Meister Lampe Das ist ein sehr guter Punkt. Das Problem ist, dass die Frage nach der Nutzung des Gebäudes und damit nach dem Sinn des Wiederaufbaus (oder eines "Humboldt Forums") vor und während des Baubeginns gestellt wurde. Hier war der Kolonialismus noch kein Thema, es ging hauptsächlich darum, warum man eine große (ehem.) Residenz ohne klares Nutzungskonzept aufbaut.
Man hat sich sich dazu entschieden, wie damals nach der Vertreibung der Hohenzollern in der Weimarer Republik, es als Museumsräume zu nutzen. Es wurde dann so spezifiziert, dass hauptsächlich die Ausstellungsstücke aus den außereuropäischen Sammlungen einziehen werden.
Nun ist es aber tatsächlich ein Kuriosum, dass man die teilweise "Raubkunst" deklarierten Stücke ausgerechnet in einem rekonstruierten Gebäude ausstellt, wo diejenigen Herrscher gehaust hatten, die während der deutschen Kolonialzeit regierten. Schade, dass die Leute vom Humboldt Forum nicht daran gedacht hatten. Ich persönlich fand die Idee mit dem Einzug aus den Asiatischen Museen etc. auch nicht gut. Man könnte es auch als Sieg des Kosmopolitischen oder Kompromiss der heutigen Zeit sehen, dass jetzt "die Welt zu Gast bei Freunden" ist. Es wird aber immer mehr als neues "Gebäude der Raubkunst" interpretiert - wie kürzlich im neuesten Artikel der National Geographic.
Diese Art der Nutzung torpediert jetzt so auch einen originalgetreuen Wiederaufbau ("warum müssen außereuropäische Sammlungen unter einem Kreuz stehen?" etc.) und wahrscheinlich später dann die Rekonstruktion der Räume , wenn die Medien noch Futter finden, um Stimmung gegen das Gebäude zu machen. Ich persönlich war immer für einen komplett originalgetreuen Wiederaufbau sogar einschließlich einer rekonstruierten Schlosskapelle. Der Kompromiss, dass es auch im Schlüterhof eine "Ostfassade" im Westen gibt, die Nebenkuppeln wegfallen und stattdessen ein Dach-Café im Stil der Ostfassade kommt, gefällt mir immer noch nicht. Das Gebäude war nun mal das Herz Berlins.
Es sollte uns nur um das Erscheinungsbild gehen, nicht um die Art der Nutzung, und wir sollten von diesem Standpunkt aus argumentieren.