Beiträge von Christoph

    In der Tat, das Gebiet östlich der Fritz Löffler-Str. ist eine der schlimmsten Wunden in Dresden. Dort herrscht auf so großer Fläche Tristesse vor, dass es eigentlich unmöglich ist, dies in Bildern zu dokumentieren. Die Neubauten die dort erfolgen sind auch einfach nur grausam und tragen nichts zu einer Harmonisierung des Stadtgebietes bei. Alles steht dort neben einander, ohne ein Gemeinsames zu bilden. Und dazwischen riesige Brachen und provisorische Flachbauten...
    Gerade das viel gelobte Lukasareal http://www.lukasareal.de/ igelt sich nach Innen ein, indem es z.B. zur Andreas Schubert-Str. nur kahle Wände bietet. Die neuen HTW-Gebäude, wie die Bibo Bibliothek der HTW nehmen als Solitäre auch keinen Bezug zur Umgebung auf - sind aber an sich durchaus gefällig.

    Bilder möchte ich zu diesem Gebiet erstmal nicht einstellen, da dies zu umfangreich ausfallen müsste. Deshalb an dieser Stelle nur ein Foto des einzigen erhaltene Gebäude der ehemaligen Blockrandbebauung auf der riesigen Fläche zwischen Strehlener und Reichenbachstraße. Erstaunlicherweise blieb sogar das Hinterhaus stehen!

    Im Folgenden möchte ich Bilder aus der Südvorstadt zeigen. Eine Übersicht dazu kann man hier erhalten: http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdv…hweizer_Viertel

    Im Bereich des Schweizer Viertels blieben immerhin eine ganze Menge Villen erhalten. Dazwischen wurden in den 50ern und 60ern typische der Zeit entsprechende Zeilenbauten gesetzt, so dass das Viertel einen Gegensatz zwischen Villen und Wohnzeilen aufweist. Unter den prächtigen Villen gibt es einige interresante Exemplare, die offenbar nach Kriegsschäden provisorisch wieder nutzbar gemacht wurden. Folgende Beispiele sind mir aufgefallen:

    Ganz nahe beim Hbf. an der Ecke Kaitzer Str. / Bayerische Str. habe ich folgendes Bauwerk entdeckt. Es zeigt das Sockelgeschoss eines Altbaus (heute befinden sich hier Büros des DRK Landesverbandes Sachsen). Nördlich davon an der Bayerischen Straße ist noch der Brückenkopf der ehem. Hohen Brücke zu erkennen, die hier die vielen Bahngleise am Hbf. überquerte (ist nicht auf dem Bild zu sehen...)

    Dieses Exemplar steht an der Hohen Straße / Ecke Altenzeller Straße. Das Sockelgeschoß ist noch intakt. Das Obergeschoß und insbesondere das Dach einfach wiederaufgesetzt.

    Die Villa an der Ecke Eisenstuckstr. / Hohe Str. sieht zunächst noch prächtig und völlig intakt aus...

    Sieht man jedoch die Westseite des Bauwerks, offenbart sich überraschender Weise eine klaffende Wunde.

    Die Leubnitzer Straße ist im nördlichen Teil nicht mehr durchgängig. Hier sind die Funktionsflächen der unsäglichen 10-Geschoss-Platten der Budapester Str. ganz nah an die erhaltenen Villen herangerückt worden. Dieses hübsches Bauwerk mit erhaltener Fassade und aufgesetzem Flachdach beherbergt einen Kindergarten:

    Von der Gegenseite sieht es so aus:

    Bin mir gar nicht so sicher, ob es nicht schon von jeher ein Flachdach hatte :?:


    Bereits südlich der Nürnberger Straße steht die folgende Immobilie. Das Gebäude war über Jahrzehnte eine notdürftig reparierte (aber bewohnte) Kriegsruine, die völlig mit Efeu zugewachsen war. Derzeit steht eine Sanierung an. Hätte man nicht mehr Gebäude derart provisorisch sichern können, um sie nach und nach wieder zu restaurieren? Offenbar spielten spezielle Besitzverhältnisse in der Zeit des Sozialismus eine gewichtige Rolle, wenn solche Bauten erhalten blieben.


