Posts by HelgeK

    Ähnlich wie bei der Ostfassade des Schlosses, dürfte hier unfreiwillig ein Momentum entstehen, das unserer Sache nützt: Die Moderne verliert den direkten Vergleich mit der Vormoderne.

    Das Problem ist bereits seit etwa 15 Jahren ein Thema: Die Lebensdauer von Reetdächern hat sich vielerorts von früher 40-60 Jahren auf unter 10 Jahre verringert. Reetdächer sind dadurch finanziell oft nicht mehr tragbar.


    Der Ablauf ist immer der gleiche: Bereits innerhalb der ersten 2 Jahre nach der Eindeckung wird das Reet von einem schwarzen Schimmelpilz befallen. Der Pilzbefall rauht die Oberfläche auf - diese ist dann nicht mehr hydrophob, sondern wird hydrophil, bindet Feuchtigkeit und benötigt nach Regenfällen zunehmend längere Zeit zum Trocknen. Die Feuchtigkeit in der oberen Schicht des Daches ermöglich Moosen, Fuß zu fassen. Durch den Moosbewuchs trocknet das Reet nochmals schlechter ab. Die Pilze siedeln nicht mehr nur oberflächlich auf den Halmen, sondern können in diese eindringen und die Zellulose zerstören. Das Dach kompostiert förmlich und verliert sämtliche Eigenschaften, die für eine Dacheindeckung erforderlich sind: Festigkeit, Nässeschutz, Wärmedämmung.


    Befallenes Dach - nur wenige Jahre alt:


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    Das Anfangsstadium - Schimmelbefall auf einem frisch eingedecktem Dach:


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    Eine wirkliche Lösung gibt es leider nicht, und auch die Ursache ist nicht 100%ig verstanden (- warum gerade jetzt - was hat sich verändert?). Der Prozess lässt sich mit Fungiziden und steten Eingriffen wie Ersatz von besonders befallenen Bündeln und Enntfernen von Moos verzögern. Aber wer will schon regelmäßig mit Fungiziden hantieren, und wer möchte ein Dach, dass eine Dauerbaustelle ist?


    Mittlerweile wird Reet aus Kunststoff als Alternative angeboten. Das Kunstreet hat nebenbei auch noch den Vorteil, dass es als feste Dacheindeckung gilt und die Versicherungspremien nicht höher sind als bei einem Pfannendach. Die Optik ist allerdings "überperfekt" und irgendwie unnatürlich (Bilder sind leicht googelbar).


    Mehr Informationen zum Thema: Reetdachsterben.de

    Ein Update aus der Klopstockstraße (am Übergangspunkt zur Elbchaussee):


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    Ich hoffe/vermute, dass sich der Maler hier noch blicken lassen wird!


    Speziell der "Stuck" im Giebel besteht ja interessanterweise aus Holz, und sollte nicht ungeschützt bleiben. Verlinkung zum Vorzustand (Google Maps), damit niemand lange blättern muss.

    Was China so bemerkenswert macht, ist die Radikalität des Umbruchs. Sämtliche größeren Städte haben ihr Gesicht seit dem 2. Weltkrieg, besonders aber in den letzten 20 Jahren, radikal verändert. Altbauten werden zwar punktuell bewahrt, aber in Summe spielen sie im Straßenbild nur eine Nebenrolle bzw. sind vielerorts nicht vorhanden.


    Alltagsbild aus Macao.


    Macao ist politisch natürlich ein Sonderfall, und es gibt immerhin eine geschützte Altstadt, was in den meisten rein chinesischen Städten nicht der Fall ist. Das überwiegende Stadtbild ist modern und durchaus China-typisch.

    Wie kann es sein, dass, egal wo man auf der Welt hingeht, Altbauten immer stimmig und schön wirken - von der einfachen Hütte bis zum Palast - während Gegenwartsarchitektur mehrheitlich unharmonisch bis absurd hässlich rüberkommt?


    Warum hat die Menschheit den ästhetischen Kompass verloren, und warum stört es ausgerechnet die Entscheidungsträger anscheinend nicht?

    erbse - Ich habe nicht behauptet, dass ich die Architektur der Hafencity für besser als neoklassische Neuschöpfungen oder gar Rekos halte. Sondern lediglich ausgesagt, dass sie ein wesentliches negatives Merkmal vieler moderner Quartiere - die ausgeprägte Ödnis und Leblosigkeit - nicht aufweist. Und daran habe ich keine Abstriche zu machen.


    Was den gemutmaßten nachteiligen Alterungsprozess angeht, bin ich recht entspannt. Besonders anfällig für unschönes Altern sind Putzfassaden mit Außendämmung - etwas, was es in der Hafencity kaum gibt.

    Die Hafencity (- ich hasse diesen Namen!) ist ein durch und durch modern geprägter Stadtteil, ja, und hat es deshalb in diesem Forum naturgemäß nicht einfach.


    Trotzdem sollte man so fair sein, anzuerkennen, dass sie einen wesentlichen Mangel zeitgenössischen Städtebaus - die sich in modernen Quartieren oft ergebende unwirtliche Ödnis und Leere - eben nicht aufweist. Sie ist ein lebendiger Stadtteil und in der Hamburger Bevölkerung wirklich beliebt.


