Ja, ihr seid in der Diskussion hier natürlich schon viel weiter, aber ich biete als "Basis" noch einmal meine sehr knappen Zeilen zum "Anhalter" an. Als begeisterter Stadtspaziergänger kenne ich den Portalüberrest natürlich auch, habe früher auch mal mit meinen "Älteren" darüber gesprochen. Meine Großmutter selig ist da noch abgefahren und angekommen, als der Betrieb noch lief. Sowohl IM Krieg, als auch danach noch. Auch sie war der Meinung, dass das Gebäude als solches "zu retten" gewesen wäre, aber nicht als Bahnhof in Mauerzeiten.
Was nun eine Chance für die Rekonstruktion, zumindest von Teilen des Gebäudes angeht, bin ich nicht wirklich optimistisch. Franz Schwechtens Werk des "Historismus" bzw. aus "Kaisers Zeiten" hat vermutlich in den entscheidenden Kreisen keinen guten Ruf (vermutlich zu Unrecht, wie ich absolut offen zugebe, da ich z. Bsp. seinen "Grunewaldturm" sehr schätze, von der alten Gedächtniskirche ganz abgesehen). Obwohl in Zeiten von "Humboldtforum" und aufkommender Diskussion über die Denkmalskirche am Berliner Dom vielleicht auch der "Anhalter" von der "Verdammnis" imperialer Architektur ausgenommen werden kann, so sehe ich derzeit weder den Willen noch die Finanzen für ein solches Projekt irgendwo am Horizont aufdämmern. Ich gestehe: ich bedauere dies, weil auch ich den alten Anhalter großartig finde ("glorreich" darf man ja wohl hier nicht sagen, muss auch nicht sein, die deutsche Sprache hat so viele, schöne Worte der Bewunderung, obwohl ich solche kleingeistigen Wortklaubereien natürlich grundsätzlich ablehne. Zensur kriege ich auf diversen, sozialen Netzwerken schon zur Genüge, aber das ist ein völlig anderes Thema, das primär mal nix mit Architektur zu tun hat.)
Also, der "Anhalter":....
https://ckstadtspaziergaenge.wordpress.com/2016/11/18/ver…halter-bahnhof/
Und hier sein Architekt:...
https://ckstadtspaziergaenge.wordpress.com/2018/07/18/per…f-ins-bekannte/
Posts by Stadtspaziergaenger
-
-
Im Tagesspiegel wird über verschiedene Baumaßnahmen des Bundes geschrieben. Kurz vor Ende des Artikels geht man u. a. auf den Kaisersaal im Palais des Reichstagspräsidenten ein, der nun in den Originalzustand versetzt wird und auf die neu aufgekommene Wertschätzung der Wilhelminischen Bauzeit ein. Auch die Stabi Unter den Linden wird erwähnt.
Link zum Tagesspiegelartikel:
Scheints, als ob der "Abscheu" vor den Architekten und Baumeistern der Kaiserzeit heute stärker ausdifferenziert wird. Lange Zeit ließ man ja außer Ludwig Hoffmann kaum jemanden gelten, der in dieser Zeit hier tätig war. Was bei einem Manne wie etwa Raschdorff oder Wallot fast noch verständlich wäre, ist etwa für Ernst von Ihne und sein Werk kaum verständlich. Zumindest ist das meine Ansicht, die natürlich niemand teilen muss.
Ein paar Worte zu Ernst von Ihne und seinem Werk.Übrigens: dieses Foto nutze ICH, weil ICH, ICH bin und ICH es geknipst habe und (wie im Wasserzeichen vermerkt) ICH MIR (ausschließlich) die Nutzungs- und Publikationsrechte überlassen habe. Enchanté. Der "Stadtspaziergänger" heisst Clemens Kurz, Gruß an "Franka".
Bild von der Südfassade der Berliner Staatsbibliothek "Unter den Linden". Grübelnder Leser. Sozusagen. Gebäude entworfen durch Ernst von Ihne. -
Schön, dass das Klosterviertel ein wenig "geheilt" wurde.
