Beiträge von grammostola

    So was nennt man Gewinnmaximierung! Um nichts anderes geht es hier.

    So billig, wie möglich bauen und so viel Geld wie möglich einsacken.

    Das Ganze dann noch durch verkopftes Geschwafel als hochwertige, avantgardistische Architektur vermarkten, irgendein dummer Multimillionär kauft es schon.

    Was wirklich traurig und zutiefst obszön ist, dass viele brave Normalbürger durch ihre Spenden für die Wiedererrichtung des Schlosses diesen Dreck nicht nur indirekt, sondern auch direkt durch Aufwertung des Standortes mitfinanzieren.

    Diese Typen werben und verkaufen ja geradezu mit dem "freien, unverbaulichen Ausblick auf das Schloss".

    Selber haben sie höchstwahrscheinlich keinen Groschen dafür gegeben.

    Wenn man sich das neue Bild der umstrittenen Säulentrommeln an Portal II genau anschaut, sieht man, dass diese einfach nur nass sind.

    Im Vergleich zum älteren Bild ist inzwischen etwas Wasser in den obersten Bereich der darunter liegenden Trommeln eingedrungen und die Dunkelverfärbung ist dort die gleiche.

    Sind diese Trommeln erst einmal komplett abgetrocknet, passen sie sicherlich farblich gut ins Gesamtbild.
    Also viel Aufregung um nichts :whistling:

    Weil das Fugenthema hier immer wieder (kritisch) angesprochen wird, sollte mann das vielleicht mal genauer diskutieren, bevor es in diesem schönen Thread viral wird.

    Ich mache mal den Anfang.

    Die Kritikpunkte sind:
    1. Warum sind die Fugen zwischen den Sandsteinelementen so breit? Kann man das nich enger oder fugenlos versetzten?
    2. Warum sind einige Fugen in den Kartusche etwas windschief?


    Zu Punkt 1:
    Sandstein hat wie jedes Material einen thermischen Ausdehnungskoeffizienten. Dieser liegt je nach Sorte etwa zwischen 3,3-14,5x10-6/K. Hier gilt: je quartzhaltiger, desto höher dieser Wert.

    Stark verkieselte und damit sehr quartzhaltige, fast schon in Richtung Quartzit gehende Sorten wie der Reinhardtsdorfer liegen hier eher im oberen Bereich.

    Sandstein, als poröses Sedimentgestein hat aber noch eine weitere Materialeigenschaft: Der sogenannte "hygrische Dehnungskoeffizient". Dieser ist wesentlich komplexer und schwieriger zu fassen, als der thermische Dehnungskoeffizient und verläuft alles andere als linear.
    Kurz gefasst: Der poröse Sandstein kann sich mit Wasser vollsaugen und dehnt sich dabei etwas. Granit ist nicht porös und hat deswegen diese Materialeigenschaft nicht.
    Die hier verwendeten fein- bis mittelkörnigen Sandsteine haben übrigens einen hohen Anteil sogenannter Haarkapillaren (Porengrösse ca. 0,1-0,01 mm). Hier veläuft das Vollsaugen mit Wasser über den Kapillareffekt besonders schnell und effektiv (Bis zu 50 cm pro Stunde bei anstehendem Stauwasser).

    Bei Sandstein kommt noch eine weitere Eigenschaft dazu: Er ist im Gegensatz zu Granit sehr empfindlich gegenüber Zugspannungen.

    Was würde nun passieren wenn man Sandstein fugenlos oder mit zu engen Fugen versetzen würde:
    Das ganze würde am Anfang recht schön aussehen.
    Sobald das Bauwerk im Sommer aufgeheizt wird, oder nass wird, dehnt sich das Material, es kommt zu gewaltigen internen Drücken und aufgrund der immer vorhandenen Temperatur- bzw. Feuchtigkeitsgradienten auch zu grossen Zugspannungen. Strukturelle Schäden wie Risse und Abplatzungen wären die Folge. Über diese könnte im Herbst Wasser eindringen, im Winter auffrieren, es käme zu weiteren Schäden. Das ganze würde sich im nächsten Jahreszyklus am nun vorgeschädigten Stein wiederholen, die Schäden potentieren sich....
    Nach wenigen Jahrzehnten wäre das Ganze so brüchig und marode, das man es schon aus Sicherheitsgründen wieder abreissen könnte.

    Dies alles ist natürlich schon längst bekannt. Der Reinhardtsdorfer und schlesische Sandstein wurden schon im Barock am ursprünglichen Schloss verbaut. Es ist aus dieser langen Baupraxis und durch unzählige materialwissenschaftliche Untersuchungen längst bekannt, mit welcher Mindestfugenbreite man welche Sandsteinart mit der Blockgrösse xy zu versetzen hat.

