Posts by Villa1895

    Hier noch eine Aufnahme der Ostseite des Berliner Stadtschlosses, die etwa aus den 1860er Jahren bis Anfang 1870er Jahre stammen dürfte. Ältester Bauteil der gotische Turm, der "grüner Hut" genannt wurde, wohl wegen seines grünen Kupferdaches. Die Treppe zum Wasser gab es noch nicht, diese wurde erst um 1900 unter Kaiser Wilhelm II. errichtet. Die hohen Bäume und Büsche in der linken Bildhälfte gehören zum Burggarten. Bei dem Gebäude ganz im Hintergrund rechts, nur undeutlich zu erkennen, dürfte es sich um den Dom von Schinkel handeln.



    Nachfolgend noch ein Foto der Südseite des Schlosses, über die Kurfürstenbrücke hinweg aufgenommen. Die Aufnahme dürfte aus der gleichen Zeit stammen wie das vorherige Bild. Man erkennt deutlich, dass nach der runden Ecke die barocke Fassade noch beträchtlich auf der Ostseite weiter ging. Hätte man das jetzt beim Wiederaufbau ebenfalls gemacht, würde die runde Ecke von Stellas Betonrasterfassade nicht so erdrückt wirken. Beim oberen Bild kann man erkennen, dass die barocke Fassade auf der Ostseite von der runden Ecke bis zum "grünen Hut ging, bzw. an diesen anschloss. Interessant finde ich auch, dass die Kurfürstenbrücke zum Zeitpunkt der Aufnahmen noch ein eisernes Brückengeländer besaß. Die steinernen Barockbaluster des Brückengeländers, die man von deutlich jüngeren Aufnahmen kennt, dürften auch erst Ende des 19. Jh. bis um die Jahrhundertwende angebracht worden sein.


    Hallo Sean Apollo,


    es freut mich, dass dir meine Ausführungen offenbar gefallen haben. Zu der aufgeworfenen Frage nach den Vorbildern der Griechen und Römer kann ich leider nicht viel zur Klärung beitragen. Mir dünkt aber, dass es in der uns bekannten antiken Welt eine kontinuierliche Weiterentwicklung gab, wozu die Gedanken und Werke der griechischen Philosophen wesentlich beigetragen haben. Die Römer haben von den Griechen viele Dinge übernommen, aber auf eine eigene Weise umgeformt. Als Beispiel sei der ganze Götterhimmel der griechischen Mythologie genannt, der von den Römern zwar übernommen wurde, wobei die Götter allerdings bei den Römern neue Namen bekamen. Aus Aphrodithe, der Göttin der Liebe, wurde Venus usw. Aus Hermes, dem Gott der Kaufleute und der Diebe, wurde bei den Römern der Gott Merkur (der mit dem Flügelhut). Da aber das antike römische Reich ein Weltreich war, kamen darin auch viele andere Einflüsse zum tragen. So übernahmen die Römer, wenn ich mich nicht irre, z. B. von den Kelten den Mithraskult.


    Baukunst:

    Was die Baukunst anbelangt, ist es ganz ähnlich. Die Bauprinzipien der Griechen wurden von den Römern zunächst übernommen aber darüber hinaus durch Neues erweitert und ergänzt. Während die Griechen nur Wände und Säulen als wesentlich tragende Elemente hatten (viele Tempel glichen einem Säulenwald), erfanden die Römer den steinernen Bogen, der die auf ihm ruhrende Last und Schubkraft ableitet. Aus dem korinthischen Kapitell der Griechen entwickelte sich bei den Römern das römische Kompositkapitell. Ein ganz großer Schritt in der Entwicklung von Kunst und Kultur gelang den Römern aber in dem zuvor unbekannten gemauerten Gewölbebau, dem Bau steinerner Kuppeln über Rotunden und Absiden, etwas spektakulär Neues. Als Erbe des antiken Rom prägten diese "Entdeckungen" die europäische Baukunst maßgeblich mit und eröffneten in der Folge ungeahnte Möglichkeiten der Baukunst. So wären etwa die Gewölbe in europäischen Kirchen nicht möglich gewesen, hätten nicht die Römer den Bogenbau und den Gewölbebau "erfunden". Wer selbst einmal in Rom im früheren Pantheon, einem großen runden Bau mit Gewölbe stand, welches unzerstört die Zeitläufte überdauert hat (heute eine christliche Kirche) und dieses riesige Gewölbe über dem Rundbau betrachtet, der kommt unwillkürlich ins Staunen. Er ahnt, was für ein großartiges Erbe das antike Rom der Welt hinterlassen hat. Zum Schluss sei noch darauf hingewiesen, dass die Römer mit den von ihnen errichteten römischen Bädern, wo es möglich war unter Nutzung von Heilquellen zur Gesundung (z. B. in Baden-Baden, wo man direkt unter dem Friedrichsbad von 1877 noch die Ruinen des römischen Bades sehen kann) und der von den Römern entwickelten Fußbodenheizung, insbesondere in den Badeanstalten, wirklich Großartiges geleistet haben.

