Beiträge von Bostonian

    Die Zahl 85% Zerstörung bezieht sich auf das Koblenzer Zentrum. Für den Teil der Altstadt gilt diese Zahl nicht.

    Genau! Die mittelalterliche Kernstadt von Koblenz, wie leicht zu sehen ist im Denkmalverzeichnis, ist glimpflich davon gekommen. Es bildet tatsächlich eine kleine "erhaltene" --und sehenswerte--Altstadt! Das restliche Stadtzentrum (südlich vom Kern und westlich vom Schloss) war ziemlich vernichtet. Man müßte eigentlich vom Glück im Unglück reden!

    Noch schöner sogar, die guterhaltene südliche Altstadt in Mainz (einschliesslich Augustinerstrasse, Kapuzinerstrrasse usw.) Mainz finde ich-- mit Dom, Barockkirchen, Markt (wiederaufgebaut!) drei Museen von Weltklasse und auch die vornehmen Stadtpalais am Schillerplatz-- immer noch eine der schönsten grösseren Deutschen Städten. Wir übernachten gern dort jedes Mal dass wir über Frankfurt fliegen, und zwar, in der südlichen Altstadt.

    Mainz und Koblenz haben fürwahr wunderbare Altstadtecken, aber die Trierer Altstadt war im Krieg wesentlich weniger zerstört ("nur" etwa 30 bis 40% im Vergleich mit 85% in Mainz und Koblenz.) Daher kann Trier, trotz Bausünden, noch als quasi-erhaltene Altstadt gelten: wie auch Soest, Augsburg, Aschaffenburg, und vielleicht noch Freiburg.

    Außerdem ist Trier eine der interessantesten deutschen Städten. Das Archäologische Landesmuseum ist fabelhaft; Dom, Liebfrauenkirche und Umgebung gleichfalls.

    Stendal ist fürwahr eine großartige Stadt: einmalig in ihren Mittelalterlichen Kunstschätzen, aber auch extrem wertvoll in ihrer umfangreichen erhaltenen Bausubstanz. Besonders wunderbar finde ich die vielen gut gepflegten preussischen Gründerzeitler zwischen Bahnhof und Altstadt. In der Altstadt selber sind die meisten Fachwerkhäuser eher bescheiden und stammen wohl zum grossen Teil aus dem 18. Jahrhundert.

    Es folgen ein Paar Bilder von unserer Altmark Reise von 2016.

    Der Gasthof zur Tanne in Osterwieck (Harz) wird seit einigen Monaten saniert.

    Endlich wird dieses prächtige Sorgenkind gerettet! Ein riesiges Projekt, übrigens, das wir in September vor Ort besichtigt haben! Wer sich für Fachwerk Architektur interessiert, soll Osterwieck und Hornburg unbedingt besuchen!

    Den Streit kann ich irgendwie einfach nicht verstehen: Schinkel ist im gewissen Sinn ja ein Vorreiter des Modernismus. Die Bauakademie ist ein überraschend "modernes" Gebäude für ihre Zeit (mehr noch Schinkel's unbebautes Kaufhaus Unter den Linden, das durchaus in den 1920er Jahren hätte entstehen können). Haben diese Bauakademie-Gegner nicht einmal einen Sinn für ihre EIGENE Geschichte?

    Zwickau, eine hervorragende Gründerzeit-Stadt die im Krieg nicht zerstört wurde! Diese Schwimmhalle ist absolut fantastisch! Leider wurden die wertvollen historischen Häuser im Stadtzentrum zwischen Katherinenkirche und Markt in der DDR Zeit abgerissen.

    Die von Dir gezeigten Häuser haben ja Dresdner Qualität.

    In der Tat waren die Leipziger Barockhäuser von hoher Qualität. Man merkt es heutzutage vor allem an das noch bestehende Romanushaus. Interessanterweise heisst das erste Buch von dem berühmten Britischen Architekturhistoriker Sir Nikolaus Pevsner Leipziger Barock, eine Veröffentlichung seiner Doktorarbeit. (Pevsner war gebürtiger Leipziger.)

