Beiträge von jörg

    Bei dem zweiten Beitrag, den ich hier einstellen möchte, wird versucht über die Agenda 21 den Erhalt des Technischen Rathauses zu rechtfertigen. Wie das geht lest ihr bitte auszugsweise hier:

    „Wolf Dietrich (Architekt): Die Altstadt und die Zukunft des Technischen Rathauses

    Erhaltenswerte Bausubstanz – mit Blick auf die Frankfurter Agenda 21

    Mit Bezug auf die Rede von Manfred Sack, vormals Redakteur und Architektur-Kritiker der ZEIT, anlässlich einer Tagung des BDA Bremen im Jahr 1993, zu einem noch heute aktuellen Thema: „Von der Utopie, dem guten Geschmack und der Kultur des Bauherren“ – oder „Wie entsteht gute Architektur?“

    Die in den 60er Jahren entworfenen und 1972 fertig gestellten Museums- und Verwaltungs-Gebäude standen im Kontrast zu der rekonstruierten Ostzeile und diese wiederum zur postmodernen Kunsthalle Schirn in den 80er Jahren.
    Die harsche Architekturkritik jener Zeit war wohl auch Anlass, das nicht mehr geliebte Technische Rathaus einer Leasing-Gesellschaft anzutragen. Als es dann nicht mehr der Stadt gehörte, war das zuvor in Fachkreisen hoch gelobte und prämierte Gebäude – wie auch das Museum – nur noch hässlich.
    (... es folgt die weitere Baugeschichte des Technischen Rathauses und die Voraussetzungen, die zum Abbruchbeschluss führten...)
    Mit der Entscheidung für das „Haus am Dom“ und noch vor dem Ablauf des Leasingvertrages beschloss das Parlament, den gesamten Bereich zwischen Dom und Ostzeile neu zu gestalten. Der Abbruch von drei Bürotürmen wurde zur Vorgabe für den Wettbewerb im Jahre 2005 und dessen Ergebnis dann als klein parzellierte „Neue Altstadt“ vorgestellt.

    Vor dieser Jury-Entscheidung gab es vermutlich keine Varianten, z.B. nur den südlichen Teil der Anlage abzutragen. Der neuen Römer-Koalition schien es wichtiger zu sein, Fakten zu schaffen und das gesamte Bauvolumen in Bauschutt und Sondermüll zu verwandeln: 20 Tausend Kubikmeter in etwa acht Monaten für geschätzte 7 Millionen EUR.

    Es wurde wohl auch nicht hinterfragt, ob diese Entscheidung im Einklang mit den Leitlinien der Frankfurter Agenda 21 stünde; implizieren sie doch nicht nur enorm viel Energie für Abbruch und Transport und deren Kosten, sondern auch ständigen Lärm und Staub für alle dort wohnenden und arbeitenden Menschen. Die gleichen Kriterien bezüglich der Kosten und des Lärms gelten auch für spätere Neubauten und deren Logistik.

    (...)

    Wird wohl später nachgefragt – wen auch der Straßenverkehr durch den Abtransport belastet wird – ob Frankfurt versäumte, die Kriterien der ökonomischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Belange für die Nachhaltigkeit zu beachten? Oder ist der Abbruch, wie logistisch am ehemaligen Zürichhaus erprobt, bereits zur Gewohnheit geworden?

    (...)

    Durch Abbruch und Neubau gingen bereits viele Spuren des zweiten Weltkrieges und des engagierten Wiederaufbaus der Nachkriegsjahre verloren. Nun werden auch die „historischen Entscheidungen“ der 60er bis 80er Jahre zur Disposition gestellt.

    Am Ende würde [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] im besten Sinne des Wortes und ihrer zukünftigen Bewohner kaum die Chance gegeben, noch einmal „Alt-Stadt“ werden zu können.

    Viele erhaltenswerte Gebäude gingen schon verloren

    Diese Einschätzung bezieht sich vor allem auf stadteigene Gebäude und andere historische Zeitzeugen. Ebenso wichtig für die zukünftige Stadtentwicklung wird sein, wie viel Einfluss die Kommune auf Projekte der neuen Immobilienwirtschaft nehmen kann.
    Manfred Sack wies auf den sich symptomatisch geänderten Sprachgebrauch hin und zitierte einen ehemaligen Basler Kantonsbaumeister: „Aus Boden wurden Grundstücke, Häuser wurden zu Liegenschaften, Städtebau zu Investitionsquoten“ und so wurden aus vielen Bauherren Immobilien-Manager.

    Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Bewertung nach Denkmälern und Zeitzeugen:

    (Es folgt eine Aufstellung von neun abgerissenen Gebäuden, deren Verlust von niemandem von uns ernsthaft betrauert würde)

    Weitere historische Gebäude werden uns noch verloren gehen!

    Die Gebäude der 70er Jahre – vor der ersten Ölkrise geplant – entsprechen nicht mehr dem verordneten Wärmeschutz. So erhielten viele Hochhäuser bereits neue Fassaden, wobei es möglich war, auch deren Erscheinungsbild dem Zeitgeist anzupassen.

    Jetzt werden Hochhäuser wieder beispielhaft und ökonomisch umgenutzt, indem der Rohbau jeweils erhalten bleibt: (...es folgt eine Auflistung von 4 Objekten...)

    Doch bedroht sind weiterhin:

    (...es folgt nochmals eine Auflistung von 4 weiteren Objekten...)

    Vorschläge zu alternativen Verfahren bezieht sich auch auf den Dom-Römer-Bereich, da bereits mit dem Museum und dem Technischen Rathaus zweimal für Abbruch entschieden wurde. Die Beschlüsse zu beiden Projekten können immer noch überprüft werden.

    Es gehört seit vielen Jahren zur guten Frankfurter Tradition, wichtige Bau-Wettbewerbe international auszuloben, dies mit besten Ergebnissen, besonders für das Museumsufer.
    Anders bei manchem Städtebau-Wettbewerb, wenn eine Jury – dem Wunsch nach internationaler Beteiligung folgend – sich nicht auf einen ersten Preis verständigen konnte. Ursache war meistens, dass auswärtige Planer, mit hiesigen konkurrierend, aus geringer Orts- und Geschichts-Kenntnis über das Ziel hinausplanten (...)

