Beiträge von Oberbaumbrücke

    Tonbandaufnahmen vom historischen Glockenspiel sind ja leider trotz intensiver Suche nicht mehr auffindbar -im Gegensatz zur P. Garnisonkirche -,

    Ich habe mal einen 2-minütigen Mitschnitt einer Rundfunkübertragung aus den 30er Jahren bei youtube gefunden und heruntergeladen. Lässt hier hier aber nicht einstellen, weil die Datei zu groß ist.
    Den youtube-Beitrag finde ich aber auch nicht mehr.

    Das dürfte richtig sein. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche war natürlich durch ihre Ku-Damm-Lage von Beginn an ein Gotteshaus an exponierter Stelle und der Einfluss von Kaiser Wilhelm und seiner Gemahlin während des Baus auf die Ausgestaltung war natürlich erheblich. Die Zusage des NS-Regimes an die Gemeinde nach dem Bombenangriff vom 23.November 1943, die Kirche nach dem Krieg genauso prachtvoll wieder aufbauen zu lassen, war natürlich durch das Kriegsergebnis null und nichtig und sowohl die Alliierten wie auch der Senat hatten kaum Interesse daran, in den ersten Jahren nach dem Krieg soviel Geld in die Hand zu nehmen, um ein Zeugnis wilhelminisch-deutschen Nationalstolzes wieder aufzubauen. Da gab es wichtigere Aufgaben. Übrigens hat der Bau der alten Kirche umgerechnet in heutiger Währung 45 Millionen Euro gekostet. Angesichts dessen, was mancher Schwachsinn, der heutzutage von öffentlicher Hand finanziert wird, eigentlich ein Klacks.
    Aber mittlerweile ist das Ensemble aus alt und (nicht mehr ganz) neu zu einem solchen Wahrzeichen (West-)Berlins geworden, dass selbst bei einer vollständigen Finanzierung ein Wiederaufbau der alten Kirche nicht mehr durchsetzbar wäre.

    Wenn ich nur einen Postkartenverlag wüsste, der noch Fotos ankauft, dann würde ich schon dafür sorgen, dass die Parochialkirche in aller Welt berühmt wird. :cool:

    Die Kirche selbst wird doch hoffentlich noch neu verputzt/gestrichen. Sie schien mir etwas schäbig im Gegensatz zum niegelnagelneuen Turm

    Das kann ich voll und ganz bestätigen und wie ich es den Touristengruppen auch immer erzählt habe. Die vier Damen am Brunnenrand symbolisieren die vier großen Ströme Weichsel, Oder, Elbe und Rhein.

    Nachdem Das Stadtschloss jetzt fast fertig ist und nur noch über Details wie die Gestaltung des Umfeldes gestritten wird, ist es meiner Meinung nach höchste Zeit das nächste Projekt einzuleiten, und das wäre in meinen Augen das Schloss Monbijou.

    Dessen Rekonstruktion würde nicht nur die unbefriedigende Situation des Monbijouparks in seiner jetzigen Form beseitigen sondern auch sein Umfeld stark aufwerten und das Ensemle aus Stadtschloss, Museumsinsel und dem dann wieder errichteten Lustschloss mit Parkanlage vervollständigen.

    Man könnte es aber auch als Hohenzollernmuseum wiedereröffnen, also mit genau der Funktion die es vor dem Krieg schon hatte.

    Desweiteren bin ich mir ziemlich sicher das es in Berlin noch genug Ausstellungsmaterial und Sammlungen gibt die sich in den neu enstehenden Räumen hervorragen präsentieren ließen.