    Wegen einer freundschaftlichen Verbindung an der Oper Frankfurt sind wir in den letzten Jahre ziemlich oft dort. Vorhin-- bevor die neue Altstadt rekonstruiert wurde-- hat mich die Stadt nicht interessiert. Ich wusste natürlich dass auch moderne Städte schön sein können, und dass die moderne Hochhausarchitektur in Frankfurt etwas ungewöhnliches für Europa war. Aber, da ich in jetzt in Boston wohne (früher in LA), San Francisco sehr gut kenne, und New York City regelmässig besuche, schien es mir nicht notwendig nach Europa zu fliegen nur um ein nettes Skyline zu bewundern. Das Fehlen von erstklassigen alten Grossbauten (in Gegensatz zu Köln) und einem Altstadt-Areal machte Frankfurt für mich überflüssig. (Ehrlich gesagt, die scheußlichen Bausünden Technisches Rathaus und Stadtmuseumanbau, in ihrer Provinzialität ekelten mich.) Damit habe ich Frankfurt in seiner historischen Bedeutung und Lebensqualität zweifellos Unrecht getan.

    Jetzt aber sind die Bausünden gefallen, und eine Verbindung zwischen Römer und Dom erhöht den aesthetischen Wert von beiden Bauwerken. Vor allem gibt es mit dem Hühnermarkt einen Ort zu verweilen, wie Begas es sich wünscht! Wir sitzen immer gern dort, auch wenn die Touristen vorbei strömen und das Essen eher durchschnittlich ist: das passiert sowieso in jeder Europäischen Großstadt, und gehört doch zum Erlebnis.

    Es stimmt dass die Frankfurter Altstadt sehr klein und neu erscheint, kann auch nicht mit einer echten Altstadt verglichen werden. Es macht einen ganz anderen Eindruck als das viel größere, neu gestaltete Gesamtzentrum von Dresden mit seinen vielen erhaltenen historischen Bauten. Ich finde auch den Hildesheimer Markt ein befriedigenderes Ergebnis, wahrscheinlich wegen der einmaligen Schönheit der Fachwerkhäuser und auch weil der Hildesheimer Markt irgendwie besser in der umliegenden Stadtstruktur eingegliedert ist.

    Trotzdem schätze ich die neue Frankfurter Altstadt sehr. Für mich hat es eine wesentliche Verbesserung in meinem Stadterlebnis gebracht. Jetzt kann ich ganz in der Nähe übernachten (Motel One), und in zwei Minuten die schöne Römerplatz Ostzeile bewundern. Dann geht's weiter, entweder Richtung Dom mit Möglichkeit einer Tasse Kaffee vor der Goldenen Waage, oder Richtung Main, wo Frankfurt den grossen Vorteil einer Flusslandschaft genießt: ein Vorteil der jede Stadt aufwertet, und den ich früher einfach übersehen habe, weil mich keine Architektur gefesselt hatte. Abends geht's in die Oper, nur ein Paar Schritte entfernt. Wenn ich will, kann ich damit die ganze Misere des Nachkriegswiederaufbaus einfach vermeiden. Dasselbe Erfahrung kann ich auch in Köln übrigens geniessen, wenn ich mal mit der Bahn ankomme und nur in der kleinen "Altstadt" übernachte und verweile. Mit Dom, Gross St Martin und mehreren Museen von Weltklasse, liess es sich dort doch ein Zeitlang aushalten!

    Dann sind das es die schönsten 8!!!

    Vielleicht auch noch Baden-baden, Rothenburg, Cottbus, Konstanz, Lindau, Passau, Zittau, Lüneburg, Flensburg und Bautzen?

    Don't get me started. Ich leide sowieso unter Listenmanie: aber, wenn wir von Kleinstädten wie Rothenburg sprechen, gibt es eine schier unendliche Liste von städtebaulichen Meisterstücken in Deutschland! Letzten Monat waren wir in Deutschland unterwegs, hauptsächlich in kleineren Städten. Um nur ein Paar Beispiele zu nennen: Naumburg, Mühlhausen, Quedlinburg, Stolberg, Goslar, Alsfeld, Fulda, Dinkelsbühl, Schwäbisch Hall. Schönheiten die in der ganzen Welt unübertroffen sind!

