Posts by Touranoglou

    Aus dem Archiv: Neubauten erinnern an früher


    Aus dem Text ergibt sich, dass das historische rechte Nachbarhaus zum Glauburger Hof (ein originales, Altstadthaus) an diesen angleichend einen neuen Anstrich erhalten sollte. Da das Stadtfest und die Eröffnung nun vorbei sind, und seit diesen zwei Jahren keinerlei Tätigkeit beziehungsweise Nachricht diesbezüglich kam, wird das Haus wohl seine grell gelbe Farbe mit dem Rotbraun-Kontrast beibehalten.

    Der Neubau hat irgendwie etwas amerikanisches an sich, der könnte glatt in Chicago oder New York stehen. Für diese altstädtische Lage in der Tat nicht die beste Wahl. Und dennoch muss man sagen, hier hätte auch eine völlig missratene Strichcode-Kiste oder ein dekonstruktivistischer Betonhaufen entstehen können. Insofern in Zeiten von Lüscher und Lompscher schon eher ein erfreulicher Entwurf.
    Zumal eben nebenan sowas wie eine innerstädtische Autobahn liegt. Noch.

    Naja, an einem (sehr einfachen) Strichcode scheint sich das schon eher orientiert zu haben, auch wenn man ansatzweise kalte neoklassizistische Züge erkennen mag. ;)



    Laut Beschluss aus dem 2000er Jahren ist eine höhere Traufhöhe als bei der ursprünglichen Bebauung von vor 1945 vorgesehen. Das würde ja Rekonstruktionen - selbst in einem Leitbaukonzept - doch pauschal ausschließen...
    Heißt das aber umgekehrt nicht, dass echte Dachtraufen anstelle von Flachdächern kommen sollten? Dieses Beispiel würde dem ja widersprechen. :wie:
    Gibt es weitere Pläne für die Visualisierung von dem, was kommen wird? In vielen Kommentaren von einschlägigen Webzeitungen wird schon die "Disneyland"-Keule geschwungen.

    Heimdall: Ich denke, das schweift zu sehr ab, aber ich hatte es im Historischen Lexikon Bayerns gestöbert; von Papen war Mitglied im "Bund zur Erneuerung des Reiches", dessen Ziele die Auflösung der preußischen Institutionen und deren Übernahme durch das Reich waren. Ich weiß, dass von Papen weniger belastet war, und dass er eigentlich andere Positionen und Ziele als die Nationalsozialisten vertrat. Ändere mein "Funktionär" zu "Mitglied", war ungenau ausgedrückt.

    Münchener, es stimmt nicht ganz. Es wurden deutlich mehr Länder als Preußen aufgelöst (Anhalt, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe etc.) und an deren Stelle neue Länder wie "Nordrhein-Westfalen" oder "Rheinland-Pfalz" gegründet, die keinerlei staatliche Tradition hatten; Baden, Württemberg und die Hohenzollern (von wo die damaligen Bewohner des Stadtschlosses ja stammen) wurden erst in drei Zonen-Länder zerstückelt und 1952 mehr oder weniger zwangsvereinigt. Die Idee zur Auflösung Preußens geht sogar unter anderem auf den späteren Nazi-Funktionär Franz von Papen zurück, bereits vor dem Preußenschlag 1932 gab es 1930 die Idee zur Neuordnung Norddeutschlands, zu der auch die vollständige Auflösung Preußens gehörte.


    Zum Thema: Die vielbeschworene Angst vor den "preußischen Gespenst" ist völlig überzogen und zumeist unüberlegter Agitprop. Preußen wird pauschal mit rechtem Militarismus gleichgesetzt, dabei war das Land Preußen in der Weimarer Republik fast durchgehend von der SPD regiert, während z. B. Bayern für die Nazis als nationalistische "Ordnungszelle" galt; die Altstadt des damals preußischen Frankfurt war sogar eine Hochburg der Kommunistischen Partei Deutschlands.
    Hinzu kommt, dass das eigentliche Preußen (West- und Ostpreußen) zwischen Litauen, Polen und Russland aufgeteilt ist. Und diese Region, genauer gesagt das baltische Volk der Prußen, ist der Namensgeber für das auf den Deutschen Ordenstaat zurückgehende Land. So etwas macht die "Wiedererrichtung Preußens" eigentlich unmöglich.
    Dass die preußischen Hohenzollern irgendwann die Macht übernehmen werden und eine Monarchie kommen wird, sodass das Stadtschloss wieder Amtssitz wird, ist ebenso illusorisch.


