Das Problem an dem Projekt ist doch, dass in das Schloss etwas fremdes hineingepresst wird, um - aus finanziellen wie ideologischen Gründen - eine innere Rekonstruktion zu vermeiden.
Normalerweise müsste das Schloss selbst ein Museum sein, mit all seiner Pracht, die einst seine Räumlichkeiten zierte. Eine preußische wie später nationale Stätte zur Erinnerung an einen immens bedeutenden Zeitabschnitt unserer Geschichte.
Statt dessen wird ein ausgehöhltes Gebäude errichtet, um dies von innen völlig zweckzuentfremden. Mit Sponsorengeldern von Stadthistorikern, Patrioten und weitsichtigen Menschen, denen die monströse Lücke im Herzen Berlins ein - berechtigter - Dorn im Auge war. Und nicht von jenen, die es nun innerlich für ihre falschen Motive missbrauchen.
Hierfür wurden wegen der vielen Gegner zahlreiche Kompromisse bis hin zum Selbstverrat am eigenen Ideal eingegangen. Zur Erinnerung: Wir mussten seit der Wiedervereinigung ein ganzes VIERTELJAHRHUNDERT auf die Rekonstruktion warten, in eine Zeit hinein, in der zu befürchten war, dass die dafür ebenfalls notwendigen Zeitzeugen aussterben.
Dennoch danke an diese Fassadenrekonstruktion. Denn in Berlin wäre an diesem Ort für mich nichts anderes vorstellbar.
Doch leider ist dieses Dankeschön mit vielen Tränen verbunden. Denn ich schäme mich für den orthographisch falschen Schriftzug an der Ostfassade. Mir fehlen die Seitenkuppeln, weil ich mich gerade wegen dieser für die einstige Frontansicht so sehr beigeistern konnte. Mir fehlt das gegenüber des Hauptportals hinzu gehörende alte Nationaldenkmal. Mir fehlt die historische Gestaltung des Schlossumfeldes. Mir fehlen die Innenräume, von denen ich mir wenigstens 30% gewünscht hätte. Mir wird daher der innere Genuss dieses Gebäudes fehlen.
Doch wenigstens kann ich über all jene lachen, die dieses Gebäude jahrzehntelang, am Ende erfolglos, zu verhindern suchten. Wenigstens das kann ich. Denn ich weiß, wie deprimierend ein so langer Einsatz mit einer am Ende stehenden Niederlage sein kann.
MfG
Euer
Stauffer