Beiträge von nothor

    Aber da haben wir sie wieder, die Diskussion um Nürnberg, die sich einzig um den Umgang mit der NS-Zeit dreht. Das führt leider zu nichts Konstruktivem. In diesem Zusammenhang ist Nürnberg genau das Ende der Fahnenstange, das gegenüberliegt von Dresden.

    Na was denn jetzt? Erst entfernt man die Zinnen auf dem Giebel und dann rekonstruiert man die Balkonbrüstung? Das klingt für mich recht widersprüchlich.

    Eben, wenn ich dir das sagen könnte. Aber in Nürnberg geht das eben so: Wenn du etwas erhalten willst, dann geht das nicht ohne gleichzeitige Zerstörung von etwas anderem alten. So erging es den Lessingsälen. Damit der Investor Das Hotel Deutscher Hof retten konnte mussten die Säle weg.

    Ebenso derzeit aktuell die Hauptpost am Hbf. Der Investor ist bereit den denkmalgeschützten Rundbau zu retten, besteht aber im Gegenzug darauf den Kopfbau wegreissen zu dürfen: http://stadtbild-initiative-nuernberg.de/?page_id=190
    Anders sind die Presseartikel nicht zu verstehen, in denen ausschließlich für den Abriss geworben wird. Was hinterher kommt weiss noch niemand, nichtmal der Investor!! Und die Stadt spielt willfährig mit.

    Würde mich also nicht wundern, wenn die Zinnen wegen irgend einem Standsicherheitsproblem weg mussten, und der Wiederaufbau unter nahezu unerfüllbare Auflagen gestellt wird. Aber wirklich weiss ich es nicht. Durch die Stadt Nürnberg weht ein sehr rauer Wind für Wiederaufbauprojekte: Der Oberbürgermeister sagt auch öffentlich, er habe Bauchschmerzen wegen des Pellerhofs. huh:)

    @ tommystyle: Köstlich zusammengefasst! Ich finde das Ergebnis auch nicht schön, aber akzeptabel, weil irgendwo durch Gestaltungswillen gekennzeichnet, durch die Fassadenmalerei. Aber mal im ernst, das deutsche Durchschnittsdorf sieht genau so aus, nur ohne die Malereien. Alles Plastik, wenn Natur, dann diese Granitplatten. Selbst der garten wird reduziert auf das Kieselbett mit den Saisonpflanzen vom Obi in Töpfen.

    Ich sehe das wie atticus: In 50 Jahren steht da etwas völlig anderes, denn das Gebäude ist weder schön und daher erhaltenswert, noch ist es sanierfähig weil so irre verbastelt. Und mit diesem Wissen im Hinterkopf ist es leider jetzt schon ein Totalverlust, auch wenn darin wohl zufriedene Leute leben könnten.

    Das Hotel steht unter Denkmalschutz, damit ist dessen baukultureller Wert schon von Amtswegen festgestellt. Was Riegel sagt stimmt, denn die Königstraße ist die Paradestraße für Nürnberg-Touristen und hier wird sich i.d.R. mehr Mühe gegeben als an anderen Standorten in der Altstadt. Hier gibt es keine verwahrlosenden oder leerstehenden Baudenkmäler. Nach der verheerenden Brandkatastrophe der St. Klara Kirche im Sommer 2014 steht deren Wiederaufbau ja schon fest. Insofern sind auch die Altstadtfreunde hier die falschen Adressaten, denn sie kümmern sich um die echten Sorgenkinder, die weder durch die Stadt, den Freistaat noch Privatiers Aufmerksamkeit erhalten. Zum Hotelgebäude selbst muss man sagen, dass die Balkonbrüstung in gotisierender Maßwerksausführung erst vor einigen Jahren rekonstruiert angefügt wurde. Der Hotelbesitzer ist also nicht ganz unempfänglich für derlei Details. Der fehlende Giebelschmuck wird dabei hoffentlich auch noch irgendwann wiederkommen, mir erschließt sich nur nicht weswegen man das nicht einfach angeht. Wir haben doch zurzeit eher "goldene Zeiten" was die Rahmenbedingungen für Bauvorhaben anbelangt.

