selbst im doch sehr schlichten Klassizismus gab es ornamentale Verzierungen und sonstigen Zierrat.
… ich erinnere mich an eine baugeschichtliche Vorlesung, wo es um die Auffassung zum Schmuck in dieser Zeit ging. Wenn ich mich recht erinnere, war es irgendwer in der Schinkel-Nachfolgezeit, des es so formulierte, dass Kunst am Bau gerade NICHT funktional sein soll, um vollkommen zu sein. Also auch eine Klarheit, aber mit ganz anderen Ergebnissen: hier die Konstruktion, und nebenher ganz selbstverständlich der Bauschmuck.
Man muss ja gar nicht die Edelsteine heranziehen – unser Leben ist voll von Dingen, die nur schön sein dürfen: Vom Weihnachtsbaum über die Blumen auf dem Esstisch, Fotos, Steine von der letzten Wanderung, Gemälde von den Kindern bis hin zu den großen Kunstwerken, die manche an den Wänden hängen haben.
Wo zieht man denn da die Grenze zwischen zulässiger Ästhetik und unzulässiger?
Das finde ich ein gutes Argument. Ist doch auch gestaltete Funktion immer etwas, das über die Funktion hinausgeht, sie auf eine andere Ebene hebt. Es sollte natürlich immer einen Zusammenhang zwischen dem Ding und seiner Gestaltung geben; diesen Zusammenhang ausschließlich über die Funktion des einzelnen Elements herstellen zu wollen, ist eine Einengung. Bei der Blume auf dem Esstisch habe ich den Zusammenhang über die Atmosphäre, die beim Essen herrschen soll, und die Assoziationen, die mit Blumen verbunden sind. Genauso kann oder sollte es auch beim Bauschmuck sein.