    @'Kaoru


    Dein Wort in Gottes Ohr. Das Problem ist meiner Meinung nach noch ein anderes. Vor einigen Jahren war ich im Hochsommer an der Wiese beim Reichstag. Die Rasenfläche war mit sehr, sehr vielen Menschen besetzt. Manche grölten und proleteten herum, es war auch reichlich Alkohol im Spiel. Auch hinterließen diese Leute jede Menge von Abfall. Meiner Schätzung nach bestand die Mehrzahl der auf der Wiese lagernden Personen aus türkischen Großfamilien, die dort Picknick machten. Viele davon hatten sog. "Feuergruben" ausgehoben, in denen sie bei lautstarkem Palaver auf offenem Feuer das mitgebrachte Fleisch brieten und um welche sie sich lagerten. Der Qualm zog überall in Schwaden umher und ich mit meinem Asthma bekam Probleme beim Atmen. Mir kam das Ganze wie ein einziger Alptraum vor.


    Nun weiß ich ja nicht, wie es heute im Sommer dort zugeht, gehe aber zunächst mal davon aus, dass sich an der Situation nichts wesentlich verändert hat. Hat man solche Zustände von seiten des Staates aber jahrelang hingenommen, so sehen die Leute in ihrem Tun nichts Verwerfliches. Vielmehr kann man davon ausgehen, dass diese Personen ihre "Sondernutzung" der Wiese vor dem Reichstag inzwischen als ihr ureigenstes Gewohnheitsrecht betrachten. Das, nach jahrelanger Duldung, dann aus der Köpfen der Leute herauszubekommen und diese Zustände nachhaltig zu ändern, halte ich für nur sehr schwer möglich, und falls je, dann nur mit permanenter starker Polizeipräsenz vor Ort. Die Polizisten sollen aber in erster Linie auf andere Bedrohungen und auf das Reichstagsgebäude achten.

    etinarcadiameo ist beizupflichten. Die Stiftskirche in Pforzheim mit den Grabmälern der badischen Markgrafen ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Vielleicht für denjenigen, den es interesssiert, noch das Schmuckmuseum. In Pforzheim war die Schmuckherstellung zu Hause.


    Ansonsten ist der architektonische Wiederaufbau der Stadt Pforzheim m. E. ein ziemlicher Alptraum, bei dem sich der Gast mit Grausen wendet.

    @ Sean Apollo


    Man kann die in Deutschland einsetzende Rückbesinnung auf das Mittelalter nicht isoliert nur auf Baukunst und Möbel sehen; diese Bewegung umfasste im Grunde alle Bereiche des Lebens.


    Baukunst:
    Interesse am Mittelalter:
    Nun, Goethe war in seiner Jugend als Studiosus jur. an der Straßburger Universität vom im Wesentlichen gotischen Straßburger Münster hellauf begeistert. Er hatte darüber eine Abhandlung verfasst und das Münster als großes Denkmal deutscher Baukunst gefeiert. In Potsdam war schon um 1750 das Nauener Tor (ein Stadttor) in Formen der Gotik errichtet worden. In Mitteldeutschland hatte der Fürst von Anhalt in Wörlitz den ersten englischen Landschaftspark auf deutschem Boden (wenn ich mich nicht irre um 1770) herstellen lassen. Unter den vielen Gebäuden dieses weitläufigen Parks, mit seinen Inseln und Wasserläufen ließ er ein "gotisches Haus" (also in gotischen Formen) errichten. Das Interesse an der Gotik zeigte sich zuerst in England, wo man z. B. gusseiserne Brücken in gotischen Formen herstellte. Im Zeitalter der Empfindsamkeit erbaute man künstliche, gotische Kirchenruinen z. B. bei Aschaffenburg am Main, vor der damaligen Stadtmauer in der Nähe der Sandkirche in einem Park, auf einer künstlichen Insel. Auch im Park des Schlosses Hohenheim bei Stuttgart wurde eine künstliche Kirchenruine erstellt, welche dann später in den Park von Schloss Mon Repos bei Ludwigsburg transloziert wurde. Auch diese künstliche Kirchenruine wurde im Park von Mon Repos auf einer Insel im See errichtet.