    Das Historische Museum mit einer zukunftsfähigen Konzeption – ohne Abbruch

    Der ganze Betonbau braucht – neben ihrem zeitgemäßen Ausstellungskonzept – eigentlich nur eine zweite Fassade: 1. für die sorgfältige Einbindung in das historische Umfeld, 2. zur Vergrößerung der Ausstellungsflächen und 3. zur intelligenten Verknüpfung mit den angrenzenden historischen Gebäuden des Museums. – Diese Erörterungen sollten aber bei anderen Gelegenheiten weitergeführt werden.

    Das Technische Rathaus – mit nachhaltiger Zukunft des Bestandes

    Im Hinblick auf die noch nicht ermittelten bautechnischen Folgen eines Abbruchs und eines noch fehlenden Gesamtkonzeptes für die zukünftigen Nutzungen im historischen Zentrum der Stadt, der alten Mitte sowie deren Realisierung, sollten bisher vorliegende Teilergebnisse noch einmal zurückgestellt bzw. überarbeitet werden.

    Wenn sich die städtischen Planer beim Abbruch auf die südlichen Teile beschränken würden, so ließe sich auch die KSP-Konzeption in ihren wichtigsten Teilen realisieren.

    Die beiden Türme an der Braubachstraße gehören seit 35 Jahren ebenso zur markanten Stadt-Silhouette, wie die Schirn mit dem Langhaus und ihrer Rotunde seit 21 Jahren. Nicht zuletzt der Blick vom südlichen Mainufer, aber auch die Einblicke in die Braubachstraße und das Umfeld des Domes bilden den Maßstab, den Charakter der „Neuen Altstadt“.

    Eine Umnutzung mit Modernisierung setzt eine „intelligente Fassade“ voraus, in die auch Sockel- und Traufen-Bereiche der Gebäude an der Braubachstraße einbezogen werden könnten. Nach einem Fassadenwettbewerb sollte wieder über Kostenreduzierung und zeitgemäße Nutzungen für das Thürwächter-Bauwerk beraten werden; dies auch unter dem Aspekt, dass weiterhin ein großer Flächenbedarf für kulturelle Projekte besteht, nicht zuletzt mit Standorten für das Museum der Weltkulturen und ein Gästehaus der Stadt.

    Das Ergebnis des BDA-Workshops vom Mai 2006 zur „Rekonstruktion“ von Gründerzeit-Fassaden an der Braubachstraße erscheint nicht ganz überzeugend. Wichtiger erscheint die Maßstäblichkeit großer Nachbargebäude. Schirn, „Haus am Dom“ und Technisches Rathaus wären gemeinsam die Beispiele für „Neue Stadtgeschichte“.

    Abschließendes Statement für eine Planungskultur im Sinne von Manfred Sack

    Bei der Stadtentwicklung dürfte es nicht darum gehen, ob dem einen etwas gefällt, dem anderen nicht, und ob erlernte Vorurteile beibehalten werden. Überzeugend ist nur die Frage, wie wir unsere Stadt den Nachkommenden, der Generation unserer Enkel, übergeben werden. Dazu gehört sehr einfach, dass die Architekturen der Nachkriegszeit als Zeichen und Symbol der neu erprobten Demokratie ebenso wichtige Zeitzeugen sind, wie die geschätzten Stadthäuser und Paläste der vor-demokratischen Kaiserzeit.

    Ein zweites Argument ist die Konsolidierung der Finanzen. Mit Bezug auf die Leitsätze der Agenda 21 sollten in zukünftigen Haushaltsplänen beispielhaft acht- bis neunstellige EUR-Beträge eingespart werden können.

    Das dritte Argument besagt, die Altstadt und die ganze Innenstadt sollten von großen Baustellen mit langer Laufzeit, ihren Störungen und Belastungen weitestgehend verschont werden und funktionsfähig bleiben. Von den Touristen mal ganz abgesehen.“

    Bei diesem Beitrag kommt es am Ende ganz besonders dick, nach dem ganzen sentimentalen Vorgeplänkel, man dürfte eigentlich gar nichts abreißen, was seit 1945 in der Altstadt gebaut wurde. Vor allem dann nicht, wenn es sich um Großbauten handelt, denn die müssen nach der Agenda 21 erhalten werden, da ihr Abbruch mit dem Klimawandel nicht vereinbar ist. So kann man den Bürgern wie früher einen vom Pferd erzählen und weiterwurschteln wie gewohnt. Und wenn schon Abreißen, dann nur den Südteil des TR, damit der Siegerentwurf von Engel und Zimmermann doch noch realisiert werden kann. Neben weiteren Reizworten wie „Museum der Weltkulturen“ und „bisherige Ergebnisse noch einmal zurückstellen“ und "intelligente Fassade", werden die Einwohner dieser Stadt und ihr Engagement in diesem Projekt mit keinem Wort erwähnt. Die sollen sich zurückhalten und mit dem Ergebnis leben, das dann wahrscheinlich als demokratisches Zeugnis nach 30 Jahren auch noch unter Denkmalschutz gestellt werden muss. Von Touristen möchte der Autor bitteschön verschont bleiben, damit seine spätmoderne Welt keinen Schönheitsfehler erhält. Hat dieser Mensch die letzten zwei Jahre auf dem Mond gelebt?

    @ Restitutor: Veranstalter war nicht der BDA, sondern der Werkbund. Auch wenn beide ähnliche Ansichten vertreten, so sind es doch zwei verschiedene Organisationen.


