Posts by Johan Maurits

    Die Entscheidung über die Frage des Schloßbrunnens wird ganz sicher weder im Tagessspiegel noch im APH getroffen: entscheidend sind für Kai Wegner und Bausenator Gaebler zum Schluß, wer die größere Lobby hat.

    Das publizistische Feuerwerk, dass bei einem Fortzug des Neptunbrunnens von seinem angestammten Platz zwischen Rathaus und Marienkirche entfacht wird, würde sicher immens sein. Tenor: den armen Ostberlinern wird das letzte Stück Heimat weggenommen. Die Anhänger einer historischen Vervollständigung des Schloßplatzes sind dagegen in CDU und SPD in der krassen Minderzahl: niemand in der CDU interessiert sich für die historische Berliner Mitte, weil dort keine potenziellen Wähler sind. Nach den nächsten Wahlem im September 2026 wird es nicht besser aussehen.

    Deshalb wird sich der Senat für das kleinere Über entscheiden und am Schloßplatz einen neuen Brunnen bauen. Die städtebauliche Situation ist ja ohnehin anders: es gibt keinen Piazza-Navona-Anknüpfungspunkt mehr, weil in Ost und West die bauliche Fassung fehlt. Die Breite Straße läuft nun schnöde gerade auf das Schloßportal zu. Das Neptun-Thema ist für den Ort auch nicht unbedingt zwingend.

    Deshalb würde ich versuchen heute eine überzeugende, neue Idee zu entwickeln, die ggf. unter der (ehemals) großen Koalition noch in die Realisierung geht. Sonst wird der neue Brunnen ein Mahnmal gegen Kolonalismus und die Debatte darum hier im Form viele Seiten füllen.

    Bloß aus Interesse: warum sind legale Graffitiflächen kontraproduktiv?

    Das zeigen alle Studien übereinstimmend: es geht um Sichtbarkeit, die naturgemäßig bei den legalen Flächen nur sehr kurzfristig gegeben ist, weil ja immer wieder übergesprüht wird. Kein Sprayer will mit seinem Werk nur einen Tag lang gesehen werden. Deshalb sucht sich die Klientel, wenn sie die legalen Flächen besucht, in der Regel in deren Umfeld illegale Flächen mit Aussicht auf eine längere Sichtbarkeit.

    Die Zusammenhänge sind doch alle seit vielen Jahrzehnten bekannt: die einzige Chance Graffiti dauerhaft loszuwerden ist dessen zügige Erfassung und Beseitigung, weil es um die Sichtbarkeit entweder des Tags (Szene-Namenszug) oder des Graffito (politische Botschaft) geht. Alles, was diesem Ziel dient, ist richtig, alles was die Normalisierung der Schmierereien befördert, falsch.

    Die Meldung dieser Sachbeschädungen muss zentral vom Ordnungsamt organisiert sein über eine der "Mecker-Apps" am Telefon, die Falschparker genauso wie klappernde Gullydeckel melden kann. Sowas gibt es heute in fast jeder größeren Kommune. Das aufgenommene Bild hat ein Geotagging und die Entfernung kann eingeleitet und dem Anzeigenden mitgeteilt werden (Erfolgserlebnis).

    Für die kommunalen Baudenkmale sollte die Stadt einen Pauschalvertrag mit einem Entferner schliessen, der von historischen Baustoffen Ahnung hat. Das lohnt sich erst ab 10 Jahre Laufzeit, weil durch die konsequente Entfernung die Beschädigungen deutlich weniger werden. Diesem Vertrag können sich anschliessen: Stadtwerke, Netzgesellschaften (Stromhäuschen), private Denkmaleigentümer, Kirchen, Landes- und Bundesbehörden und letztendlich auch private Eigentümer und Hausverwaltungen. Je mehr Teilnehmer, desto billiger wird die Entfernung pro Fall. Natürlich gibt es immer Private, die nicht mitmachen wollen (aus Kostengründen, aus Prinzip, weil sie selbst alles besser wissen), aber das sind meiste Einzelfälle. Der Organisationsaufwand ist zu Beginn hoch, relativiert sich nach ein paar Jahren Einsatz allerdings stark.

    Legale Graffitiflächen sind nachweislich kontraproduktiv. Zero tolerance die einzig erfolgversprechende Strategie. Kameras dürfen nach Datenschutz nur den öff. Straßenraum bis zu einem (1) Meter ab Hausmauer filmen, das ist zuwenig. Die Bilder zeigen in der Regel junge Männer mit Sneakern, Jeans und dunklen Hoodies, die die Kapuze übers Gesicht gezogen haben - für die Strafverfolgung völlig sinnlos.