    In der beginnenden Zeit der Romantik schwärmten die Studenten von den alten Zeiten der Ritter und vom Mittelalter. Die Ruine des Heidelberger Schlosses war beliebt und wurde von Charles de Graimberg gerettet. Dieser trat öffentlich gegen den weiteren Abbruch der Schlossruine ein und setzte mit seinen weithin verbreiteten Stahlstichen des Heidelberger Schlosses den Tourismus zum Heidelberger Schloss in Gang. Eine ganz frühe Form des Denkmalschutzes von privater Hand. Die Heidelberger Studenten zogen auch nach Neckarsteinach unweit von Heidelberg, im Neckartal gelegen, das mit seinen 4 Höhenburgen den Inbegriff der Burgenromantik darstellte. Die Ruine des Felsennestes Schadeck, die fast senkrecht über dem Felsen hängt, bekam daraufhin von den Studenten den Namen "Schwalbennest". Die Studenten aus Jena in Thüringen hingegen zogen zur Burgruine Rudelsburg, ebenfalls auf hoch über nahezu senkrecht abfallendem Felsen spektakulär über dem Tal der sächsichen Saale landschaftlich reizvoll gelegen. Auch die Jenaer Studenten waren begeistert von Ritterromantik und dem Mittelalter. Franz Kugler dichtet 1826 das noch heute beliebte Lied: "An der Saale hellem Strande stehen Burgen stolz und kühn...". Es wurde d a s Lied der Jenenser Studenten.


    Viele Studenten, und beileibe nicht nur diese, sehnten sich nach der nationalen deutschen Einigung, da Deutschland in annähernd 40 völlig selbstständige Einzelstaaten zersplittert war. Dabei sei an das Studentenfest auf der Wartburg 1817 und ans Hambacher Fest erinnert (um 1832). Der Sieg über Napoleon hatte nicht die ersehnte nationale Einigung gebracht. Der Deutsche Bund, der ab 1815 bis 1866 in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] (im Palais Thurn und Taxis) tagte, war ein loser Fürstenbund von völlig souveränen Staaten, die nur durch die Kultur, die gemeinsame deutsche Sprache und die gemeinsame Vergangenheit im Hl. Röm. Reich miteinander verbunden waren.


    Der Maler Carl Spitzweg zog für etliche Jahre nach Rothenburg ob der Tauber und hat die alte Freie Reichsstadt in vielen seiner Gemälde verewigt. Die Begeisterung fürs Mittelalter war in den sog. "gebildeten Kreisen" weit verbreitet. Viele Historiengemälde künden davon. Die ehedem "freien Reichsstädte des Hl. Röm. Reichs dt. Nation" besannen sich auf ihre große Vergangenheit. Leider hinderte dies viele Städte im Laufe des 19. Jahrhunderts nicht, (oft aus Geldmangel oder weil die Einwohnerzahl so stark gestiegen war, dass man Neubaugebiete außerhalb der alten Ummauerung brauchte und die alten Befestigungen als Hindernis der Stadterweiterung betrachtet wurden), ihre Befestigungen und Stadttore niederzulegen. Dies, während andererseits am Rhein Burgruinen wie etwa Rheinstein oder Stolzenfels wieder errichtet wurden. Hierher gehört auch die Rheinromantik. Ferner sei noch auf den Wiederaufbau der Burg Hohenzollern nach Plänen von August Stühler, etwa in der Mitte des 19. Jh. hingewiesen.


