Posts by Sean Apollo

    Es singen mitlerweile Tausende Pariser auf den Strassen um Notre Dame!
    Welche Hoffnung!

    Ich verfolge gerade die französischen Medien und habe mir auch viele der interviewten auf der Straße angehört - es gibt viel Betroffenheit, zugegebenermaßen gibt es aber auch einen Voyeurismus unter den einen oder anderen.

    In den französischen Medien wurde in den letzten 30 Minuten wiederholt gesagt, dass die Struktur des Gebäudes gesichert sei und auch die Struktur der Türme gesichert sei. Auf den Türmen spazieren außerdem die ganze Zeit Menschen mit Taschenlampen herum.

    Vor über einer Stunde brannte es dort allerdings auch, angeblich ist eine Glocke heruntergestürzt.

    Laut französischen Medien wurde in den letzten 30 Minuten gesagt, dass das Feuer unter Kontrolle gebracht wurde. Tatsächlich scheint es nicht mehr so arg zu brennen wie am Anfang.

    Es gibt auch schon die ersten Gespräche über eine Rekonstruktion. Es wird zwar gesagt, dass in Frankreich nicht rekonstruiert wurde - gehört nicht zur Kultur - jedoch meinen viele, dass es hier eine Ausnahme sein sollte. Allerdings gibt es auch hier zwei verschiedene Ansichten darüber, über was für eine Rekonstruktion es sein soll. Sprich, so, wie es ursprünglich war, oder ob es irgendwie eine neue Adaption sein wird. Ich denke, sie werden es originalgetreu wieder aufbauen. Die Franzosen sind sehr getroffen von dem Ganzen.

    Im Endeffekt ist die moderne Architektur nur Nebenprodukt eines großen zivilsatorischen Paradigmenwechsels. War bis ins 20. Jahrhundert der sich bildende Mensch das zentrale Ideal, eine Vorstellung, die auch immer mit Ästhetik und Kunst verknüpft war, so wird diese Ikone zunehmend von ihrem Sockel gestoßen. An ihre Stelle tritt eine rein praktische, rechnerische Weltanschauung, wohl auch bedingt durch die Dominanz der Industrie, die leider auch Einfluss über ihr wesensfremde Sphären auszuüben scheint. Überall grassiert dieser Geist der Nützlichkeit und des Pragmatismus und bedroht die alten Werte unserer Kultur. Stand einst das humanistische Bildungsideal eines Humboldts im Zentrum, so fragen sich inzwischen immer mehr nach dessen Nutzen. Stattdessen soll alles rein pragmatisch und funktionalistisch ausgerichtet werden. Stimmen werden laut, die fordern, dass sich die Schule doch auf alltägliche Dinge wie die Steuererklärung etc. fokussieren solle, anstelle den Schülern "unnützes" Zeug wie Latein oder literarische Klassiker beizubringen. Dieser Geist erzieht Charaktere ohne Sinn für transzendente Werte, ohne Sinn für Kultur. Und das ist der Grund, warum viele Menschen heutzutage diese alten Konzepte nicht mehr verstehen, Ideale, die frühere Generationen zu Höchstleistungen animierten.


    Ich muss widersprechen! Also, ich muss auch zustimmen. Aber ich muss insofern widersprechen, dass man dieses Rationale, diese technische Perfektion und dieses „Robotermäßige“ als Chance betrachten sollte. Gerade mit den technischen Möglichkeiten von heute sollte es doch viel leichter sein, Neubauten in einem klassischen Stil zu bauen. Ja, das Handwerk wird sich auf jeden Fall verändern. So wie überall, werden auch hier die Maschinen die Plätze mancher Menschen übernehmen. Dafür sitzen die Künstler vielleicht vor dem Computer und zeichnen ihre später von Maschinen produzierten Kunstwerke in 3D. Man könnte ja im Grunde ganze Fassaden aus Stein machen, und Formen hinein per Computer und Laser einbringen.

    Man muss durchaus im Geiste der Zeit denken, etwas anderes verschließt sonst wohl alle Möglichkeiten.

    Ohje, ich glaube, ich könte dort nicht unfallfrei autofahren, wahrscheinlich würde ich die ganze Zeit nach oben glotzen und mir die Türme angucken :D


    Einige Videos (ich glaube Chicago ist dabei) sind auch in 3D gefilmt, wenn man also ein entsprechendes Gerät hat, kann man während das Auto durch die Stadt fährt in alle Richtungen schauen – rauf, runter, links, rechts — da merkt man dann plötzlich, welche Dimensionen diese Dinger haben.