    Ach, komm! Da gehören Hochhäuser hin, so viele wie möglich. Nur Hochhäuser sind die richtige Antwort zur Erschaffung urbanen Lebens. Einfach reinknallen in die Altbebauung. Gerade als Kontrapunkt zum Alexanderplatz und Fernsehturm. Schließlich wollen wir Weltstadt sein. Da müssen Hochhäuser hin. :P (ironie off*)

    @ Erbse
    Zum Schluss zitierst Du schon ganz richtig, wenn auch frei. Auch anderen Punkten kann ich Dir grundsätzlich meine Zustimmung nicht vollends verweigern.
    Aber Mut ist nicht gleichbedeutend mit Hochhaus an jedem Ort ohne Rücksicht auf Verluste. Hochhaus ist auch nicht gleichbedeutend mit Fortschritt, auch wenn es gewisse Kreise suggerieren.
    Hochhaus ist eigentlich nichts anderes als die kapitalistische Notwendigkeit aus einer kleinen Grundfläche möglichst viel Nutzfläche herauszuholen. Das war auf der Insel Manhattan im Lande des ungezügelten Geldverdienenwollens geradezu erstes Gebot.
    Daraus ziehen seit 100 Jahren immer wieder Architekten ihre Befugnis Häuser zu bauen, die in ihren Dimensionen über das hinausgehen, was man als verhältnismäßig ansehen kann. Klar, New York City, Chicago oder andere Metropolen sind so gewachsen.
    Nichtsdestotrotz sehe ich nicht die geringste Notwendigkeit, die Metropolenwürdigkeit Berlins an der Anzahl der Hochhäuser festzumachen.
    Aber letztendlich ist alles wie meist eine Geschmackssache. Ich als Berliner seit Geburt an vor 57 Jahren denke, dass es vielleicht auch mal an der Zeit wäre, dass Berlin sich als Metropole beweist, in dem es mal versucht, eine Ruhepause im ewigen Werden einzulegen und einfach mal zu sein. Dazu braucht man keine Hochhäuser, die schon zu zig-Millionen in so vielen Städten der Welt (vor allem in Nordamerika und Ostasien) gebaut wurden.
    Die Welt wird von Jahr zu Jahr immer hektischer, immer unruhiger, auch gefährlicher. Am Ende bleiben ohnehin jetzt schon so viele Menschen auf der Strecke, weil sie bei der ewigen Jagd nach dem ständig Neuen nicht mehr Schritt halten können.

    Ich schaue mir aber das Ensemble nicht ständig aus dem Flugzeug an. Ich bin unten auf der Erde, messe 1,76m, stehe vor der Gedächtniskirche und die beiden Hochhaustürme erschlagen den ganzen Platz.
    Die Behauptung, dass das was an Stelle der Hochäuser dort vorher stand, minderwertig gewesen sei, ist ebenso falsch wie die immer wieder vorgetragene Behauptung, nur mit Hochhäusern kann man Metropole sein.
    Das Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre geschaffene Ensemble aus Schimmelpfenghaus, Bikinihaus, Zoo-Palast, dem (ehemaligen) DOB-Haus am Hardenbergplatz, der Gedächtniskirche und dem Europa-Center (ohne Wasserklops) war eine gute Komposition. Natürlich war vieles in die Jahre gekommen. Aber das Bikinihaus hat man restauriert, ebenso Zoo-Palast und DOB-Haus, Das hätte man mit dem Schimmelpfenghaus auch tun können.
    Aber nein, was hat man getan? Man hat den ganzen Komplex Kant-, Joachimsthaler-, Hardenbergstraße abegrissen und diese alle bisherigen und dort verträglichen Dimensionen sprengenden Türme hingeklotzt. Damit hat man auch gleichzeitig das bisher dominierende Europa-Center abgewertet.
    Angefangen hat das ja schon, als man hinter dem Kranzlereck diesen monströsen Glasriegel gesetzt hat.
    Vom Wittenbergplatz aus gesehen bzw. aus der Tauentzienstraße (vorzugsweise KaDeWe-Seite oder Mittelstreifen) verschluckt das Waldorf Astoria die Gedächtniskirche nahezu. Sie wird vor der massiven Wand beinahe unsichtbar.

    Mit den Hochhäusern am Potsdamer Platz kann ich leben. Der musste sich ohnehin neu erfinden, da dort wirklich grüne Wiese war.

