Beiträge von Villa1895

    Sulzfeld am Main ist eine Weinbaugemeinde. Der Weinbau brachte deutlich höhere Erträge als Viehzucht und Ackerbau. Deshalb waren die fränkischen Weinbaugemeinden, selbst Dörfer, in der Lage, sich solch stattliche Rathäuser zu errichten. Der Frankenwein wurde im 18. Jahrhundert bis nach England, Skandinavien und Russland verkauft. Das galt nicht nur für Mainfranken, sondern z. B. auch für Tauberfranken.

    Hallo ZENO,

    ja, da hast du völlig recht, leider wird es immer hässlicher. Wirklich schlimm. Aber die künftigen Architekten lernen offenbar auf den Universitäten nur noch diesen Sch*dreck.

    Hallo Spreetunnel,

    auch wenn die Bildqualität von Google earth Streetview nicht gerade die beste ist, so erscheint es mir doch eher wahrscheinlich, dass es das Gitter vom früheren Palias Schwerin ist, als dass es dieses nicht ist.

    Hallo Vulgow,

    vielen Dank für die historischen Fotos und den Link zu Wikipedia mit der wechselhaften Geschichte des Palais Schwerin. Es ist eine riesen Schweinerei, dass die DDR dieses in den Außenmauern nach dem Kriege noch erhaltene Kleinod abreißen ließ. Zusammen mit dem großen Park wäre das Palais eine Oase in der Großstadt.

    Berlin.- Ministerium des Kgl. Hauses, Wilhelmstr. 73
    Erbaut 1734-1737 von Konrad Wiesend für den Grafen von Schwerin

    Hufeisenförmige Barockanlage, die Seitenflügel sind auf dem Foto angeschnitten. Üblicherweise öffnete sich der Ehrenhof zur Straße hin, während auf der Rückseite zum Garten hin sich eine gerade Fassadenfront befand. Dies wird wohl auch hier der Fall gewesen sein. Das begrünte Rondell mit dem Brunnen in der Mitte wird von der Kutschenauffahrt umrahmt.


    Spandau Text auf der Rückseite: Aussicht von meinem Balkon 5.3.1899

    Text auf der Rückseite (siehe unten): Ausblick von meinem Balkon auf die Offz. Speiseanstalt d. ? Fuß ? Rg. Spandau 1899


    Text auf der Rückseite: Blick auf Spandau von der Eisenbahnbrücke des ? ? (Anmerkung: die letzten beiden Worte sind unleserlich)

    Text: Spandau. Mein Wohnzimmer. 5.3.1899. Interessant finde ich den Eck-Kachelofen und die Tapete.

    Es lebt sich sehr gut in unserem Gründerzeithaus (erbaut 1895), das ich ja hier bereits wegen der Rekonstruktion der Dachvorsprünge und der Schwebegiebel unter Ost Brandenburg Döbern vorgestellt hatte. Das Haus hat uns nach wie vor im Griff, aber wir sind dabei den angestauten Reparaturaufwand nach und nach zu beheben. Es ist so etwas wie eine Lebensaufgabe, aber es macht Freude zu sehen, dass es voran geht. Übrigens sind unsere Außenmauern im EG 57 cm stark und haben zwischen den Klinkern und dem Backsteinmauerwerk noch ein "Luftpolster". Sowohl die Wohnfläche von ca. 250 m², als auch die Höhe der Räume (im EG 3,80 m und im OG 3,20 m) vermitteln ein Wohngefühl, das man bei Neubauten kaum finden dürfte. Stuck, Füllungs- und Flügeltüren, einige mit Bleiverglasung versehene Buntglasfenster, ein prachtvoller Kachelofen, eine Veranda tragen mit dazu bei. Da ich ein Leben lang gesammelt habe, sind die Zimmer auch mit schönen, alten Möbeln ausgestattet. Hinzu kommt dann noch ein fast schon zu großer Garten.

    Nun ja, die Sachen, die augenscheinlich wertvoll waren, aus hochwertigen Materialien wie etwa Silber, oder vergoldet, werden wohl eher geraubt worden sein, das die Dinge, die wir heute unter Kitsch einordnen. Jedenfalls erinnere ich mich genau daran, dass uns damals bei der Besichtigung eine Dame erzählte, dass in der DDR-Zeit auch Sachen in den Westen verkauft worden seien, um Devisen zu erhalten. Nach allem, was man ja auch weiß, wie man Antiquitätensammler damals um ihre Dinge brachte, die dann in den Westen für Devisen verkauft worden sind (Behörde des Hr. Schalck-Golodkowski) , erscheint es mir durchaus glaubhaft, dass solches auch mit Sachen aus dem Bismarckmuseum geschah. Das werden dann bestimmt auch keine "Kitsch-Gegenstände" gewesen sein, denn man wollte ja möglichst viel Westdevisen erlösen.

