Posts by BremerMann

    Ich möchte auf einen lesenswerten Beitrag in `WK-Geschichte´ hinweisen.

    https://wkgeschichte.weser-kurier.de/der-bagger-rue…nem-freitag-an/

    Offensichtlich gab es die heutigen Probleme schon 1990.

    Besonders gefallen hat mir folgende Textpassage:

    die SPD regierte mit absoluter Mehrheit. Doch nicht wenige Stimmen sahen im Vorgehen des Senats ein untrügliches Zeichen wachsender Machtarroganz. So auch Wigbert Gerling, der den Abriss der Senatsgästevilla als „wichtigen Mosaikstein“ auf dem Weg zum nachhaltigen Vertrauensverlust sieht. Tatsächlich musste die SPD beim Wahlgang im September 1991 empfindliche Stimmeneinbußen von knapp zwölf Prozent hinnehmen, eine absolute Mehrheit hat die Partei seither nie wieder erreicht.

    Hierin besonders nett der Ausdruck `wachsende Machtarroganz´

    Mittlerweile hat sich die in Bremen regierende SPD in der Wählergunst kontinuierlich nach unten entwickelt, regiert aber weiterhin völlig schmerzfrei am Wählerwillen vorbei.

    Ich bin nicht politisch, habe auch keine Parteipräferenz, ich stelle nur fest.

    Ich glaube Bremen ist verloren.

    Noch mal zum Bundeswehrhochhaus.

    Ich kann mich einer gewissen Rührung nicht erwehren.

    Da hat man dieses Carrée in den 1960ern hermetisch von der Wohnbebauung abgeschnitten, im Westen und Süden durch Gebäuderiegel, (von Norden ist über den Breitenweg ohnehin kein Zugang möglich) an allen Seiten verhindern mehrspurige Strassen den Zugang und jetzt will man auf dieser Insel so etwas wie Lebensqualität etablieren.

    Wie weltfremd ist das denn?!

    Meines Wissens muss man bei Gebäuden dieser Größe das Erdgeschoss öffentlich zugänglich machen (Geschäfte, Cafés) was auch alle Vorschläge respektieren, aber wer will denn da hin? Alle Vorschläge beinhalten einige Alibi-Bäumchen (wahrscheinlich ist das auch vorgeschrieben) auch Sitzgelegenheiten und Sonnenschirme sind zu sehen, aber hier sein Kaffee / Bier zu trinken ist wohl nur was für Verkehrs-Fetischisten oder Feinstaub-Schnüffler.

    Ich bin kein Architekt, aber selbst ich weiß, dass um ein Hochhaus herum oft starke Winde auftreten, die die Aufenthaltsqualität sowohl der Cafébenutzer als auch der Bewohner mit Balkon zum `Innenhof´ das Leben schwer machen werden.

    Es geht (mir) nicht mal mehr um die Schönheit der Gebäude; dieses Carrée ist tot solange man nichts an der Verkehrssituation ändert und damit ist ja wohl nicht zu rechnen. Man könnte hier ein Schloss hinbauen, es bliebe dennoch eine Verkehrsinsel.

    Wenn ich etwas positives sagen müsste, dann dass es eine gewisse Symmetrie herstellt zum Siemens-Hochhaus links vom Bahnhof, dessen Umgebung schon seit den 1960ern vergurkt ist. (Warum lernt man daraus nix?) Die Skyline des Breitenwegs passt ja dazu.

    • Nichts ist unnötig. Es kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen. -

    Also ich werde sicher keinen Verein gründen. Ich denke, dass es schon Vereine oder Bürgerinitiativen gibt, die sich für dieses Thema einsetzen. (Vom Verein `Anschari´ hab ich schon gehört) Ich dachte eher an eine Plattform auf der diese Initiativen gebündelt sind. Welche (öffentlichen) Bauten sind geplant, wo und wann kann man Pläne einsehen, sind evtl. Aktionen geplant, wer ist Ansprechpartner und sowas.

    Vielleicht gibt es sowas ja auch schon und ich hab`s nur noch nicht gefunden.

