Posts by Barmbeker

    Lückenfüller in Barmbek

    Nach Abriss der vorherigen Bebauung vor einiger Zeit (zwei heruntergekommene Gründerzeit-Reihenhausvillen sowie die langgezogene 2-geschossige, häßlich verkleidete Flachdach-Eckbebauung aus den 1920er bis 1930er Jahren) wurde an dieser Stelle vor kurzem ein unerwartet Stadtbild-verträglicher Klinker-Neubau errichtet. Ich hatte mit Schlimmerem gerechnet (siehe den Rotklinkerbau aus den 2000er Jahren ganz links auf dem ersten Foto).

    Foto 1: Die Situation 2022: Quelle Google-Maps

    Fotos 2: Der Neubau Oktober 2024 (Fotos von mir)

    Die Mischung aus altem Köln und Gründerzeit von vor dem Krieg zu rekonstruieren, die sicherlich auch reizvoll und tausendmal schöner war als das heutige Köln, würde man aber auch kaum jemanden verkaufen können.
    Ich stelle mir immer wieder die Frage, ob es möglich wäre, einen ortstypischen Baustil zu erfinden, der zwar die Merkmale der historischen Stadt aufgreift, aber eben zum Beispiel in der Größe skaliert und nicht auf exakte Rekonstruktionen setzt.

    Köln bleibt meiner Ansicht nach gegenwärtig eindeutig städtebaulich unter seinen Möglichkeiten und ich denke, mit der Meinung stehe ich hier keineswegs alleine.

    Ich sehe allerdings ein, dass die Verhältnisse hier aus vielerlei Gründen schwierig sind, aber vielleicht könnten entweder kleine historische Inseln um die rekonstruierten Kirchen und Profanbauten eine Verbesserung bringen und eine Ahnung von ortstypischem Altstadtflair hinkriegen. Ich denke da in erster Linie an den Rathausplatz mit der Rathausvorhalle im Renaissance-Stil. Sprossenfenster am "Spanischen Bau" im Stil des Renaissance-Vorgängerbaus würden beispielsweise meiner Meinung nach vor Ort einen positiven Effekt haben. Ich muss allerdings zur Kenntnis nehmen, dass der nicht ganz schlechte Nachfolger aus den 1950er Jahren bereits ein Baudenkmal ist.

    Vielleicht könnte alternativ bei Abriss eines hässlichen, Asbest-belasteten, überdimensionierten Nachkriegskomplexes (davon gibt es sicherlich genug) ähnlich wie beim Technischen Rathaus in Frankfurt/Main etwas altstadtgerechtes Neues in ortstypischem Baustil - siehe Münster, Prinzipalmarkt - entstehen!

    Ich gebe die Hoffnung jedenfalls nicht auf, dass da noch was geht!

    Beim Lesen dieses doch sehr umfangreichen Strangs und insbesondere beim Betrachten der historischen Fotos hat mich wieder und wieder eine Frage beschäftigt, auf die ich nach wie vor keine befriedigende Antwort habe: Warum wurde Köln im 19. Jahrhundert - meinem Eindruck nach weitaus mehr als z. B. Frankfurt/Main oder Nürnberg - dermaßen historistisch überformt? Ein solches Ausmaß an Altstadt-Überformung bzw. Abriß kannte ich bisher nur aus Städten wie Hamburg oder Kiel.

    Das einzig attraktive an der Siedlung scheinen mir die guten Parkmöglichkeiten und die vielen Grünflächen bei geringer Dichte der Bebauung zu sein. Ansonsten: ähnliche Vorstadt-Siedlungen mit Plattenbau-Flair hat man leider allzu oft schon gesehen. Einzig die Kombination aus Hochhaus und Waschhaus erinnert mich ein wenig an Philosophenturm und Audimax der Uni Hamburg, wobei bei letzteren meiner Auffassung nach deutlich mehr Stilwille erkennbar ist.

    Also, ich mag Hannover, auch wenn meine ersten Eindrücke (das waren die späten 80er, noch mit dem alten Kröpcke-Center) tatsächlich eher negativ waren.

    es gibt schon recht gelungene Nachkriegsarchitektur und sogar Bauten der Gegenwart, die auch noch gezeigt werden sollen.

    Das sehe ich genauso!

    Also, Hannover ist für mich irgendwie schon seit langer Zeit ein Sehnsuchtsort mit viel Potential, nämlich seit ich 1975 als Jugendlicher im Historischen Museum am Hohen Ufer die faszinierende Ausstellung "Hannover: Vom Alten Bahnhof zum Neuen Rathaus ; Bilddokumente zur Stadtentwicklung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts" besucht habe. Den Ausstellungsführer besitze ich übrigens immer noch. Gab es zu der Ausstellung damals übrigens auch einen Katalog in Buchform? Diese Ausstellung hat meine Begeisterung allgemein für den Historismus und insbesondere in seiner hannoverschen Ausprägung, der "Hannoverschen Schule", geweckt und den Blick dafür, wie bedeutend Hannover für die Architektur war - und mit Abstrichen auch jetzt noch ist.

