Beiträge von Hildesheimer

    Die "neuen Fenster" sehen mir eher wie provisorische Verschlüsse aus - das scheinen ja einfache Holzleisten ohne Farbanstrich oder Profilierung zu sein..?
    Die Fenster auf den alten Fotos passen in die Gründerzeit und dürften wohl in den Schlossumbau um 1900 gehören.

    Habe gestern aber dort bemerkt, das einige Fenster am Langen Gang zur Augustusstraße wieder geöffnet wurden. Aber nicht sehr sorgsam, denn eine Seite der einen Fensterwand wurde beschädigt.

    War das eines der Fenster, das für die Baustelleneinrichtung genutzt wurde/wird? Direkt am Georgentor? Das könnte die Schäden erklären.

    Jede Epoche fügte etwas hinzu, fügte sich dabei aber in die gewachsenen Strukturen weitgehend ein und veränderte diese nur leicht.

    Ich stimme Deinen Ausführungen in weiten Teilen zu, aber das galt früher durchaus nicht immer.
    http://www.telemann2017.eu/files/content/…ing_800x564.jpg
    Ich hoffe, der Link funktioniert. In der Keßlerstraße meiner Heimatstadt gibt es eine Reihe Gründerzeitbauten, die ihre Nachbarn deutlich überragen. Das hat viel mit den schon genannten gesünderen Wohnverhältnissen zu tun (hohe Räume mit relativ großen Fenstern sind was ganz anderes als die kleinen Buden mit ihren winzigen Fenstern), aber wenig mit Rücksicht auf die Nachbarn. Im späten 19. Jh. sind viele Innenstädte radikal verändert worden, oft mit wenig Rücksicht auf den Bestand. Im Gegenteil, die Gründerzeitbauten galten damals als modern und waren auch nicht immer unumstritten. Der Konflikt zwischen zeitgenössischem Bauen und tradiertem Bild ist so alt wie der Berufsstand des Architekten - mindestens. Heute kann jeder alles bauen, vor 200 Jahren hing das sehr vom örtlich verfügbaren Material ab, was dann auch entsprechend die Stadtbilder prägte. Die Konflikte haben sich mit der massiven Zunahme der Bautätigkeit im 19. Jh. entsprechend verschärft.

    Am Samstag war in der Sächsischen Zeitung zu lesen, dass der Bund die Rekonstruktion des Schlosses im kommenden Jahr mit 6 Mio. Euro fördert. Das ist doch was.
    Angesichts der Gesamtsumme, die bei Wikipedia zu lesen ist, klingt das allerdings wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein: "Die Kosten für die Wiederherstellung des Schlosses werden auf etwa 337 Millionen Euro beziffert." Aber davon dürfte ja schon ein erheblicher Teil geflossen sein. Ist aber immer noch billiger als die Elbphilharmonie :)

    Zum gestrigen Thema *Restaurierung historischer Leuchter* habe ich noch einen eindrucksvollen Vorher-Nachher-Vergleich gefunden, und zwar für ein kürzlich aufgehängtes Exemplar im Georgenbau:
    Vorher
    Nachher

    Enorm! Auf dem Vorher-Bild ist man bei einem flüchtigen Blick geneigt, es für Schrott zu halten. Sehr spannend.

    Ja, aber teilweise leider gehts gar nicht ohne. Die Semperoper lebt z. B. von den vielen themenbezogenen Gemälden.... Man muss es einfach akzeptieren, dass es ein wiederaufgebauter Bau ist.

    Ist das nicht ein bisschen Jammern auf hohem Niveau? Immerhin wurde weder die Semperoper noch das Schloss abgerissen. Zumindest beim Schloß war die Gefahr ja gegeben. Der frühere Stadtkonservator Dr. Hermann Krüger, der Anfang des Jahres verstorben ist, hat berichtet, dass er als junger Mann auf die Ruine des Hausmannturmes geklettert ist, um ein Notdach aufzubringen - das Material hatten sie, aber kein Gerüst, und ohne Gerüst wollte es kein Dachdecker machen. Also ist er selber mit ein paar anderen raufgeklettert. Lebensgefährlich! Wer sich zu DDR-Zeiten allzu vehement für den Erhalt solcher Bauten des "Klassenfeindes" einsetzte, war der Obrigkeit natürlich suspekt, und stand mindestens unter Beobachtung. Unter den Umständen kann man froh sein, dass überhaupt so viel noch übrig geblieben ist.

    Manninger war ein sehr guter Kunsthandwerker, aber man merkt seinen Bildern m. E. an, dass sie nach den Vorlagen abgemalt und nicht wie die Originale in freiem Schwung 'hingeworfen' sind. Sie haben nicht die Lebendigkeit und auch nicht die Plastizität und den Fluss der barocken Freskomalerei.

    Ich kenne das zwar jetzt nicht im Detail, aber bei Freskomalerei geht nichts, ohne dass der Künstler genau weiß, was er erreichen will, schon gar nicht im Barock mit seinen komplexen Bildkompositionen. Was dort wie im freien Schwung hingeworfen aussieht, ist vermutlich das Resultat jahrelanger Praxis (und entsprechender detailierter Entwürfe). Heutzutage werden barocke (und andere) Freskomalereien so selten gebraucht, dass auch die besten Künstler und/oder Handwerker eben keine so dauerhafte Praxis mehr erwerben können. Zudem ist es immer schwieriger, ein einmal bestehendes Werk genau nachzuahmen, als es zum ersten Mal zu erstellen - wenn der Kopist sich nicht zu 100% ans Vorbild hält, wird es als unbefriedigend empfunden. Und das raubt sicherlich die Freiheit bei der Ausführung, die für den Schwung erforderlich ist.