    Ich bin nicht so vermessen zu glauben, dass ich der Erste bin, der auf diese Idee gekommen ist; Das haben in den letzten Jahrzehnten schon hochkarätigere Leute versucht und sind gescheitert, aber es sind doch immer einige Erfolge zu verzeichnen gewesen. Also nicht nachlassen.

    Zum Zweiten könnte man versuchen, unsere Community bekannter zu machen. Ich selber habe sie nur zufällig gefunden und mein Interesse an diesem Sujet ist erst daraus erwachsen. Da gibt es sicher noch mehr Bremer denen es genauso gehen könnte. Die Gruppe der aktiven Bremer hier ist ja eher überschaubar.

    Frage ist natürlich, ob es überhaupt gewollt ist, für diese Site Werbung zu machen. Es ist schön, den Vorher-Nachher-Status festzustellen (und zu beweinen) und ich werde das auch gerne weiter tun, aber am Ende unbefriedigend wenn man nichts ändern kann.

    In der Bremer Tageszeitung Weser-Kurier war in dieser Woche einiges los zum Thema Bebauung. Primär ging es um das geplante neue Hochhaus an Stelle des Bundesbankgebäudes an der Kohlhökerstrasse. Es gab hierzu wohl eine Informationsveranstaltung der Bremer Grünen im Haus der Architektenkammer, leider habe ich das erst nachher erfahren. Nachfolgend der Bericht davon im Weser-Kurier.

    ZITAT:

    Hochhäuser wecken Emotionen

    Diskussion über Gebäudegrößen

    MATTHIAS HOLTHAUS

    Altstadt. Wo passt es hin, wer will darin wohnen und muss das überhaupt sein? Das Hochhaus, von einigen Menschen bereits als steinernes Relikt vergangener Jahrzehnte abgeschrieben, erscheint seit einiger Zeit wieder auf der städtischen Bildfläche. Landmark-Tower, Wesertower oder die bisweilen erbitterten Diskussionen um die geplante Errichtung des Hochhauses in der Kohlhökerstraße verweisen auf bestehende oder eventuell kommende Zustände. „Wie hoch wollen wir bauen?“ fragten deshalb die Landesarbeitsgemeinschaft Stadt- und Regionalentwicklung von den Grünen sowie die Architektenkammer in deren Räumlichkeiten.

    Und der Raum war voll besetzt, als sich der Architekt Stefan Rettich anschickte, seine Studie über Hochhäuser in Bremen vorzustellen, die er im Auftrag des Bauressorts angefertigt hat. Er untersuchte dafür den Maßstab der Stadt und setzte sich mit den Kriterien auseinander, die für die Auswahl geeigneter Standorte gelten könnten. Das Bauressort hat sich bislang nicht dazu durchringen können, den Studienempfehlungen zu folgen, als Gegenstand der Qualifizierung und der Auseinandersetzung taugt sie jedoch allemal.

    „Sich schlau machen und eine Sachlichkeit reinbringen, das ist der Sinn der Veranstaltung“, beginnt Moderator Robert Bücking, Bürgerschaftsabgeordneter der Grünen, den Abend. Es folgt ein Impulsvortrag von Peter Stubbe, Vorstandsvorsitzender der Gewoba. Als Kind der Zeit erklärt er darin unter anderem die Bauweise der Nachkriegsviertel wie die Neue Vahr oder Osterholz-Tenever. „Die Gewoba hat verschiedene Hochhäuser. Wir bauen zwar keine neuen, sanieren aber welche“, sagt er.

    Definition des Hochhauses

    Stefan Rettich beginnt mit einer Definition: Danach fängt ein Haus an, Hochhaus zu sein, wenn es eine Höhe von 22 Metern erreicht. Bis zu einer Höhe von 60 Metern genügt ein für den Brandschutz relevantes Sicherheitstreppenhaus, ab 60 Metern müssen es zwei Sicherheitstreppenhäuser sein. In verschiedenen Städten werden Sichtachsen für prägnante und identitätsstiftende Punkte in der Stadt und sogenannte Mehrwertsprinzipien als Anspruch an Hochhäuser gestellt. So sollte das Erdgeschoss für eine öffentliche, kulturelle, soziale oder gastronomische Nutzung vorgesehen werden. Die Straßen und der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) müssten gut ausgebaut, die Dachterrasse auch für die Öffentlichkeit nutzbar sein. Eine Nutzungsmischung aus Gewerbe und Wohnen zu bezahlbaren Preisen sollte gegeben, die Freiräume wie Plätze oder auch Grünflächen gut entwickelt sein. Und auch der Schattenwurf sollte vorher berechnet werden.

