@ Sean Apollo
Nun, Giebel, Zwerchgiebel, sind zunächst, wie auch Erker mit Hauben oder Turmhelmen, eine Zierde des Hauses. Dass Giebel mit Fenstern belebt wurden und daneben diese Fenster auch noch als Lichtquelle dienten, lässt eine Wohnnutzung des Dachstocks zu. Das es in Großstädten , wie z. B. etwa in München sicherlich auch in Wien, eine sehr große Anzahl von Kunst-Malern gab, die viel Licht und große Fenster für ihre Arbeit brauchten, lässt auf viele benötigte Malerateliers schließen. Dachgeschosswohnungen mit großem Fenster im Giebel waren für ein Künstleratelier ideal, besonders, wenn das Fenster nach Norden ging.
Parterrewohnungen und Dachwohnungen waren in Mietshäusern die günstigsten Wohnungen aus folgenden Gründen: Die Wohnungen im Dachgeschoss waren im Sommer oft sehr heiß und im Winter recht kalt. Im Parterre lagen die Wohnungen über den Kellern von unten her im Winter ebenfalls kalt. Außerdem bekamen die Erdgeschosswohnungen, wenn hohe Häuser gegenüber standen, in der Regel wenig und erst zuletzt Sonne. Gut bürgerliche Herrschaften hatten um 1900 zumindest ein Dienstmädchen. Diese Dienstboten hatten in dem Haus, in dem sie dienten, meistens unter dem Dach ihre Kammer. In gut bürgerlichen städtischen Wohnhäusern mit z. B. vier Stockwerken gab es deshalb unter dem Dach mindestens drei Dienstmädchenkammern. Die Bewohner des Erdgeschosses konnten sich meistens keine Dienstmädchen leisten. Die "Mädchenkammern" im Dachgeschoss hatten oft nur sehr kleine Fenster. Ein Teil des Dachbodens war in aller Regel nicht ausgebaut und diente als Wäschetrockenraum. Auch hier befanden sich normalerweise nur kleinere Fenster.
Bei der Sonderform der Villa auf großem, parkartig angelegten Grundstück, die in aller Regel von den Eigentümern alleine bewohnt wurde, befanden sich im Dachgeschoss häufig mit großen Fenstern versehene vollwertige Zimmer, die von Mitgliedern der Familie, als Gästezimmer oder auch als Dienstboten- oder Mädchenkammer genutzt wurden. In letzterem Falle jedoch meistens mit kleineren Fenstern. Bei hochherrschaftlichen Villen waren die Dienstboten mitunter in einem separaten Gebäude untergebracht. Die Wohnräume der Dienstboten befanden sich dann oft über der Waschküche, über dem Pferdestall oder über der Kutschenremise.