Beiträge von RaHaHe

    Die Welt weint mit Paris! Aber Notre Dame ist nicht verloren! "Wir" werden die Kirche wieder instandsetzen!!! Klar!

    Vielleicht wird man nun nachfühlen können, welchen Schmerz, welchen Verlust Europa, Deutschland in den Kriegsjahren erlitten hat. Und auch Bremen! Bis heute ist der Wiederaufbau unvollständig und unzureichend, der geschichtlichen Bedeutung der untergegangenen Bauten nicht gerecht geworden.

    Nochmal ein Aspekt:

    Wenn wir eine Alt-Stadt erhalten wollen und daher fordern, dass reinweg die Überseestadt als eine Modern-Stadt zu entwickeln ist, dann auch um eine Wahlfreiheit zu erhalten, um die wir uns und die Touristen sonst bringen, wenn wir die Altstadt modernistisch weiter überformen und überfordern.

    Die historischen Sichtbeziehungen zwischen den Altstadtkirchen sind zwingend -auch ohne jede Religiosität- zu erhalten und von zu hohen Störquellen freizuhalten. Das ist ein Aspekt des Denkmal- und Ensembleschutzes, der Bewahrung von Geschichte.

    Aus einer Parallelität zwischen Altstadt und Überseestadt ergibt sich zudem eine besonders ansprechende und vielseitige Skyline, derer wir uns selbst berauben wenn die AltSkyline hinter Geldtürmen, Betonstelen und Hängenden Gärten verschwindet oder zu dicht vor diesen nicht mehr ihre Wirkung entfalten kann.
    Leon Krier hat hierzu eine sehr anschauliche Zeichnungsfolge vorgelegt:

    Da es sich um eine abzeichnende Tragödie handelt, kann man auch Goethe frei und quietschend zitieren:

    Bürger:
    Nun gut, wer bist Du denn?
    Architekt:
    Ein Teil von jener Kraft,
    Die stets das Gute will und doch nur Ödnis schafft.
    Bürger:
    Was ist mit diesem Rätselwort gemeint?
    Architekt:
    Ich bin der Geist, der nichts vermag!
    Doch egal, dass alles, was von mir entsteht,
    wert ist, daß es zugrunde geht;
    Drum besser wär's, daß nichts durch mich entstünde.
    So ist denn alles, was ihr lieblos,
    Zerstörung, kurz, Bausünde nennt,
    Mein eigentliches Element.

    Das zu lesen schmerzt mich selbst. Ist es aber ein ebenso misslungener Versuch der Dichtkunst, wie es manche Entwürfe in der Architektur sind.

    Heute als Beilage im Weser-Kurier.

    Mittendrin läge auch das Finke-Hochhaus. Oder Kaufhof. Oder das NF-Bank-Gebäude an der Martinistraße, das Brillissimo, das Amtsgericht.

    Aber es wird die alte Schönheit ins Bild gesetzt!

    Ich wage zu prophezeien: Stehen die Waldtürme, kommen sie auf das Titelblatt. Maximal 1x alleine..danach mit Kirchen im Hintergrund...und dann selbst im Hintergrund. Und irgendwann nicht mehr.

    Für den öffentlichen Diskurs (ich habe nicht vor, in dieser Sache einen Leserbrief zu platzieren - aber sicherlich der ein oder andere hier)

    1. Diese Bauten sind im internationalen Vergleich eine Randnotiz und sind bestenfalls für Bremen oder Nordwestdeutschland (kurzfristig) spektakulär. Sie werden kein dauerhafter touristischer Hotspot werden. So, wie auch sonst kaum moderne Einzelbauwerke nur um ihrer selbst Willen zu Touristenmagneten werden. Anders ausgedrückt: Dafür kommt nicht eine Hundertschaft Touristen, geschweige denn Bewohner, zusätzlich in die Stadt.

    2. Sie sind kein Anfang einer neuen Zeit, sondern eher ein ganz später Beitrag einer vergehenden Architekturepoche.

    3. Die entwurfliche Qualität der Objektplanung ist kein Gradmesser für die entwurfliche Qualität im städtebaulichen Kontext.

    4. Ob die Bauten in zehn, zwanzig Jahren noch den heutigen Hochglanzpräsentationen entsprechen werden, kann nur dann nicht in Zweifel gezogen werden, wenn es verboten wird, Baumarkt-Sichtschutze und Sonnenschirme auf den Balkonen zu drapieren, Satellitenschüsseln zu montieren, die Balkone zu Lagerflächen zu machen, Fahnen oder Flaggen an den Brüstungen zu befestigen UND wenn qua Bebauungsplan jeder einzelne der dargestellten Bäume verpflichtend vorgeschrieben wird und bei Verlust ersetzt wird - und all das auch durchgesetzt wird!!!

    Aber Achtung: Das Areal um das Siemens-Hochhaus war einst auch in schönsten Grafiken präsentiert worden. Die Realität zeichnet heute ein anderes, ein düsteres Bild.