    Stellvertretend für viele weitere groteske Höhepunkte möchte ich aus der Broschüre den Beitrag von Julian S. Bielicki „[lexicon='Römerberg'][/lexicon] – ein Aufruf“ auszugsweise zitieren. Ich möchte darauf hinweisen, dass ich nichts hinzugefügt oder verändert habe, auch nicht das was in Klammern steht. Weggelassen wurde von mir nur sehr wenig, ich wollte der Intention des Autors entsprechen, den Diskussionsbeitrag als Gesamtkunstwerk wirken zu lassen. Falls sich jemand von euch nach genauester Lektüre die berechtigte Frage stellen sollte, weshalb man solchen Leuten (der Autor ist Architekt und Psychologe) Jahrzehnte lang die optische Gestalt unserer Städte anvertraut hat und weshalb so ein Machwerk vom Werkbund durch Bereitstellung finanzieller Mittel veröffentlicht wurde, so muss die Antwort zunächst offen bleiben. Aber nun zum Text:

    „Julian S. Bielicki: [lexicon='Römerberg'][/lexicon] – ein Aufruf

    Die Stadt Frankfurt vertreten durch Frau Roth, bzw. Frau Roth vertreten durch die Stadt Frankfurt wollen bauen. Toll. Sie möchten, dass es gut wird. Auch toll. Und sie wollen nichts falsch machen, sie wollen es richtig machen. Hierbei wird es schwierig, denn was ist falsch und was ist richtig? Darum wird seit längerer Zeit unter den Beteiligten gestritten, betroffene Bürger bleiben von der Diskussion fern, denn es betrifft sie nicht – vermeintlich nicht. Wen betrifft es denn? Die, für die es sich rechnen soll? Zählt nur noch etwas, wenn es sich rechnet? Dann braucht man uns (...) für diese Aufgabe nicht, dann reicht es, Betriebswirte und Kaufleute nach ihrer Meinung zu fragen. Oder japanische Touristen, die ihr Wohlgefallen an restaurierten Fachwerkhäusern äußern. Falls sich jedoch die Architektur in Deutschland nicht ausschließlich nach dem Gusto japanischer Touristen richten soll, wonach soll sie sich dann orientieren? Nach der Geschichte? Dann wäre es eine sich selbst reproduzierende Geschichte, die keine Zukunft mehr kennt. Und hier liegt der Hund begraben, den man rasch findet, wenn alle ihre Köpfe in den Sand stecken. Das Problem der Architektur und der Stadtplanung (...) ist eine bisher nie gekannte totale Historisierung des Lebens, das keine andere Zukunft mehr kennt, als nur eine rückwärts gewandte, also keine eigentliche Zukunft, die etwas Neues, nicht durch das Vergangene bedingtes, enthielte, sondern eine Vergangenheit als Geschichte und eine gedoppelte Vergangenheit, die man Zukunft nennt, die jedoch keine Zukunft ist, sondern lediglich eine abgewandelte Historie.
    Aber alle Kunst, auch Architektur, lebt von der Hoffnung, dass es möglich wäre Neues zu kreieren, und Kreativität ist eine nur dem Menschen und Gott (falls es ihn gibt) eigene Fähigkeit, etwas Neues nicht nur aus dem Vorhandenen, sondern auch aus dem Nichts zu erschaffen. Und auch, wenn es sich nicht rechnet, so ist des Menschen Dasein Neues zu erschaffen, und ohne kreativ sein zu dürfen, wird er verrückt oder bringt sich oder andere oder sich und andere um. (...)
    Und gerade die Stadt Frankfurt ist eine, die einem sonst nichts vorgaukelt, Frankfurt „is almost alright“, Frankfurt hat keinen Charakter, sie ist eine Hure, die jedem zu gefallen versucht, der sie bezahlen oder auch dem, der sie nicht bezahlen kann, sie ist eine insbesondere dem Fremden großzügige, extrem soziale Stadt, nicht weil sie den Fremden umgarnt oder sich ihm gleich zuwendet, sondern weil sie für jeden zugänglich ist, da sich hier der Fremde nicht fremd fühlt, weil diese Stadt jedem sein eigenes Gesicht widerspiegelt, da sie selbst keins hat, so dass jeder diese Stadt sein eigen nennen darf. Anders als z.B. das mondäne München, das eitle Düsseldorf, das emsige Stuttgart, das provinzielle Mainz, das aufgeplusterte Wiesbaden, das schmollende Darmstadt, ist Frankfurt jedem zu willen, zu jedem ist sie anders. Eigentlich ist sie ein Raum an der Kreuzung zwischen zwei großen Autobahnen, Nord-Süd und Ost-West, mit Häusern und Straßen dazwischen, vor allem Häusern in denen es sich rechnet. Sie war und ist die Stadt der Pfeffersäcke, die seit eh und je alles Beständige mit ihren Pfeffermühlen zermalmte, wie Königsbergs Kant, nur erfolgreicher. Also schafft bloß keine Harmonie, denn Harmonie bedeutet, dass nicht kommuniziert wird, und alles was lebt ist widersprüchlich, und alles was lebt macht Dreck und Unordnung (außer natürlich die Putzfrauen). Zeigt also, dass ihr noch lebt, macht etwas Neues, macht Dreck und Unordnung!“

    Ich kann natürlich noch mehr veröffentlichen. Auch der von Restitutor bereits zitierte Beitrag von Wolf Dietrich „Die Altstadt und die Zukunft des Technischen Rathauses“ ist beispielsweise eine Ansammlung von Skurrilitäten, die es unbedingt verdient hätte einer breiteren Öffentlichkeit zugeführt zu werden.

    Um die Veranstaltung des Werkbundes gestern Abend inhaltlich einschätzen zu können, ist es sicher sinnvoll sich die Themen in der Broschüre zu Gemüte zu führen. Ich möchte darauf hinweisen, das nun folgende eher mit Humor zu nehmen, da man sonst evtl. schlecht schläft. Es ist auch wichtig zu wissen, dass die Veranstaltung eigentlich zu spät kam und die Beschlüsse längst in eine andere Richtung gefasst wurden (die uns genehmer ist)! Also:

    Standpunkte zur Bebauung des Frankfurter Römerbergs (Überschrift)