    Auf Grund der Begeisterung für das Mittelalter und die Gotik nahm man die Bauarbeiten am gotischen Kölner Dom, die um 1560 geendet hatten, wieder auf, nachdem man 1812 und um 1820 auf uralten gegerbten Tierhäuten die eingeritzen Pläne des Kölner Doms gefunden hatte. Diese gegerbten Tierhäute hatten Jahrhunderte lang als Verpackung für Waren der Rheinschifffahrt gedient und man sah es fast als ein Wunder an, dass eben diese Tierhäute mit dem Plan des Domes zu Köln die Jahrhunderte überdauert hatten. Da Deutschland nach den Napoleonischen Kriegen finanziell völlig ausgepresst und erschöpft am Boden lag, war es um 1820 noch nicht möglich, mit dem Weiterbau des Kölner Domes zu beginnen. Dies wurde erst, wenn ich mich nicht irre, um 1840 in die Tat umgesetzt, als König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen sich persönlich der Sache annahm und diese unterstützte. Das Rheinland war im Wiener Kongress 1815 als preußische Rheinprovinz zum Königreich Preußen gekommen. Auch die eingeführte Dombaulotterie sorgte mit dafür, dass der Dombau voranschritt. Die Vollendung des Kölner Doms wurde schließlich erst am 15.10.1880 feierlich begangen. Der Kölner Dom galt als deutsches Nationaldenkmal.


    Hatte man zunächst als typisch deutschen Baustil die Gotik angesehen, so trat ab ca. 1870 an deren Stelle mehr und mehr die Renaissance, gegen 1890 schließlich auch zusätzlich der Neobarock.
    In Heidelberg z. B. bezog man sich im Historismus auf die Errichtung von Häusern der sog. "Heidelberger Schlossbaurenaissance". Obwohl die Neo-Renaissance überall in Deutschland einen wahren Siegeszug antrat (vgl. Schloss Schwerin), existierten daneben auch andere Stilrichtungen. So wurden auch weiterhin viele Gebäude wie Rathäuser, Kirchen, Postgebäude, Schulgebäude, Gutshäuser usw. im Stil der Neugotik errichtet. Hierbei fanden landschaftstypische Formen Verwendung wie z. B. im Norden und Osten Deutschlands wo die Backsteingotik sehr beliebt war, die sich an den Vorbildern der Hansestädte oder in Ostpreußen an den Deutschordensburgen orientierte. Selbst in Fachwerk und Zierfachwerk wurden wieder Gebäude errichtet. So hatte z. B. Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen (der sog. "Theaterherzog") im Herzogtum Sachsen-Meiningen die Errichtung von Fachwerkhäusern im sog. hennebergischem bzw. fränkischem Fachwerkstil auf vielfältige Weise gefördert.


    Möbel:
    Ab dem späten Biedermeier, etwa ab den 1830er, mehr noch den 1840er Jahren fanden zunehmend geschweifte Formen Eingang in die bisher kastenförmigen Biedermeiermöbel. Zu den ersten und besten Möblierungen dieses Übergangsstils vom Biedermeier zum sog. 2. Barock gehörte die Einrichtung des Hessen-Nassauischen Schlosses zu Wiesbaden. Wenig später wurden dann die Möbel im Stil des sog. 2. Barock hergestellt, auch "Louis Philippe" genannt. Auch hier hatten sich Werkstätten auf die Herstellung sehr hochwertiger Möbel spezialisiert. Stellvertretend für viele sei hier die Fa. Bembé in Mainz genannt. Das in der Gründerzeit nach 1871 rasch reich gewordene Bürgertum verlangte nun mehr und mehr nach "echten" Möbeln der Renaissance. Da diese aber in solcher Menge nicht aufzutreiben waren, stellte man zunächst möglichst genaue Kopien von Renaissancemöbeln in oftmals ausgezeichnet hoher Qualität her, z. B. Ulmer Schränke oder Nürnberger Fassadenschränke. Man spricht insofern vom strengen Historismus, der sich akribisch genau an den originalen Vorbildern der Renaissance orientierte. Alle Gegenstände waren mit Ornamenten reich verziert (lat. ornare = schmücken). War die Gotik in erster Linie als kirchlicher Stil empfunden worden, so sah man in der Inneneinrichtung im Stil der Renaissance den Ausdruck diesseitiger Lebensfreude, von Wohlstand, Gemütlichkeit und Behaglichkeit. So wie diese in den Häusern und Stuben der städtischen selbstbewussten Kaufleute und Patrizier gepflegt worden waren. So diente beispielsweise auch die noch vorhanden Ausstattung des herrlichen Pellerhauses in Nürnberg als Vorbild. Anstelle des strengen Historismus traten später die Gründerzeitmöbel, mit freierer Interpretation der Stilformen, die dann auch schon meist maschinell hergestellt, damit auch für weitere Kreise der Bevölkerung erschwinglich waren.