    @'Exilwiener,

    die Begründung der DDR-Führung das Bismarckschloss I in Schönhausen an der Elbe sei ein Symbol des preußischen Militarismus gewesen war an den Haaren herbei gezogen. In dem Schloss hatte Otto von Bismarck-Schönhausen (so sein voller Name) 1815 das Licht der Welt erblickt. Seine Eltern zogen mit ihm von dort weg, als er noch ein Knabe war. Ab diesem Zeitpunkt war das Schloss höchstens noch sporadisch kurzfristig bewohnt. Wegen der Ruhe und Abgeschiedenheit von Schönhausen hatte sich der junge Bismarck dorthin zurückgezogen, um auf die Abiturprüfung zu lernen. In seinen Memoiren "Gedanken und Erinnerungen" erwähnt er dazu ferner, dass es im Schloss "Ratten die Menge" gegeben habe. Nach 1871 schenkte man Bismarck zwei (?) im deutsch-französichen Krieg erbeutete französische Kanonen, die er auf der Terrasse von Schloss Schönhausen aufstellen ließ (wahrscheinlich wusste er nicht wohin sonst damit). Bismarck war nur noch selten kurz in Schönhausen. Das also soll ein Symbol des preußischen Militarismus gewesen sein? Hirnrissig. Die DDR wollte die Erinnerung an Otto von Bismarck im Dorf Schönhausen auslöschen. Darum ging es bei der Sprengung. Man hatte bei der Zerstörung des Schlosses übrigens auch gleich die barocken Figuren des Parks mit zerstört.

    Zu seinem 80. Geburtstag im Jahre 1895 bekam Bismarck eine solch große Menge an Geschenken, dasss er diese nirgends hätte unterbringen können. Darüber hinaus erhielt er zusätzlich auch noch viele Geldgeschenke. In der Summe reichte dies aus, um das sog. "Gaertnerschloss" in Schönhausen, das früher einem anderen Zweig der Bismarks gehört hatte, zu erwerben um darin all die vielen Geschenke zum 80. Geburtstag unterzubringen. Diese Räume waren als Bismarck-Museum für jedermann zu besichtigen, also war dies das "Bismarckmuseum". Das reichte von sehr hochwertigen Geschenken (z. B. silberne Tafelaufsätze und silberne und vergoldete Pokale, kostbare Möbel etc.) bis hin zu geradezu skurilen Dingen, wie etwa einem Bierhumpen, der als Bismarcks Kopf ausgebildet war, der Deckel des Kruges stellte eine Pickelhaube dar. All diese Geschenke kamen nun ins Bismarckschloss II. Nachdem 1945 viele Dinge geplündert worden waren, verkaufte die DDR später viele weitere Gegenstände zur Beschaffung von Devisen in den Westen. Es sind immer noch einige sehr schöne Gegenstände im jetzigen Bismarckmuseum im Seitenflügel des ansonsten gesprengten Bismarck-Schlosses I zu sehen. Wir haben dieses im Jahre 2003 besichtigt. Ein großartiges Portrait Bismarcks, gemalt vom "Malerfürsten" Lenbach ist mir in Erinnerung geblieben. Das Bismarckschloss II in Schönhausen blieb erhalten, weil die alte Dorfschule zu klein geworden war und man das Schloss deshalb als Schule nutzen wollte.

    Den Entwurf von Fachwerkliebhaber finde ich gut gelungen; er fügte sich auch gut in die bestehende Bebauung der Straße ein. Nur für die Dachgauben würde ich mir anstelle der Schleppdächer Dreiecksgiebel wünschen, wie diese im 18. Jh. weitgehend üblich waren.

    Mir kam aber noch ein anderer Gedanke. Warum könnte sich ein Neubau nicht an einem in Bamberg bestehenden, repräsentativen Gebäude des 18. Jahrhunderts orientieren? Damit meine ich keine 1:1 Kopie, aber doch zumindest daran angelehnt und in derselben Formensprache. Dabei gäbe es Beispiele und Anregungen zuhauf in Bamberg. Es könnte auch etwas aus der Bergstadt sein, z. B. der Neue Ebracher Hof, Unterer Kaulberg 4, welcher bei der oberen Pfarre gelegen ist. Ein absolut edles Haus, so etwas in der Art wäre repräsentativ, wäre für Bamberg ortstypisch und würde der Sparkasse zur Ehre gereichen. Man muss auch einmal quer denken dürfen, auch wenn die Architekten Zeter und Mordio schreien. Denn das, was uns derzeit geboten wird, ist eine unzumutbare Sackgasse, in der es irgendwie nicht mehr weiter gehen kann, weil diese modernen Bauten als eiskalt, brutal und Menschen feindlich empfunden werden.