    Textbeiträge:
    Roland Burgard: Frankfurt und der Retrotaumel
    Günter Pötschke: Dreißig Häuser sind keine Altstadt - zum Ersatzbau für das Frankfurter Technische Rathaus
    Rolf Schmidt: Altstadt [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] - Historische Kontinuität
    Jochen Rahe: Dom-Römer - Abenteuerspielplatz oder Stadtmittelpunkt
    Hans-Ulrich von Mende: Anmerkungen zum Bereich Dom-Römer
    Wilhelm Hein Krahn: Aphorismen zur Neubebauung der Altstadt
    Axel Huth: [lexicon='Altstadt Frankfurt'][/lexicon] - Gedanken zur Diskussion über eine Bebauung
    Wolf Dietrich: Die Altstadt und die Zukunft des Technischen Rathauses

    Interview:
    Hans-Reiner Müller-Raemisch im Gespräch mit Gregor Fröhlich

    Textbeiträge:
    Julian S. Bielicki: [lexicon='Römerberg'][/lexicon] - ein Aufruf
    Barbara Ettinger-Brinckmann: [lexicon='Römerberg'][/lexicon] in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon]
    Jürgen Hasse: Anachronistische Metamorphosen (Anm.: Auch hier geht es inhaltlich um den Dom-Römer-Bereich)
    Astrid Hansen: Frankfurts Altstadt - Rekonstruktion? Seelisch nicht möglich! (Anm.: LOOOOOOOOOOOOOL!)
    Josef Hamm: Über das Rekonstruieren von Fachwerkhäusern
    Dieter Bartetzko: Aus Alt mach Neu: Plädoyer für eine wahrhaft alte Altstadt
    Gregor Fröhlich: Auf der Suche nach der beständigen Form und dem zukunftsweisenden Inhalt
    Thorsten Bürklin und Michael Peterek: Der [lexicon='Römerberg'][/lexicon] - ein Forum der Zukunft
    Bettina Rudhof: Haus am Dom

    Entwürfe:
    Anmerkungen zu den vorgestellen Entwürfen
    Rolf Schmidt: Altstadt [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] - Rekonstruktion der Altstadt?
    Wolf Dietrich und Vitezslav Fara: Kultur durch Wandel - Wandel durch Kultur
    Jürgen Engel, KSP - Engel und Zimmermann: Lebendiges Stadtquartier
    Johannes Peter Hölzinger, Katrin Fingerhut und Mathias Hölzinger: Das Alte im Neuen
    Christin Scheiblauer: La Città latente
    Peter Westrup: Philosophie einer Rekonstruktion

    Wichtig bei den Textbeiträgen ist , dass man bei vielen die Einstellung des Autors nicht sofort erkennt und auch keine Sortierung vorliegt. So kommt es durchaus vor, dass auf einen harten Verfechter einer zeitgenössischen Lösung ein moderater oder nachdenklicher Autor folgt. Es ist also nicht einheitlich. Das Interview ist rekofeindlich. Bei den Entwürfen ist eine Sortierung erkennbar. Die Befürworter von Rekonstruktionen (Scheiblauer und Westrup) sind ganz hinten.

    Die Veranstaltung muss man sich so vorstellen: Auf dem Podium saßen Gregor Fröhlich, Astrid Hansen, Hans-Ulrich von Mende und Johannes Peter Hölzinger. Dieter Bartetzko war ursprünglich auch für das Podium vorgesehen, fiel aber wegen plötzlicher Erkrankung kurzfristig aus. Das Publikum bestand fast ausschließlich aus "Sachverständigen" (also Architekten, Stadtplaner und Denkmalpfleger), insgesamt etwa 80 Personen im Alter von 40-70 Jahren, dazu etwa 15 Befürworter der Rekonstruktion (also WIR). Dass das kein Heimspiel für uns werden würde war fast allen vorher klar gewesen. Dennoch blieben die Positionen des Podiums und die rekonstruktionsfeindlichen Beiträge aus dem Publikum von uns nicht unwidersprochen. Hierbei muss insbes. Frau Katharina von Beckh und Herrn Vowinkel gedankt werden. Sie haben Großartiges geleistet! Und ich habe wieder etwas gelernt: In diesen Kreisen geht es nicht vordergründig um die Architektur der Fassaden, sondern um ein Gesamtkonzept. Nur das ist wichtig, die Fassaden kommen immer zuletzt (und so sehen sie dann auch meistens aus!). Bei uns ist es anders: Hier sind die Fassaden gesetzt, und um diese herum wird ein Konzept gebaut.

    Wenn euch ein bestimmter Beitrag interessiert, dann werde ich ihn hier einstellen (falls das keine Bedenken der Moderatoren) hervorruft.

    Ich bin auf jeden Fall dabei und freue mich über Unterstützung!!!

    Außerdem möchte ich nochmal an das Altstadtforum erinnern, das am Montag, den 29.10.2007 um 19.00 Uhr im Leinwandhaus am Weckmarkt stattfindet. Dazu sollten möglichst viele von euch aufkreuzen. Das ist nämlich diesmal eine wichtige Veranstaltung, nicht nur weil Herr von Boddien kommt!

    Auf die Frage von Restitutor Orbis, ob mit dem Diplom-Geographen Sven Ott ich gemeint bin, kann ich nur sagen: Ja!
    Es ist schon etwas ärgerlich! Mein Name ist doch nun wirklich nicht sonderlich kompliziert. Und Frau Petermann hätte in den 4 Stunden, die sie mit uns verbracht hat, die Schreibweise meines Namens auch mal nachfragen können. Die Namen der anderen Personen im Text sind ja auch korrekt wiedergegeben. Davon mal abgesehen halte ich Sven für einen sehr schönen Namen. Es ist aber leider nicht meiner. :?

    Heute um 15.45 Uhr (HR) kommt übrigens eine Wiederholung der Sendung "Als Frankfurt 100 Gassen hatte", die im Mai erstmals ausgestrahlt wurde. Natürlich wieder mit D. Mangelmann und meiner Wenigkeit. Neue Erkenntnisse sind nicht zu erwarten, da es sich - wie gesagt - um eine Wiederholung handelt. Aber wer möchte, kann trotzdem reinschauen.

