Der Checkpoint Charlie ist m. E. das Musterbeispiel eines rein oberflächlichen und verkonsumierten Umgangs mit der Bauer - vom plakativ aufgehängten russischen Soldaten bis hin zu den verkauften Fellmützen und dem sonstigen Rummel dort. (Wer von den Touristen wüsste um den Hintergrund der Grenz-Logistik Alpha, Bravo und Charlie?) Die Bernauer Straße gibt Einsicht in die "Gesamtlogistik" der Berliner Mauer, sodass einem der kalte Schauer über den Rücken laufen KÖNNTE, doch angesichts des städtischen Umfelds wirkt das alles ziemilch präpariert, sodass - so glaube ich - derartige Gefühle gar nicht aufkommen. Es ist wie eine Ausstellung, die gezielt aufgesucht wird, in die man hinein- und auch wieder hinausgeht.
Der Wahnsinn, eine gewachsene und vielfältig verwobene Stadt nahezu hermetisch zu teilen, ist in Berlin an keiner Stelle überraschend sichtbar und die Freude der Überwindung dieses Wahnsinns gleichfalls nicht. Ein Meter Beton schied an der U-Bahn-Strecke von Gesundbrunnen nach Neukölln - der jetzigen U 8 - am Alexanderplatz Ost und West. Zwischen der Wagendecke der durchfahrenden BVG-Züge und der Verteilerebene darüber zwischen der Pankower, der Friedrichsfelder U-Bahn und der S-Bahn. Durch die Spalten der Verblendung hindurch fahrendes Licht in einem Geistertunnel und das leichte, merkliche Rumpeln der Züge.
Wo findet sich im Mausetunnel zwischen der U 6 und der U 2 am Bhf. Stadtmitte ein Hinweis darauf, dass hier der Welten Ende war? Dass der Westen zwangsweise durchrauschte durch den halb abgedunkelten Bahnhof, der Osten hielt und verbarrikadierte? Wo finden sich an den Bahnhöfen Naturkundemuseum, Oranienburger Tor, Französische Straße, Hinweise, dass die U-Bahn zwar da war, die Ausgänge aber nicht, am Bhf. Jannowitzbrücke, an den Bahnhöfen Heinrich-Heine-Straße, Weinmeisterstraße, Rosenthaler Platz und Bernauer Straße ebenso?
Die Mauer gegen wen?
Zweimal habe ich in den letzten Jahren den Wiederaufbau der Mauer erlebt, in Pappmaché und für Filmaufnahmen. Gezeigt gegenüber dem Westen, während dem Osten das Stützgerüst blieb ...
... - wider Willen eine spätere Genugtuung der SED, sie, die Mauer, sei doch gegen den Westen gerichtet gewesen und nicht gegen die eigene Bevölkerung?
Ich wünschte mir sehnlichst einen authentischen Ort der Erinnerung fern touristischen Budenzaubers, der alles verflacht und fern davon, die Dinge im Amtsdeutsch gemäß Aktenlage abzuarbeiten. Zwei Reihen Pflastersteine markieren den Verlauf der Mauer. Wo aber wären imitierte, vielleicht auch goldene Fußspuren quer dazu?