    Zum Bestand: 61 Hochhäuser sind bis 45 Meter hoch, über 45 Meter gibt es 22 dieser Bauten, in die Höhe ragende Industriegebäude stehen 23 in Bremen. Als Fazit hat er folgende Punkt ausgemacht: So dürfe die Ensemblewirkung von Dom, Unser Lieben Frauen und St. Martini, die die schützenswerte Altstadtsilhouette bilden, nicht durch Neubauten beeinträchtigt werden. Mit Ausnahme vom Aalto- und dem Siemenshochhaus, dem Bundeswehrhochhaus und dem Landmarktower sind die Hochhäuser in Bremen überwiegend bis zu 45 Meter hoch. „Das ist der ,Bremer Pegel‘, mit dem Orte auf Quartiersebene akzentuiert und Zentren gebildet werden können.“ Die Industrie- und Stadtsilhouetten an beiden Ufern der Weser bilden für Rettich „Anknüpfungspunkte für höhere Häuser und großvolumige Gebäude.“ Bauliche Akzente könnten auch Stadteingänge verdeutlichen – so wie im Mittelalter, als Stadttore diese Aufgabe ausfüllten.

    Bremens großstädtische Seite

    Als sogenannte „kinetische Silhouette“ sieht er exemplarisch die Bahnstrecke Hamburg – Hannover, an der sich prägnante Bauwerke wie Fallturm, Fernsehturm und Hochhäuser der Bahnhofsvorstadt reihen. „Den Bahnreisenden zeigt Bremen hier seine großstädtische Seite“, meint Stefan Rettich in seiner Präsentation. Und diese Silhouette könne im weiteren Umfeld des Hauptbahnhofes sowie an den neu geplanten Haltestellen der Universität und Hemelingen ergänzt werden. Ebenso bildet nach Rettich die Hochstraße am Breitenweg „mit ihren prägnanten und bekannten Hochhäusern ein besonderes Ensemble“, das perspektivisch unter Einbeziehung des Güterbahnhofareals weitergebaut werden könne. Die Überseestadt müsse dahingehend überprüft werden, „ob zusätzliche Standorte für Hochpunkte auch städtebauliche und funktionale Mehrwerte für den neuen Stadtteil versprechen.“

    Prüfkriterien für kommende Hochhausprojekte sollten unter anderem sein: ÖPNV-Anbindung, räumliche Wirkung im Quartier, eine Sichtfeldanalyse, Verschattung, Wohnnutzung, Grünflächen auf Flachdächern oder die öffentliche Nutzung von Dachterrassen.

    „Das scheint ein Thema zu sein, das Gefühle hervorruft“, sagt daraufhin Katja-Annika Pahl, Professorin an der School of Architecture. „Es gibt aber Dinge, die man nicht nach Gefühl entscheiden sollte. Hochhäuser haben eine weitreichende Wirkung.“ Sie spricht sich für die in der Studie vorgestellten Leitlinien aus: „Ich würde erwarten, dass die Beteiligten ein Konzept für die Entscheidung haben.“

