Bei dem zweiten Beitrag, den ich hier einstellen möchte, wird versucht über die Agenda 21 den Erhalt des Technischen Rathauses zu rechtfertigen. Wie das geht lest ihr bitte auszugsweise hier:
„Wolf Dietrich (Architekt): Die Altstadt und die Zukunft des Technischen Rathauses
Erhaltenswerte Bausubstanz – mit Blick auf die Frankfurter Agenda 21
Mit Bezug auf die Rede von Manfred Sack, vormals Redakteur und Architektur-Kritiker der ZEIT, anlässlich einer Tagung des BDA Bremen im Jahr 1993, zu einem noch heute aktuellen Thema: „Von der Utopie, dem guten Geschmack und der Kultur des Bauherren“ – oder „Wie entsteht gute Architektur?“
Die in den 60er Jahren entworfenen und 1972 fertig gestellten Museums- und Verwaltungs-Gebäude standen im Kontrast zu der rekonstruierten Ostzeile und diese wiederum zur postmodernen Kunsthalle Schirn in den 80er Jahren.
Die harsche Architekturkritik jener Zeit war wohl auch Anlass, das nicht mehr geliebte Technische Rathaus einer Leasing-Gesellschaft anzutragen. Als es dann nicht mehr der Stadt gehörte, war das zuvor in Fachkreisen hoch gelobte und prämierte Gebäude – wie auch das Museum – nur noch hässlich.
(... es folgt die weitere Baugeschichte des Technischen Rathauses und die Voraussetzungen, die zum Abbruchbeschluss führten...)
Mit der Entscheidung für das „Haus am Dom“ und noch vor dem Ablauf des Leasingvertrages beschloss das Parlament, den gesamten Bereich zwischen Dom und Ostzeile neu zu gestalten. Der Abbruch von drei Bürotürmen wurde zur Vorgabe für den Wettbewerb im Jahre 2005 und dessen Ergebnis dann als klein parzellierte „Neue Altstadt“ vorgestellt.
Vor dieser Jury-Entscheidung gab es vermutlich keine Varianten, z.B. nur den südlichen Teil der Anlage abzutragen. Der neuen Römer-Koalition schien es wichtiger zu sein, Fakten zu schaffen und das gesamte Bauvolumen in Bauschutt und Sondermüll zu verwandeln: 20 Tausend Kubikmeter in etwa acht Monaten für geschätzte 7 Millionen EUR.
Es wurde wohl auch nicht hinterfragt, ob diese Entscheidung im Einklang mit den Leitlinien der Frankfurter Agenda 21 stünde; implizieren sie doch nicht nur enorm viel Energie für Abbruch und Transport und deren Kosten, sondern auch ständigen Lärm und Staub für alle dort wohnenden und arbeitenden Menschen. Die gleichen Kriterien bezüglich der Kosten und des Lärms gelten auch für spätere Neubauten und deren Logistik.
(...)
Wird wohl später nachgefragt – wen auch der Straßenverkehr durch den Abtransport belastet wird – ob Frankfurt versäumte, die Kriterien der ökonomischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Belange für die Nachhaltigkeit zu beachten? Oder ist der Abbruch, wie logistisch am ehemaligen Zürichhaus erprobt, bereits zur Gewohnheit geworden?
(...)
Durch Abbruch und Neubau gingen bereits viele Spuren des zweiten Weltkrieges und des engagierten Wiederaufbaus der Nachkriegsjahre verloren. Nun werden auch die „historischen Entscheidungen“ der 60er bis 80er Jahre zur Disposition gestellt.
Am Ende würde [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] im besten Sinne des Wortes und ihrer zukünftigen Bewohner kaum die Chance gegeben, noch einmal „Alt-Stadt“ werden zu können.
Viele erhaltenswerte Gebäude gingen schon verloren
Diese Einschätzung bezieht sich vor allem auf stadteigene Gebäude und andere historische Zeitzeugen. Ebenso wichtig für die zukünftige Stadtentwicklung wird sein, wie viel Einfluss die Kommune auf Projekte der neuen Immobilienwirtschaft nehmen kann.
Manfred Sack wies auf den sich symptomatisch geänderten Sprachgebrauch hin und zitierte einen ehemaligen Basler Kantonsbaumeister: „Aus Boden wurden Grundstücke, Häuser wurden zu Liegenschaften, Städtebau zu Investitionsquoten“ und so wurden aus vielen Bauherren Immobilien-Manager.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Bewertung nach Denkmälern und Zeitzeugen:
(Es folgt eine Aufstellung von neun abgerissenen Gebäuden, deren Verlust von niemandem von uns ernsthaft betrauert würde)
Weitere historische Gebäude werden uns noch verloren gehen!
Die Gebäude der 70er Jahre – vor der ersten Ölkrise geplant – entsprechen nicht mehr dem verordneten Wärmeschutz. So erhielten viele Hochhäuser bereits neue Fassaden, wobei es möglich war, auch deren Erscheinungsbild dem Zeitgeist anzupassen.
Jetzt werden Hochhäuser wieder beispielhaft und ökonomisch umgenutzt, indem der Rohbau jeweils erhalten bleibt: (...es folgt eine Auflistung von 4 Objekten...)
Doch bedroht sind weiterhin:
(...es folgt nochmals eine Auflistung von 4 weiteren Objekten...)
Vorschläge zu alternativen Verfahren bezieht sich auch auf den Dom-Römer-Bereich, da bereits mit dem Museum und dem Technischen Rathaus zweimal für Abbruch entschieden wurde. Die Beschlüsse zu beiden Projekten können immer noch überprüft werden.
Es gehört seit vielen Jahren zur guten Frankfurter Tradition, wichtige Bau-Wettbewerbe international auszuloben, dies mit besten Ergebnissen, besonders für das Museumsufer.
