Hab auch letztes Wochenende meine Erstbegehung als Familienbesuch zelebriert. Es war dermaßen voll, dass man es kaum genießen konnte, bin aber dennoch im Endfazit total begeistert.
Ein deutlicher Dämpfer für mein Empfinden war aber der kleine Platz vor der Goldenen Waage.
Wie auch auf dem letzten Bild hier zu sehen ist er extrem schattig und wirkt dadurch noch kleiner. Das Stadthaus erdrückt ihn nahezu und auch die Goldene Waage hätte auf jeden Fall einen nicht so mächtigen Nachbarn verdient gehabt. Man hätte natürlich viel mehr Aufenthaltsqualität allein durch Sonneneinstrahlung erhalten können - bedenkt man den Archäologischen Garten wäre wohl lediglich ein Verzicht des ersten Giebelsegments des Stadthauses möglich gewesen.
Die historische Bebauung ist dort natürlich nicht mehr rekonstruierbar wegen des Archäologischen Gartens, dennoch fühlt sich eben dieser Platz nun geradezu wie ein dunkles Loch an. Hoffentlich kann der Eindruck etwas reduziert werden wenn die Bestuhlung vor der Goldenen Waage gut besucht wird.
Die anderen baulichen Kopfschüttler im Viertel wurden ja schon ausgiebig diskutiert, mir geht es in meiner Kritik vor allem aber auch um das Raumempfinden.
Gefallen hat mir die Situation vor dem Steinernen Haus, denn wer die Ecke kennt hat das Gebäude immer wie eine Art "Endstation" der Altstadt gewirkt. Jetzt hat es Nachbarn bekommen - und wie ich finde hier sogar recht gelungen.
Hühnermarkt: auch Klasse; Hinter dem Lämmchen: Man nimmt irgendwie bei der Begehung nur die Nordfassaden wahr - der Eindruck bleibt auch im Kopf "Was war da nochmal gegenüber? - war eh nicht so wichtig!"- Amüsant war eine fette Taube die sich zwischem modernen Aufbau und dem historischen Sandsteinportal hier ganz schön eingequetscht hatte.
Absoluter Blickfang natürlich Rotes Haus mit Domturm hintendran - absolut 10/10 Punkten für dieses Kleinensemble.
Jetzt aber wieder zu einer unerwarteten Enttäuschung:
Der "Klane Grand Canyon". Auch hier wird wieder ein beengendes Gefühl (gerade bei viel Besuchern) erzeugt: Die künstliche Schlucht an der Schirn mit den gegenüberliegenden Neuinterpretationen und dem "in jeder Ecke des Viertels muss modernes dominieren"-schreienden Buntsandsteinpergola. Schmälert den Blick auf das Rote Haus. Wie ein Fotobombing beim Abschlussfoto. Auch die Brüstungsmauer war gefühlt viel zu hoch .
Generell ist mir jetzt erst beim begehen Aufgefallen dass ein Altstadt-Gassen-Gefühl kaum aufkommen mag weil selten zwei Rekonstruktionen gegenüber voneinander stehen, .. und das konkurrierende Dreierlei linksseitig zwischen Hühnermarkt und Domvorplätzchen hat mir jetzt auch nicht (obwohl die Entwürfe auf den Papier und den Fotos ganz okay aussahen) zugesagt. Irgendwie wirr...
Ich werde nach Einzug der Geschäfte hoffentlich nochmal aufs neue begeistert sein, denn meine Besichtigung hatte eher was museales. Jetzt will ich Leben In den Häusern sehen