    Architekt Gottfried Zantke, der sich gegen die geplante Bebauung des Bundesbankgeländes an der Kohlhökerstraße einsetzt, sieht Bremen als eine „maßstäbliche Stadt“ mit mittelhohen Bauten, Bremer Häusern und funktionierenden Nachbarschaften: „Warum plötzlich so etwas Artfremdes wie ein Hochhaus für Bremen?“ Eine Frau aus dem Publikum sagt, über 1000 Wohneinheiten seien in Tenever abgerissen worden, weil man gemerkt habe, dass es so nicht gehe: „Lernt man in Bremen nicht daraus?“ „Das hat damals nicht funktioniert und ich würde heute nicht mehr so bauen“, antwortet Gewoba-Chef Stubbe. Für Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki steht fest, dass Bremen keine Hochhausstadt ist: „Da ist uns mit dem Konzept viel an die Hand gegeben worden, um damit zu arbeiten.“ Jedoch müsse bei den Sichtachsenstudien nicht nur der Dom, sondern die ganze Altstadt einbezogen werden. Eine Zuhörerin mahnt abschließend: „Sie haben die Bürgerbeteiligung vergessen. Was wollen wir als Bürger für eine Stadt, das sollte die Diskussion sein.“

    ZITAT ENDE

    In den Tagen darauf gab es viele Leserbriefe die sich mit diesem Thema befassten. Die meisten waren nicht d`accord mit dem Bau dieses Gebäudes. (Ein Dank an den Weser-Kurier für die Auswahl dieser Leserbriefe). Dies zeigt mir, dass die Bremer sehr interessiert sind am Thema Stadtumbau.

    Ich bin ja erst seit ½ Jahr in dieser Community, liebe den Austausch und habe viel über meine Stadt erfahren. Aber je mehr ich über die Geschichte und den Status Quo unserer (ehemals) schönen Stadt erfahre, desto resignierter, ja depressiver werde ich. Gibt es nicht eine Möglichkeit etwas zu bewirken, zu verändern? Es ist ja wohl offensichtlich, dass die Stadtplanung nicht vom Bürgerwillen sondern von was Anderem gesteuert wird.

    Kann man da nicht was machen? Ich denke, die Bremer sind mehrheitlich unserer Meinung.

    Wie können wir die Stimmung unserer Mitbürger von interessiert in engagiert ändern?

    Wenn nicht unsere Community, wer dann?

    Liebe Butenbremer, (wie) seid ihr das in eurer Stadt angegangen?

    Über die Historie dieses Gebäude weiß ich nix, (da ist ja Pagentorn der Spezialist) das Tivoli war es sicher nicht. Das war weiter links (östlich) Aber indeed, dies war eins der letzten Gebäude das der Verkehrsplanung die Stirn geboten hat, bis die Stadtplanung das Todesurteil gesprochen hat.

    ca. 1952

    1964 (Siemens-Hochhaus schon gebaut)

    somewhen

    Superb.

    Für die Fremdsprachen-Unkundigen vielleicht noch die Übersetzungen:

    1.

    Dieses Haus haben bauen lassen

    Diedrich Wessels

    und seine Frau

    Johanne geb. Gerdes

    2.

    Dieses Haus ist 1935 zum Andenken an

    Diedrich Wessels

    und seine Frau

    Meta, geborene Baade, gebaut

    (Herr Wessels war wohl mehrmals verheiratet)

    3.

    1935 haben wir`s gebaut

    1945 haben sie`s entzwei geworfen

    1949 haben wir`s heile gemacht

    Wie lange wird`s jetzt wohl stehen

    Auf dem 4. noch freien Feld könnte demnächst stehen:

    un 2020 heft se`t

    met Warmhoudeplatten

    verhackstückt.

    =O

    Mondelez-Gelände

    Die kommenden Veränderungen:

    Die Ansicht von der Stadt kommend:

    Und zukünftig.

    Diese Visualisierung ist ca. 2 Jahre alt, mittlerweile soll das Hochhaus so bleiben wie es ist. (zumindest aussen)

    Front Bgm-Smidt-Strasse heute

    Und nach Fertigstellung Ende 2023

    Ansicht von Süden heute

    und demnächst

    Leider wird das klotzige Parkhaus auf der Ecke zum Lucie-Flechtmann-Platz wohl stehenbleiben obwohl das auf der Visualisierung von 2018 noch anders aussah.

    Ich habe mich mal für eine Erdgeschosswohnung im 2017 neugebauten Haus in der Häschenstrasse nördlich dieses Monstrums interessiert. Die Südwest-Terrasse der Wohnung war permanent verschattet. Gruselig!