    Danke für die Fotos, in der Tat hat man hier versucht, die optisch verheerende Wirkung eines nachträglich installierten WDVS zu lindern, indem dem Gebäude ein neuer Charakter aufgemalt wurde. Aber wie du richtig erkennst, die Schwächen bleiben. Etwas mehr hätte es ruhig sein können, indem man wenigstens Styroporprofile für die Fenstergewände nutzt und so eine deutlichere Textur der Fassade erzeugt.
    Aber auch dieses Beispiel zeigt: WDVS ist ein städtebaulicher Supergau, da nicht nur - wie bei den früheren Entstuckungswellen - Details und Schmuck verloren gehen, sondern zusätzlich noch die gesamten Proportionen, Gliederungen durch Fensterformate usw. gleich mit weg sind. Vor diesem Hintergrund wirkt die Fassadenmalerei eher hilflos. Wer einen Blick für Architektur hat, den werden die aufgemalten Katzen, Schnecken und Sockelsteine nicht ersatzweise befriedigen. Dennoch wäre ich dafür, WDVS-Fassaden wenigstens durch Farbfelder und gekonnt gesetzte Details etwas aufzuhübschen, damit es nicht ganz so armselig trist wirkt.

    Hast du denn ein Vorher-Foto?

    Man mag mich für meine Meinung steinigen, aber um die fehlenden, zweifellos für sich genommen hübschen Kolonaden ist es nicht schade. Man sollte berücksichtigen, dass der Hauptmarkt in seiner heutigen Form als gepflasterter Platz (Keine Betonplatten, kein Asphalt) enorm stark frequentiert ist. Neben dem Wochenmarkt finden regelmäßig Feste statt, zu denen dort Stände und tlw. Biergärten aufgestellt werden. Das ist Kern einer lebendigen Altstadt, die dann tatsächlich mehr als ein Fotomotiv ist, sondern sogar die Nürnberger mal in die Innenstadt lockt. Die Kolonaden - wie auch ein Neptunbrunnen- wären dabei sicherlich nicht unbedingt vorteilhaft.
    Im Übrigen finde ich ist der Hauptmarkt deutlich attraktiver als sein Ruf. Er funktioniert gut. Es fehlt ihm eindeutig an historischer Einrahmung, aber das ist verschmerzbar. Aufhübschen ließen sich wie oben schon gezeigt durchaus der eine oder andere Bau insbesondere durch Dacherker.

    Das Problem der Altstadt ist aber nicht der Hauptmarkt, sondern Plätze wie der Obstmarkt, der Fünferplatz, der Maxplatz als Busbahnhof und ganz besonders der Hans-Sachs-Platz, die immernoch von der Dominanz des Individualverkehrs geprägt sind und einige ganz schlimme Bausünden wie die Dresdner Bank, bei der ich mir jedesmal wenn ich davor mein Rad abstelle denke "mei, steht das fürchterliche Ding immernoch"...

    Aber solange es in Nürnberg nichtmal möglich ist, dem Ziergiebel des Hotel Deutscher Kaiser seine Zinnen zurück zu geben, sondern immernoch mehr vereinfacht und geglättet wird als rekonstruiert... fassen wir den Hauptmarkt lieber nicht an:

    hist. Bild: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…Jahrgang_II.jpg

    Die Zinnen waren auch in den siebzigern noch drauf!

    heute: http://de.wikipedia.org/wiki/Hotel_Deu…cher_Kaiser.jpg

    Die Oststädte sind damit ungeahnt modern und gehen einen zukunftsweisenden Weg. Wer würde dort nicht gerne wohnen? Zumindest seine alten Tage kann man in Bauzen, Görlitz, Quedlinburg, Erfurt oder - wer es größer mag - in Chemnitz, Halle, Dresden oder [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gut verbringen. Die Häuser werden modernisiert und herausgeputzt, die Straßen und der ÖPNV gut weiter entwickelt und die Kultur blüht. Während wie thommystyle sagt, der Westen genau den gegenteiligen Weg geht. Ich kenne das aus Nürnberg zur Genüge: Da brauch nur ein Dachziegel oder eine Fensterscheibe kaputt sein und sowohl Investoren als auch Stadt rufen "marode, unrettbar", und weg damit. Und anschließend reibt man sich die Augen wenn man vor einen unambitionierten Schuhkarton steht und denkt, naja der Vorgängerbau war dann doch ne Nummer höherwertiger. Aber dann war es wieder keiner gewesen, irgendwelche Zwänge, die Energiewende und wasweisich schreiben es ja so vor.
    Die Oststädte beweisen das Gegenteil, sie sind städtebaulich selbstbewusst und haben klare Visionen.

    Da läuft einem als geschundener Nürnberger das Wasser im Munde zusammen. Soewtas ist hier in Bayern völlig undenkbar. V.a. Immobilienkäufer, Wohnungssuchende und Initiativen würden hier soetwas nicht zu träumen wagen. Selbst ein unstrittigerweise wertvolles Baudenkmal aus dem 17. Jahrhundert wird nicht angepackt.... Hoch lebe Halle!

    @ Heimdall:
    Dass die Fußgängerzone so leer ist liegt an der Strukturpolitik der Ruhrgebietsstädte. Mit z.B. dem Centro in Oberhausen, einem überdachten EKZ mit über einer halben Million qm Verkaufsfläche und einigen anderen riesigen EKZ vor den Stadttoren, teilweise mit eigenen Regionalbahnhöfen, haben sich einige der Innenstädte den Todestoß versetzt. Wenn es dann kalt ist fährt man natürlich dorthin zum flanieren. Die Ruhrpottstädte sind das deutsche Detroit. Nur das Detroit architektonisch im Zentrum doch einiges zu bieten hat.

    In der Tat, das was die Altstadtfreunde da am Egidienberg verwirklichen, die in meinen Augen die großte kulturelle Leistung in Nürnberg seit vielen Jahren!
    Auch wahr, das Vorderhaus, das ich durchaus an anderer Stelle absolut schätzen und verteidigen würde, ist hier eine Schande. Hier hat man Gold mit Blech ersetzt. Allerdings, das ist ein ziemlich dickes Brett dass da zu bohren ist, wenn um seine Existenzberechtigung diskutiert werden soll.
    Das beste Pro-Argument in meinen Augen für dessen Abriss ist der teilweise Leerstand und die baulichen Unzulänglichkeiten im Innern, die das Haus für die meisten öffentlichen Belange unbrauchbar machen.
    Nur, ersteinmal steht hier die Vorfreude auf die Fertigstellung des Hofes!

    Riegels Analyse trifft es auf den Punkt. Trotz des Eindrucks, hier fehlt es an fast allem, was den historischen Reiz des Stadtbildes ausmacht, ist die Altstadt eine dicht bebaute und dicht besiedelte (v.a. Sebald) Innenstadt mit nur einer Hand voll Brachen und wenigen Leerständen. Mir fallen nur drei Brachen überhaupt ein: Augustinerareal, Weissgerbergasse und am Pellerhaus. So etwas wie in Frankfurt oder Dresden kann man sich zwar wünschen, aber wirklich etwas bewegen kann man andernorts, nämlich bei der behutsamen Stadtbildpflege und der Zuwendung zu vernachlässigten Denkmälern und deren direkter Umgebung. Die Altstadtfreunde liefern da ein Husarenstück nach dem anderen ab, leider sind sie nicht alle nebeneinander und lassen sich in einem Heileweltspaziergang unterbrechungsfrei genießen.

    Mit der Wiederherstellung des Pellerhofes wird sicherlich ein Meilenstein gelegt, nämlich gezeigt, dass ohne einen öffentlichen Euro Totgesagte wiederauferstehen können. Die Pellerhausfassade allerdings wäre für das Stadtbild wichtiger, und würde im nahen Umkreis sicherlich einiges bewirken, insbesondere hinsichtlich der daneben liegenden Brache.
    Weiterhin ließe sich viel bewegen, wenn so manch vereinfachte historische Gebäudehaut wieder ihren Giebel und ihren Bauschmuck zurück erhielte. Außerdem muss m.E. die Asphaltfläche in der Altstadt reduziert werden, um ihre Erlebnisqualität insgesamt zu erhöhen.

