Posts by Maßwerk

    ich fahre dort jeden Abend mit dem Fahrrad durch. Jetzt wo es früher dunkel wird sieht man das hinter sehr vielen Fenstern schon Licht brennt... und vor jedem Haus steht ein Auto. Aber es ist nie auch nur eine Menschenseele auf der Straße. Es ist wie in einem dystopischen SciFi Roman. Irgendwann steig ich mal ab und klingel irgendwo nur um zu sehen ob da wirklich echte Menschen leben.
    Der einzige, halbwegs gelungene Bau ist das Grimms Hotel. Die Lisenen zur Nordseite hin lassen wenigstens so etwas wie Gestaltungswillen erahnen.

    Da kann ich nur zustimmen. Ich kenn das Gebiet auch aus eigener Anschauung. Es wirkt total künstlich, obwohl man sich bemüht hat, innerhalb der gemäßigt modernen Formensprache jedes Haus etwas anders zu gestalten. Das sollte ja wohl nach der Theorie abwechlungsreich wirken, tut es aber nicht. Es wirkt eher als wenn man sich innerhalb eines Computerspiels bewegt.


    Genau dasselbe denke ich auch immer, wenn ich im Wedding bei den Neubauten hinter dem Bundeswehr-Krankenhaus langfahre. Die sind im selben Stil gehalten.

    Ich fürchte eher, dass bessere Architektur immer auch ein bisschen mehr kostet. Und da die Rendite in den letzten Jahrzehnten zum höchsten Lebensprinzip erhoben worden ist, wird eben auch dann auf Biegen und Brechen gespart, wenn ein Gebäude nur ein paar tausend Euro teurer wird und man damit viel erreichen könnte.


    Und darüber hinaus ist diese Mentalität schon so weit in die Gesellschaft eingedrungen, dass ich oft den Eindruck habe, dass es auch unbedingt effizient aussehen soll. Also bloß keine Verzierungen, weil das ja Muße signalisieren würde.

    Das kommt leider ziemlich auf die Ausführung an. Als WDV-Lösung wäre es recht mittelmäßig, mit haltbareren Materialien und feinerer Detaillierung kann es ganz gut werden. Mir persönlich gefällt auch "Sakral Licht Modern" (vor allem wegen der Ornamentik). Stadtskulptur ist zwar konservativer, aber stilistisch völlig unpassend. Symbolismus ist indiskutabel.

    Merkwürdig, neben den offensichtlichen Scheußlichkeiten haben einige dieser Beispiele auch eine eigentümliche Schönheit von "gelebter Geschichte". Immerhin sind dort ja die Bögen noch erkennbar, und mit ihnen oft gleich mehrere Zeitschichten. Schlimmer finde ich immer, wenn die Geschichte des Hauses komplett entsorgt oder zugekleistert wird.

    ... hoffen wir, dass die Fassade die nächste Sanierung überlebt. Solche Fassaden haben ja leider wenig Fürsprecher. Im Grunde wären die 3 Fassaden sogar objektiv denkmalwürdig, da sie besonders gelungene Beispiele der letzten Bauepoche der DDR sind. Trotz der Fugen.

    Jeder der schon einmal die Breite Straße entlanggegangen und die sich im bietende Aussicht mit den Ansichten der Vorkriegszeit verglichen hat, muss sehen, dass es des Wideraufbaues der Garnisonkirche zu Heilung des Stadtbildes unbedingt bedarf. Das ist der Grund für die Notwendigkeit der Rekonstruktion und nicht die Wiederherstellung des eines Symboles für Preußen, das Militär oder sonst Irgendetwas.


    Ja, die Gegner verstehen nicht, wie notwendig die Kirche städtebaulich ist. Ihr aber wollt vielleicht kein Symbol errichten, gleichwohl war die Kirche schon immer eins. Mir z.B. fällt es schwer, von dieser Garnisions(!)kirche zu reden und nicht an das preussische Militär zu denken. Vielleicht wirklich eine Generationenfrage.


    Am leichtesten zu widerlegen ist noch dieser Tag von Potsdam, ist dieser doch bereits ein Missbrauch der Tradition der Kirche. Andererseits konnten die Nazis das auch nur deshalb so inszenieren, weil es schon damals eine Symbolkirche war (eben für das traditionelle Preußen).


    Der Kompromissvorschlag Versöhnungszentrum war bisher für die Gegner zu dünn und für einige Befürworter schon wieder zu stark.


    Am ehrlichsten wäre es, wenn man bei dem Gebäude direkt Preußen thematisieren würde: Museum und Gedenkstätte mit allen positiven und negativen Seiten seiner Geschichte. Kritisch sicher zum militärischen Drill, positiv zB zur religiösen Toleranz, auch zu den Widerstandskämpfern aus dem Militär usw.

    hmm, ihr nehmt, so scheint mir, dagegen die Positionen derjenigen nicht ernst, die darin sehr wohl ein Symbol sehen. Klar, ihr wollt ja den Wiederaufbau, da hilft es, Gegenargumente als unwichtig einzuschätzen. Wohlgemerkt, es geht um ein Symbol des preussischen Militärs bis 1918, nicht unbedingt der späteren Folgen.


    Ich glaube nicht, dass man die Kirche aufbauen kann, ohne damit für die Öffentlichkeit eine immanente Aussage über das preussische Militär zu treffen. Daher sollte man sich gut überlegen, welche Aussagen man treffen will und welche Konsequenzen dies evtl. für den Wiederaufbau hat.


    Ich will noch mal betonen, dass ich aus ästhetischer Sicht eine volle Reko befürworten würde und dass ich bis jetzt auch keine Patentlösung habe. Ignorieren der geschichtlichen Bedeutung ist für mich jedenfalls keine befriedigende Lösung.