Man beachte im Turm die Glocken und Glöckchen des Glockenspiels ! Mehr als das einst bekannte, alte hatte. Verbesserte "Singuhrkirche", also ! Super, ich stehe drauf !
Es gelingt (sehr selten) auch in Berlin manchmal wieder eine echte Stadtverschönerung, so klein sie auch angesichts mancher Bausünden erscheinen mag.
Parochialkirchturm by Clemens Kurz, auf Flickr
-
Mal was anderes, hat aber mit der Museumsinsel zu tun:
Warum eigentlich scheint der vielleicht "letzte Mohikaner" der Schinkelschule, Johann Heinrich Strack, so ein wenig in Vergessenheit geraten zu sein ? Hab dazu mal ein paar Zeilen verfasst, die vielleicht bei euch lieben "Hardcore-Architektur"-Fans verstanden werden.In diesem Sinne, bis bald unterwegs in Berlin !
Natürlich kein Rätsel, was das mit der Museumsinsel zu tun hat: Strack baute die Alte Nationalgalerie z. T. nach Vorgaben noch von Stüler.
-
Bin vor Kurzem bei meinen "Wanderungen durch den Tiergarten" (
) diesem Herrn begegnet. Theodor Fontane nach dem Entwurf von Max Klein aus dem Jahr 1908. 1910 dann aufgestellt und wohl 1985 durch eine Kopie aus "Feinzement" ersetzt, die auf einem Marmorsockel steht. Das Original findet sich, laut Senat für Stadtentwicklung, im Märkischen Museum. Interessant vielleicht die für eine Standplastik ungewöhnliche Tatsache, dass sich des Autoren rechte Schulter (aus seiner Sicht) nach unten neigt, dem sog. "Spielbein" entgegen. Der sog. "Kontrapost", der seit der Antike, spätestens aber der Renaissance Standbilder kennzeichnete, wird hier also unterlaufen. Schwer zu sagen, warum. Nun, ich bin weder Bildhauer noch Kunstsachverständiger und nehme dieses Detail einfach mal so als Besonderheit hin.
Interessant, dass beim Gedanken an Monumente für den Schriftsteller meistens an die Sitzplastik in seiner Geburtsstadt Neuruppin gedacht wird, man den zum "Wandern" bereiten Fontane im Tiergarten aber gerne vergisst.Theodor im Tiergarten by Clemens Kurz, auf Flickr
-
Die Abendschau berichtet: Streit um Platz vor Humboldtforum
http://www.rbb-online.de/abendschau/arc…boldtforum.html
Eine Betonwüste mit Behindertenparkplätzen und Rettungswegen zu argumentieren ist etwas armselig. Ich habe den Schlossplatz zwischen Schloss, Marstall und Staatsrat mal grob bei GoogleEarth ausgemessen: das sind rund 18.000 Quadratmeter!!! Und da soll kein Platz für Grün (und den Neptunbrunnen) sein?!
Selbst ausgemessen ! Cool ! Respekt !
Aber wieder zurück zum Ernst der Sache: hab den Beitrag im Lokalfernsehen auch gesehen und bin mal wieder NICHT von der Phantasielosigkeit vieler Verantwortlicher in Sachen Stadtplanung überrascht. Ich schätze mal, trotz "Kopfsteinpflaster"-Dogma ist da noch immer Spielraum für Veränderungen. Wenn erst einmal die Ödnis um das Humboldtforum besichtigt werden kann, wenn also "die normative Kraft des Faktischen" ihre Wirkung tut (es lebe der alte Preuße Kant), dann schreien hoffentlich genug Leute (über Initiativen und Vereine) nach Änderungen und dann kanns endlich rund gehen... So in Sachen "Neptunbrunnen" oder "Rossebändiger"...