    Übrigens: Ich finde die Neubauten in den USA sehr gelungen. Nicht alle, aber viele davon, vor allem in den teuren Städten wie Chicago. Sie sehen schlicht aus, strahlen eine gewisse Qualität aus und man hat das Gefühl, sie wurden gebaut, um hier zu bleiben. Ich war wirklich überrascht, dass mich nur wenige dieser Gebäude stören. Sie versuchen nicht "anders" zu sein, wie es bei vielen Neubauten in Europa der Fall ist, ich denke, das macht den größten Unterschied. Dadurch fügen sie sich in die Gegend gut ein und rücken in gewisser Weise in einen Hintergrund, durch den man sie anders wahrnimmt. Ich glaube es gibt auch einen Spruch: Wenn das Gebäude auffällig ist, ist es schlecht. Gut – trifft nicht auf alles zu, gibt ja gerade viele tolle, markante alte Gebäude. Aber was Neubauten betrifft, werde ich der Aussage wohl zusprechen müssen.
    Zum Beispiel diese schwarzen Gebäude aus Glas auf der linken Seite, sie stören mich überhaupt nicht: https://youtu.be/kOMWAnxKq58?t=2m45s

    Ich hatte vor einiger Zeit folgenden Youtube-Kanal hier verlinkt: https://www.youtube.com/channel/UCBcVQr-07MH-p9e2kRTdB3A/

    Ich habe mir fast alle Videos in dem Kanal angeschaut, seitdem habe ich ein ganz anderes Bild von US-amerikanischen Städten. Dazu muss auch gesagt werden, dass ich nie (jetzt: noch nie) in den USA war.

    @Leonhard hat mich in einer Diskussion gebeten, ihm alte Teile von New York zu zeigen, er hätte sich ein paar Videos angeschaut, aber konnte nichts interessantes finden.

    In New York gibt es aber definitiv viel altes:

    https://youtu.be/wOLS3VeFuVM?t=41m51s

    https://youtu.be/wOLS3VeFuVM?t=24m21s

    Über New York gibt es in dem Kanal generell etliche Videos, sie sind alle sehr lang, aber ich fand es faszinierend, sie anzuschauen. Jede Menge sehr interessanter Bauten, wie ich finde. An jedem Eck gibt's irgendwas, was mich interessiert.

    Auch Chicago ist interessant:


    https://youtu.be/ZxobLz6qJYk?t=3m47s

    https://youtu.be/kOMWAnxKq58?t=20m46s

    https://youtu.be/gEKwMXGFimk?t=2m36s


    Wie zu erwarten ist alles komplett überdimensioniert.


    Empfehlenswert finde ich noch Detroit, New Orleans, alles was im Connecticut liegt, Washington oder auch Philadelphia: https://youtu.be/Pp2GksUDomw?t=5m7s

    Uninteressant sind Las Vegas, Los Angeles, und irgendwelche weiteren nichtssagenden Städte an der Westküste.

    Grundsätzlich finde ich die Ostküste am Interessantesten: https://youtu.be/xE5pWPhdONE?t=5m12s


    Ich weiß, dass viele von euch diese Gebäude nicht gefallen werden, da sie schon unter die "Moderne" fallen. Mit dieser Moderne kann ich aber zufrieden leben. Für mich verbinden deren Bauten zwei Welten: Die Welt des irrationalen, also des natürlichen, verkörpert durch die menschliche Kunst, also durch die Ornamentik, mit der rationalen, berechneten Welt, sprich: Das sind alles Stahlbetonbauten mit Aufzügen, die schon vor über 100 Jahren errichtet wurden. Ein sehr guter Kompromiss wie ich finde. (wobei ich so hohes Bauen in der Regel wohl eher nicht gestatten würde – aus "wissenschaftlicher" Sicht liegt die beste Anzahl an Geschossen bei ca. 4-7 Geschossen, je nach Höhe dieser)

