Beiträge von Touranoglou

    Ich weiß, besser als nichts.

    Aber die abgerissene Hanseschule aus der Nachkriegszeit, die dort stand, hatte die selben architektonischen Ansprüche wie heute, und hätte deswegen sogar Denkmalwert.

    Die jetzigen Gebäude vermitteln teilweise den Eindruck, dass sie dort nicht lange bleiben werden, sobald der Zahn der Zeit an ihnen nagt. Und spätestens dann haben wir die gleichen Diskussionen wieder wie vor dem Bau des Gründungsviertels.

    Wichtig wären Fotos aus der Vogelperspektive, weil die Gebäude im Einzelnen tatsächlich überhaupt kein Altstadt-Feeling vermitteln. Hat die zufällig jemand, oder gab es dazu schon welche?

    Einzeln sehen die Gebäude architektonisch wie hochwertige, aber moderne bis postmoderne Kleinstadt-Häuser aus, die halt auf die Kubatur und das Ziegeldach achten. Die einzigste Aufwertung im Vergleich zur Vorgängerbebauung ist die Kleinteiligkeit.

    Ein Leitbautenkonzept wie in Potsdam wäre besser gewesen, jedoch kommt hinzu, dass Altstädte in Deutschland in der Vorkriegszeit nicht von wohlhabenden Neubürgern wie in den heute gentrifizierten Bereichen besiedelt waren - sondern in den alten Stadtkernen vielerorts oft Elend geherrscht hat und es sich teils um soziale Brennpunkte handelte mit entsprechenden Milieus, Kriminalität, Prostitution etc. (Berlin und Frankfurt sind beste Beispiele, die Frankfurter Altstadt war deswegen sogar eine linke KPD-Hochburg, weswegen die Nazis das Gebiet durch Vereinfachungen und Entstuckungen "aufwerten" wollten).

    Von daher ist auch gerade die Lübecker Altstadt oft schlicht gewesen - viel Klinker, wenig Stuck. Da würde man jetzt eher wenig verändern können.

    Sowohl der Bedué-Komplex als auch die vorige Bebauung mit der Schule hatten mit ihren roten Backstein-Klinkern bereits an die Vorkriegsbebauung angeknüpft und waren per se eigentlich (aus unserer Stadtbild-Sicht) nichts zum Abreißen.

    Dennoch bin ich froh um die Aufwertung.

    Insgesamt wird das Viertel von der Ästhetik und der Bauqualität doch etwas für deutlich zahlungskräftigere Schichten, auch außerhalb Lübecks, werden, es wird auch eine krasse soziale Veränderung gegenüber der einheimischen Schicht aus der Vorkriegszeit.

    Dem "Verein" laufen die Mitglieder hauptsächlich aus finanziellen Gründen weg, und in der ehemaligen DDR, wo Potsdam liegt, war es staatlicher Zwang, der Kirche fernzubleiben.

    Die Garnisonkirche oder dessen Architektur ist kein wesentlicher Grund für die Kirchenaustritte - im Gegenteil versucht man eher mit "zeitgenössischer" Kirchenarchitektur die Menschen zurück zum Verein zu holen.

    Das würde ich so nicht sagen.

    Zwar sind die beiden Nachbargebäude für meinen Geschmack nicht schön oder architektonisch hochwertig. Aber sie "zerstören" nicht "völlig" die Friedrichswerdersche Kirche.

    Mit den unterschiedlichen Geschosshöhen passt sich das Gebäude der angolanischen Botschaft links zumindest von der Kubatur her der Kirche an, während das Gebäude rechts gegenüber dem Berliner Dom sich von der Klinkerfassade und den Backsteinfarben her anpasst.

    Meiner Meinung nach kann man das angesichts des weiterhin (oder wieder) für Rekonstruktionen schwierigen Zeitgeistes noch als Glück im Unglück betrachten. Da muss nicht alles schlecht genörgelt werden.

    Klar wäre ein kompletter Wiederaufbau oder eine architektonische Reminiszenz besser, aber man merkt, dass die modernistischen Architekten hier die Kirche nicht ignoriert haben.