    Wichtiger als eine "Neubewertung" ist eine allgemein differenzierte Sichtweise zum Thema, und die hat leider so manch ein Kritiker am Stadtschloss nicht. Es geht beim Stadtschloss-Wiederaufbau um schönes Bauen und Erhalt wichtiger Architektur, nicht um das Wiederholen von historischen Altlasten.

    Vom Wiederaufbau des Schöpenbrunnens, der sich noch im Bereich der Spekulation befindet, abgesehen wird wohl auf die Rekonstruktion des gotischen Torbogens zwischen dem Frankfurter Kunstverein und dem Haus „Klein Nürnberg“ verzichtet. Stattdessen soll dafür ein Architektenwettbewerb stattfinden. Das ergibt sich aus dem Beitrag der FAZ.


    Man kann nur hoffen, dass nicht noch mehr "Schlichtheit", "Brüche" oder "Kontraste" zur Geltung kommen.

    Vielleicht hätte ich das "entrüstet" auch in Anführungszeichen anführen sollen. ;)


    Jedenfalls ist der Anblick auf den Krönungsweg ein klein wenig besser als vorher, und der Markt komplett gerüstfrei. :foto:


    Das einzige äußerlich unfertige Gebäude ist nun der "Schlegel" (Markt 26), der noch auf seinen Eck-Kragstein wartet.

    Nein, das ist die Durchfahrt von Portal 2 (zur Breiten Straße hin).


    Das wird schick aussehen und man scheint sich tatsächlich exakt an das Original zu halten. :)


    Die auf der Isuu.com (bzw. der Zeitung des Humboldtforums) abgebildete Ostfassade des Schlosses ist fehlerhaft koloriert (helles ocker, wie die Sandsteinhülle des Schlosses statt betongrau in der Realität). Das scheint wohl eine Unsitte zu sein, Entwürfe von faden und kalten, modernen Bauten durch Beleuchtung, Begrünung und Kolorierung den Bürgern schmackhaft zu machen.

    Offensichtlich ist Behindertengemeinschaft nicht sehr zufrieden mit der neuen Altstadt. Es wäre jetzt gut, wenn die Dom-Römer GmbH auf sie zugeht, auch wenn es nur eine Hand voll Gebäude sind, die im Fokus der Kritik stehen. Eine Modifizierung der Feinheiten für Behinderte würde sowohl die Lebensqualität erhöhen, als auch das Image verbessern.
    http://www.fnp.de/lokales/fran…refreiheit;art675,2938540


    Und für alle, die den Wiederaufbau der Altstadt als Disneyland bezeichnen...
    http://www.hessenschau.de/kult…e-neun-eroeffnet-100.html

    Was meinst Du denn damit? Dass rekonstruierte Gebäude an dieser Stelle nicht richtig nutzbar wären? Dabei geht es mir an der Nord-West-Seite des Marktes gar nicht so sehr um Rekonstruktionen, sondern darum, dass hier so ziemlich die schlechtesten Entwürfe realisiert wurden - es gab genügend gute Alternativen unter den Wettbewerbsbeiträgen, aber ausgerechnet die wurden aussortiert. Mit einer Zeile aus vier oder fünf angepassten Füllbauten (leider sind die ausgeschiedenen Beiträge nicht verfügbar, ich finde sie jedenfalls nicht), die das Original vereinfacht nachbilden oder aber sich mit ihrer Formensprache harmonisch einfügen, wäre ich zufrieden gewesen.

    Soweit ich weiß, verwies die Dom-Römer-Gesellschaft bei der Möglichkeit einer Rekonstruktion des Krönungswegs auf die fehlende Praktikabilität der Bauten. Stand auch mal im DAF.

    Ich will hier nicht den Kritikverderber spielen. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass die Möglichkeit einer Rekonstruktion der Nordseite des Marktes zwar vorhanden war, nicht jedoch die Praktikabilität der Rekonstruktionen, finde ich persönlich das Ergebnis durchaus gelungen.


    Die klobige und ästhetisch nicht sehr anspruchsvolle Schirn wird durch die Nordseite des Marktes (zwei "Sandstein"-gelbe und ein "Glasfenster"-blaues Haus) in die Altstadt integriert - und Harmonie ist doch ein wichtiger Aspekt der Ästhetik. Die ursprünglichen Bauten hatten bis auf das Alte Kaufhaus breite Zwerchhäuser eher klassizistischen Stils. Die jetzigen Neubauten mit ihren hohen Giebeldächern vermitteln einen doch stärker gotischen Eindruck für die Altstadt. Man bedenke, dass Frankfurt eine der größten gotischen Altstädte überhaupt hatte.


    Dessen unbeachtet hätte auch ich natürlich eine vollständige Rekonstruktion der Nordseite bevorzugt.