    Ich muss aber auch sagen, ich bin verblüfft von der Qualität der Bauten. Alle Fassaden scheinen aus Stein zu sein, und alle aus einem verschiedenem Stein, bzw. manche mit Sichtziegelfassade. Es scheint aber selbst bei offensichtlich "maroden" Gebäuden nichts schief zu sein, nichts irgendwo herunterzubröckeln oder was weiß ich. In Wien sieht man oft dass bei Fassaden manche Teile "abgesunken" sind, vermutlich Probleme mit dem Fundament, wodurch sich dann Gebäudeteile abgesetzt haben. Bei meinem Nachbarhaus ist das auch so, zwar komplett top-saniert, trotzdem sind bei zwei Fenster die Ornamente "schief". Wie gesagt, sieht man oft in Wien, in den USA hingegen scheint die bauliche Qualität schon sehr hoch gelegen zu haben. Alles ist gerade, alles ist perfekt. Man hat das Gefühl, nur mit dem Hochdruckreiniger über manche Gebäude drübergehen zu müssen, und voilà … das ist ein bisschen der Eindruck, den ich habe.


    Auch interessant sind Statistiken die ich auf folgender Seite gefunden habe:

    https://archpaper.com/2017/02/intera…-of-reurbanism/

    Runterscrollen bis zur Karte, auf eine Stadt klicken, dann auf "Fact Sheet" gehen. Hier sieht man, wie enorm der Altbestand in den US-Städten eigentlich ist, auch wenn er unter allem Altbestand noch immer sehr jung ist. So sind in manchen Städten bis zu 80% (!) des Gesamtbestandes Altbestand, also vor 1945 gebaut. Das ist enorm… die meisten Städte haben einen Altbestand von 60-70%, was noch immer sehr hoch ist. Städte an der Westküste haben keinen sehr großen Altbestand, weshalb ich sie wohl nicht so interessant fand.

    Die Anzahl der modernen Gebäude ist auch oft sehr gering, in Chicago z.B. liegt der Anteil an Gebäuden, die zwischen 1967 und 2017 gebaut wurden lediglich bei 8,8%, in Philadelphia 7,7% oder in Detroit sogar bei lediglich 2,7%.


    Ich glaube diese Dichte können nur wenige europäische Städte dieser Größe schlagen, auch wenn man jetzt natürlich argumentieren könnte, dass das im Grunde schon moderne Bauten waren. Zum Vergleich: Ihr sagt mir ja oft, dass Wien eine hohe Dichte an Altbauten hat im Gegensatz zu anderen Städten in Europa, was wahrscheinlich stimmen wird. In Wien liegt der Anteil an Altbauten (vor 1945) bei 34,9% (Quelle, für die, die es interessiert: http://www.statistik.at/web_de/statist…tand/index.html Auf "Nach Errichtungsjahr" klicken).

    Man sollte amerikanische Städte nicht für ihren Mangel an Geschichte verurteilen. Auch sie haben bewegende Momente erlebt, gerade diese Zeiten der Industrialisierung waren vermutlich der größte "Schritt" den die Menschheit je gemacht hat, bzw. zu der es die größten Veränderungen für die Menschheit auf diesem Planeten gab (mit allen negativen Konsequenzen) und diese Städte sind nichts anderes als Zeitzeugen dieser Entwicklungen.

    @Leonhard


    Ich erkenne schon, was für dich wichtig ist – Innere Werte. :) Aus architektonischer Sicht ist Wien aber eher neu, also Gründerzeitlich, wie du sagst, von dem, was davor stand, ist heute nicht mehr allzu viel übrig. Das hat zwei Gründe: Erstens, weil es an gewissen Stellen einfach nichts gab außer Felder (Wien war nie groß, erst Ende des 19. Jh. expandierte es stark, somit stammen die meisten Gebäude auch aus dieser Zeit), und zweitens, weil das, was alt war, eben durch das, was damals neu war (Historismus) ersetzt wurde. Das heißt außer die paar Flecken im 1. Bezirk und die paar Gassen am Spittelberg und hin und wieder vereinzelten Gebäuden hier und da hast du nicht wirklich Vieles, das richtig alt ist. Du sagst aber, dass der Wiener Historismus dir gefällt – mir auch. ;) Ob die Gebäude tatsächlich qualitativ sind, wage ich zu bezweifeln. Ich denke die wirklich gut gebauten Gebäude liegen fast alle innerhalb des Rings, danach fängt schon der Pfusch an, was sich beim Betreten diverser Wohnungen und Häuser schnell erkennen lässt. Wien hat genauso geprotzt wie Budapest auch – nicht vergessen, das Land war pleite, und es wurde trotzdem sehr protzig gebaut. Ich würde nicht davon ausgehen, dass hier nur intellektuelle und reiche gelebt haben – das ist eine Illusion! Dieses Bild hatte ich leider auch, aber nach reichlichen Recherchen bin ich zum Schluss gekommen, dass die Elite die Gegend hier doch recht dünn besiedelt hatte.
    Was du von Prominenten Künstlern oder Schriftstellern schreibst stimmt natürlich, ist jedoch längst Geschichte. Das intellektuelle Niveau der hiesigen Bevölkerung gleicht dem eines Steines. Das ändert natürlich nichts daran, dass das trotzdem ein Bewegender Ort war, wie du sagst. Dennoch warne ich davor, die Stadt und ihre Geschichte nicht zu idealisieren – es geschieht einfach viel zu oft, wenn du hier aber einmal lebst, siehst du die Dinge ganz anders.