    Aber: die Strafverfolgung muss konsequent weg von Geldstrafen hinzu gemeinnütziger Arbeit umgestellt werden, weil wir es häufig mit wohlhabenden Tätern zu tun haben oder - bei politischen Parolen - Tätern, deren Straße von legalen Hilfsorganisationen wie der Roten Hilfe e.v. bezahlt werden.

    Die Versuche der Senatsbaudirektorin, zu einer qualitätvollen, Altstadtgerechten Bebauung zu kommen, sind ehrenwert, aber zum Scheitern verurteilt. Letztendlich ist es der Versuch alles gleichzeitig zu tun, was nicht zusammenpasst:

    - die Neubauten sollen von der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft WBM errichtet werden, die als staatliche Gesellschaft allen Zwängen des Ausschreibungs- und Wettbewerbsrechtes unterworfen ist

    - die Neubauten sollen kleinteilig sein, aber Massenwohnungsbau enthalten

    - die Neubauten sollen individuell wirken aber Grundrisse nach den Förderrichtlinien des sozialen Wohnungsbaus aufweisen

    - die Neubauten sollen völlig überholte, weil sowohl im Bau wie auch im Unterhalt viel zu teure Energiestandards erfüllen, aber in der Erstellung "bezahlbar" sein"

    - die Neubauten sollen an einer innerstädtischen Stadtautobahn wie der Grunerstraße (55.000 Kfz/Tag) Aufenthaltsqualität erzeugen

    Das kann - schon von der Versuchsanordnung her - nicht funktionieren. Diese Ausschreibung wird entweder zu billigen Styroporgebilden führen, die zurecht als Disneyland kritisiert werden, oder zu Baukosten von über 5.000 Euro/qm, die einer Kostenmiete von über 20 Euro entspräche - die Differenz müsste Berlin subventionieren.

    Es gibt wirklich nichts Sinnloseres als 2025 die verpassten Chancen von 2008 nochmal ganz grundsätzlich und mit viel verbaler Kraft zu diskutieren.

    Könnte bitte ein Admin einen Strang über architektonische Fehlentscheidungen aufmachen - da läßt sich europaweit viel finden. Die Autoren könnten auch mal zum Sport gehen oder einen Spaziergang im Wald machen - das Forum ist nicht dazu da um Müllplatz für angestauten Frust zu sein. Oder schreibt Leserbriefe an das Neue Deutschland oder die taz.

    Die SLB fällt auf dem Bild deshalb so auf, weil der Block IV drumherum noch nicht bebaut ist. Das sollte auch Kurfürst wissen. Ich würde mal abwarten, wie das Bild nach der Fertigstellung von Block IV ist.

    Im übrigen ist die sehr funktionale und bestens angenommene SLB ihrerzeit für ca. 2.000 Euro/qm grundsaniert und mit einer neuen Fassade versehen worden. Das hätte damals mit Abriß/Neubau nicht erreicht werden können und heute würde ein vergleichbarer Neubau wohl das Dreifache kosten. Die Lage der Bibliothek am ohnehin mitgenommenen Wilhelmplatz ist ideal, weil dies der Verkehrsknotenpunkt der meisten Straßenbahnlinien ist. Inzwischen haben sich sogar die Sonntagsöffnungszeiten gut etabliert.

    Insofern kann ich das kleingeistige Lamento nicht verstehen - Potsdam ist heute eine deutsche Landeshaupt- und Universitätsstadt mit 200.000 Einwohnern und nicht - wie vor dem 2. Weltkrieg - eine Provinz- und Garnisonsstadt mit 60.000 Menschen. Es wäre klug, sich auf die vielen Bereiche zu konzentrieren, bei denen sich in den nächsten Jahren erhebliche Gestaltungsmöglichkeiten auftun, statt stets destruktiv an den Entscheidungen von vorgestern rumzujammern.

