen Elitehochschulen im Westen und machen sich Gedanken über die Zukunft der Gesellschaft. Jedenfalls zurzeit kann ich aber nur Verachtung für die Verschwendungssucht am Golf empfinden.
Aber selbst, wenn ich versuche, die Bauten und Bauvorhaben unabhängig vom gesellschaftlichen Hintergrund zu sehen, wollen sie mir nicht gefallen. Wie Friedrich schon sagte: Es ist traditions- und kulturloses Protzbauen: Höher, größer, teurer - viel Schönes ist mir dabei bisher nicht untergekommen.