    Als Letztes zu diesem Punkt: Insgesamt sind die Fugen tatsächlich um ein Mehrfaches breiter als die maximal zu erwartende Dehnung (Faktor ca. 5-10x).
    Hier ist neben einigen statischen Überlegungen vor allem folgender Grund:
    Die Fugen müssen zwingend gegen Wassereintritt (Stichwort Frostsprengung) abgedichtet werden, sprich; man muss sie verfugen.
    Sind die Fugen zu eng, kann der Fugenmörtel die Dehnbewegung des Steines irgendwann mal nicht mehr abfedern. Es kommt erneut zur Kraftschlüssigkeit. Ausserdem ermüdet der Fugenmörtel in einem solchen Szenario schnell, wird brüchig und muss unverhälnismässig oft ausgebessert oder ausgetauscht werden.

    Nun zu Punkt 2: Warum is´n die eine Fuge in der Kartusche da schief? Ist das nicht schlampig?

    Nun, ich würde sagen, das ist das Ergebnis ungenauen Arbeitens, wie es im Kunsthandwerk nun einmal vorkommt.
    Der grosse Unterschied zwischen den Kartuschenblöcken und den maschinell exakt geschnittenen Quadern der Pfeiler ist nämlich, dass Erstere Bildhauerarbeiten tragen.
    Selbst der beste und erfahrenste Steinbildhauer setzt mal eine Struktur wenige Millimeter zu hoch, oder zu tief.
    Man kann deshalb diese Kartuschenblöcke von vornherein nicht exakt auf die Endgrösse zuschneiden, sondern muss einen gewissen Überschuss belassen (Die paar Millimeter, die man dem Steinbildhauer an Ungenauigkeit einräumen muss.

    Anschliessend wird dann, in der Regel innerhalb einer Probesetzung im Werk, teilweise auch an der Baustelle angearbeitet.
    Das heisst, alle 4 Seiten aller 16 (oder so) Blöcke, aus denen so eine Kartusche besteht, müssen so abgetragen werden, dass alle Übergänge zusammenpassen, und die Mindestbreiten der Dehnungsfugen eingehalten werden.
    Das ist eine verdammt schwierige Aufgabe, die wahnsinnig viel Erfahrung und Augenmass erfordert.
    Wenn man dieses schwere dreidimensionale Puzzle dann nur so am Besten lösen kann, dass mann die eine oder andere Fuge etwas schief belässt, dann ist es halt so.
    Man sieht die Fuge am Ende sowieso fast nicht mehr.

    Ob´s die alten Meister Zu Eosanders Zeiten besser konnten, kann ich nicht beurteilen. Aber auch für die waren solche grossen, zusammengesetzten Bildwerke sicher nicht alltäglich.

    Die gesamte Fassade wurde, wenn ich mich recht erinnere, im Frühjahr letzten Jahres begonnen. Das heisst, dass praktisch kein Teil dieses mächtigen Gemäuers älter als ein Jahr ist.

    Man hält zwar immer die vorgeschriebenen Wartzeiten ein, bevor man die nächste Schicht hochmauert, insgesamt hat dieses Mauerwerk aber längst noch nicht seine Endfestigkeit erreicht. Das muss sich einfach erst noch stabilisieren.

    Da mus noch eine Menge Wasser aus dem Mörtel raus und es ist zum jetzigen Zeitpunkt auch mit gewissen Setzungen im Millimeterbereich zu rechnen.

    Deswegen ist ein Verputzen grosser Flächen frühestens im nächsten, besser im übernächsten Jahr sinnvoll.

    Letzten Endes ist auch das Argument der hohen Kosten nur auf den ersten Blick richtig.

    Würde der Bund beispielsweise, wie vorgeschlagen, jährlich auch nur eine Milliarde zweckgebunden für die Rekonstruktion historisch/kunsthistorisch wertvoller Gebäude zur Verfügung stellen, liesse sich damit eine Verbeesserung von Stadtbildern und des Lebensumfeldes vieler Menschen bewirken, die sich bestimmt auch volkswirtschaftlich rechnen würde.

    Gerade für Unternehmen, die in der Regel rein betriebswirtschaftlich entscheiden, sind solche "weichen Standortvorteile" von grosser Bedeutung, wie man z.B. bei der Standortentscheidung von BMW für [lexicon='Leipzig'][/lexicon] deutlich gesehen und mitbekommen hat.