    Wie erwartet besteht die politische Linke trotz fehlender Fördermittel auf einem komplett kommunalen Neubau des Block V als Sozialwohnungen und fragt schonmal in einer Kleinen Anfrage nach den vermutlich höheren Kosten der Leitfassade des Palastes Capra. Die beantwortung soll innerhalb von 14 Tagen stattfinden, dauert jedoch momentan bis zu 6 Wochen:

    "Kostenschätzung Neubauvorhaben Block V, Einreicher: Stadtverordnete Dr. Günther, Fraktion Die Linke

    Datum 09.07.2025 Anlass des Auskunftsersuchens gem. § 29 Abs. 1 BbgKVerf.:

    In der Stadtverordnetenversammlung am 02.07.2025 teilte die Verwaltung mit, dass ein Wettbewerb für den Block V ausgeschrieben wird. Die Fläche gehört dem kommunalen Unternehmen ProPotsdam. Eine Kostenschätzung muss insofern vorliegen, da den Stadtverordneten 2021 bereits eine detaillierte Kostenschätzung zum Neubauvorhaben vorgelegt wurde. Es ist davon auszugehen, dass für die öffentliche Ausschreibung der Planungsaufgabe ebenfalls eine aktualisierte Kostenschätzung erstellt worden ist.

    Ich frage den Oberbürgermeister:

    1. Wie hoch schätzt die Verwaltung aktuell die Gesamtbaukosten, inkl. der Baunebenkosten und Anschlusskosten ein? Bitte um eine Aufschlüsselung der Kostenschätzung nach den KG 200 bis 700.

    2. Wie hoch schätzt die Verwaltung aktuell die Gesamtbaukosten, inkl. der Baunebenkosten und Anschlusskosten für den geplanten Wohnbaubereich (70 % der Gesamtnutzungsfläche) ein? Bitte um eine Aufschlüsselung der Kostenschätzung nach den KG 200 bis 700.

    3. Wie hoch schätzt die Verwaltung aktuell die Gesamtbaukosten, inkl. der Baunebenkosten und Anschlusskosten für den geplanten gewerblichen Bereich (30 % der Gesamtnutzungsfläche) ein? Bitte um eine Aufschlüsselung der Kostenschätzung nach den KG 200 bis 700.

    4. Wie werden die Kosten für die geplante Tiefgarage auf den Wohnungsbau und auf den gewerblichen Teil des Bauvorhabens aufgeteilt?

    5. Wie hoch schätzt die Verwaltung für die geplante Nachbildung der ehemaligen Fassaden?"

    Sarkastisch.

    Aber eine Pferdesteuer. Und in Potsdam wollte der abgewählte OB eine Hundezählung veranstalten, um mehr Einnahmen zu erzielen. Da wäre die Katzensteuer nur gerecht, Gerechtigkeit ist doch heute so wichtig.

    Und: schön, dass sich Tegula in seinem Wissen auf "Nachkriegsdeutschland" beschränkt - das scheint ja auch für kunsthistorische Sachverhalte zu gelten.

    ^ Die Aufzüge sind doch jetzt eingebaut und das blöde Restaurant mit Billigung von Boddien auch. Eine Debatte darüber ob man hätte besser machen können ist doch müßig. Abreißen wird es in naher Zukunft niemand mehr.

    Die Idee von Ex-OB Schubert haben die Stadtverordneten gerade teuer beerdigt, da werden wohl insgesamt irgendwas zwischen 500.000 und einer Million Euro sinnlos ausgegeben worden sein. Die SGP hat niemandem irgendwas in ein imaginäres "Pflichtenheft" zu schreiben, sondern ich um die Durchsetzung der Satzungsziele zu kümmern. Die Stiftung hat auch genug mit sich selbst zu tun. Die Idee von Mitteschön zu einer Europakirche ist ebenfalls abseitig - woher soll das Geld denn kommen, wenn die Zahl der Christen auch in Potsdam stetig sinkt?

    Aber man soll sich die Sache nicht schönreden: die SGP wird keine Schadenersatzansprüche gegen die Stadt geltend machen und wenn die linke Mehrheit, die hier noch vier Jahre bis zur nächsten Wahl hat, sich nach der OB-Wahl hinter einem Kandidaten sammelt, der das RZ erhalten will wird sie das schaffen - wenn auch nur mit dem erneuten Einsatz von Steuergeld. Aber dann wird die Bettensteuer halt nochmal erhöht oder eine Katzensteuer eingeführt, die Einnahmenerhöhungsmöglichkeiten sind vielfältig.