    Ansonsten muss ich persönlich sagen, dass mir „geplante“ Städte, wie es New York oder Paris sind, recht gut gefallen. New York würde ich nicht runtermachen – alleine die Zahl geschützter Altbauten ist dort 3x so hoch wie die Anzahl aller historischen Gebäude in Wien. Ich empfehle dazu folgenden Youtube-Channel: https://www.youtube.com/channel/UCBcVQ…2kRTdB3A/videos
    Hier lassen sich tolle Videos von New York und anderen US-Städten sehen, und man sieht, dass New York eine Stadt ist, in der sich ein Altbau nach dem anderen reiht, und das auf Kilometern und Kilometern und Kilometern und nochmals Kilometern. Sie werden dir nicht gefallen – es sind im Grunde moderne Gebäude mit Stuck, nur, dass sie bereits vor 100 Jahren gebaut wurden. Mir gefällt das sehr, es ist für mich die „rationalste“ Art und Weise, ein Gebäude zu bauen, aber ohne auf Schönheit zu verzichten. Eine Mischung aus technischer Perfektion und „Kunst“ wenn man so will, welche durch die Ornamentik repräsentiert wird. Wenn du dir diese Videos anschaust, wirst du sehen, welche unglaubliche Qualität diese Gebäude ausstrahlen. Alles ist gerade, alles ist perfekt. Nichts ist schief. Und trotzdem sind es alles Altbauten. Für mich sagt das Vieles über den Fortschritt eines Volkes aus, in Wien gab es so etwas nicht – wie ich bereits sagte, die qualitativsten Bauten wird man im Ersten Bezirk finden, aber selbst die können mir New Yorker Bauten nicht wirklich mithalten. Alleine die Wahl der Materialien ist in Wien als minderwertig zu bezeichnen.

    Rom ist eine andere Geschichte, denn Rom ist mit der Zeit entstanden. Wien nicht wirklich, Wien ist zur selben Zeit eine Großstadt geworden, wie auch New York. Deshalb sind in Wien grundsätzlich fast alle Altbauten als „modern“ zu bezeichnen. So wie die Amerikaner auf rationale Art und Weise - oder noch besser, auf industrielle Art und Weise - ihre Betonhochhäuser mit Ornamenten ausgestattet haben, so haben auch die Wiener auf industrielle Weise Gründerzeithäuser gebaut – nur eben nicht so gut, wie die Amerikaner.

    Ich möchte also unterscheiden zwischen: Tatsächlich alten Gebäuden, und „modernen“ Gebäuden (ab Mitte/Ende 19. Jh.). Grundsätzlich entsprechen meine Erwartungen für jede Epoche jenem technischen Fortschritt, der in dieser Epoche gegeben war. Das heißt, wenn ein Gebäude sehr alt ist, und vieles schief steht, nicht symmetrisch ist, oder was auch immer, nehme ich es nicht übel, weil das damals der Stand der Dinge war. War der Stand der Dinge höher (oder genauer: Der durchschnittliche Stand der Dinge (denn Ausnahmen gab es immer, es muss schon die Masse betreffen also)), dann sinkt mein Respekt dafür.

    In der Art und Weise, wie in Wien gepfuscht wurde – und das siehst du erst, wenn manche Häuser zerlegt werden oder du gewisse Wohnungen betrittst – sieht man auch den Geist der Menschen. Es ist nichts anderes als das Unterbewusstsein, welches in das Handwerk einfließt.