-
Armer "Spreetunnel" (wird irgendwann mal Zeit für Klarnamen, ich bin hier nicht beim Geheimdienst oder sonstwie konspirativ unterwegs). Wir hätten uns halt doch treffen sollen. Ich hätte dir wirklich gerne dabei geholfen, dich auf der Zitadelle zurechtzufinden, denn ich kenne sie rauf und runter. Mir erscheint sie deshalb als sehr übersichtlich, aber das kann wohl auch täuschen. Hast du den Leuten am Eingang Bescheid gesagt, dass die Ausschilderung dir nicht ausreicht ? Verbesserungen gehen nämlich tatsächlich immer, aber manchmal muss man eben darauf hingewiesen werden als Verantwortlicher.
Wie gesagt, ich selbst hätte auch nicht gedacht, dass es dabei Schwierigkeiten gibt, aber als "Auswärtiger" sieht man das halt mit anderen Augen, das ist klar.
Na, als kleines, weiteres "Schmankerl" hier der "olle Kaisa Willem" aus der Werkstatt von Reinhold Begas (vermutlich von seinem Schüler August Kraus ausgeführt) aus der ehemaligen "Siegesallee", da die Rückkehr des reitenden Monarchen auf die Schlossfreiheit ja wohl ausgeschlossen sein dürfte. Die beiden Nebenfiguren Moltke und Bismarck aus der Siegesallee haben leider nicht "überlebt". Dafür kann man sich die beiden ja auch am "Großen Stern" im Tiergarten angucken, wo ich übrigens am kommenden Samstag, den 07. Mai 2016 ein bischen Fotografieren gehen werde. Nur, damit´s nicht heißt, ich hätts nicht kundgetan.Kaiser Wilhlem I. von Reinhold Begas by Clemens Kurz, auf Flickr
-
Na, der Einschätzung von Konstantindegeer kann ich nicht ganz folgen. Die Ausstellung ist eben keine Ausstellung mit dem Namen "Plastik der Kaiserzeit", oder "Stadtverschönerung unter den Hohenzollern", sondern soll ein wenig den leider auch oftmals politisch aufgeladenen Stadtschmuck Berlins abbilden. Deutsche Hauptstadt hieß eben auch immer: Propaganda-Metropole. Das abzubilden ist so in Ordnung, selbst wenn ich angesichts von Felix Dserschinsky auch einen Schock bekam !!! Aber, sorry, "provinziell" geht anders.
Ich persönlich empfehle daher: sich selbst ein Urteil zu bilden. Hingehen, gucken und selbst entscheiden, ob dem Thema Genüge getan wird. Dafür kann man sich auch die Sonderausstellung in der ehemaligen Garnisonskaserne an der Nordkurtine angucken. Gibt ein interessantes Gesamtbild, wie ich finde.
Ansonsten, zum Thema "Siegesallee" hier noch mal der Beitrag aus meinem Blog:
https://ckstadtspaziergaenge.wordpress.com/2016/02/09/ver…-im-tiergarten/
Und, zu meinem Besuch auf der Zitadelle und in der Ausstellung dieser Beitrag:
https://ckstadtspaziergaenge.wordpress.com/2016/05/01/was…enthuellt-wird/Hier als "Schmankerl" noch der "Große Kurfürst" Friedrich - Wilhelm. Ein Mann mit Sonnenhut (nein, es ist nicht der Kurhut). Vielleicht strahlte der "Sonnenkönig" Ludwig zu stark aus Frankreich herüber. Ich frage mich, wie der Kurfürst wohl mit cooler Sonnenbrille ausgesehen hätte...
Großer Kurfürst by Clemens Kurz, auf Flickr
-
Ja, lieber "Spreetunnel", da haben wir uns wohl verpasst. Denn ich war natürlich auch da. Als alter "Pfennigfuchser", der ich bin, am "Tag der offenen Tür" auf der Zitadelle. Wäre schön gewesen, dich mal wieder zu treffen, aber du bist ja wohl eher ein Einzelgänger, nicht ? Na, du hast ja immerhin meine Karte und kannst dich melden, wann immer du mal wieder in Begleitung knipsen gehen magst.