    Das ist doch allgemein bekannt: die Hoditzstraße (heute: Wilhelm-Staab-Straße) liegt am tiefsten Punkt der Potsdamer Altstadt und dort wird der Grundwasserspiegel seit mehr als 100 Jahren beobachtet. Seit der Zuschüttung des Stadtkanals, der für eine Regulierung des Grundwasserspiegels gesorgt hat, ist der Spiegel natürlich wieder gestiegen. Dieser Sachverhalt ist neben dem Klimaaspekt (20.000 m²zusätzliche, kühlende Wasserfläche in der Altstadt) und der historischen Bedeutung (Denkmalschutz) bei der Debatte um die Wiederherstellung des Kanals immer wieder zu bedenken.

    Heutzutage meint man, solche Fragen mit sog. "weissen Wannen" in den Griff zu bekommen - in der Praxis funktioniert das aber in der Regel nur 20-30 lang, dann hat sich das Wasser wieder einen Weg gesucht. Beim Nikolaisaal wird man die Erneuerung der Wanne wohl in einer ohnehin fälligen Grundsanierung verstecken, die Abwassersysteme sind auch marode. Wie auch beim Hans-Otto-Thetaer mag die linke Mehrheit über diese Investitionen vor der OB-Wahl ungern sprechen.

    Die Überlegung jedoch, dass die enormen Sanierungskosten a) zu einer Aufgabe des funktionsfähigen Nikolaisaals (und dessen Abriss?) führen könnten und b) ausgerechnet zu einem Neubau des Kirchenschiffes führen könnten, dessen Grundstück der Stadt nicht gehört, sind völlig abseitig. Die Kommunalpolitik wird die SGP brav mit ihren Problemen allein lassen, man kann schon froh sein wenn die Stiftung nicht durch kommunale Beschlüsse weiterhin bedrängt wird.

    Heute befinden sich an der Fassade der renommierten Musikhochschule "Hanns Eisler" die zwei Reliefs anlässlich des 70. Jahrestages der Novemberrevolution im Stile des Sozialistischen Realismus, die unter Denkmalschutz stehen. Da wird gar nichts rekonstruiert.

    Architektonisch wichtig wäre den Tympanon und den Attikaschmuck zu ergänzen. Für solche Dinge hat Berlin aber sicher kein Geld und die Hochschule noch weniger.

    Zwei Reliefs anlässlich des 70. Jahrestages der Novemberrevolution – Bildhauerei in Berlin

    Es ist Wahlkampf.

    Die Stiftung muss ja erst einmal den Turm fertigstellen. Hier ist zwar die Turmhaube finanziert jedoch fehlen für den Bauschmuck und das Glockenspiel noch mehrere Millionen Euro Spendengelder. Da macht sich die Stiftung keine Gedanken über ein Kirchenschiff, dass schon vor 10 Jahren 60 Mio. Euro kosten sollte (und heute vermutlich deutlich teurer wäre).

    Die zentrale Frage ist und bleibt für mich die Nutzung, die bei jeder Rekonstruktion die Gretchenfrage für die Akzeptanz eines Baus ist. Als Garnisonkirche wird das Haus nicht mehr benötigt (mangels Garnison), als ev. Stadtkirche ebenfalls nicht. Als Stadthalle fungiert der nahegelegene Nikolaisaal. In spätestens zehn Jahren wird die aktuelle Ausstellung zu Geschichte der Kirche überholt sein und sich auch für die evangelische Kirche die Frage erneut stellen, warum sie die SGP dauerhaft subventionieren soll, denn die Einnahmen aus der Vermietung von Seminarräumen und die Eintrittsgelder für den Turm werden das Personal und den baulichen Unterhalt nicht dauerhaft refinanzieren können.

    Die Stiftung und die Freunde der Garnisonkirche werden diese Frage beantworten müssen, um aus dem festgefahrenen Frontverlauf wieder in die Bewegung zu kommen.

    Das war 2010 das maximal Erreichbare, das von einer breiten Mehrheit von SPD, CDU und Grünen getragen wurde.

    Die Grünen würden heute dem Leitbautenkonzept nicht mehr zustimmen und die SPD zu großen Teilen auch nicht mehr. Die Sozialisten und die anderen, die ohnhin immer dagegen waren, würden die Sache nach wie vor ablehnen.

    Heute würde die Stadt vermutlich mehrheitlich den Bau des ehem. Lehrerbildungsinstitutes (später FH) zum Rathauskomplex umbauen (Klima, Erhalten der DDR-Moderne, herrliche Konstraste) und hätte angesichts der gerade geplanten 210 Mios. für den Neubau des Rathauscampus an der Hegelallee dafür auch eine Mehrheit. Das darf man in der Debatte um das Ergebnis im Jahr 2025 nicht vergessen.