    Möglicherweise haben sich eines Tages unsere Kinder von Energiespardiktaten und Geschmacksbefreitem Bauen emanzipiert, und erkennen den Wert eines Wohnwerten Lebensumfeldes. Aber so lange selbst direkt neben Baudenkmälern aus dem 17. Jahrhundert mit Styropor gedämmt (investiert) wird, sind wir davon noch weit entfernt.

    Ich sehe das genauso wie schon geschrieben, ein paar gezielte Maßnahmen würden Wunder wirken. Es muss garnicht die gesamte Altstadt wiedererstehen, dafür ist vielerorten auch schon der Zug abgefahren. Aber dort, wo noch einiges da ist lässt sich gekonnt weiter entwickeln. Aber bevor hier aus dem Nichts rekonstruiert wird bleiben noch einige Sorgenkinder zu retten.

    Irrerstraße, leerstehend und Käufersuchend:

    Winklerstraße, mindestens das EG wird gewerblich genutzt, ein Top-Rekokandidat:


    Obere Wörthstraße, ein Gründerzeithaus, leerstehend:

    Maiengasse:

    und unbedingt: Adlerstraße:

    Leider genügt der vorhandene Druck, also die Nachfrage nach Denkmalimmobilien seitens der Investoren, oder städtebauliche Vorgaben, oder auch touristische Aspekte nicht einmal aus, die noch vorhandenen Originale wiederherzustellen. Als aktive sind hier nur die Altstadtfreunde Nürnberg zu nennen, die soweit sie können solche Häuser erwerben und in Eigenleistung wiederherstellen.

    Naja, dass da die Sektkorken knallen, würde ich nicht direkt schlussfolgern. Immerhin muss es auch Bürger geben, die die Medienberichterstattung ignorieren oder schlichtweg verschlafen, und so eine Dämmung bestellen.

    Aber du hast Recht, ich persönlich sehe auch noch viel zu oft diese Dämmstoffpaletten bei Altbausanierungen in der Straße stehen. Ich bin grundsätzlich aber auch zuversichtlich, dass das nicht ewig so gehen wird. Man merkt es ja heute schon, auf den Immobilienmärkten sind ungedämmte, attraktive Altbauten kaum mehr zu haben, während schrottig sanierte Wohnungen wie Sauerbier angeboten werden. Und unsere Kinder werden uns dafür genau so verdammen, wie wir heute die Atomindustrie und die Asbest- und Contarganhersteller... WDVS wird sich in diese Reihe eingliedern. Todsicher. Und millionen Menschen werden auf noch nicht abbezahlten Schrottimmobilien sitzen.

    Tobias sehe ich ähnlich. Wien hat mich überwältigt! Diese Gründerzeit,überall und immer wieder, einfach Wahnsinn. Aber nach einigen Tagen kam mir das etwas verstaubt vor. Das meine ich jetzt nicht negativ, aber irgend etwas fehlte doch.
    Interessanterweise habe ich zwei jahre später in Budapest dieses gefühl nicht gehabt. Obwohl die Stadt ebenso fast reine Gründerzeit ist, und ich noch länger dort war, kam dieses "Fad"-Gefühl bei mir nicht auf. Die Stadt ist als Stadt des Jugendstils, der Secession und des Eklektizistischen dermaßen abwechlunsgreich in den Spielarten und den Details, dass sie für mich die schönste der drei großen Gründerzeitmetropolen ist: Budapest - Prag - Wien. Ein Besuch kann ich wirklich nur empfehlen! Die *Übergänge zwischen Historismus zum Jugendstil und weiter zum Art deco lassen sich dort im Stadtbild einen stufenlos nachvollziehen.
    Appetizer: Bildergalerie im DAF: http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showthread.php?t=5471

    Absolut richtig, konsequent und zukunftsweisend! Etwas kaputtes wurde wieder hergestellt!

    Ich hab noch ein Bild des Ensembles mit dem Nachbargebäude vom April 2012:

    Deutliche Verbesserung!!!!

    @ Mattheiser:

    Das wurde in den 80'er Jahren versucht. Ein Nürnberger Künstler hat einen Entwurf vorgelegt, der Dürers Idee in die Neuzeit transferieren versuchte. Hier hab ich 2012 einige Bilder davon machen können:

    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showthread.php?t=11624

    Man erkennt aber ziemlich schnell, worin hier das kaum überwindbare Problem liegt: Der Saal ist ein an sonsten ausgezeichnet rekonstruierter historischer Rahmen aus Elementen der Reniassance, des Barock und einigen gotischen Elementen. Alles Stilepochen, die für sich jeweils mehrere Jahrzehnte State-of-the-Art waren in der abendländischen Kultur. Sie haben dem Saal ihr unverwechselbares Gepräge gegeben und waren immer Rahmen für die dürersche Wandgestaltung. Und jetzt stelle man sich den armen Künster in der heutigen, schnelllebigen Zeit vor, der etwas adäquates schaffen soll, das nicht nur in diesen Rahmen hineinpasst, sondern das auch einen würdigen Ersatz für Dürers Entwurf darstellt. Wenn man sich dann vergegenwärtigt, dass sich die Fachwelt darin einig ist, dass das Wandbild nicht von Dürer persönlich gemalt wurde, sondern von "Sub-Unternehmern" verwirklicht wurde, muss man sich schon fragen wieso man nun diesen Bruch unbedingt will. Die Argumente gegen die Ausmalung sind dann nicht mehr einleuchtend.

    Der Entscheid ging ganz klar um die am besten dokumentierte Saalsituation, die 1905 entstanden und zuletzt 1944 dokumentiert worden ist. Nun ist ein 400 jahre altes Kunstwerk sicherlich keine Kleinigkeit, aber hier muss man doch aufpassen, dass man dessen Geschichte mit den mehrfach notwendigen Restaurierungen nicht zu seinem Todesurteil werden lässt. Natürlich kann man darüber diskutieren, über welchen Zustand man hier redet. Doch dann zu sagen, dass vom Ursprungszustand am wenigsten überliefert ist, diskreditiert jede konservatorische und restauratorische Anstrengung der nachfolgenden Generationen die zweifellos in dessen Totalverlust münden muss. So sollte man aber bei Architektur und Raumgestaltung nicht argumentieren. Gedankenspiel: Wie würden wir denn ohne die Kriegszerstörungen heute argumentieren? Die Restaurierung von 1905 hätte sicherlich wieder erneuert werden müssen. Die Fotodokumentation hätte es ohne Krieg noch später gegeben. Der Saal würde früher oder später saniert werden müssen. Wie würde man das dann angehen?

    Zu deinen Fragen: Unter den weißen Wänden ist mehrheitlich nichts, die Wände sind wieder aufgebaut. Die Restaurierung von 1905 war bereits eine Neuschöpfung, weil die verrußten Originale hierfür großteilig abgenommen wurden. Angeblich liegen davon noch Teile in städtischen Depots, die aber niemand zu Gesicht bekommt. Im Prinzip kann sich die Wissenschaft also aussuchen, wann die Wandgemälde verloren gingen: 1630, 1905 oder erst 1945. Das zeigt aber inwieweit die Diskussion um die Echtheit das eigentliche Kunstwerk, nämlich den Saal als Gesamtkunstwert aus dem Geiste Dürers, ausblendet. Man reduziert den Saal damit auf einzelne Steine und Putzabschnitte, die schon so oder so lange dort gewesen sein müssen. Inwieweit der Saal als Gesamtkonzept und damit als Kunstwerk erfahrbar war, ist oder sein könnte, spielt keine Rolle. Es geht um Steine, Farbpigmente und Kalkputzbrocken.
    An der Südwand blieben noch einige Steine auf den anderen, dort haben sich auch noch "Original"-Bemalungen erhalten, die aber vermutlich auch nur von 1905 stammen. Die sind aber nie wirklich restauriert worden und heute eher grauschwarze Flecken.