Egal: War interessant in der neuen Ausstellung. Ich bestätige hier vollends die meisten zuvor geäußerten Ansichten. Sowohl die, dass unsere Tendenzmedien natürlich hauptsächlich auf Lenin abfahren, wie auch die Beobachtung, dass den Figuren der "Siegesallee" hier sehr viel Raum (oder Räume, haha) gegeben wird. Das ist erfreulich. Die streng chronologische Anordnung der Räume ist auch angenehm, da hat man in "modernen Ausstellungskonzepten" schon ganz andere Dinge erlebt. Langer Vorrede, kurzer Sinn: Ich empfehle es durchaus, sich die paar Euros Eintritt mal an die Hand zu nehmen, um diese Ausstellung und den Rest der Zitadelle zu erkunden. Mehr schreibe ich hier nicht, denn das gehört dann eher zum "Spandau" - Thread.Hier noch die Büste des Grafen zu Lynar, der den Bau der Zitadelle Spandau vollendet hat:
Lynar-Büste. by Clemens Kurz, auf Flickr
-
Und zum Thema "Spandau" auch noch dies: die lange erwartete Ausstellungseröffnung für "enthüllt-Berlin und seine Denkmäler" auf der Zitadelle hat endlich stattgefunden. Jetzt kann man dort den diversen Geschichten historischer Plastiken nachspüren. Wie erfreulich. Immerhin hatten auch die Lokalnachrichten vom RBB bereits zwei Tage vorher darauf hingewiesen. Hier der Artikel dazu aus dem "Tagesspiegel":
http://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke…u/13509188.html -
Und zum Thema "historische Standbilder" etc. noch folgendes:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke…u/13509188.html
Die Ausstellung "enthüllt - Berlin und seine Denkmäler" in der Spandauer Zitadelle ist endlich eröffnet. Anders als der Flughafen BER ist diese immer wieder verschobene Ausstellung also keine Chimäre geblieben. Erfreulich. Unerfreulich ist, dass diese von vielen lange erwartete Ausstellungseröffnung dem lokalen Fernsehen des RBB am selben Tage keine Erwähnung wert war. Immerhin hatten sie zwei Tage zuvor schon darauf hingewiesen. Besser als nichts. -
<<Es gäbe beileibe andere Klagelieder über Berlins Gärten und Plätze zu singen...>>
Vulgow liegt natürlich richtig. Mit der Ausnahme des "Platzes der Republik", zu dem ich mich hier im thread schon geäußert habe, ist der Tiergarten im Großen und Ganzen in einem besseren Zustand, als vor vielleicht 5 oder 10 Jahren. Das ist schon mal was ! Diverse "love parades", public-viewing-Veranstaltungen zum Fussball etc. hatten insbesondere den Bereich um die Straße des 17. Juni herum, den Bereich des Großen Sterns etc. in Mitleidenschaft gezogen. Davon ist nicht mehr viel zu merken und das ist gut so. Der Tiergarten ist sicher nicht mehr das primäre Problemgebiet Berlins, was die Stadtverschönerung bzw. deren Erhalt angeht.
Mir fiel im letzten Jahr z. Bsp. auf, dass der Schlosspark Charlottenburg die Transition vom Winter- zum besser gepflegten und begrünten Sommerpark noch mitten im Frühling nicht so recht hinbekam. Ob Personalmangel bei den Grünflächen-Behörden oder ein gewisser "Druck" dahinter stand, diesen Park "Eintrittsgeld-pflichtig" zu machen und dafür Argumente zu sammeln, ist eher spekulativ. Aber dennoch sehen manche, auch prominente, Grünflächen in Berlin manchmal vernachlässigt aus. Seien wir froh, wenn der Tiergarten nicht mehr dazugehört. Zumindest nicht in seiner Gänze.Berlin-Tiergarten, Rosengarten by Clemens Kurz, auf Flickr
-
Das aktuelle Wohnungsbauprogramm in Berlin wird auch für eine Wiederbelebung der alten Blütenträume in der sog. "Wasserstadt Oberhavel" in Spandau sorgen. Werden dabei sinnvolle Ergänzungen zu bereits bestehenden Wohngebieten geschaffen, oder sind seelenlose Wohnghettos ohne Charakter und Ästhetik vorprogrammiert ? Wir werden es sicher erleben.