    Wien bleibt natürlich weiterhin eine tolle Stadt mit viel vergeudetem Potenzial. Letztendlich sucht aber auch jeder etwas anderes in der „idealen“ Stadt, für mich persönlich sind es durchaus auch rationale und technisch kluge Entscheidungen, die dazu beitragen, und nicht nur den Aspekt der Kunst alleine.

    Ansonsten, nur so nebenbei: Laut Statistik ist der Anteil der vor 1949 gebauten Gebäude in der Stadt relativ niedrig. Ich werde versuchen, die Statistik zu finden, habe sie irgendwo gespeichert. Es zeigt aber wieder, wie klein der tatsächlich historische Kern eigentlich ist.

    In Wien ist, so wie du es gerade mehr oder weniger geschildert hast @ursus carpaticus, alles voneinander "getrennt". Nichts ist wirklich durchgehend, und es gibt starke Lücken überall. Alles was du nennst sind sogenannte "Hotspots", zu denen man erst hinkommen muss – und der Weg bis dahin ist oft mit Schandflecken übersäht. Mir gefällt das Denken in solchen "Hotspots" nicht, weil ich alle besonderen Gebäude und Plätze als Teil ihrer Umgebung betrachte oder zumindest betrachten möchte, und nicht als einzelne Sehenswürdigkeiten, zu denen man einfach mal gezielt hinfährt.

    Was ich aber nicht bestreite, ist dass Wien definitiv das (zumindest theoretische) Potenzial hätte, diese Lücken zu schließen. Der Aufwand wäre allerdings enorm. Alleine die Anzahl entstuckter Häuser in Wien ist enorm, wenn man zum Beispiel durch Meidling geht (in Gürtelnähe), sind gesamte Häuserblocks voll mit solchen Bauten. Dabei wäre gerade durch die Nähe zu Schönbrunn / Hetzendorf das Potenzial hier sehr groß und man hätte einen fließenden Übergang schaffen können zwischen einem Gründerzeitviertel mit eben etwas niedrigeren Bauten als in Inneren Bezirken und Schönbrunn / Hietzing.

    Was den Hauptbahnhof betrifft: Mir geht es weniger um die Sichtachse vom Belvedere, mehr um die Tatsache, dass wenn man am Gürtel vor dem Berlvedere-Eingang steht, man sich folgendes ansehen muss: Ein Stück Autobahn mit verrückten Tunnel- und Brückensystem (zugegeben es liegt etwas abseits), den hässlichen und ziemlich stark zersiedelten Hauptbahnhof, entstuckte Häuser in ganzen Reihen am Gürtel sowie Neubauten, die nun an der Stelle abgerissener Altbauten am Gürtel stehen. Außerdem fehlen an dieser Stelle des Gürtels viel zu viele Bäume. Dieses Eck ist einfach GHETTO!

    Auf der anderen Seite des Hauptbahnhofs wartet schon die nächste Katastrophe: Die ganze Favoritenstraße bis zum Reumannplatz. Auch hier befand sich ein Gründerzeitviertel, welches man ja noch erkennen kann, aber die Art und Weise, mit welcher diese Gegend "vergewaltigt" wurde, ist schon arg. Auch in die andere Richtung - auf der Prinz-Eugen-Straße - gibt es einige Stellen zu kritisieren, auf jeden Fall sieht sie nicht so gut aus wie ihre Zwillingsstraße, der Rennweg.

    Und jetzt muss man sich nur einmal vorstellen, was hier alles hätte sein können. Ein durchgehendes Ensemble, von Favoriten bis zur Mitte der Prinz-Eugen-Straße (die zugegeben, noch in Ordnung ist, aber Charme fehlt ihr auf alle Fälle). Und solche Entwicklungen lassen sich leider überall in Wien bemerken. Alles ist ständig "abgehackt". Mich nervt das irsinnig.


    Ansonsten: Ja, ich denke dass die historische Bebauung in Wien auf jeden Fall größer ist als jene in Prag oder Budapest, Wien war 1915 die 5. oder 6.-größte Stadt der Welt, aber gerade für eine Stadt eines solchen Kalibers ist der aktuelle Zustand doch nur traurig. Wien müsste was Dichte betrifft eben auf derselben Liga wie Paris, New York oder eben Rom mitspielen können, tut es aber nicht, stattdessen spielt es in der Liga Budapest und Prag. Also wenn man hier keinen Abstieg erkennen kann. Wien war Vorrteiter für Prag und Budapest, als Hauptstadt der damaligen Monarchie lag die Stadt somit weit "über" diesen zwei anderen Städten. Jetzt lässt sich Wien bereits von ihnen in Dingen Tourismus verdrängen. Aber – alles lässt sich schönreden. Ich bleibe bei meiner Meinung. ;)