    @grammostola
    Bei den Löwen handelt es sich um Treibarbeiten in Kupferblech, der andere Farbton kommt zustande, weil die Oberfläche patiniert und gewachst wurde.
    bereits 1839 wurde ein Gipsmodell von Kopf, Brust und Vordertatzen angefertigt, die man nach dem Krieg in den Gruftgewölben fand und nun als Grundlage diente. Früher waren die Löwenkörper aus Bleiguss, Später aus Zinkguss. 1839 fiel ein Löwenkörper auf die Straße. Die Seitenteile sind nur als Blende ausgeführt, sie sind gespreizt und gehen nach hinten deutlich auseinander, um aus der Betrachterperspektive gekonnt die Schattenfuge zur Turmpyramide zu schließen.

    @Manometer
    Aussichtsplattform ist das falsche Wort. Es gibt eine kleine Ebene, auf der man stehen kann. Es ist extrem eng dort oben.

    Wen man Handwerker/Künstler hat, die solch phantastische Treibarbeiten herstellen können, müsste es einen um die Schönheit unserer Städte wirklich nicht bange sein;

    nur können die momentan leider nicht so, wie sie wahrscheinlich gerne wollten :rolleyes:

    Meine Familie mütterlicherseits kommt aus Nürnberg, ich war in meiner Kindheit praktisch jedes Wochenende da, und ich muss schon sagen: was diese Leute an Aufbauarbeit bis ca. 1968 geleistet haben, grenzt schon an ein
    Wunder! Hätten sie damals so weitergemacht, Nürnberg wäre heute genauso schön oder noch schöner als vorher! Leider ist danach das Engagement ziemlich zum Erliegen gekommen.

    Zum Pellerhaus: Jeder, der einigermassen klar bei Verstand ist muss doch einsehen, dass dieses unter Denkmalschutz stehende, durchaus im Rahmen der damaligen Möglichkeiten gut ausgeführte Provisorium keine langfristige Zukunft haben kann! Es gibt genug anständige Beispiele für "Wideraufbauleisungen nach dem Krieg". Also weg damit! und den Egidienplatz endlich wieder zu einem Platz machen, an dem sich Menschen gerne aufhalten!

    Ein fast 500 Jahre altes, nur wenige Jahre nach der Errichtung angebrachtes Element mit der Begründung, es wäre ahistorisch oder würde nicht dem ursprünglichen Bauzustand entsprechen, wegzulassen, wäre dann aber ein grober Schildbürgerstreich. :augenrollen:

    Das Knochenhaueramtshaus wurde zum schönsten Gebäude innerhalb des Einzugsgebietes des NDR gewählt.
    Sowas wird man doch wohl nicht auf Dauer "halbnackt" herumstehen lassen wollen!?

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…tshaus_2012.jpg
    (Quelle: Wikipedia)
    Moderationshinweis (Niederländer): bitte immer das Urheberrecht beachten!

    Auch sind die Befestigungszapfen, die in diesen Segmenten ja schon angebracht sind, für mich ein klares Indiz, dass es nicht geplant ist, diese leer zu lassen.

    Ich habe mich nur gewundert, dass dieser Zustand nun schon etliche Jahre andauert, deshalb die Nachfrage.

    Beim Knochenhaueramtshaus ist mir aufgefallen, dass an der Rekonstruktion auf allen Bildern, auch auf neueren, in den beiden unteren Rautenbändern folgende Verzierungen (wohl geschnitzte Holzpaneele?) fehlen und nur einige Zapfen herausstehen:

    knochenhauer-1900
    (Bild von 1900)

    Weiß einer der Hildesheimexperten, warum das so ist, bzw. ob diese Verzierungen noch kommen oder schon angebracht sind?

    Kennt eigentlich irgend jemand einen vernünftigen Grund, warum man in Deutschland seit vielen Jahrzehnten keine Abschlußgesimse mehr baut? ?(

    Diese haben doch nicht nur einen ästhetischen Zweck, sondern durchaus auch einen praktischen Nutzen, indem sie nämlich die Fassaden ein Stück weit gegen Verschmutzung und Verwitterung schützen.

    Es ist schon mehrmals erwähnt worden und meiner Meinung nach ist es auch genau so: man muss auf diese Kisten nur ein schönes Gesims aus Naturstein und ein vernünftiges Satteldach bauen und plötzlich wird aus dem Knasttrakt etwas Akzeptables.

    Der BND-Komplex übertrifft an Größenwahnsinn, Scheußlichkeit und menschenverachtender Ausstrahlung jeden Nazi-Bau den ich kenne.