    Überhaupt gibt es im Osten so viele wunderschöne Perlen.

    Ja! Weltkulturerbestädte Quedlinburg, Stralsund und Wismar, zum Beispiel, und Domstädte Naumburg, Schwerin, Havelberg, Brandenburg und Erfurt. Güstrow, Salzwedel, Stendal, Tangermünde, Görlitz, Bautzen, Pirna, Torgau, Freiberg, Altenburg, Langensalza, Mühlhausen, Arnstadt, Weimar, Eisenach, Stolberg, Wernigerode, Osterwieck, Wilsnack, Wittenberg, Weissenfels, Gotha, Zwickau, Saalfeld und Halle, um nur Städte die ich besucht habe zu nennen. Ganz zu schweigen von den Kriegsbeschädigten aber immer noch sehenswerten Städten wie Leipzig, Rostock, Potsdam, Halberstadt, Plauen, Merseburg und Nordhausen.

    Allerdings warten noch Schmalkalden, Heiligenstadt, Zeitz, Cottbus, Luckau, Jüterbog, Eisleben, Sangerhausen, Kamenz, Angermünde Greifswald, Wolgast (und Neubrandenburg und Prenzlau) auf mich.

    Sogar die Auflistung mach Spass!

    das ist ja einfach nur schlimm, wie das aussieht! Gott sei dank blieb das Dresden erspart.

    Ähnliches war auch z.B. für die Weltkulturerbe Stadt Quedlinburg vorgesehen, mit ihren 1300 Fachwerkhäusern : die Planner hätten zwar den Marktplatz stehen gelassen, aber der Rest vom "alten Kram" wäre weg. Dasselbe haben sie mit Halberstadt sogar fast erreicht, wo die Bagger in 1990 immer noch wüteten und die Hälfte der etwa 800 vom Krieg übergebliebenen Häuser fielen. Man stelle sich vor: ein ganzes Europäisches Land das nur aus Dessaus und Magdeburgs und Halle-Neustädten besteht: das wäre wohl ein nicht zu übertreffendes Touristenziel gewesen. Schöner denn je!

    Fazit: Aber wenn man einmal in einem solch spannenden und nachhaltigen Projekt arbeitet, wie es das Zerbster Schloss nun einmal ist, kann man nicht wirklich davon lassen …

    Akanthus, dieses Engagement für das Schloss ist absolut bewundernswert und sollte für ganz Deutschland ein Beispiel setzen! Vielen vielen Dank dafür!

    Wir waren nur einmal in Plauen, wo der Erhaltungsgrad der Altstadt uns überrascht und gefreut hat. Aber, jedes Mal dass wir mit dem Zug durchfahren ist es ein Genuss, die herrlichen Gründerzeitler zu erblicken. Es gehört sicherlich zu den besten Gründerzeitensembles in Deutschland, zusammen mit Leipzig, Wiesbaden, Halle, (vielleicht noch Zwickau und Cottbus?)

    Insofern kann man das "de Saxe" fast schon als Glück betrachten. ..... möglicherweise war es so gemeint von dem Herrn aus Boston? I don't know.

    Da wollte ich eigentlich nicht zweideutig sein. Ich preise beide Gebäude als effektive Füllbauten, die harmonisch in die neue Altstadt passen. UND, daß sie besser sind als ich erwartete! Daß sie aber mit echten Rekos verwechselt werden können behauptet wohl niemand.

    Ich versuche halt ein "glass half full" kind of guy zu sein!

    Am Anfang des Neumarktwiederaufbaus haben wir ein grosses Geschenk bekommen: Hotel de Saxe, das ja nicht als Reko vorgesehen war. Es mußte nicht historisch bewußt gebaut werden, war es aber. Am Ende der Geschichte kommt dieses graue Nachbarhaus, wo auch ohne Pflicht oder Vorgaben, traditionsbewusst gebaut wurde!

    Alle Achtung! Da können wir uns glücklich preisen!