    Ich könnte mir vorstellen, dass ähnliches künftig auch für das Überseequartier ergeben wird. Aber das ist Spekulation. Warten wir doch einfach mal ab, bis es fertig ist.


    Was sich jetzt schon sagen läßt ist, dass das südliche Überseequartier eine für moderne Stadtplanungen atypische Dichte aufweisen wird - die Straßen werden im Verhältnis zur Gebäudehöhe zum Teil erstaunlich schmal ausfallen. Die optische Wirkung wird schon aus diesem Grund anders sein, als wir es sonst aus Neubauquartieren in Deutschland gewohnt sind.


    Last but not least: Die Architektur wird modern sein, aber deshalb nicht unbedingt banal im üblichen Sinne (s. z.B. die auf den Foto oben bereits erkennbaren Rundbögen).

    Ich habe die Sinnhaftigkeit solcher Maßnahmen ja gar nicht bewertet. Es ist ein Fakt, dass Konstruktionen mit Magerrasen auf Dächern langfristig (- mindestens einige Jahrzehnte) ohne Eingriffe "funktionieren" können, sofern sie technisch mangelfrei ausgeführt wurden.

    Dass sich dort nur sehr, sehr langsam zusätzliche Biomasse aufbaut, ist klar. Die primäre Idee dabei ist ja wohl auch nicht die Bindung von Kohlenstoff, sondern die Reduktion von sommerlicher Erhitzung in den Städten.

    Vertiefende Studien zu dem Thema habe ich jetzt nicht gegoogelt. Ich könnte mir vorstellen, dass ein in weißer Farbe ausgeführtes Dach ein ausgeprägteren Effekt hätte als ein Magerrasen.

    Es kommt darauf an ...


    Ein Bewuchs mit Magerrasen auf einer dünnen Erdschicht auf einem Flachdach kann auch in unseren Breiten langfristig stabil sein - ohne jeden pflegerischen Eingriff! Entscheidend ist, dass die Erdschicht nicht so dick ist, dass sich Büsche oder Bäume ansiedeln können. Die sommerliche Hitze ist dabei erstaunlicherweise kein Problem. Das Gras wird gelb, erwacht aber wieder zum Leben, sobald die Witterung wieder feuchter wird.


    Das andere Extrem bilden Projekte wie die Begrünung des Feldstraßenbunkers in Hamburg, auf dem zum Teil sogar 20 jahre alte Bäume gepflanzt wurden bzw. werden.


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    So in etwa soll das Ganze später mal wirken - ich bin gespannt. Die Bepflanzung scheint mittlerweile weitgehend vollendet zu sein, aber die für den späteren Gesamteindruck wesentlichen Begrünungen der vertikalen Flächen mit Rankpflanzen werden einige Jahre brauchen, um sich voll zu entwickeln:


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    Generell ist mein Eindruck, dass die Tendenz, Dächer zu begrünen, in den letzten 10, 15 Jahren eher ab- als zugenommen hat. Heute dominieren auf Flachdächern neben schmalen Grünstreifen oft massive Anordnungen von Klimatechnik.

    Ich könnte mir vorstellen, dass es zwischen den beiden Gebäuden insofern einen Bezug gibt, als dass sich der Bauherr von Haus 2 möglicherweise von der Existenz von Haus 1 hat ermutigen lassen, diesen ungewöhnlichen Weg zu gehen. Dass die beiden besten Neuschaffungen Hamburgs nur 200m voneinander entfernt in der selben Straße liegen, erscheint mir für einen Zufall unwahrscheinlich.


    Aber das ist natürlich reine Speklation.

    thommystyle™ : Danke!


    Ich hatte mir eigentlich für heute morgen vorgenommen, mich ans Googeln zu machen, nachdem mir gestern erst nachträglich anhand dieser Aufnahme auf der Homepage der Architekten voll bewusst geworden ist, wie groß das Areal eigentlich ist - Dank Deiner Recherche nicht mehr nötig.


    Offenbar handelt es sich bei der Ciudad Cayalá um eines der größten Neubauvorhaben in traditionellem Baustil weltweit!


    An dem Projekt gibt es naturgemäß auch Kritik. Ein wesentlicher Punkt der Kritiker ist, dass sich nur Gutverdiener die Wohnungen leisten können. Auch das Preisniveau der Geschäfte und Restaurants ist gehoben. Reiche würden sich hier Lebensqualität und Sicherheit kaufen.

    Es handelt sich dabei aber um keine "gated Community". Das Areal ist nicht nur frei zugänglich, sondern sogar darauf ausgelegt, Einkaufs- und Gastronomie-Kundschaft aus anderen Stadtteilen anzuziehen. Die erhöhte Sicherheit wird mit Hilfe eines priavten Wachdienstes erreicht.


    P.S. Sehr interessant, zu wissen, dass mit Leon Krier hier jemand mitgewirkt hat, der in Stuttgart Architektur studiert hat!


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