Recht lange gab es hier keine neuen Informationen über Sanierungen in Travemünde, was ich nun einmal ändern möchte:
So präsentierte sich das Gebäude im Mai 2022

Im September 2022 ließ sich dann bereits Erahnen, welche "Art von Sanierung" hier vollzogen wird.

Display More
Alsooo ..
Ehrlich gesagt finde ich, dass die Dämmung hier gar nicht das große Problem ist. Die weiße Putzfassade ist, bezogen auf dieses spezielle 20er Jahre-Haus zwar ahistorisch, für Travemünde IMHO aber nicht unpassend. Bis zum ersten Weltkrieg überwogen dort, soweit ich weiß, helle Putzfassaden.
Der unbefriedigende Gesamteindruck entsteht meinem Empfinden nach vor allem durch die ortsuntypischen schwarzen Dachpfannen, hier auch noch in der besonders auffälligen stark profilierten Hochglanzvariante. Mit roten Dachpfannen analog zum Zustand vor der "Sanierung" wäre ein zwar einfaches, aber ansehnliches Häuschen dabei herausgekommen. Die neuen Fenster scheinen immerhin zweigeteilt zu sein - eine Verbesserung gegenüber dem Vorzustand. Das halbrunde, geteilte Fenster im Giebel ist offenbar sogar eine Sonderanfertigung. Positiv anzumerken wäre auch, dass der unpassende Vorbau vorm Eingang ersatzlos entfernt wurde.
Wenn der Bauherr sich noch zu echten Sprossenfenstern, evtl. farblich abgesetzt und einer passenden Haustür durchgerungen hätte, wäre hier trotz der Fassendendämmung ein kleines Schmuckstück entstanden.
Leider ist sieht man oft, dass Altbauten sozugen in die - das meine ich jetzt nicht böse - "falschen Hände" geraten. Das sind Leute, die eigentlich von einem "traditionellen" Haus von der Stange im Neubaugebiet träumen. Häufig dürften diese Menschen unserem Anliegen hier nahestehen, aber eben selber kein wirkliches Gespür für historisch passende Gestaltung haben. Wie auch in einer Zeit, in der dies selbst den meisten Architekten abhanden gekommen ist.
Last but not least: Die Lösung, die hier mit großem Aufwand entstanden ist, ist dabei wohl noch nicht einmal zukunfsträchtig. Geheizt wird offenbar auch im renovierten Zustand nach wie vor mit Gas (s. das Abgasrohr im Schornstein auf beiden Bildern), Solarmodule gibt es keine. Sprich, das Ergebnis ist nicht nur gestalterisch, sondern auch energetisch ein unbefriedigender Kompromiss.