    Wann sind denn diese Architekten ausgebildet und indoktriniert worden? Wann wurde ihnen beigebracht, daß die Gründerzeit der letzte Dreck ist? Ich vermute mal, nicht nur in den Jahren 1945 bis 1950, sondern schon früher.

    Bereits nach dem ersten Weltkrieg hat sich die Architektenschaft, jedenfalls in erheblichem Umfang, von den Bauten der Jahrhundertwende als nicht mehr zeitgemäß distanziert. Der Heimatschutzstil hat sich in dieser Zeit verbreitet (der dann seinerseits durch die Nähe Schulze-Naumburgs zu den Nazis diskreditiert wurde). Dazu kam dann als "Gegenbewegung" die klassische Moderne. Beide Richtungen lehnten den Historismus ab und haben auch den Jugendstil abgelehnt. Diese Haltung wurde dann durch deren Tätigkeiten als Hochschullehrer auch noch nach 45 tradiert. Ein Bekannter erzählte mal, dass ein Architekturprofessor noch in den 70er Jahren angesichts historistischer Bauten von "übelstem Eklektizismus" sprach. Die Abrisse von erhaltungsfähiger und -würdiger Architektur von 1870 bis 1910 gingen ja noch bis in die 80er Jahre weiter. Aber genug als Exkurs, das gehört eigentlich woanders hin.

    Sehr schöne Fotos, Vielen Dank! Ich habe Tallinn, Riga und Jurmala 2008 bereist, mal schauen, ob ich noch Fotos von damals habe. DIe Bahnfahrt mit der Bummelbahn ist mir noch lebhaft in Erinnerung, der Zug hielt an jeder sprichwörtlichen Milchkanne. Jurmala mit den typischen Ostsee-Kiefern auf Sandboden und dazu den schönen alten Holzhäuser war ein ganz wunderbarer Ort für Urlaub.

    Zum Glück wird langsam eine Enteignung des Eigentümers zumindest ins Gespräch gebracht.

    Das ist bei weitem nicht so einfach, wie es klingt. Dazu muss die öffentliche Hand nachweisen, dass sie ihren öffentlichen Auftrag anders nicht erfüllen kann bzw. alle anderen Mittel bereits ausgeschöpft sind. Ein so schwerwiegender Eingriff in das Grundrecht auf Eigentum ist keine Kleinigkeit (und darf es auch nicht sein). Und selbst wenn: was dann? Damit ist noch nichts für den Erhalt erreicht. Es würde mit absoluter Sicherheit einen Rechtsstreit darum geben, und derweil geht es am Gebäude nicht weiter.

    Witzig, die Meldung der Gruenen aus Dresden, dass nur 1 Prozent Altbauten abgerissen wurde...

    ...wenn man bedenkt, dass 1945 die Briten/Amis und dann die Sozen 98 Prozent der Altbauten in der Innenstadt vernichteten...dann sind 1 Prozent in ganz Dresden gewichtiger als die 6 Prozent in L!

    Eine Statistik ist halt wertlos, wenn...

    Als ob [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ungeschoren davon gekommen wäre... In jeder größeren Stadt hat es erhebliche Kriegsverluste an historischer Architektur gegeben. Da kommt Dresden keine Sonderrolle zu. Wenn ich da an meine Heimatstadt denke, was da so weggebombt wurde...

    Und warum ist man woanders nicht auf diese Idee gekommen? Stattdessen werden nach unnachvollziehbaren Kriterien einzelne Objekte herausgepickt.

    Mag auch daran liegen, dass das genau dazu führt, was jetzt offenbar in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] zu beobachten ist: die Denkmale werden dann abgerissen oder aus der Liste gestrichen, wenn es zu viele sind. Mitunter werden sie auch nicht aufgenommen, wenn sie schon in der Vergangenheit zu stark verändert wurden, wie (gerade bei Gründerzeit) das Abschlagen der Fassadenzier oder die Änderung des Daches (hier öfter zu sehen: Gebäude, deren Mansardgeschoss zu DDR-Zeiten zum Vollgeschoss umgebaut wurde, sind dann keine Denkmale). Wenn man flächendecken alles z.B. vor 1914 ausnahmslos unter Schutz stellen würde, wäre das eine gewaltige Denkmalinflation und würde den Denkmalbegriff entwerten. Zumal gerade Sachsen mit immer noch über 100.000 Denkmalen auch nicht drauf angewiesen ist, auch noch die letzte Bude unter Schutz zu stellen. Damit einher geht auch immer die Frage, wie die Denkmale zu erhalten sind. In großen Städten geht es ja meistens noch, aber in den ländlichen Räumen haben wir sehr wahrscheinlich erst den Anfang der Streichungen und Abbrüche gesehen. Ohne Nutzung kein Denkmal...

    Da ziehen die Sächsischen Spielbanken ein, die damit ihre zweite Filiale in der Dresdner Innenstadt an den Start bringen. Staatliches Glücksspiel hat halt goldenen Boden.

    Ah, ok. Ist schon toll, dass der Staat potentiell suchterzeugendes und ruinöses Verhalten fördert. Aber vielleicht muss man das pragmatisch sehen: wenn es der Staat nicht macht, wird es halt in irgendwelchen Hinterzimmern gemacht. Ist ja bei Drogen so ähnlich - genommen werden sie sowieso, egal ob legal oder nicht. Und dann kann der Staat wenigstens noch Steuereinnahmen abschöpfen, wenn das Geld nicht in dunklen Kanälen verschwindet.