http://www.rbb-online.de/politik/beitra…-12-berlin.html
Morgen, Samstag, den 16. April, 11.00, Streitstraße 18, "Maselake-Areal", gehe ich persönlich schon mal auf den Spuren der "Wasserstadt" spazieren. Ob das Wetter allerdings ein paar aussagekräftige Fotos ermöglichen wird, werden wir noch sehen. Momentan sieht es nach einem Schauer-Wolken-Sonnen-Mix aus, der nichts ausschließt. In jedem Falle haben diese Quartiere in Spandau durch das forcierte Planen neuer Wohnbauten in Berlin wieder eine gewisse Relevanz erlangt.DSCF0284 by Clemens Kurz, auf Flickr
-
A propos "Tiergarten". Da fällt mir eine kleine "Fotosafari" ein, auf der ich mal einigen Löwen begegnet bin. Aus der Werkstatt von Wilhelm Wolff, 1878.
Löwengruppe by Clemens Kurz, auf Flickr
-
Sie haben es ja schon bemerkt, liebe Architektur-Freunde, dass ich auf diesem Thread ein wenig "bunt" und "querfeldein" durch die Liste aussagekräftiger Bauten im Bezirk Berlin-Spandau gehe. Immerhin liegt auch dieser Vorgehensweise eine Methode zugrunde. "Industriebauten", "Kirchenbauten", "Gebäude in und um die Spandauer Altstadt", sowie "bekanntere Sehenswürdigkeiten" und "Sonstiges" könnte man als Überschriften für diverse Beiträge hier im Thread nehmen. Gesagt, getan: Hier kommt ein weiterer "Kirchenbau" (nach der "verlorenen" Garnisonkirche und der Kirche im Johannesstift schon der dritte) aus Spandau.
Der Kirchenbau in Preußen, speziell in Berlin und Brandenburg, erlebte in der Kaiserzeit einen richtigen "Boom". Viele, auch heute noch bekannte und repräsentative Kirchen wurden in diesen Jahren errichtet, oft später von Bomben beschädigt, abgerissen, als Monument erhalten oder wieder aufgebaut. Aber es gibt mehr als die Gethsemanekirche, den Berliner Dom oder die Ruine der alten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. In allen Berliner Bezirken stehen Gotteshäuser aus dieser Zeit, die z. T. interessante Geschichten erzählen.
Eine dieser Kirchen ist die katholische Kirche "Maria, Hilfe der Christen" (ich nenne sie hier mal etwas unpräzise "Marienkirche") in Berlin-Spandau an der Flankenschanze. Ihre Geschichte zu erzählen, würde diesen Beitrag unnötig aufblasen, aber es sei darauf hingewiesen, dass in der von Schwer- und Rüstungsindustrie geprägten Kleinstadt Spandau an der Grenze zum 20. Jahrhundert die Anzahl der katholischen Bürger gewaltig anstieg. Zumeist als Industriearbeiter gekommen, war ihre Kirche am Behnitz an die Grenzen ihrer Kapazität für Gottesdienste gekommen und so baute man an der heutigen Flankenschanze von 1908 - 1910 ein neues, größeres Kirchengebäude. Beauftragt wurde mit dem Entwurf der Architekt Christoph Hehl, der vor allem für seine Kirchenbauten und seine kreative Neu-Interpretation der Romanik bekannt war.
Auch für dieses Gebäude in Spandau nahm er wieder Anleihen des Romanischen auf, gestaltete aber keine klassische Basilika, sondern kombinierte im eklektizistischen Geist seiner Zeit ein wenig "wild drauf los". Immerhin blieb er der regionaltypischen Backsteinoptik dabei treu. So entstand ein überkuppelter Zentralbau über einem kreuzförmigen Grundriss in ungefährer Nord-Süd-Ausrichtung. Die gewölbte Kuppel des Zentralbaus bildet ein Zehneck mit 20 oberen Fenstern. Kombiniert wird das ganze mit einem 52, 5 m hohen Kirchturm, der, für die Bauzeit ungewöhnlich, keine Uhr beherbergt.
Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, sollte nach dem Willen der britischen Siegermacht das Gebäude abgerissen werden. Dies konnte jedoch verhindert werden und nach Enttrümmerung und Wiederaufbau konnte 1952 die Neuweihe stattfinden. Von 2000 - 2006 wurden neue, farbige Glasfenster eingesetzt, die aber kein kompliziertes Bildprogramm abbilden. Die Kirche hat nach dem Verlust der Original-Orgel im Zweiten Weltkrieg seit 1959 wieder ein ähnliches Instrument mit 30 Registern aufzuweisen.
Rein optisch gehört der Kirchturm der Marienkirche in Spandau zur Silhouette des historischen Spandau dazu und kontrastiert hierfür mit der Traditionskirche St. Nikolai, auch wenn die Marienkirche etwas außerhalb der eigentlichen "Altstadt" zu finden ist.MariaHdC by Clemens Kurz, auf Flickr
Marienkirche Spandau by Clemens Kurz, auf Flickr
-
Industrie-Architektur steht ja immer im Schatten der repräsentativen - oder der Wohn-Architektur. Schlösser, Villen, Parks mit Statuen und Pavillons etc. nehmen eine besondere Stellung im Stadtbild ein und tragen zur optischen Verschönerung bei.
Industriebauten, Verwaltungs-, Labor- und Produktionsgebäude hingegen sind oftmals nur den Mitarbeitern der jeweiligen Unternehmen bekannt. Ihre Architekten erlangen kaum "Kultstatus" oder Nachruhm. Es gibt aber bestimmte Ausnahmen, wie ich im Falle von Hans Hertlein, dem ehemaligen Hausarchitekten der Firma Siemens und seinem "Luftfahrgerätewerk" in Spandau ja schon hier im Thread erwähnt habe.
Als weitere Ausnahme könnten wir Hans Poelzig, einen Zeitgenossen Hertleins, ansehen, der ja in Breslau als "Expressionist" begonnen haben soll und später Beiträge zur "Neuen Sachlichkeit" lieferte. Puh, soviel zu "wikipedia".Wie auch immer: Poelzig entwarf u. a. die Talsperre Klingenberg in Sachsen, das Gebäude des Kinos "Babylon" am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin und das Verwaltungsgebäude der IG Farben in Frankfurt/Main (heute Verwaltungsbau der Goethe-Universität Frankfurt). Sein bekanntestes Gebäude in Berlin ist möglicherweise das "Haus des Rundfunks" an der Masurenallee in Charlottenburg.
Etwa zeitgleich mit der Arbeit für die IG Farben gestaltete Poelzig auch den Komplex des "Kabelwerks Dr. Cassirer" in Berlin-Spandau. Diese Firma wollte seine Produktionsstätten in Charlottenburg erweitern. Dort war aber nicht mehr genug Raum zur Expansion vorhanden, so dass man sich entschloss, das neue Werke nach Spandau zu verlegen. Man beauftragte Poelzig damit, die wichtigsten Produktions- und Verwaltungsgebäude dafür zu entwerfen. Von 1928 - 30 wurde das Kabelwerk, trotz wirtschaftlicher Probleme und des Rückzugs von Firmenchef Hugo Cassirer aus der Firmenleitung noch während der Erweiterung 1929, schließlich errichtet. Dafür wurde das Gelände am Havelufer mit Tonnen von Sand aus dem U-Bahnbau um den Alexanderplatz aufgeschüttet und der Boden "verdichtet". Später erhielt das Werk verschiedene Namen und Eigentümer. Zuletzt hieß es "Bergmann Kabelwerke" und produzierte hier noch bis 1993. Nach der Einstellung der Produktion gab es Bemühungen, den Gesamtkomplex unter Denkmalschutz zu stellen, aber die Planungen für das Stadtentwicklungs-Projekt "Wasserstadt Oberhavel", welches aus den ehemaligen Industriegebieten Spandaus im Bereich zwischen Haveleck und Zitadelle "blühende Wohnlandschaften mit Wasserlage" machen sollte, bekamen Vorrang. Fast alles wurde abgerissen und durch Wohnhäuser und Supermärkte ersetzt.
