Die Nürnberger Altstadt schien damals eine einzige große Fußgängerzone gewesen zu sein. Außerdem lag überall Kopfsteinpflaster.
Ja, 1905, als die Postkarte entstand, hatte man sicherlich Umstände, die wir heute als "Fußgängerzone" beschreiben würden. Dass der überbordende Autoverkehr, ruhend wie rollend, ein Problem ist dass die Altstadt heute in ihrer Qualität stark einschränkt, wurde längst erkannt. Leider ist das entsprechende Handeln mehr als schwierig: Sofort sind Anwohnerproteste da, die alle ihre kostenlosen Parkplätze vor dem Haus behalten wollen.
Dass man in Nürnberg die alten Straßengrundrisse beibehalten hat, ist leider nur die halbe Miete. Besser wäre es gewesen auch die alte Parzellierung der Gebäude beizubehalten. Dort, wo vorher zwei oder drei verschiedene historische Hausfassaden standen, steht nun oft nur noch eine einzelne, und das leider in einem gestaltungsarmen Wiederaufbaustil. Die Straßen wirken dadurch wesentlich ärmer, öder, monotoner.
Entgegnet wird ja oft, dass die alten Nürnberger Handwerkerhäuser eh nicht allzu kunstvoll und aufwändig geschmückt gewesen seien. Aber es war halt ihre schiere Menge, die Abwechslung erzeugt hat, durch die verschiedenen Fensterreihen, Geschosshöhen, Eingangstüren, Erker und Chörlein. Das alles fehlt dem Wiederaufbau. Man sollte alle Vorkriegsaufnahmen von Nürnberg verbieten, damit dieser Schmerz endlich aufhört, den man beim Betrachten verspürt. Das heutige Stadtbild ist dagegen wirklich bedrückend öde.