    8)

    @ Henry
    Ich weiß leider auch nicht, in wie weit die GHND diese Hinterzimmerpolitik betreibt. Aber wenn man sich die Bestrebungen des Neumarktvereins seit seiner Gründung 1999 ansieht, dann fällt auf, dass es irgendwann wohl einen Bruch mit der Stadtverwaltung und den Politikern gegeben hat. Bis 2002 lief ja alles gut; die Anzahl der Leitbauten wurde mehrmals per Stadtverordnetenbeschluss erhöht, eine Gestaltungssatzung ausgearbeitet. Ich denke, dass es wegen einem der folgenden Punkte zum Bruch mit der Stadt gekommen ist:
    1.: Die Fläche des Gewandhausgrunstücks, die verkauft werden sollte
    2.: Die Gestaltungssatzung wurde gebilligt, aber nicht verabschiedet
    Und dann hat man wohl von beiden Seiten etwas überreagiert. Die GHND hat den Fehler gemacht, gleich einen Bürgerentscheid anzustreben und somit offen auf Konfrontationskurs mit der Stadt zu gehen. Dies hat die Stadtverordneten sicher verärgert und auch die Gegner eines barocken Neumarkts wahrscheinlich erst wieder salonfähig gemacht, da die den Dissenz der Stadt mit der GHND ausnutzen konnten, um ihre eigenen Konzepte darzustellen. Die Stadt hat den Fehler gemacht, die Leute der GHND, die ja Experten der Barockstadt sind, einfach so ziehen zu lassen und Aufträge an Personen zu vergeben, die von der Materie keine Ahnung hatten. Und dabei kommt dann natürlich so ein Unsinn wie das QI heraus. Dass man z.B. keinen Einfluss auf die Besetzung bestimmter Gremien wie des Gestaltungsbeirats hat, wenn man mit der Stadt nicht kooperiert, ist eine weitere Folge der oben geschilderten Ereignisse. Im Moment haben ganz klar die Leute das Sagen, die keinen barocken Neumarkt wollen (daher das Problem mit Dietze und seinen abgelehnten Fassadenrekonstruktionen und die starke Unterstützung des Gewandhauses durch die Stadt. Ein sehr deutlicher Hinweis darauf, dass die Modernisten in Dresden das Sagen haben, ist die Positionierung der stärksten Partei im Stadtparlament (CDU). Auch in Frankfurt ist ja die CDU die stärkste Partei, und als Lobbyist hängt man sich immer an die stärkste Partei. Das haben wir jedenfalls getan. Und die Modernisten haben es in Dresden ganz sicher auch getan. Das Verhalten, das in Richtung Pro Gewandhaus geht (im Gegensatz zu den übrigen Parteien) legt das nahe. Somit sieht es gar nicht so gut aus im Moment, die Lage ist jedoch nicht hoffnungslos. Hier sollte das Frankfurter Projekt Schule machen, sowohl was den Umgang mit der Stadt geht, als auch bei der Entscheidungsfindung ("...in Frankfurt haben die das so gemacht...")

    Jetzt zu der Frage der Nutzung der Fachwerkhäuser. Zunächst folgendes: Diese Häuser sind alles andere als klein, auch wenn ihre durchschnittliche Breite in der Gasse nur bei etwa 5-6 m liegen dürfte. Die Grundrisse sind im Erdgeschoss auch winzig, gewinnen aber durch die Auskragungen in den Obergeschossen teilweise kräftig an Fläche hinzu. Außerdem kann man ja bei nebeneinanderliegenden Häusern auch Durchgänge schaffen und diese so miteinander verbinden (das war auch vor dem Krieg schon so üblich). Die Häuser müssen dann aber im Inneren als eigenständige Objekte erkennbar bleiben. Gerade hier gab es ja in Dresden erhebliche Probleme nach dem Motto "Die Nutzung im IOG geht über die beiden ersten Barockfassaden, und von der dritten Fassade nehmen wir noch die beiden linken Fensterachsen hinzu" (siehe QII, neuerdings auch QI). So kann man natürlich bauen, aber das ist dann selbst für die meisten Laien Kulissenbauerei. Jedenfalls, um mal wieder zurück zum Punkt zu kommen, lassen sich diese Fachwerkhäuser im Inneren schon nutzen. Oft kommt man bereits im IOG auf eine BGF von über 100 m², und das ist doch eigentlich okay. Die Altstadt kann natürlich nicht von jedem genutzt werden, aber Interessenten für diese Gebäude gibt es. Es gab auch schon Treffen von Investoren, wo diese einen Wunsch nach einem bestimmten Objekt äußern konnten. Und da gingen auch die kleineren Häuser gut.

    GruttePier
    Du hast natürlich recht: Bei uns in Frankfurt kann auch noch einiges schief gehen. Schlecht sieht es aus, wenn das da eintritt:
    1.: Die Fachwerkhäuser werden von Leuten ohne Expertenwissen errichtet. Dann ist das Projekt zum Scheitern verurteilt.
    2.: Es finden sich nicht genügend Interessenten für Rekonstruktionen. Dann kriegen wir einen Mischmasch.
    3.: Die Kosten für den Abriss des TR und den Umbau der Tiefgarage sprengen jede Kalkulation. Es gibt zu diesem Punkt noch keine seriöse Kostenaufstellung. Wenn die Stadt jedoch glaubt, das sei ein Fass ohne Boden, dann kann sie sich auch aus dem Projekt zurückziehen. Die Folgen wären dramatisch: Ein großes Loch in Frankfurts Zentrum - u.U. für Jahre!
    Ich bin allerdings ein optimistischer Mensch und glaube an einen guten Ausgang. Und auch für andere steht zu viel Prestige auf dem Spiel, als dass man die Altstadt gezielt scheitern lässt.

    @ Henry
    Du darfst nicht als einfacher Bürger bei der Stadt vorstellig werden, sondern als Lobbyist! Such dir jemanden, dem dein Konzept gefällt und der bereit ist zu investieren. Muss ja nicht gleich ein ganzes Haus sein. Vielleicht möchte ja jemand aus deinem Bekanntenkreis ein Geschäft am Neumarkt eröffnen. Nimm ihn mit zu einem Treffen mit einem Stadtverordneten und lass ihn sagen, dass er nur am Neumarkt das Geschäft aufmacht, wenn er in ein historisches Haus kann. Oder willst du vielleicht eine Wohnung am Neumarkt beziehen? Dann probiers über die Schiene. Du musst eine Ware zum Verkauf anbieten, dann wirst du auch ernst genommen. Denn du wirst sehr schnell merken, dass die Stadtverwaltung und das Stadtparlament nur aus Lobbyistengruppen bestehen. Und dann brauchst du noch eine Person, die dein Produkt in der Öffentlichkeit gut darstellt. Bei uns ist das Jürgen Aha, der eine Werbeagentur besitzt. Dann funktioniert das auch!

