Die Entscheidung über die Frage des Schloßbrunnens wird ganz sicher weder im Tagessspiegel noch im APH getroffen: entscheidend sind für Kai Wegner und Bausenator Gaebler zum Schluß, wer die größere Lobby hat.
Das publizistische Feuerwerk, dass bei einem Fortzug des Neptunbrunnens von seinem angestammten Platz zwischen Rathaus und Marienkirche entfacht wird, würde sicher immens sein. Tenor: den armen Ostberlinern wird das letzte Stück Heimat weggenommen. Die Anhänger einer historischen Vervollständigung des Schloßplatzes sind dagegen in CDU und SPD in der krassen Minderzahl: niemand in der CDU interessiert sich für die historische Berliner Mitte, weil dort keine potenziellen Wähler sind. Nach den nächsten Wahlem im September 2026 wird es nicht besser aussehen.
Deshalb wird sich der Senat für das kleinere Über entscheiden und am Schloßplatz einen neuen Brunnen bauen. Die städtebauliche Situation ist ja ohnehin anders: es gibt keinen Piazza-Navona-Anknüpfungspunkt mehr, weil in Ost und West die bauliche Fassung fehlt. Die Breite Straße läuft nun schnöde gerade auf das Schloßportal zu. Das Neptun-Thema ist für den Ort auch nicht unbedingt zwingend.
Deshalb würde ich versuchen heute eine überzeugende, neue Idee zu entwickeln, die ggf. unter der (ehemals) großen Koalition noch in die Realisierung geht. Sonst wird der neue Brunnen ein Mahnmal gegen Kolonalismus und die Debatte darum hier im Form viele Seiten füllen.