    5. Ist schon ein EINZELNER dieser 4 Türme eine Gefährdung der ganzen Innenstadt, weil dessen oder deren Bau sofort Begehrlichkeiten weckt, die nach und nach dazu führen werden (ohne jeden Zweifel!) - ein jahrzehntelanger Prozess - dass die historische Silhouette der Stadt hinter glatten Glastürmen oder grauen Betontürmen verschwindet. Ich weise wiederholt auf die Wirkung von Kühnes Kolossos hin.

    6. Ist die bereits breit zu verspürende Zustimmung einzig und allein einem starken Minderwertigkeitsgefühl geschuldet, welches ausblendet, dass wir in Bremen das Glück haben, eine im Großen und Ganzen intakte Altstadtstruktur zu besitzen, die beschädigt, aber nicht zerstört und somit reparabel ist. Mit der Forderung nach deren Erhaltung sind wir in guter Gesellschaft: München, Stockholm, Amsterdam, Zürich, Rom, Kopenhagen... Dort platziert man Hochhäuser an ausgewählten Stellen, außerhalb der Altstadt. Auch Paris hat nach Montparnasse genauer hingesehen, wo und wie Hochhäuser realisiert werden!
    In Bremen MUSS und DARF einzig und allein die Überseestadt dafür herhalten, derlei Minderwertigkeitskomplexe zu therapieren.

    7. Reift in mir langsam der - womöglich abwegige- Gedanke, dass der Weser-Kurier absichtlich "Aufzugschächte" vor-veröffentlicht hat, damit bei der Präsentation der echten Entwürfe eine allgemeine Erleichterung eintritt, die zu einer positiveren Grundeinstellung führt. Anlass zu dieser Theorie geben vor allem die Einlassungen eines gewissen Redakteurs, der sich immer wieder berufen fühlt, solchen Projekten medial den Weg zu ebnen.

    Vorsicht, er zertrampelt die Altstadt!

    Die Kirchtürme waren und sind filigran. Sie bilden niemals einen Riegel, sondern immer nur neue Persepktiven.
    Anders K&N, anders diese 4! Denn sie stehen zu dicht am historischen Erbe und zu dicht zueinander.
    Sie bilden aus diversen Blickwinkeln eine Sichtbarriere, die die Altstadttürme kaum mehr wahrnehmbar machen. Man wird nur die Elefantenbeine sehen.

    Jaccu Scum, danke! Sie haben es treffend beschrieben. Ich empfinde es exakt so, wie Sie es beschreiben.
    Hinzu kommt, wie ich finde, dass dieses Vorhaben eine gewisse negative Stimmung aufbricht. Quasi als Startschuss für ein neues Zeitalter dient. Bremen kann plötzlich wieder positiv, als interessant, als modern dastehen.
    Das finde ich spitze... Mein Bremen war lange genug Lachnummer und "deutsches Griechenland".
    Doch in der Lage wäre mir das städtebauliche Opfer zu hoch.

    Ja, lasst uns für den Umzug des Entwurfs werben. An anderer Stelle dürfte er auch 118 Meter und mehr haben!

    Es ist der Anfang vom Ende der Altstadt. Ganz klar. Wenn das kommt, wollen andere auch.
    Und dann wird man sagen, dass etwas mehr Höhe als der Dom nun auch nicht mehr schadet.
    Zuletzt werden wir die alten Türme nicht mehr ungehindert wahrnehmen. Allein dieser Entwurf schirmt die alte Gemeinschaft von ULF, Dom etc. gen Nordwesten ab. Von Süden der Kühn genagelte Sperrriegel. Es werden mehr dazu kommen.

    Soll es mal so werden? https://de.m.wikipedia.org/wiki/St._Patrick’s_Cathedral_(New_York)

    Bremen brauchte sich hinter München kaum zu verstecken.
    Von der gastronomischen Urwüchsigkeit ist eigentlich nicht wirklich etwas geblieben. Rudimente.
    Schade zwar, aber es wird von neuen Generationen neue Urwüchsigkeit empfunden werden.

    Die höhenreduzierte Variante ist schon besser. Ich fände sie noch niedriger jedoch noch besser. In etwa in ein Verhältnis von Dom zu ULF und Martini gesetzt.

    Aber es ist müßig über alternative Vorschläge zu debattieren, derweil "Investoren" daran Arbeiten unsere Altstadt nachhaltig zu zerstören.

    Um es mal zu fassen: Wir stehen an einem Punkt, an dem sehr viele Gebäude der Innenstadt starken Modernisierungsbedarf aufweisen. Tendenziell viele abgebrochen gehören. Jetzt kann man die Fehler der Nachkriegszeit korrigieren. Der eingeschlagene Weg führt leider in die Gegenrichtung.