    Literatur:
    Das Interesse am Mittelalter war im Zeitalter der Romantik enorm groß. Achim von Arnim und Clemens von Brentano sammelten als Heidelberger Studenten bei Wanderungen z. B. im Odenwald, alte Volkslieder und brachten diese in "Des Knaben Wunderhorn" heraus. Die Gebrüder Grimm zogen durchs Land und sammelten alte Volksmärchen, die in "Grimms Märchen" ein breites Publikum fanden. Ähnliches tat August Stöber aus Mülhausen im Elsass, der Ober- und Unterelsass durchwanderte und hunderte von alten Sagen aufschrieb, die er im Buch "Die Sagen des Elsaß" in deutscher Sprache (mit Widmung an die Gebrüder Grimm) veröffentlichte. Balladen- und Romanzendichter griffen in ihren Gedichten gerne mittelalterliche Themen auf (z. B. Ludwig Uhland, Gustav Schwab und Justinus Kerner).


    Lieber Sean Apollo, ich hoffe mit diesen Ausführungen zum Entstehen des Interesses an alten Gebäuden, alten Möbeln etc. einen für Dich interessanten Beitrag geleistet und niemanden damit "erschlagen" zu haben zu haben.





    Das ist doch nur noch schrecklich. Irgendwann ist, wenn das so weitergeht, alles Alte und Schöne verschwunden. Es stehen dann nur noch Betonmonster und Architektenfürze aller Art unter Denkmalschutz

    Sollten alle Bemühungen scheitern, den Hessischen Hof und den Mainzer Hof in Treffurt zu retten, sehe ich noch die Alternative: Man sollte versuchen, diese beiden herausragenden Fachwerkensembles einem Freilandmuseum anzubieten. Dass sie also abgebaut, die Balken nummeriert und diese dann auf dem Gelände des Freilandmuseums vor Witterung geschützt eingelagert werden. Wenn dann, vielleicht auch erst nach Jahren, die finanziellen Mittel dafür vorhanden sind, könnten diese beiden Höfe, im Freilandmuseum mit den originalen Teilen wieder errichtet werden. Das wurde in Deutschland schon hunderte Mal so praktiziert. Die Gebäude, welche am ursprünglichen Standort für immer verloren gegangen wären, wurden auf diese Weise bewahrt.


    Es gibt in Deutschland eine Vielzahl von Freilandmuseen, in Thüringen ist mir aus dem Stehgreif nur das Freilandmuseum Kloster Feßra bekannt. Es mag aber noch weitere Freilandmuseen in Thüringen geben. Vielleicht käme auch das Freilandmuseum in Fladungen in der Rhön in Frage. Nehme aber an, dass das Bundesländer übergreifend nicht so einfach klappt, es sei denn Treffurt läge in der Nähe z. B. eines fränkischen Freilandmuseums. Da fällt mir gerade ein, in Tann in der Rhön gibt es ebenfalls ein Freilandmuseum.

    @'Booni


    Nun, vielleicht kommt die Ostfassade in fernerer Zukunft wirklich mal wieder. In wenigen Wochen vollende ich das 63. Lebensjahr. In Anbetracht dessen erscheint es mir sehr unwahrscheinlich, dass ich die Wiederherstellung der Ostfassade, so sie denn je kommen sollte, noch erleben könnte. Da stehen die Chancen für Personen besser, die einige Jahrzehnte jünger sind als ich.