Anders bei manchem Städtebau-Wettbewerb, wenn eine Jury – dem Wunsch nach internationaler Beteiligung folgend – sich nicht auf einen ersten Preis verständigen konnte. Ursache war meistens, dass auswärtige Planer, mit hiesigen konkurrierend, aus geringer Orts- und Geschichts-Kenntnis über das Ziel hinausplanten (...)
Das Historische Museum mit einer zukunftsfähigen Konzeption – ohne Abbruch
Der ganze Betonbau braucht – neben ihrem zeitgemäßen Ausstellungskonzept – eigentlich nur eine zweite Fassade: 1. für die sorgfältige Einbindung in das historische Umfeld, 2. zur Vergrößerung der Ausstellungsflächen und 3. zur intelligenten Verknüpfung mit den angrenzenden historischen Gebäuden des Museums. – Diese Erörterungen sollten aber bei anderen Gelegenheiten weitergeführt werden.
Das Technische Rathaus – mit nachhaltiger Zukunft des Bestandes
Im Hinblick auf die noch nicht ermittelten bautechnischen Folgen eines Abbruchs und eines noch fehlenden Gesamtkonzeptes für die zukünftigen Nutzungen im historischen Zentrum der Stadt, der alten Mitte sowie deren Realisierung, sollten bisher vorliegende Teilergebnisse noch einmal zurückgestellt bzw. überarbeitet werden.
Wenn sich die städtischen Planer beim Abbruch auf die südlichen Teile beschränken würden, so ließe sich auch die KSP-Konzeption in ihren wichtigsten Teilen realisieren.
Die beiden Türme an der Braubachstraße gehören seit 35 Jahren ebenso zur markanten Stadt-Silhouette, wie die Schirn mit dem Langhaus und ihrer Rotunde seit 21 Jahren. Nicht zuletzt der Blick vom südlichen Mainufer, aber auch die Einblicke in die Braubachstraße und das Umfeld des Domes bilden den Maßstab, den Charakter der „Neuen Altstadt“.
Eine Umnutzung mit Modernisierung setzt eine „intelligente Fassade“ voraus, in die auch Sockel- und Traufen-Bereiche der Gebäude an der Braubachstraße einbezogen werden könnten. Nach einem Fassadenwettbewerb sollte wieder über Kostenreduzierung und zeitgemäße Nutzungen für das Thürwächter-Bauwerk beraten werden; dies auch unter dem Aspekt, dass weiterhin ein großer Flächenbedarf für kulturelle Projekte besteht, nicht zuletzt mit Standorten für das Museum der Weltkulturen und ein Gästehaus der Stadt.
Das Ergebnis des BDA-Workshops vom Mai 2006 zur „Rekonstruktion“ von Gründerzeit-Fassaden an der Braubachstraße erscheint nicht ganz überzeugend. Wichtiger erscheint die Maßstäblichkeit großer Nachbargebäude. Schirn, „Haus am Dom“ und Technisches Rathaus wären gemeinsam die Beispiele für „Neue Stadtgeschichte“.
Abschließendes Statement für eine Planungskultur im Sinne von Manfred Sack
Bei der Stadtentwicklung dürfte es nicht darum gehen, ob dem einen etwas gefällt, dem anderen nicht, und ob erlernte Vorurteile beibehalten werden. Überzeugend ist nur die Frage, wie wir unsere Stadt den Nachkommenden, der Generation unserer Enkel, übergeben werden. Dazu gehört sehr einfach, dass die Architekturen der Nachkriegszeit als Zeichen und Symbol der neu erprobten Demokratie ebenso wichtige Zeitzeugen sind, wie die geschätzten Stadthäuser und Paläste der vor-demokratischen Kaiserzeit.
Ein zweites Argument ist die Konsolidierung der Finanzen. Mit Bezug auf die Leitsätze der Agenda 21 sollten in zukünftigen Haushaltsplänen beispielhaft acht- bis neunstellige EUR-Beträge eingespart werden können.
Das dritte Argument besagt, die Altstadt und die ganze Innenstadt sollten von großen Baustellen mit langer Laufzeit, ihren Störungen und Belastungen weitestgehend verschont werden und funktionsfähig bleiben. Von den Touristen mal ganz abgesehen.“
Bei diesem Beitrag kommt es am Ende ganz besonders dick, nach dem ganzen sentimentalen Vorgeplänkel, man dürfte eigentlich gar nichts abreißen, was seit 1945 in der Altstadt gebaut wurde. Vor allem dann nicht, wenn es sich um Großbauten handelt, denn die müssen nach der Agenda 21 erhalten werden, da ihr Abbruch mit dem Klimawandel nicht vereinbar ist. So kann man den Bürgern wie früher einen vom Pferd erzählen und weiterwurschteln wie gewohnt. Und wenn schon Abreißen, dann nur den Südteil des TR, damit der Siegerentwurf von Engel und Zimmermann doch noch realisiert werden kann. Neben weiteren Reizworten wie „Museum der Weltkulturen“ und „bisherige Ergebnisse noch einmal zurückstellen“ und "intelligente Fassade", werden die Einwohner dieser Stadt und ihr Engagement in diesem Projekt mit keinem Wort erwähnt. Die sollen sich zurückhalten und mit dem Ergebnis leben, das dann wahrscheinlich als demokratisches Zeugnis nach 30 Jahren auch noch unter Denkmalschutz gestellt werden muss. Von Touristen möchte der Autor bitteschön verschont bleiben, damit seine spätmoderne Welt keinen Schönheitsfehler erhält. Hat dieser Mensch die letzten zwei Jahre auf dem Mond gelebt?