    Auch ich schätze Herrn Spellenbergs Händchen. Dennoch: Dort gehört keine Konkurrenz für Ansgarii hin! Und gleich in Jubel auszubrechen, weil ein paar Spitzen, Ornamente und Schnörkel daran sind, empfinde ich, mit Verlaub, als wenig reflektiert. Die Spellenberg-Türme sind ganz nett anzusehen, aber abzulehnen.
    Auch sie durchkreuzen die Absicht, die erhaltenswerte und in Teilen zu reparierende Silhouette der Altstadt historisch korrekt herzustellen. Überhöhte Turmspitzen uralter Stadtansichten als Begründung und als Beispiel heranzuziehen macht das Ganze dann nicht besser.
    Aber gut. Es gilt nicht Spellenbergs Entwurf zu verhindern, sondern den von Libeskind!

    Ob die Lüttich-Theorie zu weit hergeholt ist oder nicht, vermag wohl keiner mit Sicherheit zu sagen.

    Viele Kirchen aus jener Zeit ähneln sich ja nun sehr und welche einmal den Anfang machte, zumal die Gestaltung von St. Ansgarii ja nicht sonderlich "speziell" war, ist schwer zu sagen. Lüttich kann ja auch indirekt Pate gestanden haben - über eine zweite, dritte Kirche.

    Handelsbeziehungen werden vorhanden gewesen sein. Traditionell besonders in den niederländischen/flämischen Raum. Der Kulturaustausch in diesen Gebieten ist deutlich. Insofern ist die Theorie nicht abwegig.

    Ich glaube uns alle eint der fromme Wunsch, in den diversen Epochen einmal Mäuschen spielen zu können.

    Lieber Pagentorn,

    da haben Sie eine unheimlich interessante Fragestellung aufgeworfen. Es gibt offenbar nur sehr wenige Berichte über den Turm und seine Bauwerksgeschichte. Auf dessen Gestaltung wurde dabei auch nur sehr beiläufig eingegangen.
    Mir ist nur bekannt, dass der Turm vor der Haube einen pyramidenförmigen Helm mit Laterne besessen haben soll.

    Die Kreisornamentik kann man tatsächlich als Betonung eines oberen Abschluss' verstehen, gleichwohl sind ein paar andere Merkmale irritierend:
    Die Größe der Sandsteinquader wechselt bereits vorher signifikant, so dass die drei obersten Geschosse mit deutlich größeren Quadern versehen wurden, als die darunter.

    Über die Gründe mag man nun gerne spekulieren (Beschlüsse zur Turmaufstockung noch während der Errichtung, einfach der Wechsel des Steinbruchs/-händlers oder -hauers oder auch des Baumeisters). Vielleicht hat man auch eine perspektivische Wirkung berücksichtigt - dagegen spricht, dass die Steine dann allmählich hätten größer (höher) werden müssen und nicht abrupt.

    Ich suche weiter nach Antworten, konnte aber bei Rudolf Stein und Fliedner bislang nichts finden, was endgültigen Aufschluss bietet.

    Zum Schaden bzw. der Inhomogenität des Mauerwerks am obersten Turmgeschoss: Möglich, dass hier ein Schaden sichtbar blieb, der vom Blitzeinschlag herrührt, der zur Erneuerung des Helms bzw. der Änderung zur Haube führte. Möglich, dass die Ecke heraus brach und nicht in derselben Qualität ersetzt werden konnte.

    Aber auch klar: Es gibt keinen Turmrest mehr. Ein Wiederaufbau wäre also in jedem Fall nur ein Zitat. Das erlaubt es uns in der Theorie, den Turm als 1:1-Nachbau zu errichten (in dem Rahmen, den die vorliegenden Informationen vorgeben) ihn aber neu neu zu interpretieren, abzuwandeln, zu perfektionieren. Warum auch nicht?! Er würde ja heute errichtet - nicht damals. Und bei langwierigen Kirchenbauten wurden immer auch neue Konstruktionsmethoden angewandt.

    Die Frage, die uns umtreiben sollte ist doch: Welche Eigenschaften der einstigen Ansgarii-Kirche fehlen uns denn heute?! Welche Eigenschaften gegenüber dem Original können verändert und verbessert werden?
    Als erstes fehlt die majestätische Erscheinung und die Krönung der Stadtsilhouette. Es fehlt das historische Zentrum des Ansgarii-Quartiers und die städtebauliche Dominante. Ein Festpunkt und Ruhepol.

    Der fehlende Turm kommt einer unschönen Zahnlücke im Lächeln der Stadt gleich! Und jeder andere Turm, der in Konkurrenz dazu errichtet werden soll/wurde ist ein Fremdkörper. Ich schließe den Lloydturm mit ein.

    Sie müssen sich das auch nicht vorstellen können, damit es so ist. Ich werde auch nicht versuchen, Sie von meiner Haltung zu überzeugen.

    Auch diese drei hohen Türme wären eine Konkurrenz für St. Ansgarii, die im Altstadtbereich zu vermeiden ist. Zumal in dieser räumlichen Nähe. Das ist vollkommen lösgelöst von der Fassadengestaltung.