    So, das wars erstmal. Vielleicht hat noch jemand ein paar Beispiele entdeckt.

    Ich denke, dazu gibt es gewiss mehrere Bücher.
    In meinem Besitz habe ich ein interessantes Werk aus den 1980ern.

    "Dresden - historische Straßen und Plätze heute" von Waltraud Volk, VEB Verlag für Bauwesen, Berlin
    Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur

    Hier werden die Aufbauleistungen der DDR den historischen Ansichten gegenüber gestellt. Für die damalige Zeit ein ungewöhnliches Buch, wie ich finde. Es macht gut deutlich, welche Ideen hinter den Wiederaufbauprojekten aus der DDR-Zeit standen und ist somit sehr aufschlussreich. Offenbar hatte man sich in dieser Zeit sogar noch mehr Gedanken um die Geschichte des Bauortes gemacht als heute.

    Zitat

    Für die Stadt der Zukunft wünscht sich der Architekt, dass Qualität und Maßstab des Bauens sich wieder mehr auf die Bedürfnisse der Menschen beziehen.

    Und dann sagt Kulka plötzlich:

    Zitat

    „In Zeiten, in denen die Verunsicherung wächst, ist das Bedürfnis der Menschen zurückzublicken und die Vergangenheit zu verklären, groß“


    Dieses Bedürfnis der Menschen akzeptiert er dann offensichtlich nicht!? Sehr seltsame Moral die hier mitschwingt

    Zitat

    "Dass es sich um die Identität der Vorfahren handelt und nicht um die eigene, wird dabei geflissentlich übersehen.“


    Was ist denn dann überhaupt noch identitätsstiftend? Konsequenterweise müsste man um "Identität" in der Stadt zu haben, alle 10-20 Jahre alles neu bauen. Wieso soll die Identität unserer Großeltern nicht auch von uns akzeptiert und sogar gern übernommen werden? Muss man auf "Teufel komm raus" immer etwas eigenes völlig neues machen? Mir scheint hier wird "Modernität" zum Selbstzweck erkoren. Es geht nicht mehr darum, etwas besser zu machen, sondern einzig und allein sich vom Alten abzuheben. Warum aber wird dann in Kreisen von Architekten und Stadtplanern überhaupt noch am "Leitbild der Europäischen Stadt" festgehalten?

    Zitat

    „Schlossdebatten und Rekonstruktionen haben in Deutschland Konjunktur. Geschehenes soll ungeschehen gemacht werden. Schuld und Verdrängung spielen dabei eine Rolle.“


    Plötzlich müssen wir uns wieder mit unseren Vorfahren identifizieren, indem wir ihre Schuld nicht Verdrängen sollen...
    Was hat Städtebau von heute - und für die Zukunft mit "Schuld" zu tun. Wenn dies ein Leitmotiv wäre dürfte die gesamte Menschheit nur noch in Erdlöchern leben. Gibt es in diesem Weltbild nicht auch "Vergebung" und den "Wunsch nach Heilung"?

    Ich wundere mich gerade selber, in was für abstruse Gedankenwelten man abgleitet, wenn man beginnt Architektur und Städtebau derart ideologisch zu betrachten.

    Aus gegebenem Anlass möchte ich in diesem Strang auf die immer noch das Stadtbild prägenden Wunden eingehen. Folgende Aspekte sollen hier dargestellt werden:

    1. Gebäude die im Krieg beschädigt worden sind , jedoch nicht abgerissen, sondern provisorisch weiter genutzt wurden.
    Warum gibt es davon Beispiele, jedoch nur relativ wenige?
    2. Stadtgebiete, die nahezu völlig ohne historische Bausubstanz sind und durch Brachen und temporäre Nutzungen geprägt sind.
    Wo kann man hier noch etwas vom früheren Stadtbild erahnen? Was wären Chancen für eine Aufwertung?