    Deine Galerie, buarque, macht für mich deutlich, dass Hannover auch heute noch Metropolen-Charme hat (der großartige Bahnhof, das Opernhaus, der Kreuzrippen-Keller unter dem Europahaus - was für eine Location -, das Gebäude der Hannoverschen Bank (heute Deutsche Bank), und natürlich Altes Rathaus und Anzeiger-Hochhaus sind ja trotz der umfangreichen Zerstörungen, auch gerade während der "autogerechten" Nachkriegszeit, immer noch da.

    Von den modernen Bauten gefällt mir das Neue Kröpcke-Center, die DB-Zentrale, der Gehry-Tower ganz gut. Wenn schon Moderne, dann so!

    Sehr inspirierende Galerie!

    Auch wenn es auf den 98 Seiten dieses Strangs wahrscheinlich bereits irgendwo thematisiert wurde, würde ich doch mal gerne erklärt bekommen, warum auf der Terrasse des sehr aufwändig reonstruierten Hofgebäudes diese "Duschkacheln" verlegt worden sind. Dieser Bodenbelag wirkt auf mich nicht gerade authentisch.

    Ja. Ich finde diese Häuserzeile auch sehr schön (das Erste von zwei Prozent). Dem Baum sei Dank.

    Ich finde Deine Nürnberg-Fotos sehr schön, Franka! Sie zeigen einen teilweise malerischen, traditionsgeprägten Städtebau, wie auf obigem Foto oder auch besonders auf dem Foto von der Sebalduskirche, wo die Farbstimmung sehr reizvoll ist. Deine Fotos haben mein Nürnberg-Bild bereits sehr positiv beeinflusst, wobei auch die Dachlandschaft (kaum Flachdach-Bauten zu sehen) und die Materialität zu dem harmonischen Eindruck beitragen.

    Sind das nur kleinere Traditionsinseln oder größere Bereiche?

    Ich war ja ein Kritiker der ersten Stunde dieses Baues in der Planungsphase. Nach Fertigstellung muss ich jedoch sagen, dass er doch als Solitär ganz gut ist. Zurückzuführen ist das m.E.n. auf die Materialität. Der sandfarbene Klinker gibt dem Bau eine Anmutung eines nahöstlichen Tempels, was im Kontext als Synagoge eine schöne Reminiszenz an den salomonischen Tempel ist.😊

    Die vertikalen, sich nach oben verjüngenden Fenster samt den darüber liegenden Parabel-Bögen, die von ornamentalen Klinker-Texturen betont werden, greifen zudem Formen des Backstein-Expressionismus der1920er auf und interpretieren sie neu.

    Kitschig geht anders. Gefällt mir gut!

    Zitat von ursus carpaticus:

    Immerhin: es ist so etwas wie eine Straße wieder da, und der Alte Markt ist wieder eingebunden


    Genau das meinte ich: ich freue mich einfach darüber, dass im Zentrum von Potsdam allmählich wieder einigermaßen geschlossene urbane Strukturen mit einem point de vue am Ende der Sichtachse zu entstehen scheinen und die banalen Füllbauten aus dieser Perspektive nun mal nicht so dominant wirken. Ich versuche in allem eben auch das Positive zu sehen.

    Ich mache hier mal keinen Galeriestrang für das kleine Grimmen auf:

    Es ist eine der vielen Kleinstädte in Vorpommern, an denen man achtlos vorbeifahren würde. Zugegeben, Grimmen ist kein Ort, der mit seiner altstädtischen Bebauung aus meist einfachen Traufenhäusern ins Entzücken versetzt. Ein Tourist verirrt sich hierher schon gar nicht. Und doch sticht die Stadt an der Trebel mit ihrer vom Krieg verschonten Altstadt gegenüber anderen Kleinstädten im pommerschen Binnenland positiv heraus.

    Erinnert mich irgendwie an Tangermünde, insbesondere das Rathaus. Nur wirkt in Grimmen alles etwas einfacher gestaltet. Gefällt mir aber dennoch gut

    Das einzig Positive, was man dazu sagen kann, ist, dass das Gebäude an einer Ecke am Anfang der Fußgängerzone errichtet wurde, wo es keine historische Architektur beeinträchtigen kann. Die negative Wirkung ist dabei dann doch milder als an dem von dir erwähnten Bau von P&C am Markplatz. Dass man so etwas in einem Weltkulturerbe duldet...

    Als ein weiterer positiver Aspekt könnte in meinen Augen gelten, dass das Gebäude zwar monströs ist, aber immerhin kein einfallsloser rechteckiger Kasten, womöglich hat hier der Dekonstruktivismus seine Spuren hinterlassen.

    (4) Johanniswall Höhe Burchardstraße:

    Hier würden Sprossenfenster wie bei dem gegenüberliegenden Kontorhaus imeiner Ansicht nach eine weitere Verbesserung bedeuten und zudem den Zusammenhang mit dem benachbarten Kontorhausviertel weiter betonen - zumndest bei diesem Gebäudetrakt -.

    Anbei das entsprechende Foto von Sonicted aus #720 in diesem Strang:73171-img-0332-jpg