    Man sollte Wien nicht idealisieren, es gibt viele schöne Orte im Zentrum (Erster Bezirk) und im Nahbereich drumherum, die auch gut instand gesetzt sind, aber das war es auch schon, und flächenmäßig ist das jetzt kein besonders großes Areal. Deshalb bekommt man in Wien auch kein Großstadtfeeling, weil man 15 Minuten vom Zentrum bereits in nichts-sagenden Gegenden steht. In anderen Städten gehst du stundenlang und du spürst noch immer, dass du dich in einer richtigen Metropole befindest.

    Und auch in Wien gibt es entstuckte Häuser, und das nicht gerade wenige. Ganze Bezirke und Häuserblocks sind mit solchen Häusern versehen, wenn du Wien als Ganzes nimmst, ist womöglich sogar der Großteil der Bauten in einem solchem Zustand. Das, was noch steht, ist in der Regel eher minderwert saniert, es sei denn es befindet sich wirklich im Zentrum.

    Ja, und dann hast du noch hier und da ein paar nette Ecken wo alles top aussieht – meistens ist das ein kleiner Platz oder Teil eines Straßenzuges, während alles drumherum wie im Ostblock ausschaut.

    Übrigens, vielleicht etwas "off topic", weil es hier eigentlich um aktuelle Stadtentwicklung & Baugeschehen geht – aber wieso wurden in so vielen Ländern, auch in anderen viel ärmeren Kontinenten wie Südamerika, damals schon enorm viele Häuser aus Stein gebaut (also ich rede um der Zeit von 1900 ca.) und östlich der Schweiz, also in Österreich, Tschechien, Deutschland, etc. weniger? Die Altbauten hier sind alle aus Ziegeln, die Fassaden aus Putz. Im Rest der Welt schienen der Großteil der Fassaden eher aus Stein zu sein.

    Sehr interessant, laut Artikel war der Architekt derselbe wie beim oben von mir erwähnten Bau. Solche 3D-Visualisierung sind nicht schlecht, ich wünschte, ich hätte so etwas drauf. Würde oft gerne dem Menschen zeigen, was möglich wäre, wie ein Platz oder eine Straße ausschauen könnte.

    Ich war nur einmal in Nizza und auch nur ganz kurz, aber ich war fasziniert. Gibt es eigentlich andere solche Städte, die direkt an einem riesigen Strand liegen, aber das Flair einer Großstadt des 19. Jhs haben? Mir fallen da jetzt spontan ein paar südamerikanische Städte ein, aber von denen ist nur noch wenig übrig. So eine Stadt wie Nizza gibt es glaube ich kein zweites Mal.

    Leider alles falsch gemacht. Bei diesen merkwürdigen, doppelten Fenstergiebel musste ich sofort an die Katastrophe an der Kärtnerstraße denken, die gerade oben genannt wurde. Außerdem: Keine Unterscheidung zwischen den Stockwerken, alle Motive falsch ausgeführt, horizontale Linien gleich stark in allen Stockwerken (unten hätte ich mir dicke Quader gewünscht, ganz oben nur feine Linien). So schaut kein Wiener Haus aus, sorry. Mir sind aber schon ein paar Rekonstruktionen dieser Art in Wien aufgefallen (eine hätte ich auch hier gezeigt), wo einfach alle sowieso falschen Elemente durch alle Stockwerke gleich sind. Die Rekonstruktion vom Zara habe ich immer bewundert (sitze dort manchmal auf den Bänken gegenüber), ohne aber zu wissen, dass es eine Rekonstruktion war. Auf jeden Fall ist die Qualität sehr hoch. Unweit davon habe ich die Rekonstruktion am Graben-Hof auch aufgezeigt, exzellente Qualität, nicht zu toppen.

    Hatte großen Kitsch erwartet, wirkt von Außen aber gar nicht so übertrieben. Innen sieht es dann schon wieder anders aus. Ich denke wäre das Gebäude in einem anderen, mehr ernst zu nehmenden Kontext, sprich einem seriöseren Kontext, könnte es durchaus ganz in Ordnung rüberkommen.