    Anfangen möchte ich im Gebiet am Lennéplatz. Darüber haben wir gerade im Strang "Dresden - Marode!" gesprochen. http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?…=105301#p105301

    Zunächst zur Einordnung:
    [...]
    westlich der Hauptbahnhof nordöstlich oben der Große Garten.
    Insgesamt herrschen hier weite Flächen vor. Relativ stark befahrene Straßen (Wiener Str., Gellertstr., Lennéplatz B172) schaffen eine regelrechte Insel. Die Flächen sind teilweise völlig konträr genutzt (Restaurant, Hotel, Tankstelle, Garagen, Gärten, verwilderter Tennisplatz). Zum Teil sind noch kleinteilige Parzellenstrukturen vorhanden zum Teil verschwinden sie in großen Brachen oder wurden überbaut (Tankstelle).

    Westlich der Tankstelle befindet sich ein Gelände, auf dem offensichtlich einige alte Nebengebäude eines Villengrundstückes in der DDR-Zeit zu einem Betriebsgelände umgestaltet wurden. heute herrscht hier Verfall und Verwilderung vor...

    Noch weiter Richtung Hbf wurde früher eine riesige Garagenanlage errichtet, die heute fast nicht mehr genutzt wird und Versteppungstendenzen aufweist. Das Bild kam zwar schon, aber ich stelle es nochmal ein. Das ist Dresden in der Innenstadt!!!!!

    Nördlich an der Ecke Gellert Str./Lennéplatz ist offensichtlich ein Wirtschaftsgebäude eines ehemaligen Villengrundstücks erhalten. Dieses ist jedoch nun komplett verwildert und steht auf einer großen Brachfläche, die zum Teil den Eindruck eines Stadt-Jungles macht (durch dicht gewachsene knorrige Robinien). Auf dem Bild sieht man in Richtung Stadtion und Großem Garten. Eigentlich könnte diese Ecke richtig hübsch sein, wenn das Gebäude frisch gemacht würde und der Jungle in eine Art Park umgestaltet würde...

    Ein Beispiel für die einstmals prächtigen Villen in diesem Gebiet ist die "Villa de Baron" (heute "Wellness-Oase" und Hotel). Daneben befinden sich auf den alten Parzellen Gärten. Die Zäune erinnern daran, dass sich hier schmucke Villen befanden. Links schließt sich auf dem Bild das Gelände der ehemaligen Tennisplätze an. Die sind völlig verwachsen und durch die hässliche Wand abgedeckt. Im Rücken befindet sich die riesige Tankstelle.

    Interessant ist das Gebäude an der Hauptmann-Str. (B172) nahe der Bahnunterführung. Hier ist jetzt ein grieschiches Restaurant beheimatet. Das Bauwerk war offensichtlich im Krieg stark beschädigt wurde jedoch provisorisch wieder aufgebaut (schmuckloses Obergeschoss). Wie viele Gebäude hätten man hier wohl derart erhalten können?

    Erstaunlich, das dieses Gebäude im Schadensplan als zerstört eingetragen wurde, während der Nachbarbau (heute nur noch Kellermauern) als beschädigt eingetragen ist...
    [...]

    Abschließen noch ein Ausflug unter der Bahnlinie hindurch zur Strehlener Straße. Hier befindet sich dieser hübsche erhaltene Altbau, der leider trostlos vor sich hin gammelt. Die stark befahrene Straße, die Ödniss ringsum, der nahe Bahndamm sowie der überdimensionierte Bau der BSZ für E-Technik (früher Ingenieurschule für Verkehrstechnik, erbaut 1954-58 http://de.wikipedia.org/wiki/Ingenieurschule_f%C3%BCr_Verkehrstechnik_%28Dresden%29\r
    de.wikipedia.org/wiki/Ingenieurs ... Dresden%29 ), der wie hier zu sehen das Gebäude stark beschattet, machen den Standort leider wenig attraktiv.

