Es wäre wirklich schön, wenn es mehr Menschen in dieser Stadt gäbe, die Architektur und Ideologie trennen würden. Die Architektur also nicht als Selbstzweck sondern als Kunstform verstehen würden. Der Grund, weshalb überall in Deutschland und Europa Rekonstruktions-Projekte entstehen oder gefordert werden besteht doch u.a. darin, dass die "moderne, zeitgenössische Architektur" in Puncto Formensprache häufig an Beliebigkeit nicht zu übertreffen ist, und damit den Bedürfnissen und Ansprüchen einer Vielzahl von Menschen nicht entspricht.
Dieser ewige Ruf nach Brüchen ist in einer Stadt wie Potsdam aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, kann an jeder Ecke bereits zuhauf diese Brüche entdecken. Vor dem Garnisonkirchen-Turm braucht man sich nur mal um 90 Grad drehen um auf die Neustädter Havelbucht mit Ihren "wunderschönen" DDR-10-Geschossern zu blicken. Das Gleiche Bild ergibt sich östlich des Alten Marktes, wo auf dem Areal rund um die Burgstraße auf ca. 80.000 m² architektonische Brüche begutachtet werden kann können.
Mir grault es, wenn ich mir vorstelle, dass in Potsdam bald ein Ungetüm à la Christuskirche Köln entsteht.
Dies gilt übrigens insbesondere vor dem Hintergrund, dass Potsdam bei den meisten stadtbildprägenden "Neubauten" seit der Wende
ins Klo gegriffen hat (z.B. Heilig-Geist-Turm, blue - Freizeitbad).