    Und an den Neu-Kollege Rene mal ein ganz persönliches Wort.
    Ich wüsste nicht, wo es noch nennenswerte Gebiete mit den berüchtigten Berliner Hinterhöfen gibt. Die sind längst entkernt und modernisiert und Fachwerkhäuser in Berlin musst Du mir erst einmal zeigen, in denen sich Wohnungen befinden. Und ansonsten riskierst Du hier ne ganz schön dicke Lippe, in dem Du jemanden, der nicht jedes neue Hochhaus mit Hurra bejubelt und gerne möglichst viel von dem wenigen, was noch vom alten Berlin erhalten ist, als Reko-Extremisten und Reko-Faschis betitelst. Das verbitte ich mir!


    Das ist jetzt nicht urban genug?
    Ich habe auf die Schnelle in meinem Archiv kein jüngeres Foto gefunden, aber bis auf die Straßenbahn sah es doch bis ins letzte Jahrzehnt noch so aus.
    Es scheint vielleicht auch ein Generationsproblem zu sein, dass Urbanität wohl an dem Vorhandensein von sehr viel höheren Hochhäusern als bisher existierend festgemacht wird.
    Die Hochhäuser Europa-Center und Schimmelpfenghaus haben trotz allem den Breitscheidplatz nicht erschlagen, sondern ihn und die Gedächtniskirche in ihrer Ruine-Neubau-Kombination gut umrahmt.

    Und ich zitiere hier noch einmal das Bild von Snork aus dem Beitrag 282, das sehr deutlich macht, wie erschlagend die Hochhäuser auf die Bebauung Joachimsthaler Straße /Kurfürstendamm wirken. Das hat schon andeutungsweise frankfurterische Optik, wo alte Bürgerhäuser zu Zwergen degradiert werden.

    Das ist aber auch ein ziemlich lahmer Vergleich. Das historische Zentrum Berlins besteht fast nur noch aus der Straße Unter den Linden. Ein recht überschaubarer Bereich, verglichen mit Paris. Außerdem ist es ein Gerücht, daß es im zentralen Paris kein Hochhaus gibt. Siehe HIER. - DA - und DORT.

    Dir ist schon klar, dass die von Dir ins Feld geführten Hochhäuser in Paris trotzdem nicht so dominant im Verhältnis stehen bzw. wirken zu ihrer Umgebung wie die Neubauten an der Gedächtniskirche.
    Und wenn Berlin schon so wenig von seiner Historie übrig behalten hat (ein bißchen mehr ist es schon, als Du jetzt annimmst), was spricht denn eigentlich dagegen, lieber davon etwas wieder aufzubauen als mit diesen Klötzen das letzte bisschen Tradition zu zerstören? Dresden mit dem Neumarkt und dem Schloss hat es vorgemacht, [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] schon vor Jahrzehnten mit dem Römer, Nürnberg, Danzig, Warschau.......

    Wo soll der Unterschied sein, ob ich in Berlin wohne, oder nicht? Ist meine Meinung deswegen weniger wert? Das ändert doch nichts an meinem Geschmack. Das Humboldt-Forum werde ich sicher auch schön finden, wenn es fertig ist. Obwohl ich nicht in Berlin wohne.


    Königsbau schrieb:

