Posts by Trotzkopf

    >>>>>> Das in Sichtweite zur Gaibacher Konstitutionssäule gelegene Schönborn´sche Hofgut Öttershausen steht seit Mitte der 1980er Jahren leer und verfällt zusehends. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege unternahm zusammen mit dem Eigentümer mehrmals Anstrengungen einen Investor und neue Nutzungen zu finden, um den notwendigen Bauunterhalt zu gewährleisten. Die Fachbehörde erhielt 2007 durch den Lehrstuhl für Baugeschichte, Historische Bauforschung und Denkmalpflege an der TU München Hinweise zur Urheberschaft Balthasar Neumanns an den Schüttbauten der Anlage. Im August 2008 beantragte der Eigentümer den vollständigen Abriss des Hofes, nachdem 1995 bereits einzelne Gebäude zum Abbruch in Aussicht gestellt waren. Daher veranlasste die Fachbehörde eine vertiefte Erforschung der umfangreichen Bausubstanz, um den aktuell vorliegenden Antrag differenziert beurteilen zu können. Insbesondere die Schüttbauten wurden durch Aufmaß, dendrochronologische Untersuchung und Literaturrecherche analysiert. Im Rahmen dieser Untersuchung konnte die Urheberschaft Balthasar Neumanns für den Schüttbau bestätigt werden, ferner seine eingreifenden Umbauten der Scheune II und des Winkelbaus. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege veröffentlichte die spektakulären Ergebnisse 2010 in einem grundlegenden Aufsatz: „Bautechnisches Meisterwerk Balthasar Neumanns entdeckt: Die Schüttbauten des Schönborn´schen Hofgutes Öttershausen“ (DI 2010/Nr.147, S. 41-44). Aufgrund der herausragenden Bedeutung forderte das Landesamt den Erhalt des Schüttbaus, des Winkelbaus und der Scheune II. Letztere stellte den Kernbau der Anlage aus der Zeit um 1600 dar, wobei das Neumann-Dachwerk zwischenzeitlich vollständig eingestürzt war. Ferner sprach sich die Fachbehörde für den Erhalt der Umfassungsmauern und der beiden Toranlagen aus. Unter Berücksichtigung des weitgehend ruinösen Bauzustandes und der nachrangigen Bedeutung galt ein Erhalt der übrigen Gebäude als nicht mehr zumutbar. Bedauerlicherweise schloss sich die Untere Denkmalschutzbehörde der denkmalfachlichen Beurteilung nicht in allen Punkten an, so dass lediglich der Schüttbau und der Winkelbau von der im August 2011 erteilten Abbrucherlaubnis ausgenommen waren. Unter reger Medienbeteiligung erfolgte im Herbst 2011 die Beseitigung des Hofgutes im genehmigten Umfang. Darüber hinaus wurden auch der zugehörige Teich und die Garten- und Obstbaumanlagen im Nordwesten der Anlage planiert, so dass die jahrhundertealte Kulturlandschaft vollständig verloren ist. Gegenwärtig stehen die Bauschutthalden der abgebrochenen Anlage sowie der Schüttbau und der Winkelbau isoliert in der ausgeräumten Flur. Die schweren statischen Schäden an beiden Gebäuden, insbesondere an den Neumann´schen Dachwerken sind offensichtlich. Das Landesamt hatte im Rahmen der Bestandserfassung die Kosten für eine dauerhafte Sicherung und Reparatur der beiden Bauwerke ermittelt und begleitet gegenwärtig die mit dem Eigentümer laufenden Finanzierungsverhandlungen. Sollten diese nicht bald zu einem positiven Ergebnis führen, droht der endgültige Verlust der Architekturen und Konstruktionen Balthasar Neumanns. Ein langfristiger Erhalt steht aber erst dann in Aussicht, wenn sich ein Nutzer für die bauhistorisch überregional bedeutende Baugruppe findet. <<<<<<<

    Wenn ich so etwas fadenscheiniges lese, wird mir doch ganz uebel. Daraufhin habe ich weitere Fragen gestellt, die aber bis heute unbeantwortewt blieben - aus Unwissenheit oder weil die Behoerde merkte, dass man den Buerger nicht alles verkaufen kann.
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    Meine Gegenfrage lautet daher, warum musste dieses Gehoeft ueberhaupt in diesen Zustand gelangen, nachdem doch seit Jahren fest stand, dass auch Balthasar Neumann sein Genie einbrachte?

    Wenn ich meine Fotos anschaue, die im Jahr 2008 und die Ende des Jahres 2011 entstanden sind, erkennt man unzweifelhaft den zunehmend rasanten Verfall der Gebaeude. Haette man schneller reagiert, waere dieser Zerfall zumindest aufzuhalten gewesen. Eine Plane ueber die Daecher haette zumindest das Eindringen von Regenwasser verhindern koennen und daraufhin waere auch die Feuchtigkeit eingedaemmt worden.

    Und wie sie schrieben, wurden auch der Teich und die Garten- und Obstbaumanlagen im Nordwesten der Anlage planiert, so dass die jahrhundertealte Kulturlandschaft vollständig verloren gegangen ist. Meine Frage lautet auch dahin, warum dies nicht verhindert wurde.

    Sie sehen, dass ich nicht alles so hinnehme, wie Sie es schreiben und mich vielleicht glauben lassen moechten.

    Und noch eine Frage an Sie. Wenn nur die unterste Denkmalschutzbehoerde den Abriss zugelassen hat, warum wurde diese Entscheidung nicht durch eine hoehere Instanz zurueckgenommen oder zumindest temporaer blockiert, bis ein weiteres Vorgehen feststand? Abgerissen ist alles sehr schnell, aber so eine Anlage laesst man nicht einfach so abreissen, geschweige denn so zerfallen. <<<<<<<<<<<<

    An diesem Beispiel sieht man doch wieder ganz deutlich, dass der Staat sich nicht um Dinge kuemmert, bei dem Geld, Macht und Blauer Adel im Spiel ist.