    Mondelez-Gelände

    Jetzt geht’s wohl bald los. Das Mondelez-Gelände, das Entrée zur City über die Bgm-Smidt-Strasse wird zu `Weser-Höfe´.

    Das Gelände ist bereits eingezäunt. Ein letzter Rundgang um`s Gelände.

    Innenhof von `Am Deich´

    Fassade Am Deich

    Auch diese Skurilität ist bald Vergangenheit

    Fassade Bgm-Smidt-Strasse, diese wird kaum verändert werden

    Der Mittelteil, für mich der interessanteste Teil des ganzen Ensembles. Ich vermute erbaut 1950er kurz hintereinander. Das mittlere Gebäude scheint mehrfach umgebaut zu sein, was mir erst auf dem Foto aufgefallen ist. Weiss jemand mehr darüber ?

    Ansicht Richtung City

    Fassade Grünenstrasse


    Moin Wall1973 und willkommen. Zum bewussten Haus kann ich noch zwei Ausschnitte der Trolley-Mission von 1945 beisteuern. Ich fürchte, da war nix brauchbares mehr ausser den Grundstücksgrenzen.

    Die These, es handele sich hier um zwei Häuser Rücken-an-Rücken glaube ich nicht. Das gab es zwar am Wall, aber eben nicht in diesem Bereich. Hierzu ein Stadtplan von 1880.

    Ich kann mir aber vorstellen, dass die Hausnummer Abbentorswallstrasse 38 vielleicht nur das Erdgeschoss bezeichnete, das es am Wall ja nicht gab. Also zwei Adressen übereinander.

    Martinistrasse – Eine Strasse kommt groß raus.

    Es gab in Bremen mal eine kleine Strasse namens Martinistrasse. (Auf dem Murtfeld-Plan von 1796 so bezeichnet) Sie hieß wohl so, weil sie an der Martinikirche lag. Sie verlief parallel zur Weser, begann im Osten an der Wachtstrasse/Große Weserbrücke und endete im Westen an der 2. Schlachtpforte die zur Schlachte führte. Die Verlängerung der 2. Schlachtpforte Richtung Langenstrasse und City hieß ab Martinistrasse dann Albuten-Strasse. Albuten ist friesisch und heißt übersetzt `schondraußen´ Das deutet darauf hin, dass das Gebiet südlich der Langenstrasse früher als `draußen´ also Hafengebiet angesehen wurde. Es gab von hier zur Weser auch nur wenige Zugänge: 1. Schlachtpforte, 2. Schlachtpforte, Ansgaritränkpforte und Kranpforte. (Die Kaiserbrücke kam erst 1875)

    Östlich der Martinikirche, gegenüber der Böttcherstrasse -dort wo sich heute Kühne&Nagel breit und breiter macht- war die Martinistrasse zur Weserseite von mächtigen Packhäusern bestanden.

    Weserseite

    selbst profane Packhäuser hatten damals Erker !



    Dann kam der Krieg.

    Den hat die Martinistrasse noch ganz gut überstanden. Die Packhäuser waren in Dutt (kaputt) aber sonst war noch einiges da. Das Ensemble Eingang Böttcherstrasse, Martinikirche, Ensemble Handelskrankenkasse. (siehe Beitrag 377)

    Dann kam die Stadtplanung der 1950er Jahre und die hatte mit der idyllischen Martinistrasse Großes vor.

    Breit sollte sie werden. Und lang. Bis zum Brill. Die Langenstrasse, eine seit Jahrhunderten gewachsene repräsentative Hauptstrasse mit Strassenbahn wurde kurzerhand durchschnitten, die `kurze Wallfahrt´ zur Einfahrt zu einem Parkplatz (früher Jakobikirchhof) degradiert und die Molkenstrasse am westlichen Ende gleich ganz entfernt. Pandora`s Box war geöffnet.


    1963 war es dann soweit, der Durchbruch konnte bis zur Pieperstrasse fertiggestellt werden.


    Der Weiterbau bis zum Brill verzögerte sich durch ungeklärte Besitzverhältnisse noch, aber 1968 konnte die Fertigstellung bejubelt werden.