    Möglicherweise ist die Mehrheitsmeinung bei den 100% Befürwortern ja "das Militär in Preussen war so wie anderswo auch und ist nur zufällig gescheitert". Kann man drüber diskutieren, und das sollte man tatsächlich auch.

    die grundsätzlichen Meinungen irgendwelcher der Forumsausrichtung völlig fernstehenden Novizen


    Ich wäre dagegen an einem Dialog interessiert. Da wird sich's nicht vermeiden lassen, anlässlich konkreter Projekte auch mal über grundsätzliche Dinge zu reden. Oder habt ihr es aufgegeben, andere Leute überzeugen zu wollen? Die Diskussion wird schon von selbst wieder auf das ursprüngliche Thema zurückkommen.


    (sorry, aber das musste ich jetzt auch mal sagen.)

    ich kann nur für mich sprechen. Ich bin mehr interessierter Mitleser (allerdings seit vielen Jahren), gehöre hier also nicht zum "harten Kern".


    Mein Mißbehagen an vieler moderner Architektur, insb. im historischen Kontext, liegt vor allem in:


    • der oft schon ideologischen Ablehnung von Bauschmuck als "unehrlich" (dabei gibt einem doch gerade die Wärmedämmung im Grunde alle Freiheiten, da die Hülle ohnehin von der Konstruktion gelöst ist, oder?)
    • der zu starken Bevorzugung von harten, kantigen Formen gegenüber weichen und freundlichen
    • mangelndem Sinn, dass Architektur auch verständlich, lesbar, ich wage zu sagen: gefällig sein sollte
    • den nicht totzukriegenden Sprüchen "less is more", "form follows function" (ich finde z.B. dass Form und Funktion zwei völlig unterschiedlichen Kategorien angehören. Sie sollten einander nicht widersprechen, aber das eine grundsätzlich aus dem anderen abzuleiten, geht mir zu weit.)
    • mangelnder Ensemblefähigkeit
    • ich würde mir mehr baukünstlerische Durcharbeitung bis ins Detail wünschen (selbst wenn Geld da ist, wird leider mehr Wert auf die "klare Linie" als auf Abwechlungsreichtum gelegt. Der echte Künstler zeigt sich für mich darin, dass er gleiche Dinge eben nicht unbedingt gleich löst, nur um konsequent zu sein. Radikale Konsequenz ist im Grunde unmenschlich.)

    Also mir gefällts nicht. Das einzig hochwertige ist die Steinverkleidung, alles andere folgt diesem merkwürdigen Trend des 60er-Jahre-Revival: kastige Gesamtwirkung, schwere, fast erdrückende Bauteile (hier in Form eines gefühlt schmalen Schlitzes als Eingang zum Innenhof). Es unterscheidet sich tatsächlich kaum von einem Bürogebäude.


    Dabei bin ich durchaus kein Feind zeitgenössicher Architektur.

    In Berlin beobachte ich zzt. völlig auseinanderdriftende Architekturvorstellungen: Da gibt es einerseits zunehmend mehr Architektur, die sich deutlich am klassizistischen Erbe orientiert (vorrangig Eigentumswohnungen in gehobener Wohnlage), auf der anderen Seite die völlige Banalisierung von Investorenarchitektur (Kiste, Löcher rein, Styroporfassade & fertig), und auf der Avantgarde-Seite eine deutliche Tendenz in Richtung 60er Jahre (Skulpturale Solitäre mit einem Zug ins Brutale, oft dunkle, schwere Fassaden, oder kastenförmige Erker unregelmäßig über die Fassade verteilt). Dazwischen auch immer noch teils gute, teils banale, tendenziell spröder und härter werdende, moderne Architektur, die sich noch in der Manier der 90er maßstäblich in das Straßenbild einfügt.


    Schwer zu sagen, worauf das in der Summe hinauslaufen wird.


    Ergänzung: hab mir gerade das von Heimdall gepostete pdf angeschaut. Da ist auch alles dabei. Leider überwiegen dort die Investorenkisten und die 60er Jahre Nachbauten...

    Zum Leipziger PLatz 16: Es gibt ja so ein paar Lieblingsgefühle vieler Zeitgenossen: echt, transparent, folgerichtig, in sich ruhend, betont das sogenannte Wesentliche. Dem entspricht es jetzt weitgehend. Ornamente sind in der Logik ja niemals wesentlich, deshalb sind sie nicht begründbar und in letzter Instanz verzichtbar. So in der Art hab ich es jedenfalls oft genug erlebt.

    Das Noefer-Gebäude ist mir auch positiv aufgefallen. Ich hatte darin zufällig gestern Chorprobe. Ich kannte die Ecke bislang nur als Baulücke mit Blick auf den dahinter befindlichen Betonklotz. Gliederung, Materialwahl und Detailausbildung der Fassade sind sehr sorgfältig (u.a abgerundete Ecken, sieht man ja heutzutage nicht allzu oft...). Innen ist es eher ein konventioneller Neubau mit viel Sichtbeton (u.a. nicht verkleidete Decken mit sichtbarer Verkabelung...)

    Eigentlich habe ich Düsseldorf auch als ganz schöne Stadt in Erinnerung. Zumindest im Bereich Kö und Altstadt. Dagegen ist der Bereich zwischen Kö und Bahnhof ziemlich dröge. Interessanterweise anders als in vielen anderen deutschen Städten: Die Altstadt fühlt sich noch halbwegs so an, während die Gründerzeit-Gebiete kaum in Erscheinung treten (zumindest für Besucher).