    Der Wert Deiner Meinung ist nicht von Deinem Wohnort abhängig, das habe ich nie behauptet. Aber es ist nun mal ein Unterschied, ob ich gezwungen bin, täglich oder zumindest regelmäßig einen Ort zu passieren, dessen Gestaltung ich persönlich als total misslungen ansehe oder ob ich in einer anderen Stadt lebe und sagen kann: Nur gut, dass ich da nicht lebe.
    Den Alexanderplatz und seine unmittelbare Umgebung kann ich leider auch nicht immer meiden und eben auch nicht das "neue" Zooviertel.
    Du tust ja gerade so, als ob es am Ku'damm vorher überhaupt keine Bebauung gegeben hätte. Natürlich war sie nicht mehr so harmonisch wie vor dem Krieg. Aber man hatte (mit Einschränkungen) schon etwas geschaffen, was einigermaßen Hand und Fuß und vor allem Verhältnismäßigkeit hatte. Jetzt werden aber Neubauten hineingeklotzt, die jeden bisherigen Rahmen sprengen. Bild 2, 4 und 5 von Snork dokumentieren das eindrucksvoll. Nur weil die Häuser auf Bild 7 und 8 ohne ihre Umgebung abgebildet sind und als Duett ein halbwegs akzeptables Ensemble bilden, bedeutet das noch lange nicht, dass sie geeignet sind, ausgerechnet an dieser Stelle Berlin ein Weltstadtemblem aufdrücken zu wollen.
    Meine Meinung ist ebenso nicht weniger wert, weil ich als älterer Berliner diese Häuser nicht mag und sie eher als bedrohlich empfinde als dass sie eine Urbanität schaffen, die gerade erst zerstört wurde.
    Manchmal habe ich auch das Empfinden, man will das, was man schon vor 90 Jahren geplant hatte und was damals als "Die Moderne" galt und durch Nazi-Diktatur, Krieg und Teilung verhindert wurde, jetzt mit aller Gewalt nachholen will. Dabei ist es längst vielen klar geworden, dass die Abwendung von der traditionellen europäischen Stadt ohne Hochhäuser ein Fehler war.
    Kein Mensch findet [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] wirklich attraktiv und auch London mit seiner immer noch wachsenden Hochhausskyline ist nicht unbedingt auf dem Weg, den Preis für die schönste Metropole zu gewinnen.
    Man stelle sich ein Hochhaus wie jetzt am Zoo neben dem Stachus in München vor oder in Rom neben dem Colosseum. Das würde niemand auch nur wagen zu planen. Warum aber in Berlin? Ist diese Stadt architektonisch nicht schon geschlagen genug?
    Aber gut, das ist ohnehin eine Diskussion ohne Einigungshoffnung, weil die Betrachtung auf Geschmack beruht und über den kann man bekanntlich nicht streiten.

    Wie schön, dass es den Leuten gefällt, die nicht in Berlin wohnen und diesen Anblick nicht häufig bis täglich in natura entragen müssen. Ist alles Geschmackssache, sicher. Aber die Gedächtniskirche, in ihrer eigenen Unvollkommenheit mit mißglückter Kombination aus Ruine und 60er-Jahre-Neubau und trotzdem ein Wahrzeichen Berlins wird in der Nachbarschaft dieser Hochhausneubauten erdrückt. Aus Blickrichtung vom Wittenbergplatz wird sie vor deren Hintergrund optisch beinahe neutralisiert, da sie sich nicht mehr vor dem Himmel abheben kann.
    Rein äußerlich kann ich dem Upper West sogar noch Attraktivät bescheinigen kann, während das Waldorf Astoria mehr als zuvor als profaner Baukastenklotz nun absolut keinen Gewinn darstellt. Zusammen mit dem am Kranzler-Eck schon länger existierenden bombastischen, alles erschlagenden Glasriegel jedenfalls ein Anblick, der mir beim Anschauen persönlich zumindest Schmerzen bereitet.

    Das Problem des Umfeldes der Marienkirche liegt doch darin, dass diese alleine ohne Bezug zu ihrer Umgebung steht.

    Da sind doch die installierten Lampen nicht das schlimmste.

    Ich finde auch, dass geradlinige Formen zu mittelalterlichen Bauten sehr gut passen. Aus meiner Sicht - aber dies ist sicher Geschmackssache- jedenfalls besser als Neobarock. Eine mittelalterlichen Straßenbeleuchtungen entsprechende Lampengestaltung dürft auch kaum in Betracht kommen.

    Genau das ist das Problem heutzutage, dass es in den Fragen, wie mit dem architetonischem Erbe und seinem Umfeld umzugehen ist, immer wieder eine nicht angebrachte Toleranz gibt.
    Natürlich wird niemand mittelalterliche Ölfunzeln aufstellen wollen, auch ich nicht. Aber trotzdem ist es doch wohl nicht zuviel verlangt, wenigstens im unmittelbarer Umgebung Laternen mit historischem Design zu platzieren.
    Aussagen wie Deine sind jedoch Wasser auf die Mühlen derjenigen, die jedwede Restaurierung ablehnen bzw. aktiv mit allen Mitteln verhindern.