    Intermezzo:

    Ich erinnere mich noch, vor ca. 25 Jahren haben einige Wirte an der Schlachte begonnen, eine Aussengastronomie zu etablieren indem sie Gestühl und Kübelpflanzen an die Strasse stellten. Solche Eigeninitiative war seinerzeit von der Stadt nicht gern gesehen und jegliches Mobiliar musste zur Nacht wieder weggeräumt werden. Es wurde aber ein Erfolg und mittlerweile ist die Schlachtegastronomie ein Aushängeschild der Bremer Politik.

    Nun ist die gross (gemacht) gewordene Martinistrasse aber ZU groß. Un wat nu?

    Die kleine Martinistrasse wäre wohl doch besser klein geblieben. . .

    1958 vor dem Durchstich Martinistrasse

    und heute

    Nachdem Pagentorn die Ecke Martini- Pieperstrasse vorbildlich geklärt hat, versuche ich mich mal schräg gegenüber. Zu sehen ist das Ende der Martinistrasse an der 2. Schlachtpforte.

    Ich habe hierzu 3 Fotos.

    1890

    1949

    Heute

    Das 3er-Ensemble links (heute Handelskrankenkasse) ist offenbar im Kern erhalten, zumindest die Giebel. Das linke Haus scheint aber schon vor dem Krieg eine neue Fassade erhalten zu haben und das mittlere Haus ist wohl ganz neu, einige Zentimeter zurückgesetzt und von Giebelständig auf `Irgendetwas´ geändert zu sein.

    Diese Ecke ist sogar von der Nachkriegs-Abrisswut verschont geblieben, das Haus rechts (früher Bremer Nachrichten) hat sogar nach dem Krieg noch einen Giebel erhalten (!)

    Für die Butenbremer: So sieht die `Idylle´ der Martinistrasse heute aus.


    Eine weitere Unerklärbarkeit fand ich am westlichen Ende der Faulenstrasse.
    Das Leffers-Gebäude (gegenüber Bamberger) ca. 1928

    und 1946

    die Fensterfront ist geändert, die `Lappen´ davor sind möglicherweise Bombenschutzmatten, es scheint aber schon wieder ein Geschäftsbetrieb stattzufinden.

    Seltsam finde ich das Gebäude rechts vom `Hochhaus´ das nicht dem Vorkriegsgebäude entspricht. (Breite, Eingang, Fensterfront) wann mag das entstanden sein?

    Lieber Pagentorn, LIEBE MODERATOREN, ich rege nochmals an, zum Thema `WIEDERAUFBAU NACH DEM KRIEG´ einen neuen Strang zu eröffnen. Vorzugsweise unter `allgemeine und überbezirkliche Themen´ (Ich bin noch Neuling, trau mich nicht) da sich hier m.E. eine neue Sicht auf die bremer Situation anbahnt die nicht stadtteilbezogen ist. Es gab ja schon diverse Statements dazu, leider in verschiedenen Strängen. Ich denke, hier bahnt sich eine interessante Diskussion an, basierend auf die Aussage eines gewissen Pagentorns:
    Zitat:
    Es handelt sich um amtliche Fotos der Reichsschadensstelle in Berlin, einer Behörde der es ab einem bestimmten Zeitpunkt während des Krieges allein noch erlaubt war, Kriegsschäden fotografisch zu dokumentieren (Privatpersonen war das Fotografieren von derartigen Ruinen seither als Defätismus bei strengster Strafe verboten). Da diese Bilder nach dem Kriege in der Ostzone und später in der DDR gelegenen Archiven lagerten, war es für die Planer im Westen eventuell umso einfacher, die Mär von der 'totalen Zerstörung' unter das Volk und vor allem die nachwachsenden - nicht mehr durch das eigene Erleben des Gegenteils geprägten - Generationen zu bringen.

    Lieber Heinzer, ich bin mit ihren Gedanken d`accord, obwohl ich den subversiven Gedanken von findorffer gerne folgen würde. Meine heutigen Untersuchungen des Viertels ergaben aber keine belastbaren politikgesteuerten Abrisse. Aber ich bin noch nicht überzeugt. Ich komm nochmal darauf zurück.