    Zum Abschluss nochmal zur Einordnung:
    rot - die Altbauten von meinen Fotos
    hellgrün - der Robinien-Jungle
    gelb - hier soll das Kugelhaus hin.

    (unschöne Zeichnung, aber andere Karten sind ja verständlicher Weise nicht erlaubt...)


    Moderationshinweis (Zeno):
    Einige Bilder wegen Urheberrechts entfernt (siehe http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?p=36186&f=1#p36186">viewtopic.php?p=36186&f=1#p36186)

    Toller Beitrag!
    Die Zitate von Uhlig machen mich wirklich sprachlos. Ich weiss nicht ob ich darüber lachen soll, oder einfach nur weinen.
    Ich weiss auch nicht, ob aus Ihnen Selbstüberschätzung, Arroganz, Naivität oder politische Verblendung sprechen.
    :augenrollen:

    Es passt zwar nicht zum aktuellen Thema um Lockwitz, aber weil der Titel des "Freds" gerade dazu passt möchte ich mal ein Bild von Heute mitten aus dem Dresdner Zentrum zum Besten geben. Aufgenommen am Lenné-Platz (am Großen Garten).

    Diese zum Teil etwas unharmonischen Farben bei sanierten Altbauten kann man besonders oft jenseits der Grenze in Tschechien beobachten. Dort wird vielfach das gesamte Gebäude in grelle Mint-Farbtöne "gegossen", ohne dass Simse oder Sockel als gliedernde Elemente noch erkennbar bleiben. Wahrscheinlich schwappt diese Tendenz zur Zeit nach Sachsen hinüber... :)

    Unweit des Schlosses Lockwitz steht auf der sogenannten Krähenhütte das "Mausoleum". Dieses wurde zuletzt wieder etwas gepflegt und freigeschnitten, so dass es wieder von weit her sichtbar ist.

    Hier 2 Bilder, die ich im Jahre 2006 aufgenommen habe:

    Von hier hat man (wie von so vielen Orten rings um Dresden) eine prächtige Aussicht auf den Elbtalkessel.
    (Bildqualität ist nicht so toll, aber man kann erahnen was ich meine :zwinkern: )

    Danke, für die schöne Foto-Doku aus Lockwitz.
    Leider ist das Schloss Lockwitz nur ein Kapitel der unzähligen Tragödien von verfallenden Rittergütern rings um Dresden. Ich könnte zumindest für den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge eine endlose Liste für ähnliche Objekte aufstellen... :augenrollen:

    Nahe der Allee vom Schloss Lockwitz zur B172 steht übrigens ein "Neubau", der jeglichem ästhetischen Empfinden Hohn spricht. (So ein grauer Kasten, fast ohne Fenster und einem Dach, das wie aufgepfropft wirkt.) Hast Du das auch gesehen bzw. fotografiert? Ich ärgere mich jedesmal, wenn ich die herrliche Allee entlang fahre, und dann dieses störende 'Ding' sehe...

    Das ist doch der Punkt, auf den ich eingehen möchte:
    Es ist ja so: viele Leute, die sich mit der Materie nicht genau auskennen, denken, wir wollen, dass alles wie "zu Augusts Zeiten" wieder aufgebaut wird. Dann kommt natürlich die Meinung auf, "barock" = "unzeitgemäß". Mit unseren Briefen sollten wir aber versuchen aus dieser Falle heraus zu kommen. Wir müssen darauf hinweisen, das wir zwar einerseits Rekos wünschen, andererseits aber auch "moderne" Entwürfe befürworten, wenn sie der Dresdner Identität und einem ästhetischen Anspruch genügen, der vom Ort des Bauens vorgegeben ist.

    Wichtig ist mir einfach, dass wir nicht nur als "Phantasten" oder "ewige Nörgler" gesehen werden.