    Im Gegenssatz zu den drei prachtvollen, barocken, repräsentativen Fassaden, stellte die Ostseite ein über Jahrhunderte gewachsenes Gebäudeensemble dar, das aus der ehemaligen Wasserburg und dem nachfolgenden Renaissanceschloss hervorgegangen war. Die Ostseite erweckte mit ihrem Reichtum an Abwechslung der einzelnen Gebäudeteile, dem Turm, den Erkern, Balkonen, Giebeln einen malerischen Eindruck. Am schönsten kam das Gebäudeensemble wohl von der Kurfürstenbrücke aus zur Geltung. Diese in ihrer Gesamtheit malerische Wirkung wurde noch gesteigert, durch den zwar sehr kleinen, aber romantischen Burggarten mit dem Springbrunnen. Im Vergleich dazu empfinde ich Stellas Ostseite offen gestanden langweilig, öde und einfallslos.

    Gut, dass der Brand gelöscht werden konnte, ohne dass die gesamte, kostbare Ausstattung (wie z. B. ein Mainzer Baldachinaltar) verloren gegangen ist. Dennoch: Es ist doch sehr ärgerlich. Erst unlängst wurden die herrlichen Fresken von Johann Baptist Enderle restauriert und strahlten in neuer Schönheit und wunderbarer Farbigkeit. Jetzt nach dem Brand dürften diese Fresken wohl verrußt und verschmutzt sein. Also war die ganze jüngste, teurere Restaurierung "für die Katz". Mittel für eine erneute Restaurierung der wertvollen Fresken dürften in absehbarer Zeit nicht zusammen kommen.
    Was kann man vorbeugend gegen derartigen Vandalismus tun? Entgegen althergebrachter Tradition wird man wohl überlegen müssen, ob man kath. Gotteshäuser tagsüber noch unbewacht offen stehen lassen kann.

    Grundsätzlich ist es sehr erfreulich, dass das Haus saniert und erhalten wird. Aber, wenn man der Abbildung über den Zustand nach der Sanierung genauer anschaut, so ist zu erkennen, dass anstelle des bisherigen, alten Tores (zweifellos trotz der Schmierereinen ein Prachtstück des Frühklassizismus / Louis Seize) ein ganz banaler, einfallsloser Eingang, in Stahl-Glas Gestaltung vorgesehen ist. Das schöne Eingangstor, welches m. E. offensichtlich noch aus der Zeit der Errichtung des Hauses stammt, mithin aus dem 18. Jh., sollte m. E. unbedingt erhalten werden, wenn man schon meint, die bodenlangen Glas-Stahl-Schaufenster müssten unbedingt sein. Dieses alte, hölzerne Tor gibt dem Haus doch einen ganz besonderen Charme und Charakter. Stellt sich die Frage nach dem Denkmalschutz. So langsam kommt es mir so vor: Wenn man dort alles abnickt, hat man keine Scherereien mit dem Investor und einen erledigten Fall.

    Die Unterbringung des Bundeskanzleramts im Berliner Stadtschloss hätte den großen Vorteil gehabt, dass man dann auch in den wiederherzustellenden bzw. rekonstruierten Repräsentationsäumen würdige prachtvolle Räumlichkeiten für Staatsempfänge, Banketts etc. direkt im Hause gehabt hätte. Das hätte dann doch einen ganz anderen Eindruck auf die Gäste und die Stimmung ausgeübt, als dies bei der Sichtbetonwaschmaschine, oder mit anderen Worten dem Schweizer-Käsewürfel des derzeitigen Bundeskanzleramts der Fall ist. Vom jetzigen Bundeskanzleramt wird wohl kaum ein Staatsgast beeindruckt sein, oder davon schwärmen. Ich kann mir's beim besten Willen nicht vorstellen.


    Die Herren und Damen Abgeordnete hatten wohl alleine schon bei dem Gedanken an eine Nutzung des Schlosses als Bundeskanzleramt eine Höllenangst, sie könnten, sofern sie dafür plädiert hätten, als rückwärts gewandt abgestempelt werden. Was alleine das Wörtchen "Schloss" doch alles für irrationale Ängste auslösen kann.


    Aber wenn, wie es immer wieder so schön heißt, in einer Republik doch das Volk der Souverain ist, welcher logische Grund spricht dann dagegen, dass das Schloss als Sitz des Kanzlers bzw. der Kanzlerin genutzt wird?