    An dieser Stelle mal eine kurze Erläuterung wie es in Frankfurt gemacht werden soll:

    Die Parzellen sollen einzeln an Investoren vergeben werden, die diese dann in Erbbaupacht bebauen. Die Parzellengrenzen liegen noch nicht fest. Sie sollen den Interessen der Investoren angepasst werden. D.h., wenn jemand rekonstruiert, dann werden die historischen Parzellengrößen festgeschrieben. Findet sich aufgrund der Vorfahrtsregelung für Rekonstruktionen kein Investor für einen Nachbau des Vorkriegshauses, dann erst kann über eine Neuaufteilung einer oder mehrerer Parzellen nachgedacht werden. Im Ausnahmefall können einzelne nebeneinanderliegende Parzellen zusammengelegt werden, um einen günstigerern Zuschnitt der Gebäude zu ermöglichen. Sind alle Parzellen vergeben, wird gebaut (nicht vorher!). Das Gesamtensemble wird aus einer Hand errichtet.

    Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, was ich auch im Frankfurt-Thread geschrieben habe:
    Dresden ist ein Vorbild für uns Altstadtaktive. Für den Dom-Römer-Ausschuss, der im März eine Reise nach Dresden unternahm, war der Neumarkt jedoch genau das was man nicht wollte, nämlich eine reine Kulissenbauerei. Es ist also eher so, dass Dresden inzwischen eher ein Beispiel dafür ist, wie man es nicht machen sollte. Man hat in Frankfurt hieraus die richtigen Schlüsse gezogen und einen Stadtverordnetenbeschluss gefasst, der es besser machen soll als in Dresden, und ich glaube, dass das auch gelingt. Es reicht nicht aus, dass die Dresdner sich mit ihrer Vorreiterrolle am Neumarkt begnügen! Sie müssen die Veränderungen, die die Frankfurter Entscheidung gebracht hat, in ihr Konzept einarbeiten. Und dabei möchte ich auch etwas ganz entscheidendes herausstellen: Ein freundschaftlicher Umgang mit den Entscheidungsträgern in der Politik (nicht unbedingt in der Verwaltung, aber auf jeden Fall in der Politik). Diese Connections sind entscheidend. Das wurde in Dresden meines Erachtens falsch gemacht. Es wird zu schnell und zu kräftig auf die Straße gesetzt. Das funktioniert zwar auch, aber nicht so gut. Diese Dinge werden in Hinterzimmern unter 4 oder 6 oder 8 Augen entschieden. Und Politiker freuen sich immer auch, wenn man mit Anliegen zu ihnen direkt kommt und sie von Projekten eher erfahren als andere. Man muss diese Leute mit einbeziehen. Sie sind nämlich wesentlich wichtiger als die breite Bevölkerung, die nur Leserbriefe schreibt. Die sind auch wichtig, entscheiden aber am Ende nicht. Und wenn man die Entscheidungsträger nicht mit einbezieht, wird es die Gegenseite tun, die in den Ämtern sitzt und auf diese Hinterzimmergespräche spezialisiert ist. Das ist aus meiner Sicht der Hauptgrund, weshalb die Frankfurter Altstadt in nur 2 Jahren "durchgepeitscht" werden konnte, und andererseits das Gewandhaus in Dresden immer noch nicht vom Tisch ist.

    Nur so als Tipp für die weitere Vorgehensweise in Sachen Gewandhaus.

    Hm, ich war von Anfang an am Zweifeln ob es sinnvoll ist, hier Namen zu nennen. Jetzt fühle ich mich leider zu Recht bestätigt - es war eine blöde Idee. Man kann bei einem solchen Projekt nie alle Beteiligten erwähnen und ihr Tun werten. Es gibt immer Leute die sich übergangen fühlen. Ich habe daher meinen Text weiter oben um die betreffenden Passagen gekürzt... :? :weinen:

    Danke, danke!
    Ich nehm eure Glückwünsche jetzt mal stellvertretend für die übrigen Aktiven ein:
    Das Rekonstruktionsprojekt auf dem Aereal des TR ist ja zu allererst eine Gemeinschaftsidee von Dominik Mangelmann (Kardinal) und meiner Wenigkeit. So gesehen werden nun hoffentlich in den nächsten Jahren die städtebaulichen Vorstellungen eines Bauingeneurs aus Offenbach und eines Diplom-Geographen aus Darmstadt umgesetzt. Die anderen sind dann alle im Laufe der Zeit aufgesprungen.

    Jetzt zu der Frage, ob von Dresden lernen Siegen lernen bedeutet. Das ist nicht so eindeutig zu beantworten. Natürlich ist der Dresdner Neumarkt ein Vorbild für uns, aber diese Funktion bezieht sich lediglich auf die ursprüngliche Planung und weniger auf das was inzwischen teilweise umgesetzt wurde. Wir haben mit großer Sorge registriert, dass im März die Fahrt nach Dresden durch die Mitglieder des Frankfurter Sonderausschusses Dom-Römer als negativ beurteilt worden ist. Das hat die üblichen Gründe: Beton statt Ziegelbauweise, nur Leit-Fassaden und kaum historische Leit-Grundrisse, das Fehlen einer verbindlichen Gestaltungssatzung für Neubauten, die Raumaufteilung entspricht tlw. nicht den Fassaden, qualitative Mängel bei der Ausführung von Rekonstruktionen, z.B. das Anbringen von Stuck usw. Das alles wollten wir in Frankfurt vermeiden, und so wie es jetzt ausschaut, gelingt das wohl auch. Man muss Dresden natürlich zugute halten, dass hier zum ersten Mal eine ernsthafte Rekonstruktion von zerstörten Altstadthäusern probiert wurde, und auch die schlechtere Haushaltslage im Vergleich zu Frankfurt ist zu berücksichtigen. Um es vielleicht auf den Punkt zu bringen: Dresden ist ein Vorbild, aber wir haben dieses Vorbild weiterentwickelt, und das was jetzt entsteht kann wiederum für Dresden Vorbild für die Zukunft werden (und auch für andere Städte).