    Diese unnötige Polemik in der Aufmachung des Themas von Frau Schneider ist wieder einmal ein prima Beispiel dafür, wie in Dresden eine Diskussion frühzeitig in eine Sackgasse gebracht wird. Es gibt immer nur zwei Gruppen:
    1. Die Nörgler / Kritisierer (kurz: nervende Querulanten und Störenfriede)
    2. die die sich über jene aufregen (nicht weil man eine andere Meinung hat, sondern weil man KEINE Meinung zum Thema hat)

    Ich hoffe es gibt genügend diplomatische argumentative Briefe an diese Adresse. Ich habs denn mal so versucht:

    Die Art der Fragestellung offenbart bereits das ganze Problem des Dresdner Städtebaus! Warum wird derart unnötig polarisiert? Es verkennt die Tatsachen, wenn Kritik an gesichts- und einfallslosen Bauwerken, die zunehmend unsere Stadt dominieren mit der rückwärtsgewandten Forderung nach noch "mehr" Barock gleichgesetzt wird. Wenn Gebäude im Stadtzentrum zunehmen das Niveau von Einkaufsparks auf der grünen Wiese haben, und es keinen Unterschied mehr macht, ob man zum Elbe-Park oder auf die Hauptstraße geht, dann ist es leider nicht die Frage: Modern oder Barock? Dann ist es einfach eine Frage nach städtebaulichem Gestaltungsanspruch und Dresdner Identität. Diesem Aspekt muss heutige Architektur gerecht werden.
    Wenn in diesem Zusammenhang auch über den Wiederaufbau von historischen Bauten gesprochen wird, offenbart es lediglich eines: viele Dresdner sehnen sich nach mehr Identität und Wohlfühlqualität in ihrer Stadt. Das ganze hat nichts mit mangelnder Weltoffenheit zu tun. Im Gegenteil, es zeigt den Wunsch, der Welt ein einmaliges Stück Stadtraum zu präsentieren.

    Zitat von "Ramgeis-2"


    Über Geschmack lässt sich sicher streiten (oder auch nicht), aber nur mit Leuten, die welchen haben und vor allem keine Schmalspurfans bezüglich eines einzigen alten weit zurückliegenden Stiles sind. :zwinkern:

    Großartige Erkenntnis! Das könnte man auch so formulieren:
    Reden kann man (oder auch nicht), aber nur mit Leuten die reden können und vor allem nicht mit Ausländern die Schmalspurfans bezüglich ihrer Sprache sind.
    Meine Güte, das entspricht doch, genau der (offenbar) abgehobenen sichtweise vieler Architekten. Sie haben ja studiert, sind vom Fach, wissen genau Bescheid, was wollen sich da solche Unwissende einmischen. Offenbar denkt man, da man ja nun studiert hat, braucht man sich nicht mehr an den Ansprüchen der Bürger zu orientieren. Wo bleibt da der Gedanke, für die Menschen zu bauen? Was bringt es, sich damit zu brüsten, den 'genius loci' heraus gefunden zu haben, wenn es sich darin erschöpft, die Fasadenfarbe und die Gebäudehöhe an die Nachbarhäuser anzupassen?

    Übrigens übersieht die Kritik, das nicht nur "Barockfans" gegen den Entwurf sind. Was kritisiert wird ist die Gesichtslosigkeit. Der Entwurf könnte ebenso am Wiener Platz stehen, wie im Elbepark oder eben in jeder anderen Stadt.

    Zitat von "Ramgeis-2"

    Die Ausweitung fast fundamentalistisch vorgetragener "historischer" Ansichten auf die gesamte Innere Alt- und Neustadt wird Dresden noch auf die Füße fallen und es endgültig zum "Disneyland-Museum" machen.