    Ansonsten, bezüglich New York. Hier noch weitere interessante Projekte aus dem Nachbarforum: http://www.skyscrapercity.com/showthread.php?t=1565831

    Sogar die Innenräume sind zum Teil mit Marmor, Fischgrätenparkett, Vertäfelungen und Stuck versehen. :(
    Ich schätze, da wo das Geld liegt, ist eben alles möglich, und dort findet sich eben auch alles – also auch Menschen, die gerne klassisch bauen. Jetzt verstehe ich, wieso New York immer als Weltstadt #1 dargestellt wird – früher war mir das irgendwie nicht klar.

    Habe mir gestern dieses sehr interessante Video angeschaut, mit dem Titel "How to make an attractive city". Musste im Grunde mit jedem Punkt zustimmen, außer das Beispiel mit Amsterdam, was noch immer hässlich aussah. :)

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    Ab jetzt teile ich das überall. :P

    Interessantes Gebäude, welches nach dem Krieg gebaut wurde:
    https://en.wikipedia.org/wiki/Edificio_España

    Ist nicht das einzige Gebäude mit US-Flair dort, gibt noch weitere solche, die in den 20ern und 30ern gebaut wurden.

    Ansonsten: Habe mir die Stadt mal wieder auf Street View angeschaut, schon der Wahnsinn Madrid … empfehle jedem eine virtuelle Tour dort, am Besten angefangen irgendwo Nahe "Calle Gran Via". Madrid ist eine Art Mischung aus London, Paris, New York und Wien.

    Die Scheinwerfer der Autos und Straßenbahnen haben teilweise auch schon Verdunkelungüberzüge. Ich glaube der Film ist aus Filmen verschiedener Jahre zusammengeschnipselt und am Anfang wurde verwirrenderweise der Kommentartimme eines Imagefilmes gestellt (aus dem Teile des Films wohl stammen).

    Das glaube ich auch, auch der erste Film ist nicht unbedingt aus 1900, ich glaube am Anfang sieht man Autos auf den Straßen fahren also muss auch das ein paar Jahrzehnte später aufgenommen worden sein.

    Ich weiß nicht, ob es hier schon jemand gepostet hat, aber ich bin neulich auf dieses Video gestoßen:

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    Durch die Farben sowie das Verlangsamen der alten Aufnahmen scheint alles plötzlich so nah und so real zu sein. Bei alten Aufnahmen in schwarz-weiß, bei denen immer alles "vorgespult" wirkt, hat man ja immer ein bisschen das Gefühl, keine wirkliche Verbindung zu den Menschen oder der Welt in dem Video zu haben. Ganz anders bei diesem Video, wo man wirklich das Gefühl hat, das war gestern. Dieselben Gesichtsausdrücke wie heute, dasselbe Lachen, dieselben Blicke, dieselbe Gestik. Man merkt schnell, dass dies gar nicht so lange her war, nur dass die Zeit eben sehr rasch vergeht, und der Mensch schnell vergisst.

    Interessant finde ich auch, dass viele Menschen im Video lächeln oder gut drauf zu sein scheinen. Das Video strahlt irgendwie etwas Positives aus, selbst bei den Ärmsten.

    Des weiteren empfehle ich einen Rundgang durch die Kommentare – sehr interessant, was manchen Leuten im Video aufgefallen ist.

    In den empfohlenen Videos war dann dieses Propaganda-Video:

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    Interessant finde ich hier, dass sich an manchen Stellen schon ganz moderne Gebäude befinden, manche Altbauten bereits entstuckt sind, und bei etlichen Straßen der Pflaster durch Asphalt ersetzt wurde – vermutlich aufgrund des hohen Verkehrs. Man merkt sehr schön wie die Nazis das begonnen haben, was heute eigentlich durch die Sozialdemokraten fortgeführt wird. Heute hatte ich übrigens ein Seminar über so etwas Ähnliches, da hieß es, um es jetzt zu vereinfachen, dass die Sozialdemokraten immer für Technik, Fortschritt und Neues waren, und Kultur immer abgelehnt haben. Das merkt man heute auch sehr schön. Im Inneren waren die Nazis und die Roten wohl aus demselben primitiven Holz geschnitzt.

    Aber auch bei diesem Video finde ich es faszinierend, dass es von vor dem Krieg stammt. Vor allem die Szene mit den Kellnerinnen scheint gar nicht aus einer komplett anderen Zeit – vor dem zweiten Weltkrieg immerhin! – zu stammen.