Langer Vorrede, kurzer Sinn: von Hans Poelzigs Industriekomplex stehen heute nur noch das ehemalige Pförtnerhäuschen, in dem jetzt ein türkischer Imbiss seine Heimat gefunden hat und die Poelzig-Halle, wo seit 2003 die Stiftung Stadtmuseum Büros nutzt und seit 2010 auch Lagerkapazität mit Beschlag belegt.
Der Hallenkomplex setzt sich aus einem zweigeschossigen Lager-, Sozial- und Verwaltungstrakt zusammen, der an der Nord- und Westseite winkelförmig die eigentliche Werkshalle einfasst. Die Werkshalle selbst besteht aus acht Schiffen mit unterschiedlichen Breiten und Höhen. Die Ost- und Südfassaden sind fast fensterlos errichtet worden. Die die Fassade gliedernden Pfeiler zeigen die Achsenabstände der inneren Stützenreihen der Hallenschiffe an.
Im Rahmen des Wasserstadtprojektes sollte die Halle in den 90ern eigentlich "vermarktet" werden und wurde als Möglichkeit für die Unterbringung von Kulturbetrieben oder Einzelhandelsgeschäften angeboten. Auch ein Supermarkt war hier angedacht, wurde jedoch direkt gegenüber errichtet. Alles zerschlug sich, so dass letztlich die Stiftung Stadtmuseum hier in die "Hugo-Cassirer-Straße 44/Ecke Hans-Poelzig-Straße") einzog. Von außen sieht man dies der Poelzighalle jedoch nicht an. Kein Schild, keine Kennzeichnung an einem externen Postkasten o. ä. weist auf den derzeitigen Nutzer hin. Alles wirkt ebenso nichtssagend, wie geheimnisvoll.Sehen Sie selbst:
Poelzighalle_stitch by Clemens Kurz, auf Flickr
Poelzighalle2_stitch by Clemens Kurz, auf Flickr
-
Hier mal etwas anderes. Für die Foto-Freunde und Neugierigen unter euch hab ich einen Termin, den ich teilen wollte. Spandau war ja einst ein Industriebezirk und am Wasser sieht man davon heute noch ein bischen etwas. Wer "rund um den Spandauer See" spazierengeht, kann auf Neubauviertel, das ehemalige "Luftfahrtgerätewerk", sog. "Wehrmachtsspeicher", den Ort der ehemaligen CCC-Filmstudios, die Eiswerderbrücke und die gleichnamige Insel und noch vieles mehr treffen. Bei schönem Wetter gibts nicht nur diverse Bauen, sondern auch das ein oder andere "Havelpanorama" zum Fotografieren. Mehr dazu finden Sie genau hier.
Datum: Samstag,16. April 2016, 11.00 Uhr, Treffpunkt: Streitstraße 18, 13587 Berlin, Parkplatz, direkt vor dem Haupteingang von "Edeka". Würde mich über Mit"wanderer" freuen,.
DSCF0243 by Clemens Kurz, auf Flickr
-
Habe diesen Platz mal "gegoogelt". Das ist doch nur eine öde Straßenkreuzung im Nichts, da könnte man doch - den Willen vorausgesetzt - locker rekonstruieren, oder nicht?
Keine Chance. Zu verkehrsreich. Die Verkehrsplaner der Nachkriegszeit haben hier eine Umfahrung der Spandauer Altstadt mit einer Ost-West-"Magistrale" kombiniert und "Fakten" geschaffen, die derzeit kaum umzustoßen sind. Auf dem Gelände der Garnisonkirche steht heute außerdem der Teil eines Kindergartens, den wohl niemand zu Gunsten einer ach-so-bösen Militärkirche abreißen würde. Aus denselben Gründen würde sich wohl auch kein Investor finden bzw. keine Spendengelder eingehen, wie in Potsdam. Ein Bauwerk von dem weitgehend unbedeutenden Architekten "Roßteuscher" ist wohl nicht populär genug.
Dennoch mag ich Ihr unkonventionelles Denken, lieber "Der Münchner". Und hoffen darf man natürlich immer irgendwie.Danke für die Anregung, denn der "Falkenseer Platz" ist halt tatsächlich nur ein spärlich bewachsener Kreisverkehr.
-
Auf die Gefahr hin, dass dieses Standbild noch nicht so ganz "historisch" ist und auch weniger ein Denkmal, als eine Zurschaustellung eines politischen Grundsatzes der untergegangenen DDR ist, hier mal dies:
Das Standbild "Waffenbrüder" des Bildhauers Gerhard Thieme wurde von diesem 1970 vollendet. Die beiden Figuren sind überlebensgroß (ca. 2,5 m), was man aber erst so richtig bemerkt, wenn man nahe an die Skulptur herantritt. Gezeigt wird ein sowjetischer Pilot in Uniform, der seinem DDR-Kollegen in Fliegermontur mit Handzeichen ein Flugmanöver erklärt. "Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen." Anschaulich verkörpert und damit durch und durch Polit- und Propagandakunst. Bis 1994 stand dieses Standbild in Strausberg, beim Kommando der DDR-Luftwaffe. Seit 1994 findet es sich im Militärhistorischen Museum Flughafen Gatow, vor dem Gebäude des ehemaligen Towers.DSCI1075 by Clemens Kurz, auf Flickr
-
Und hier noch ein "altes Haus" aus der Spandauer Altstadt. Es gilt als das "älteste Bürgerhaus auf Berliner Stadtgebiet". Anderen als die "älteste, durchgängig bewohnte/genutzte Parzelle" der Stadt. Na, ich war im 15. Jahrhundert noch nicht persönlich dabei, als hier mit dem Bau eines Hauses begonnen wurde, dessen Überbauten und restaurierte Nachbauten noch immer auf demselben Fleck zu finden sind. Insofern lege ich für keine dieser Definitionen die Hand ins Feuer. Unter der Adresse Breite Straße 32 ist heute vor allem die Touristeninformation Spandaus zu finden.
Im 14. Jahrhundert wurde hier wohl mit dem Bau eines Fachwerkhauses begonnen. Auf dessen gemauertem Kellergewölbe wurde dann im 15. Jahrhundert ein festerer Steinbau errichtet, der den Kern des "Gotischen Hauses" darstellt. Das Haus selbst hat eine vielfältige Nutzung im Laufe der Zeit erlebt. So sind ein Restaurant, ein Weinhaus und sogar eine auf dem Hof gelegene Kegelbahn belegt. Für fast fünf Jahre (1852–1857) beherbergte das Gebäude das Spandauer Postamt. Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich im Haus auch mal ein Lager für Särge. Bei archäologischen Grabungen 1980 wurde die Bedeutung des Hauses erkannt und 1981 wurde das Gotische Haus unter Denkmalschutz gestellt.
Im 18. Jahrhundert brannte es auch einmal ordentlich aus und bekam danach eine klassizistische Fassade. Diese Anmutung ist aber heute verschwunden und bei den letzten Restaurierungsarbeiten von 1987 - 1993 wurde ein Teil der Backsteinmauern "freigelegt" um die historischen "Wurzeln" des Hauses zu betonen. Ein Teil des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau befindet sich heute im Obergeschoss. Diese Dauerausstellung widmet sich dem Thema "Leben und Wohnen in Spandau".GOTISCHES_HAUS3 by Clemens Kurz, auf Flickr
GOTISCHES_HAUS2 by Clemens Kurz, auf Flickr
GOTISCHES_HAUS1 by Clemens Kurz, auf Flickr