    Wieso wird es Dresden auf die Füße fallen? Bitte eine Begründung.
    Und nocheinmal zu diesem sinnlosen "Disneyland"-Vorwurf. Es geht in Dresden um die Wiedergewinnung von Verlorenem an konkreter Stelle. Das sind keine beliebigen eklektizistisch von überall her zusammengewürfelten Kulissen. Es spielt hier auch eine seelische Komponente mit. Wer möchte es den Menschen verdenken, dass sie sich eine wenig vom vernichteten Glanz wieder errichten möchten? Sind Städte wie Breslau und Warschau etwa auch Disneyland? Was soll man von Vilnius halten, wo das Schloss ohne jegliche authentische Vorlage neu errichtet wird, aber jährlich mehr und mehr Touristen diese wundervolle Stadt besuchen?
    Das einzige, was Dresden in Richtung "Disneyland" bringt, ist diese klägliche Unentschlossenheit, die es verhindert, dass man konsequent ein Projekt wie den Neumarkt durchzieht. Dass man einen "Krampf" mit unsinnigen Brüchen (Hotel Rampische etc.) herbeiführt, der die Realität eines "Wiederaufbaues" des Ensembles ad absurdum führt.

    Zitat von "bernhard"

    Die Bevölkerung würde gar nicht viel zu entscheiden haben, weil sich bei so einem Kindergarten kaum ein Investor finden würde, der Geld aus seiner Tasche in die unqualifizierten Hände einer "Mehrheit" legt.

    Der Herr Investor wird aber sehr wohl darauf erpicht sein, dass die "unqualifizierte Mehrheit" später auch sein Gebäude besuchen und nutzen wird. Demzufolge sollte er dort schon aus eigenen Interessen nicht am Kunden vorbei planen. Natürlich werden viele Menschen die Gebäude auch ohne höhere optisch-ästhetische Ansprüche nutzen, aber sicherlich wird es nicht so sein, das ein höherer Gestaltungsanspruch zu einer niedrigeren Nutzung führt. Die von Ihnen angesprochene Entscheidungsfreiheit des Investors ist letztlich in der Realität einer Stadt als Gemeinwesen immer nur relativ. Einerseits profitiert er von der Zentrumslage seines Standortes (viele Menschen=potenzielle Kunden, Image, gute Infrastruktur etc.) - andererseits steht sein Projekt in einem höheren öffentlichen Fokus. Das ist Stadt und das war sie wohl immer auch! Ich zumindest bin froh, das Menschen nicht alles unkommentiert hinnehmen, sondern sich artikulieren. Wollen Sie wirklich, dass niemand sich mehr um das Aussehen seiner Stadt kümmert? Sollen die Menschen sich nur noch dann äussern, wenn ihnen ein Projekt gefällt? Wann fangen (allen voran die Architekten) endlich an, sich zu fragen, warum so oft Kritik an ihren Entwürfen vorgetragen wird?


    Zitat von "bernhard"

    Es würde sich also weiterhin nichts ändern - selbst die ohnehin erschreckend zähe Entwicklung der Innenstadt Dresdens (warum sieht denn der Wiener Platz immer noch fürchterlicher aus als der Plattenbau mit Dynamo-Museum an der Hauptstraße?) würde gänzlich zum Erliegen kommen. Dann hättem wir weder Reko noch Modernes, sondern Stillstand. Das wollen auch Sie doch sicher nicht wirklich.

    Tut mir leid, aber die Argumentation verstehe ich gar nicht. Am Wiener Platz gibt es keinerlei Einwände von "störenden" Bürgern. Ihrer Meinung nach müsste doch dann dort ein Investor ohne Probleme bauen können. Interessant ist jedoch die Frage, warum baut Herr Nettekoven den Entwurf nicht an einer solchen Stelle. Dort würde er gut hinpassen!

    Also ich glaube mich erinnern zu können: Vor einigen Jahren, als die Frauenkirche gerade fertig geworden war und noch kaum Quartiere ringsherum wieder aufgebaut waren, gab es in der SZ eine Rubrik "Pro & Kontra". Dort ging es darum, ob der Neumarkt wieder im historischen Gewand aufgebaut werden soll. Damals hatte Frau Saft einen "Kontra"-Kommentar abgeliefert. Ihrer Meinung nach sollte die Frauenkirche als alleiniges Denkmal möglichst frei und 'ungestört' sein...
    Da ist es doch klar, dass die Frau Saft nicht plötzlich eine weltanschauliche Kehrtwende macht!