    Tja, dazu kann ich nur sagen, dass ich das angegeben habe, was unter den Fotos in dem Buch stand, aus dem ich diese Bilder entnommen habe. Möglicherweise war die Universitätskirche dem Hl. Matthias geweiht und es gab in Breslau noch eine weitere Matthiaskirche. Bei einer Großstadt kommt so etwas vor. In Stuttgart z. B. gibt es mehrere Johanneskirchen, allerdings in verschiedenen Stadtteilen. Es kann freilich auch sein, dass die Beschriftung in dem Buch, aus dem ich diese Bilder entnommen habe, fehlerhaft ist. Auf jeden Fall war das barocke, in meinem Buch als "Matthiaskirche" bezeichnete Gotteshaus ein herrlicher Bau, das nach dem römischen Jesuitenschema errichtet wurde. Eingezogene Wandpfeiler mit doppelstöckigen Seitenkapellen. Da Breslau, zumindest bevor es preußisch wurde, eine Jesuiten-Universität hatte, so spricht dies jedenfalls dafür, dass die abgebildete Kirche die Universitätskirche war. Universitätskirchen waren oftmals dem Hl. Geist geweiht. Aber auch da denke ich, dass es wohl keine Regel ohne Ausnahme geben dürfte. Ob die Universitätskirche zu Breslau nun tatsächlich dem Hl. Matthäus geweiht war, oder nicht, können wir hier auf die Schnelle nicht auflösen. Für mich erscheint dies allerdings auch nicht so wichtig.

    Breslau.- Matthias-Kirche, erbaut 1689-1698 von den Jesuiten.


    Breslau.- Matthias-Kirche
    Innendekoration 1722-1726, durch P. Christoph Tausch vollendet. Blick vom Chor zur Orgel-Empore.

    Neiße. Kreuzkirche, erbaut um 1715.

    Hirschberg in Schlesien. Kapelle auf dem alten Friedhof der Gnadenkirche,
    Kirche erbaut 1709-1718 von Martin Franze aus Reval.

    Breslau.- Doppelportal der Katharinenkirche. Anfang des 18. Jahrhunderts.

    Breslau.- Dom. Elisabethkapelle (1680?) erbaut.
    Mit dem Grabmal des Fürstbischofs Friedrich von Hessen von Domenico Guidi (1628-1701).

    Heinrichau in Schlesien.- Innenansicht der ehemaligen Zisterzienserkirche.

    Breslau. - Dom. Kurfürstenkapelle.
    Erbaut 1722 von Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723). Die Putten wahrscheinlich von Johann Georg Urbansky.


    Grüssau in Schlesien. - Ehemalige Zisterzienserklosterkirche. Inneres.
    Erbaut 1718-1735. Blick zur Orgelempore.

    Liegnitz. Altes Rathaus. 1737-1741. Anmerkung: Sieht danach aus, als sei der Rathausturm nicht fertig gestellt worden.

    Hallo Vulgow,

    nun, das Wort "kaiserlich" hat nichts mit dem 2. Deutschen Kaiserreich zu tun. Riga gehörte, wie das Baltikum, lange Zeit zum russischen Zarenreich, obwohl das Patriziat und das Bürgertum nahezu ausnamslos aus Baltendeutschen bestand. Wegen der Zugehörigkeit zum russischen Zarenreich hieß das Rigaer Lyceum "Kaiserliches Lyceum".

    Hallo Anschütz,

    danke für deine neuerlichen interessanten Fotos. Beim Aufbau der kriegszerstörten deutschen Städte ist wirklich sehr viel schief gelaufen. Nicht nur in Kassel, aber dort wurde wohl besonders übel neu gebaut. Man hätte mit gutem Willen so Vieles retten können. Ja, das ist schon traurig.

    Aber die Entscheidungsträger wollten eben zeigen wie modern sie sind und die Architektenschaft war ohnehin auf Bauhaus und Moderne eingeschworen und wollte überdies unbedingt ihre eigenen geistigen Ergüsse verwirklichen. Im Grunde hat sich daran leider bis heute noch nicht allzuviel geändert, wie der Kampf um jede Rekonstruktion zeigt. Doch die Zeit der Betonklötze, der Glas- und Stahlkäfige, der Schuhschachteln neigt sich dennoch dem Ende zu. Auch wenn die Architekten und die sog. Intellektuellen derzeit noch so verbissen gegen Rekonstruktionen hetzen und auch bei Neubauten eine klassische Formensprache und das Ornament als Schmuck eines Hauses zumeist strikt ablehnen und zäh das Dogma verteidigen, was man ihnen auf den Universitäten eingetrichtert hat.