    Welchen Grund hat das eigentlich, daß sowohl die Universitätskirche, die Thomaskirche als auch die Mathäikirche über jahrhunderte hinweg vollkommen ungestaltete, man kann sagen, häßliche Giebel hatten? Gut alle diese Kirchen standen mit einer Giebelseite zur Stadtbefestigung (trotzdem sie diese deutlich überragten) aber selbst der stadtseitige Giebel der Thomaskirche blieb bis zur neugotischen Umgestaltung ein Giebel der auch hätte eine Brandwand sein können. Warum erhielten diese drei Leipziger Stadtkirchen ihre Giebelfassaden erst im mittleren (klassizistische 1. Fassade der Unikirche) oder späten 19. Jahrhundert (übrige Kirchen) erhielten? Fehlte vorher schlicht das Geld? Gab es Pläne aus spätgotischen Zeiten für die Giebelseiten? Oder hat man sie gar für verlängerungen als Provisorien konzipiert?
    Vielleicht kann mir da ja wer weiterhelfen, für eine Antwort wäre ich sehr dankbar.

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    Die Mattäikirche war 1494 als Franziskanerkirche, mithin als Bettelordenskirche errichtet worden. Diese sehr einfachen Kirchen waren in aller Regel von Bettelorden errichtet worden. Die Bettelorden hatten nur sehr begrenzte finanzielle Mittel und konnten und wollten von ihrer Einstellung her auch nur ganz einfache Gotteshäuser. Diese lagen denn meistens auch in den Stadtteilen, in denen der ärmere Teil der Bewohner der Stadt wohnte. Wohl deshalb lagen die Bettelordenskirchen oft in der Nähe der Stadtmauer. Vor den Stadtmauern befanden sich Wassergräben. Oft handelte es sich um nahezu stehende Gewässer, in die auch noch die Fäkalien eingeleitet wurde. Neben Fröschen und Kröten hielten sich dort oft Mengen von Ratten auf, ebenfalls Heerscharen von Stechmücken. Zudem verbreitete sich von den Wassergräben ausgehend im Hochsommer ein schrecklicher Gestank. In der Nähe der Stadtmauer zu wohnen, war deshalb dem armen Teil der Städter vorbehalten. Viele Bettelordenskirchen hatten gar kein Gewölbe, höchstens im Chor, ansonsten eine Flachdecke. Es gab auch Bettelorden für Frauen, deren Kirchen waren durchwegs noch deutlich einfacher und strenger gestaltet, als die der Männerorden. Bei mehreren dieser Frauenklosterkirchen, die ich besucht habe, waren z. B. die Fenster lanzettförmig schmal. Nachdem eine Stadt die Reformation eingeführt hatte, mussten die Ordensleute i. d. R. diese Stadt verlassen. Danch waren diese Kirchen zunächst verwaist und wurden oft als Lager, Magazin, z. B. als Salzlager und für ähnliche Zwecke verwendet. So scheint es auch in Leipzig gewesen zu sein. Wenn dann später durch Zuwachs der Einwohner ein weiteres Gotteshaus nötig machte, wählte man dann häufig eine der alten Ordenskirchen, was billiger war, als neu zu bauen. Diese Kirchen wurden aber von der Gemeinde dann mit der Zeit doch als zu armseelig empfunden. Man hat sie mit meist nach und nach umgebaut und verschönert. Das gilt nicht nur für das Interieur, sondern auch für die äußere Gestalt. So kam es dann z. B. auch zu schöneren Giebeln etc.

    Das, was da präsentiert wird, ist ja abgrundtief hässlich. Leider zählen Ästhetik und Schönheistsinn offenbar rein nichts mehr, es herrscht nur die reine Geldgier, möglichst viel Zaster herauszuholen.


    Dass damit Ensembles zerstört, Menschen mit Schönheitssinn beleidigt werden, das zählt für solche fiesen Haie leider nicht. Es hätte doch so wunderschön werden können. Selbst dann, wenn man noch etliche Jahre hätte warten müssen, es hätte eigentlich nur besser werden können. Vielleicht hätte sich dann doch noch ein Investor gefunden, der zumindest die Fassade nach dem Originalgebäude wieder hergestellt hätte. So aber ist es entsetzlich, mir fehlen die Worte.


    Ja, der Baubürgermeister, der diese Baugenehmigung erteilt hat, gehört gefeuert.
    Ob die GHND noch etwas zum Besseren zu wenden vermag? Hoffentlich ist es so.