Definiere "gut"! Ob es mir gefällt? Nein. Aber wie ich bereit schrieb, wäre ich ein schlechter Wissenschaftler, wenn ich nach solchen Kriterien einteilen würden. Das Bauhaus ist nun mal ein Einflussreicher Teil unserer Architekturgeschichte.
Ich würde die neue Nationalgalerie nicht als Bauhaus-Gebäude bezeichnen, muss aber zugeben, dass ich in der Moderne nicht ganz Sattelfest bin.
Wie begeben uns auf ganz dünnes Eis, wenn wir Kunst danach definieren, ob sie schön oder funktional ist. Wie definierst du denn Kunst?
Das Bauhaus als Ausdruck des Kapitalismus? Eigentlich ist es das genaue Gegenteil.
Allen Ernstes eine Kriegserklärung an einen Teil unserer Architekturgeschichte? Mir scheint, du setzt das historische Bauhaus zu sehr gleich mit der schablonenhaften Architektur der heutigen Tage.
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Also nacheinander:
1) Ästhetikdiskussionen sind immer subjektiv. Deshalb hielte ich es für absolut notwendig, dass wir unsere subjektive Blase verlassen und eine Studie oder Umfrage in Auftrag geben, bei der repräsentativ mal abgefragt wird, was die Leute eigentlich mögen. Was gefällt den Menschen, eine Fachwerkzeile, ein Gründerzeitensemble oder eine moderne Bebauung? Es wurde hier doch schon mal sowas ähnliches zitiert, aber ich finde, wir brauchen wirklich eine nachvollziehbare Grundlage, damit es nicht immer heißt: nun, ihre Meinung ist eine Meinung, es gibt auch andere. Ich finde schon, dass die Bevölkerung, die ja in diesen Städten leben muss, auch mal sagen sollte, was sie eigentlich will. Wieviele Romantiker wie uns gibt es? Sind all die Initiativen, die Altstadtkerne gerettet haben nur kleine Bildungsbürgergruppen? Ist das den Leuten tatsächlich wurscht?
2) Zum Historismus: ja, der Historismus ist zu einem gewissen Grad in den Köpfen der Verantwortlichen angekommen. die Denkmalschutzbehörden kartografieren ihn gewissenhaft. Aber, wenn du dir z.B. die Dehios durchblätterst und schaust, welche Gebäude mit Sternchen versehen werden, dann ist häufig Jugendstil und frühe Moderne dabei, aber der echte Historismus selten. Auch in Reiseführern kommt das gut erhaltene Gründerzeitviertel oft nur als Fußnote vor und auch die Tourist-Infos sind oft ratlos, wenn man in die Richtung hin fragt. Auch die Buchregale sind sparsam bestückt, ich suche bis heute eine wirklich repräsentative Geschichte, die all die Stränge mal aufdröselt.
Und wie gesagt im Gespräch beiläufig anzumerken, dass ein historistisches Gebäude überladen ist, geht eigentlich immer und keine Epoche wird so lässig kritisiert wie diese.
3) Die Neue Nationalgalerie ist ein Steckenpferd von mir, weil sie so sagenhaft unpraktisch ist und sie gehört durchaus zur klassischen Moderne. Das Übel der Rundumverglasung tritt hier so schön hervor und, wie im vorigen Beitrag zitiert, plagt sie auch das originale Bauhaus. Diese transparenten Glaspaläste sind nicht demokratisch durchsichtig sondern eher eines totalitären Überwachungsapparats würdig.
4) Ich werde den Teufel tun, mich blamieren und versuchen Kunst zu definieren. Daran sind ungleich größere Geister gescheitert. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass dazu ein spielerisches-dekoratives Element gehört, das die bearbeiteten Objekte aus der reinen Nützlichkeit heraushebt.
5) Nun, warum ist die moderne Architektur so erfolgreich? Warum bekommen wir seit 100 Jahren Varianten des Immergleichen (zugespitzt formuliert)? Warum ist der zuvor immer schneller werdende Wechsel der Stile plötzlich zum Erliegen gekommen? Doch nur weil die moderne Architektur eiskalt rational ist oder sich wenigstens so gibt. Stuckverzierungen und Skulpturen oder Fassadenmalereien kosten halt Geld und sind entbehrlich.
6) Ja, ich verrühre das alles etwas unzulässig zu einer großen Soße, da hast du sicher recht. Aber das dahinter liegende Prinzip scheint mir dasselbe. Ich hätte einfach gerne mal wieder durchgebildete Fassaden mit Risaliten, Türmchen und allerlei Krimskrams. Und wenn das nicht zu haben ist, dann doch wenigstens eine schlichte Eleganz a la Eisenzahn 1.