Dass die Hagia Sophia möglicherweise
nicht mehr der Allgemeinheit offen steht, sondern nun fortan wieder
aktiv als Moschee genutzt werden soll, ist sicher ein bewegender Tag
für alle Kultur-Interessierte in der ganzen Welt.
Für mich gehört das Symbol Istanbuls
nicht nur zu den 'Neuen Weltwundern', es ist auch ein Ort der
Begegnungen der Religionen und ein Beweis, dass Respekt, Toleranz und
Diversität sich nicht ausschließen müssen und koexistieren können.
Sicherlich ist der Akt, die Hagia in
eine Moschee umzuwandeln, ein politischer Akt, der gerade den Westen
oder vielmehr das Abendland treffen soll. Der Präsident der Türkei
ist für seine Symbolpolitik und Retourkutschen bekannt wie gefürchtet. Sicherlich soll durch den Schritt der Umwandlung der Hagia von schweren innerpolitischen Problemen
abgelenkt werden.
Es wird sich zeigen, ob durch diesen
gewollten Schritt nicht eine weitere Isolierung Erdogan und der
Türkei erfolgt. Der Zwist mit Griechenland wird dadurch eben nicht
kleiner, und es wird spannend sein zu verfolgen, welchen Einfluss die
orthodoxe Kirche in Russland auf Putin haben wird, dessen Verhältnis
mit dem türkischen Präsidenten ja nicht unbedingt das beste
Verhältnis ist - in Bezug auf Syrien geradezu fragil - und in den letzten Jahren sowieso sehr wankelmütig war.
Wenn der politische Wind in Ankara sich
eines Tages wieder dreht, wird sich auch die Hagia wieder der
Weltöffentlichkeit als Begegnungsstätte der Völker und Religionen
präsentieren.
In diesem Moment ist die Umwandlung der
Hagia in eine Moschee ein schwerer Schlag für die gesamte Welt und ein absolut falsches politisches Signal.