Münchener, es stimmt nicht ganz. Es wurden deutlich mehr Länder als Preußen aufgelöst (Anhalt, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe etc.) und an deren Stelle neue Länder wie "Nordrhein-Westfalen" oder "Rheinland-Pfalz" gegründet, die keinerlei staatliche Tradition hatten; Baden, Württemberg und die Hohenzollern (von wo die damaligen Bewohner des Stadtschlosses ja stammen) wurden erst in drei Zonen-Länder zerstückelt und 1952 mehr oder weniger zwangsvereinigt. Die Idee zur Auflösung Preußens geht sogar unter anderem auf den späteren Nazi-Funktionär Franz von Papen zurück, bereits vor dem Preußenschlag 1932 gab es 1930 die Idee zur Neuordnung Norddeutschlands, zu der auch die vollständige Auflösung Preußens gehörte.
Zum Thema: Die vielbeschworene Angst vor den "preußischen Gespenst" ist völlig überzogen und zumeist unüberlegter Agitprop. Preußen wird pauschal mit rechtem Militarismus gleichgesetzt, dabei war das Land Preußen in der Weimarer Republik fast durchgehend von der SPD regiert, während z. B. Bayern für die Nazis als nationalistische "Ordnungszelle" galt; die Altstadt des damals preußischen Frankfurt war sogar eine Hochburg der Kommunistischen Partei Deutschlands.
Hinzu kommt, dass das eigentliche Preußen (West- und Ostpreußen) zwischen Litauen, Polen und Russland aufgeteilt ist. Und diese Region, genauer gesagt das baltische Volk der Prußen, ist der Namensgeber für das auf den Deutschen Ordenstaat zurückgehende Land. So etwas macht die "Wiedererrichtung Preußens" eigentlich unmöglich.
Dass die preußischen Hohenzollern irgendwann die Macht übernehmen werden und eine Monarchie kommen wird, sodass das Stadtschloss wieder Amtssitz wird, ist ebenso illusorisch.
Wichtiger als eine "Neubewertung" ist eine allgemein differenzierte Sichtweise zum Thema, und die hat leider so manch ein Kritiker am Stadtschloss nicht. Es geht beim Stadtschloss-Wiederaufbau um schönes Bauen und Erhalt wichtiger Architektur, nicht um das Wiederholen von historischen Altlasten.