    Das ist eine ganz bestimmte Generation bzw. die Generationen der Flakhelfer und der 68er. Ich habe auch im Studium eine ältere Frau getroffen, die meinte, in der Nachkriegszeit hätte man mehr die Chancen nutzen sollen. Damit meinte sie ganz offenbar nicht rekonstruktiven Wiederaufbau, sondern weitergehende Abrisse und modernistische Umgestaltung. Die Jüngeren aber haben diese Auffassungen nicht mehr. Sie sind eher der Meinung der Traditionalisten. Da ist es vor allem Abstumpfung, Desinteresse, Ungläubigkeit (über die technischen Möglichkeiten) wenn sie sich nicht pro reko positionieren.

    War es ein Architekturstudium?

    Es sieht sehr schön aus, und die Entwicklung erfreut mich sehr. Danke für die Ansichtsfotos aus der Kirche heraus!

    Man merkt hier jedoch, dass es keine große Rekonstruktion ist, und es sieht zugegebenermaßen auch mehr nach Kleinstadt als nach Altstadt aus.

    In diesem Stil bzw. Stilen werden oft moderne Einfamilienhäuser in den Speckgürteln der Großstädte gebaut (wenn man mal die Häuser mit den Klinkerfassaden und den Treppengiebeln herausnimmt).

    Die für das Gründungsviertel eigens abgerissene Hanse-Schule aus der Nachkriegszeit hatte sich bereits mit ihrer Backsteinfassade, ihrem Bullauge und ihrem Giebeldach an das ursprüngliche Gründungsviertel angelehnt. Insgesamt ist es also kein großer architektonischer Sprung.

    Zwei kürzlich fertig gestellte Bauten am Ortseingang, leider nicht besonders "einladend". Historische Altbauten hatte der Bereich hier zwar nicht, war aber doch relativ einheitlich kleinstädtisch mit Giebeln und Ziegel-Dächern. Der ganze Straßenzug nach rechts hatte diese Gestaltung. Diese zwei Neubauten am Ortseingang machen jetzt den "Bruch". Nur farblich fügen sie sich leicht ein.

    Einige Bauten an der Dietersheimer Straße wurden auch abgerissen, etwa das Haus gegenüber, wo in alter Schrift "Kolonialwaren" drauf stand. Dort entsteht jetzt etwas Neues. Insgesamt ist die Straße als einzige (fast) nur mit traditionellen Schrägdächern ausgestattet.

    Man sollte auch beachten, dass abseits der heutigen, ziemlich billigen ("Disneyland"-)Kopien im 19. Jahrhundert auch in China (wie auch in Japan oder im Osmanischen Reich) ein historistischer Baustil präsent war, der europäische klassische Stilelemente eklektizistisch mit gewissen inländischen Elementen vereinigte.

    Dies trifft nicht nur auf die im ganzen Land verteilten Kolonialbauten oder Kirchengebäude aus dem 19. und 20. Jahrhundert zu, in Schanghai etwa lassen sich vielerorts noch ganze solcher historistisch-klassische Straßenzüge finden.

    Interessant und Hoffnung gebend ist, dass diese beiden letzteren Rekonstruktionen im serbischen Landesteil gebaut werden, wo ja die genozidalen Massaker an der bosniakischen Bevölkerung stattfanden. Beide sind Totalrekonstruktionen, und es sind nicht alle.

    Derzeit wird noch die Arnaudija Dzamija ("Moschee des Albanertums") in der bosnisch-serbischen Hauptstadt Banja Luka rekonstruiert. Allerdings ist auch sie nicht vor Vandalismus verschont.

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    Das Bild ist schon drei Jahre alt, aber "witzig" ist die Verwendung des Hakenkreuzes, weil die Nazis gerade gegenüber Serben eine rassenideologische Verachtung ausübten.

    Auch war Odessa war ein Zentrum des Judentums in der ganzen Sowjetunion, was sich durch die schönen historistischen Synagogen und viele Hebraismen im Odessiter Russisch bemerkbar macht.

    Sewastopol ist übrigens mittlerweile eher monokulturell, vor allem seit der Annexion durch Russland 2014 ein Großteil der ethnischen Ukrainer vertrieben wurde (Vergleich Volkszählung 2001. In noch extremerer Form geschah dies im Donbass. Hunderttausende ukrainische Donbass-Bewohner leben schon seit Mitte der 2010er Jahre in Polen).