    Zuletzt noch zu dem Thema der Übertragbarkeit auf andere Städte. Es ist natürlich so, dass die Bedingungen in Frankfurt günstig waren. Wir sind überall auf Leute gestoßen die so dachten wie wir. Jetzt muss man natürlich erwähnen, dass in kaum einer anderen deutschen Stadt mit der Vergangenheit so radikal gebrochen wurde wie in Frankfurt und es daher auch immer Widerstand gegen den modernen Neuaufbau nach dem Krieg gab. In anderen Städten, z.B. Würzburg oder Nürnberg ist es vielleicht nicht so einfach, etwas ähnliches auf die Beine zu stellen. Es kann aber trotzdem gelingen, wenn man die jungen Leute dafür begeistern kann. Das ist schwieriger als in der Generation, die die Verhältnisse vor der Zerstörung noch kennen gelernt hat, aber es ist möglich! (Wie man ja sehr schön an diesem Forum sehen kann) Also einfach probieren. Dann kann man zwar damit auch baden gehen, aber wenn man es gar nicht erst probiert, dann geht man auf jeden Fall baden.

    @ BerlinFan:

    RICHTIG! Und genau aus diesem Grund werden wir auch sehr genau überwachen, dass es gelingt.

    @ alle:

    Man sollte grundsätzlich vorsichtig sein mit Formulierungen wie "historisch" oder "einmalig", aber bei diesem Stadtratsbeschluss (vom Donnerstag) sind diese Begriffe meines Erachtens angebracht. Man muss sich nur mal vergegenwärtigen, wo wir vor 2 Jahren waren. So gesehen ist das was erreicht wurde etwas Besonderes. Und deshalb möchte ich auch nicht, dass hier jetzt schon wieder die Bedenkenträger mit Argumenten kommen, die Stadt hätte alles rekonstruieren sollen. Das war nunmal mit dieser Koalition nicht drin. Und es geht auch gar nicht darum, dass die Stadt Frankfurt mit Steuergeldern in zweistelliger Millionenhöhe den Bau von 50 Altstadthäusern vorfinanziert. Das wollte auch nie einer von uns. Wir wollten die Investoren selbst beibringen, die dort bauen. Politik und Verwaltung waren zunächst dagegen, haben aber inzwischen eine Kehrtwende vollzogen. Und das ist jetzt das eigentlich Neue, für das wir uns auf die Schulter klopfen können, und das hoffentlich in Deutschland Schule macht: Das Gebiet kann komplett historisch bebaut werden, und Neubauten kommen nur dann, wenn es keine Interessenten für bestimmte Parzellen gibt. Wir können also prinzipiell so bauen wie WIR wollen. Darüber kann man sich doch mal freuen!!! Dass man die Verwaltung mit Vorsicht genießen muss und auch politische Versprechen nicht unbedingt zu denen gehören, die ganz sicher eingehalten werden, ist doch völlig klar. Und auch, dass die Anhänger einer zeitgenössischen Lösung nicht aufhören werden, dieses Projekt zu kritisieren. Wir haben jedoch immer die öffentliche Meinung hinter uns gehabt und können so über die Presse jederzeit Druck ausüben, wenn plötzlich die Rahmenbedingungen zu unserem Nachteil geändert werden sollten. Zumal wir ja auch mit diversen Experten zusammenarbeiten und diese in einem kompetenten Team zusammenfassen werden, das neben dem Altstadtbeirat ein weiteres gewichtiges Kontrollgremium darstellen wird.
    Erstmalig besteht nun die Möglichkeit, eine Bürgerstadt wieder aufleben zu lassen, also kein Schloss oder das Geburts- bzw. Wohnhaus einer prominenten Person, sondern das Fachwerkhaus von Tante Erna und Opa Helmut. Hier wurden Regeln verschoben, die Jahrzehnte galten, ich möchte dass ihr das begreift! Ebenso wurde der Ensemblebegriff eingeführt bzw. neu definiert. Ein Gebäude kann nun rekonstruiert werden, auch wenn es in jeglicher Hinsicht unbedeutend war, es genügt, dass es Teil einer Gebäudeabfolge war, die als ästhetisch empfunden wurde. So etwas ist in Deutschland noch nie dagewesen!
    Und dementsprechend ratlos sind auch momentan die Leute, die eine andere Position vertraten als wir. Diesbezüglich folgende Geschichte: Gestern war im Haus Giersch (ein Museum am Museumsufer) ein inoffizielles Treffen von Frankfurts High Society zum Thema Neubebauung des TR-Areals. Wir waren auch eingeladen. Es gab einen Vortrag von Günter Possmann zur Rekonstruktion der Frankfurter Altstadt und eine Gegenrede des Architekten Stefan Forster. Diese Gegenrede war übrigens sehr polemisch und hat die Position der Befürworter einer modernen Lösung nicht gerade gestärkt, z.B. "Herr Aha, wer eine solche Medienkampagne lostritt, wie Sie es getan haben, der hat keine Kultur!" Dominik Mangelmann und ich haben uns am Ende noch einige Zeit mit dem Leiter des Hauses Giersch unterhalten. Dieser erzählte uns fast beiläufig, dass er sehr lange suchen musste bis er jemanden fand, der eine Position gegen Rekonstruktion einnimmt und diese auch auf der Veranstaltung vertritt. Die meisten aus der Elite der Frankfurter Architekten, Denkmalpfleger und Stadtplaner seien über das Ergebnis des Stadtratsbeschlusses derart schockiert, dass sie sich momentan nicht öffentlich äußern wollten! So hat es der Museumsleiter des Hauses Giersch selbst ausgedrückt. Das ist ein fast wörtliches Zitat, da ist nichts von mir hinzugedeutet. Wir haben ihre Macht aus den Angeln gehoben und den Beweis erbracht, dass genau das auch funktioniert, wenn man sich anstrengt. Übrigens war auch ein Vertreter des Architekturbüros KSP Engel und Zimmermann anwesend, der sich kurz zu der Frage äußerte, ob er denn - ausgehend von seinem preisgekrönten Entwurf - mit einem solchen Verlauf gerechnet habe :!: . Die Antwort fiel naturgemäß ausweichend aus, eine grundsätzliche Verhaltensänderung für die Zukunft war aber nicht erkennbar. Es hörte sich eher nach Durchhalteparolen und einem beherzten "Weiter so!" an, so dass ich glaube, dass wir mit diesen Leuten noch sehr viel Freude haben werden.

