Posts by Hannoveraner

    Teil 3

    Corps Saxonia, Marstall und Welfenschloss.

    Wilhelm-Busch-Strasse:

    Das Gebäude im Vordergrund, das Haus des AV Gothia (früher Villa Schwarz) ist leider kriegsbedingt etwas weniger prunkvoll als früher. Die Hausfassade zum Garten war früher genauso wie die Fassade zur Straße. Im Krieg wurde diese Fassade zusammen mit dem Wintergarten (da wo jetzt die Terrasse ist) und dem Bleiglasfenster im Erdgeschoss-Erker zerstört. Die Inneneinrichtung im Erdgeschoss ist aber weitestgehend erhalten geblieben. Nen nettes Bier kriegt man dort auch.

    Schon das Auditorium maximum gesehen? Das ist echt eine Katastrophe. Der Universität fehlt aber leider das Geld dafür, denn momentan wird in Garbsen ein komplett neues Maschinenbaucampus hochgezogen.

    Das sind einfach Produkte der Jahrzehnte langen NS-Vergangenheitsbewältigung, die ja nicht dazu führte, dass Menschen differenzierter zu reflektieren vermögen, sondern allein dazu, dass bei irgendwelchen Bildern oder Wortfetzen, die mit NS oder auch nur "rechts" in Verbindung gebracht werden, umgehend das innere Programm der Empörung, Distanzierung oder gar aggressiven Ausmerzung abgerufen werden kann. Wie ferngesteuerte Maschinen, denen ein Autopilot-Programm installiert wurde, also.

    Ich habe selbst Bekannte, die schon diskutierten, dass ein Spruch wie "Jedem das Seine" heute nicht mehr gebraucht werden dürfe. Ein anderer sah mal in einem Vereinsheim ein altes Schild der "Deutschen Reichsbahn" an der Wand hängen und war umgehend verstört, weil er durch den Begriff "Reich" dachte, in einen Neonazi-Treffpunkt geraten zu sein. Als mal eine entfernte Bekannte eine Musik-Zeitschrift bei mir sah, deren Titel in Frakturschrift gesetzt war, fragte sie allein deshalb gleich entgeistert, dass ich wohl ein "Rechter" sei.

    Die Leute sind einfach vollkonditioniert bzw. krank. Deshalb kann die geistige Befreiung heute auch nur noch durch die Überwindung der NS-Vergangenheitsbewältigung (zumindest deren dominanter Präsenz) passieren. Doch das versuchen diejenigen zu verhindern, die machtpolitisch von der Konditionierung profitieren.

    Das gute an dem Garnisonkirchenstreit ist allerdings, dass die hier beschriebenen Kreise dadurch beschäftigt sind. Wer weiß, was die sich sonst alles ausdenken würden, wenn ihre Gedanken nicht so sehr um die Verhinderung dieses Rekonstruktionsprojekts kreisen würden.

    Es sind vor allem auch Produkte des Unwissens. All das ist ja mittlerweile Pfui. Dass "Suum cuique" übrigens immer noch Wahlspruch der Feldjäger bei der Bundeswehr ist, wird wohl sicherlich noch viel mehr Leute verstören. Oder dass im BGB nach wie vor noch von Reichsbehörden die Rede ist bzw. einige Gesetze noch das Wort "Reich" enthalten, wie etwa das Reichssiedlungsgesetz. Oder dass die rassistisch geprägte Deutsche Volksliste, die die in Polen beheimatete Bevölkerung in verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Rechten einteilte, immer noch bei der Anerkennung von Aussiedlern angewandt wird. Auch die Frakturschrift ist zu Unrecht als "Nazi-Schrift" verschrien. Die Abschaffung der Frakturschrift geht auf einen Führererlass Hitlers zurück, der in den 40ern die Fraktur als "Schwabacher Judenlettern" bezeichnete und anordnete, dass künftig die Antiqua-Schriften (z. B. Times New Roman) zu verwenden sein. Die Behauptung, gerade Fraktur sei eine Nazi-Schrift, ist vollkommen aus der Luft gegriffen. Die deutsche Nationalsymbolik wird landläufig mittlerweile als dümmlich-nationalistisch wahrgenommen, was ich schade finde. Auch das ewige Rumkloppen auf dem Kaiserreich ist unsinnig. Bei seiner Gründung hatte das Kaiserreich beispielsweise eines der fortschrittlichsten Wahlrechte der Welt. Der Ruf vom "deutschen Ingenieur" geht auf diese Zeit zurück. Obwohl das Kaiserreich staatsrechtlich als konstitutionelle Monarchie konstruiert war, ist spätestens ab 1900 eine schleichende Demokratisierung zu beobachten. Faktisch war das Kaiserreich auf dem Weg in die parlamentarische Monarchie. Der Erste Weltkrieg hat dazwischen gefunkt. Gerade im angelsächsischen Raum ist die Fischer-These vom deutschen Sonderweg, die auch heute noch die deutsche Geschichtswissenschaft prägt, mittlerweile verworfen.

    Leider gibt es keine guten Neuigkeiten zur Rekonstruktion der alten Markthalle zu berichten.


    Quelle: http://www.haz.de/Hannover/Aus-d…u-im-Jugendstil

    "Die Nachkriegsimmobilie steht als besonderes Zeugnis der Wiederaufbauarchitektur unter Denkmalschutz"

    Typisch Hannover. Da wird eine Bruchbude, die ein 08/15-Nachkriegszweckbau ist, erhalten. Beim Landtagsplenarsaal ist der Denkmalschutz kein Problem gewesen, obwohl es ein genauso hässlicher Klotz ist, hier wird aber wieder blockiert. Es erweckt den Eindruck von Willkür, was dort geschieht, mehr kann ich dazu nicht sagen. Hauptsache, die Stadtverwaltung kann Hannover weiterhin mit Beton- und Glaswüsten zuklatschen.

    Wie schon beim Reichstag wird das Dach der Hit werden. Als die Entscheidung für das Humboldtforum fiel lag auch das Dachrestaurant bereits in der Luft.

    Ich finde die neue Kuppel auf dem Reichstag auch eine schöne Sache, leider ist diese bloß hoffnungslos überdimensioniert und harmoniert nicht gut mit dem Bau selbst. Ich finde immer, dass sie den Bau geradezu zerdrückt. Die alte Kuppel war von der Höhe her viel stimmiger. Rein äußerlich lässt sich an ihr nichts herummeckern.

    Wenn ich all diese Bilder sehe, bin ich geradezu froh, dass das Gutshaus meiner Familie (siehe Foto) in Pommern zum Kriegsende einem Brand zum Opfer gefallen ist. So muss ich zumidestens nicht sehen, wie die Heimat meiner Vorfahren immer weiter verfällt. Das Problem mit der Sanierungsbedürftigkeit ist bei den alten Herrenhäusern in den ehemaligen deutschen Ostgebieten, vor allem Polen, nämlich noch größer als in Deutschland heute. Insbesondere die "Lost Places"-Bewegung dokumentiert diesen Verfall eindrucksvoll.

    Inwiefern strahlt der Entwurf für das Einheits- und Freiheitsdenkmal in Berlin auch nur ansatzweise die beiden Merkmale aus, die er im Titel trägt?
    Ohne jetzt Empörung verursachen zu wollen, sage ich, dass dieser für mich so aussieht wie eine golden-betonierte Banane, die sich allenfalls in Sachen Vermurkstheit mit der Ostfassade des neuen Berliner Stadtschlosses messen kann.

    Das Schöne an diesen "Kunst"-Werken ist, dass der durchschnittliche Bürger sie meist genauso behandelt, wie er sie findet: Nämlich belanglos. Es ist immer wieder befridiegend zu sehen, wie die Bürger die Träumereien von Politikern zerstören. War ja schon damals beim Holocaust-Denkmal der Fall, wo der Aufschrei groß war, dass das Ding sich zum Kinder- und Abenteuerspielplatz entwickelt hat. Genauso wird dieses Einheitsdenkmal ein Reinfall werden. Das Problem an dem Quatsch ist leider, dass man ihn aus öffentlichen Geldern erhalten muss. Wobei man dem Einheitsdenkmal-Entwurf zugute halten muss, dass er zumindestens irgendwas kann. In Göttingen wurde ein "Denkmal" für die Göttinger Sieben enthüllt, welches in der Stadt für Spott und Hohn gesorgt hat:
    http://www.ndr.de/kultur/kunst/n…denkmal324.html
    Gleich drei Mal kann man nur den Kopf schütteln. Zuerst einmal ist das Reiterstandbild von Ernst August von Hannover nicht so bekannt, dass es in seinem Kontext in Göttingen von Fremden überhaupt verstanden werden kann. Zweitens kann niemand die Pferdespuren oben auf dem Sockel erkennen, das ist also vollkommen sinnlos. Und zuletzt meinte die Künstlerin, aus den Göttinger Sieben noch die Göttinger Acht machen zu müssen, indem sie noch ihren eigenen Namen in den Sockel meißelte... :biggrin:

    Es tut sich mal wieder etwas in Sachen Rekonstruktion in Hannover, nachdem die Pläne um einen Wiederaufbau der Flusswasserkunst etwas im Sande verlaufen sind. Diesmal geht es um die alte Markthalle, bei ihrer Eröffnung einst der größte Glas- und Stahlbau des Kaiserreichs. Zur Orientierung: Die Markthalle grenzt direkt an die Altstadt und steht gegenüber dem alten Rathaus. Die Hannoveraner haben in der HAZ-Online-Umfrage klar für einen Wiederaufbau gestimmt, leider sind aber wieder die Bedenkenträger da:
    http://www.haz.de/Hannover/Aus-d…stil-Markthalle

    Die alte Markthalle, vollendet im Jahr 1892:

    Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die zerstörte Markthalle durch diesen Klotz ersetzt:


    Dass die neue Markthalle unter Denkmalschutz steht, ist mir ein Rätsel und kann mir das nur deswegen vorstellen, weil das Kellergewölbe noch von der alten Halle stammt. Architektonisch ist die neue jedenfalls nicht erhaltenswert und hat nicht umsonst den Spitznamen "Rattenloch" bekommen. Problematisch ist in Sachen Rekonstruktion allerdings, dass die alte Markthalle etwas größer war und somit heutzutage an die Straße reichen würde. Im Weg ist auch der Zugang zur U-Bahn-Station Markthalle/Landtag. Leider besteht die Gefahr, dass der rot-grün besetzte Rat nicht mitspielt.