leider ist meine ausführliche Antwort gerade in Nirvana verschwunden, da mich das System zwischenzeitlich ausgeloggt hat...
Ich versuch es nochmal kurz zusammenzufassen, was ich Dir antworten wollte.
Ich denke vor allem, das das Gesamtkonzept einer Reko stimmen muss. Das "durch die Zeitläufte gewordene" ("Aura", schiefe Fenster, Abnutzung, Umbauten, Zerstörungs- und Nutzungsspuren) kann man mE nicht überzeugend rekonstruieren. Das muss erst noch den Weg in ein Konzept gehen. Die "historische Idee" hingegen (auch, aber nicht nur der einzelne Genius! Genausogut städtebauliche Konzepte oder jeder steingewordene Zeitgeist) ist ja schon Konzept, kann also fast direkt als Neubau übernommen werden.
Ein paar Beispiele:
Frauenkirche DD: ist Paradebeispiel einer "steingewordenen Idee". Überzeugende Reko. Angemessene Würdigung des "durch die Zeitläufte gewordenen" durch das Konzept der unterschiedlichen Steinfarbe.
Stadtschloss Potsdam: Dass Herr Kulka die leichten Asymmetrien beseitigt hat, finde ich konzeptionell in Ordnung. Knobelsdorff hätte das auch gemacht, wenn er gekonnt hätte ... die Asymmetrien beruhen auf dem Altbau, den Knobi integrieren musste. Wenn dafür alte Steine "begradigt" wurden, ist das natürlich nicht ok! Denn da hätte man das originale, durch die Zeitläufe gewordene erhalten können und müssen. (Das bezieht sich wohlgemerkt nicht auf die gröberen Stauchungen zB Innenhof, das ist ein anderes Thema.)
Altstadt Nürnberg: Die Stärke ist das historische städtebauliche Konzept, nicht die einzelnen Bauten. Das kann man sehr gut mit Neubauten wiederherstellen, die aber noch viel mehr als bisher den alten städtbaulichen Richtlinien entsprechen sollten.
Und eben [lexicon='Leipzig'][/lexicon]: Konzeptionell gut, da es das "durch die Zeitläufte gewordene" angemessen reflektiert; an "historischer Idee" gäbe es nicht viel herausragendes zu rekonstruieren. Über die Qualität der Umsetzung bin ich mir noch unsicher.
Soweit erstmal genug dergleichen für diesen Strang. Mehr gerne in anderen Strängen.