    So! Jetzt hab ich genug geschrieben und verzieh mich ins Bett :zwinkern:

    :gutenacht:

    Dohoggediedieimmerdohocke.

    Nein, aber mal im Ernst: Gestern waren die Ränge bei der Bürgersprechstunde erschreckend leer! Planungsdezernent Schwarz sagte dazu während der Veranstaltung, dass das Thema Dom-Römer wohl doch nicht so viele interessieren würde wie er angenommen hat. Ich kann ja verstehen, dass Donnerstag Abend um 18:00 Uhr nicht für jeden ein günstiger Zeitpunkt ist. Andererseits wären volle Säle und Leute die Redebeiträge formulieren durchaus wünschenswert für die Zukunft. Gestern war diesbezüglich kein sonderlich guter Tag für uns.

    Es gibt wieder Neuigkeiten:

    Nächsten Donnerstag (30.8.2007) findet von 18:00 - 21:00 Uhr eine Bürgeranhörung im Plenarsaal des Römers statt, an der u.a. Herr Schwarz und Herr von Lüpke teilnehmen und Fragen zum Thema Dom-Römer-Neubebauung beantworten werden. Da bislang der Termin nicht groß in der Presse bekannt gegeben wurde, kann man davon ausgehen, dass es den betreffenden Personen lieber wäre, wenn möglichst wenig Bürger zu diesem Termin erscheinen. Deswegen möchten wir, dass relativ viele von euch dort hingehen und auf folgende Änderungswünsche bei der Magistratsvorlage M 112 bestehen:

    1.: Grundriss Rotes Haus stimmt nicht
    2.: Grundriss Goldene Waage stimmt nicht
    3.: Zerschneidung des Hauses Flechte durch einen unnötigen neuen Weg zwischen Neugasse und Rebstock
    4.: Fehlende Bebauung entlang Tuchgaden und Langer Schirn (inkl. Metzgerhöfchen)

    Damit nicht immer die Gleichen reden, sollten sich auf dieser Veranstaltung auch neue Gesichter zeigen und das Wort ergreifen.

    Diese Veranstaltung ist unabhängig von der nächsten Sitzung des Dom-Römer-Sonderausschusses, die am 4.September stattfindet.

    Ein schönes Wochenende

    Jörg

    Bitte nicht hier den Frust ablassen, sondern ans ZDF schreiben. Dann kommen wir im nächsten Beitrag auch vor. Eine Fernsehanstalt ist immer nur so schlau wie die Journalisten, die darin arbeiten. Und die müssen mit Informationen gefüttert werden. Das haben Mäckler und Bartetzko getan. Jeder von euch sollte schreiben, dass ihn das Ergebnis stört, aber nicht hier, sondern ans ZFD. Hier im APH nützt das niemandem was!

    Ein Blick von der Otto-Schill-Straße (in Höhe der Einmündung von "Apels Garten") auf den Innenstadtring nahe des Neuen Rathauses:

    MUSIKVIERTEL

    Zunächst ein Blick von der Friedrich-Ebert-Straße auf das Reichsgericht:

    Das hier im Forum bereits öfters gezeigte Haus Beethovenstraße 8 - ein Traum des Historismus :huepfen:

    Nun kommen einige Bilder der nach Kriegszerstörungen rekonstruierten Albertinischen Bibliothek:

    SÜDLICHES MUSIKVIERTEL SIMSON-/ LAMPESTRAßE

    Nachdem das eigentliche Musikviertel doch eher durch hervorragende Einzelgebäude besticht, es dazwischen aber auch jede Menge Schrottarchitektur gibt, war es doch eine wahre Freude, einen kompletten Straßenzug hochwertiger Historismus-Fassaden zu erleben. Zwischen der Simsonstraße (auf dem nächsten Bild der linke Teil des Straßenzugs) und der Lampestraße (rechter Teil des Straßenzugs) verlief früher der Pleißemühlgraben, der zu DDR-Zeiten dann verrohrt wurde, und dessen Existenz auch die Tatsache erklärt, dass es sich um zwei Straßen handelt. Der Verein "Neue Ufer" möchte den Graben wieder freilegen, hat aber das Geld dafür noch nicht zusammen. Kann also noch etwas dauern...

    Am nördlichen Ende der Simson-/Lampestraße befindet sich das Reichsgericht. Hier fließt der Pleißemühlgraben auch wieder an der Oberfläche:

    WALDSTRAßENVIERTEL

    Thomasiusstraße 8, sehr interessanter Fassadenschmuck:

    Thomasiusstraße Ecke Jahnallee:

    Gustav-Adolf-Straße:

    Funkenburgstraße:

    SCHILLERHAUS IN GOHLIS

    Nach dem APH-lertreffen gingen wir noch zum Schillerhaus. Es wurde schon dunkel, daher sind die Bilder etwas verschwommen:

    Im Inneren des Schillerhauses steht ein Modell des Dorfes Gohlis vor der gründerzeitlichen Überformung:

    Zum Schluss noch ein Abschlussfoto, das total verwackelt ist, aber dem Streben nach Anonymität der meisten Forumsmitglieder entsprechen dürfte. Mich stört das nicht, ich bin der Dritte von rechts!

    Wen sich noch wer von den Abgebildeten "outen" möchte, kann er das gerne tun :lachen: